Cartagena de Indias, 26.12.2009
… es weihnachtet schon, aber nicht wirklich sehr! Allen freundlichen Lesern wünschen wir, dass es gemütliche und friedliche Weihnachtsstunden gab, und natürlich all die schönen Sachen, die man gemeinhin mit Weihnachten verbindet: Stollen und Plätzchen, Marzipanbrote, Kerzen, Weihnachtsbaum, Geschenkpäckchen. Nicht zuvergessen die Gans, den Lachs und für den einen oder anderen auch die Frankfurter Würstchen am Heiligen Abend. Derentwegen wir gerade Erich Kästners „Felix holt Senf“ als Weihnachtsgeschichte gelesen haben.
Hier ist gerade der 2. Weihnachtstag angebrochen – der keiner ist, denn den Vorzug von zwei Feiertagen genießen nur einige Länder, zumindest die „Commonwealth“-Länder, die Kiwis, die Südafrikaner und die Kanadier ringsum zumindest begehen heute ihren „Boxing Day“. Für Kolumbianer ein ganz normaler Samstagmorgen; oder so ganz normal doch nicht, zumindest nicht für Andenkenverkäufer und Straßenhändler: gestern war Feiertag, das ist wohl Seetag für die großen Kreuzfahrer, und so stürmen heute Passagiere haufenweise die Stadt. 3 haben gerade festgemacht: die AIDA Aura und zwei amerikanische Riesenochsen, macht zusammen 5 oder 6 Tausend Touristen im Kaufrausch, und daraus folgt: heute gehen wir mal lieber nicht in die Stadt. Wir waren ja auch schon dort. Zum Beispiel im schönen Goldmuseum – kein Wunder, dass die Spanier so gierig wurden, als sie der Künste der präkolumbianischen Einwohner ansichtig wurden, und es waren ja wirklich KÜNSTE, die da an den Tag gelegt wurden. Feinst ziselierte Ohrhänger, wunderbare Hohlfiguren, und all das nur für die Männer! Und die Priesterschaft. Eine männliche, natürlich – irgendwo muss ja der hiesige Machismo herrühren.
Viele Sehenswürdigkeiten haben wir uns erlaufen, und wir haben das Fort San Felipe gesehen, das wo sich der erwähnte Blas de Lezo den Engländern widersetzt hat. Übrigens sind wir ein bisschen verwirrt: wem ist mehr zu trauen – den geschichtlichen Recherchen des hiesigen Marine-Museums oder doch Wikipedia? WENN die große Schlacht um Cartagena 1742 war, dann wiederum war Blas de Lezo nur noch als Friedhofsbewohner dabei, er ist nämlich nach der Schlacht von 1741 dahingeschieden. Wiki sagt übrigens, dass er das Bein schon mit 15 Jahren abgegeben hat, den Arm und das Auge wenig später. Zäh muss er gewesen sein, immerhin ist er damit über 50 Jahre alt geworden. Zäh wie auch seine ganze Mannschaft – wir haben das Fort von außen und von innen, von ganz innen!, betrachtet. Was für ein Leben… Das gesamte Fort ist mit Tunneln unterhöhlt, je weiter wir nach unten kamen (ohne Führer, huh!) umso dumpfer wurde die Luft, feucht und warm – und man muss sich vorstellen, dass die ganze Anlage, all diese Gänge, mit Menschen vollgestopft war. Für uns war Ende der Vorstellung, als die ohnehin spärlich beleuchteten, grob gepflasterten, glitschigen Tunnelgänge vollends ins Finstere führten, und uns plötzlich die Panik erfasste, dass vielleicht der Strom ausfallen könnte… So sah man dann zwei deutsche Touristen die steilen Gänge wieder nach oben holpern. Licht! Luft! In damaligen Zeiten hätten wir gar nicht erst unbeschadet hinein gelangen können – die Schachteingänge lagen so, dass Eindringlinge nichts sehen konnten, aber ihrerseits einen Schatten in die Gänge warfen. Leichte Opfer für die lauernden Schützen. Gruselig. Beim nächsten Mal nehmen wir Taschenlampen mit…
Gerade quetscht sich der 4. Kreuzfahrer (geschätzte weitere 2.500 Passagiere!) ins Dock. Wir gehen doch mal gucken …