Das war Cartagena…

Cartagena de Indias, 8.1.2010
Die Containerfrachter bemühen sich, die AKKA nicht zu überlaufen...

Die Containerfrachter bemühen sich, die AKKA nicht zu überlaufen…

Im Titel steht’s: Das war Cartagena. Für uns jedenfalls, denn morgen geht es weiter, zunächst mal zu den Islas Rosarios, das Unterwasserschiff reinigen. Es ist einfach unfassbar, was sich in dieser Großstadtlagune abspielen muss, um einen derartigen Bewuchs zu erzeugen. Vor zwei Tagen war ich mal kurz – jawohl, iiih! – tauchen, um wenigsten die Schraube von der dicken Muschelauflage zu befreien (Muscheln, das war jetzt für die Landratten und nicht-Biiologen, es sind nämlich keine Muscheln, sondern Krebstierchen!). Gehörgänge 5 mal mit Ehmscher Lösung spülen inklusive, aber ich habe es ohne Infektionen überlebt…
... denn AKKA liegt mitten in der Stadt - im Hintergrund die Highriser von Boca Grande

… denn AKKA liegt mitten in der Stadt – im Hintergrund die Highriser von Boca Grande

Ein bisschen traurig ist es schon, dass wir abreisen, und daher kommt jetzt das, was ich der BAJU versprochen hatte nicht zu tun: ein paar schöne Sachen über Cartagena aufzulisten, Andreas sucht seine Bilder dazu aus – wer Lust hat, kann sich auch hier eine  „wilde Bildmischung“ anschauen.
Am Markt - im Hintergrund die himmlische "Mandarinade"

Am Markt – im Hintergrund die himmlische „Mandarinade“

Gesamturteil: unbedingt anschauen! Und, BAJU, wenn Ihr nach Kuna Yala wollt, dann macht den Umweg – es ist nach so viel Inselei und Karibikleben einfach umwerfend. Historische Architektur, eine mehr als lebendige Altstadt, Straßenmusik und Museen.   Gemüsemarkt und Shoppingmalls, Kino, Straßenhändler mit „Limonada Natural; einfach: ganz viel südamerikanisches Leben.
Allein die Busfahrten (ich weiß, ich weiß! Immer die Busfahrten, aber es ist das am besten fassbare, normale Leben…). Die Schaffner, die in bester Geisterbahnmanier vom fahrenden Bus auf und abspringen und versuchen, Fahrgäste zu keilen. Ohne übervollen Autobus hätte mir niemals so nahen Kontakt zu dem jungen Kolumbianer bekommen, dass ich den Arm zerkratzen konnte an einer Gelfrisur, von der Andreas meinte: „… toll! Hält eine Woche, macht aber leider Löcher ins Kopfkissen…“. Ohne Busfahrten hätte man nie die Gelegenheit, sich von fliegenden Händlern Bonbons in die Hand drücken zu lassen, die man vor der nächsten Station (man weiß ja nie, wann oder wo jemand „Parada!“ ruft!) in aller Eile (wahrscheinlich teuer) bezahlen muss. Es sei denn, man gibt sie halt zurück. Wenn man sie noch nicht ausgewickelt hat. Das „agua! Agua!“ der Wasserverkäufer klingt manchmal ein bisschen wie „aua, aua“. Der Kaugummihändler lässt die Chiclets in der Pappschachtel rappeln. Ob der alte Mann mit den Antriebswellen auch was verkaufen…?? Quatsch, der wollte tatsächlich nur zur Autowerkstatt…
... wahlweise Obst vom Straßenhändler

… wahlweise Obst vom Straßenhändler

Vorgestern haben wir noch einmal das Abend-(von „Nacht“ wollen wir mal nicht sprechen) Leben aufgesogen und uns ins Familiengetümmel gestürzt; alles was Beine hat, ist abends in den Straßen unterwegs (und was keine hat, ist es trotzdem. In Kutschen gepackt oder auf dem Arm getragen…)
Das Tor zur Altstadt

Das Tor zur Altstadt

Kinder in allen Wachheitszuständen, Rollstuhlfahrer, Flitterwöchner. Hausfrauen mit Einkaufsbeutel, feine Gringos, der schlichte kolumbianische Tourist oder der ganz normale Cartageno.
Blog cartagena Nacht
Aus allen Löchern quillt die Musik, in stilleren Seitenstraßen geht man nur durch hölzerne Fenstergitter getrennt an den Wohnzimmern der Cartagenos vorbei und wirft verstohlene Blicke in geräumige Innenhöfe, begrünte Salons, möchte man sagen. Zum gelben Straßenlicht kommt ein Geräusch, das stets wahrnehmbare ist, mal fern, mal ganz dicht: das  Klippediklapp der Kutschen sorgt dafür, dass man sich in eine andere Zeit versetzt fühlt. Dann sitzen wir mal wieder „auf der Straße“. An einem wohlgedeckten Restauranttischchen: „A la ordén!“ wird mir immer in Erinnerung bleiben – gleich ob das gerade der Kellner sagt, der uns liebevoll bewirtet, der Halskettchenabieter, der Obstverkäufer, es klingt immer höflich und ist auch so gemeint. „Zu Diensten“.
Es ist gut, dass wir weiterfahren, und es ist ein Jammer – wir hätten früher kommen und doch die geplante Landreise unternehmen müssen. „Colombia es pasión“ heißt es derzeit überall. Auf einem der großen Kunststoffherzen, auf denen man sein Autogramm hinterlassen kann, steht: „Colombia  – el riesgo es que quieres quedar!“ – es besteht die Gefahr, dass Du Dir wünschst zu bleiben. Mehr als nachvollziehbar – schnell weg hier…