Immer langsam…

Isla Grande / Los Rosarios, Kolumbien, 13.1.2010

Samstagmorgen, Abfahrt in Cartagena – was für ein „ankerauf“… Besonders die Ankerkette machte mir echten Spaß, mit all dem Bewuchs und Gematsche dran; und so etwas dauert… In einer amerikanischen Reisebeschreibung hatten wir gelesen, dass man „ernsthaft in Erwägung gezogen habe, den Anker im Hafendreck liegen zu lassen“. Ganz so schnlimm war es dann doch nicht, aber immerhin erwägen WIR nun in Panama eine Hochdruckpumpe zu erwerben, für weitere Eventualfälle… Dann Motoren und Wassermachen, und nach 5 Stunden: Platsch! Endlich. Schön war’s ja in Cartagena, aber die Wasserqualität…

Nun, nach 3 Tagen Ankern im klaren Wasser gibt es mal wieder eine Verschnaufpause, die einen Blogeintrag erlaubt. Wir haben wirklich ordentlich geschrubbt, begonnen mit einer Runde „Wasserlinie“ – und danach 3 Portionen „Freediver-Batterie leeren“, am erstaunlich dick bewachsenen Rumpf. Schaut man sich die Kruste an, die sich seit Spaanse Water angesammelt hat, könnte man meinen, dass unsere spezielle Art von „Hartantifouling“ nichts nutzt, aber die Kielsohle hatte schließlich gar keinen Coppershieldauftrag erhalten, und was AKKA dort angesetzt hatte, kann man getrost mit „Bart“ umschreiben. Die Rumpfflächen lassen sich ganz einfach mit dem Spachtel abziehen, Marke „Schneeschieben“, aber dieser Bart erfordert richtigen Kraftaufwand und erzeugt eine Menge feiner Schnitte und Kratzer an den Fingern (gegen die es ein einfaches Mittel gibt, stimmt. Handschuhe. Aber ich liebe es nun mal , wenn man beim Kochen den Einsatz von Limone und Salz so hautnah spürt …). Die BAERNE hatte uns in Curacao schon gewarnt, dass es in Cartagena so kommen würde, und als ich gestern zur Entspannung mal zur ENOLA rüberschwamm, gab es auch dort ein langes Gesicht: SO viel Bewuchs auf dem erst in Willemstad aufgetragenen Antifouling (und das ist ein wirkliches Schweinezeug, mit Zinn und all dem, was sonstwo nicht erlaubt ist…). Also sind wir mit dem Coppershield wieder versöhnt. Und ehrlich gesagt macht mir das Schrubben ja auch Spaß – ausgiebiges Schwimmen und Tauchen ganz ohne das Gefühl, die kostbare Zeit zu verdaddeln. Zu diesem Spaß trägt auch der stete Besuch bei, den wir ums Schiff versammeln – nicht so eine Augenweide wie in den Inseln, die hinter uns liegen, aber doch lustig anzuschauen: ein riesiger (!) Schwarm winziger Sardinen, dünn, kleinfingerlang, die in AKKAs Schatten Schutz suchen und im Gleichtakt alle möglichen Formationen einnehmen: in langer Kette rings um Schiff, locker um die Taucher gruppiert oder dicht gedrängt als dunkle Wolke, alles je nach Bedrohungszustand. Wild durcheinander heißt: „…haha! Kein Feind in Sicht!“ Aber fern sind die Fressfeinde nie: Unterm Kiel steht nämlich noch ein Schwarm kleiner Jacks, die offensichtlich kleine Sardinen mögen, und dann gibt es noch eine Gruppe halbstarker Toninos, die torpedoartig um ihre Beute pfeilen und ab und zu für gewaltige Unruhe sorgen. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Sardinen in ihrer Panik die Taucher überrennen und man welche aus dem Ausschnitt grabbeln muss. Für die 5 Sardinchen, die wir zur Abendfahrt aus dem Dinghy lesen konnten, kam allerdings alle Hilfe zu spät.
Noch etwas Gutes ist an den Sardinen. Fischer Reynardo, der uns vor zwei Tagen schon einen Snapper verkauft hatte, zeigte uns vorhin, womit er den schönen Thun geködert hat, der jetzt in unserer Kühlbox liegt: Sardinen eben. Netter Mensch, der Reynardo, und freut sich, dass wir so ausdauernd hier liegen; sein Absatzmarkt für die nächsten Tage scheint gesichert. Außer Snapper und Thuns bringt er auch Papaya von der Insel; mal gucken, was er sonst noch so auf Lager hat. Wir freuen uns über den Fisch, er kassiert sicher gut bei uns ab und kriegt als Belohnung für AKKA- und andere Schmeicheleien noch einen Trunk aus dem bordeigenen Wassertank – für uns ein Vorgeschmack auf die San Blas Inseln, wo die Kuna-Indianer ganz heiß auf „selbstgemachtes“ Wasser sein sollen.
Für den Sprung hinüber warten wir noch das richtige Wetter ab. Und welches ist das richtige Wetter?! Viel Wind, wenig Welle?! Derzeit ist wenig Wind, viel Welle angesagt. Ist aber auch zu und zu schön hier…