Ferien in Kunaland

Snug Harbour, Kuna Yala/Panama, 6.2.2010

Wenn es einem ganz fremd wird in seiner Umgebung, dann ziehen sich Mensch wie Schnecke gern in ihr Haus zurueck. So machen es auch die Segler, besonders die in Kuna Yala. Wir auch – seit Mono Island sind wir ziemlich „mono“ (oder manchmal „duo“ mit der HIGH STATES aus Victoria BC/Kanada). Hier gibt es nur vereinzelte Fischer-Ulus und wenig Kontakt… Viele andere Segler hocken wiederum zusammen, veranstalten Potlucks und Muellverbrennungsparties und nicht zu vergessen, die taegliche Kurzwellenfunkrunde. Ja, genau, auch hier, unvermeidlich: allmorgendlich wird ganz Panama auf 8107,00 kHz beschallt; general check-in outside San Blas, general check-in in the San Blas, Bekanntmachungen oder Fragen fuer/an alle, kurz „qst“, oder „traffic“ von Schiff zu Schiff, hier werden Sie geholfen… So stellten wir fest, dass „wir“ wieder drei AKKAs sind, weshalb ich es mir nicht nehmen lassen konnte, am Mittwoch auch mal das Wort zu erheben: „AKKA Aleman in Mono Island – we are 2 boats over here…“. Letztere Bemerkung am Mittwoch besonders wichtig, denn es wird ein general boat count veranstaltet, quasi eine woechentliche Volkszaehlung in Kuna Yala, ein merkwuerdiger Kontrast zu der relativen Abgeschiedenheit, in der wir uns seit 2 Wochen befinden. Die AKKA „Virginia“ und die „West Coast“ AKKA haben wir noch nicht gesichtet, zu weitlaeufig diese Kueste, gluecklicherweise; man knubbelt sich lieber in den Cayos Holandeses (von Sabine „ENOLA“, ihres Zeichens Koechin, gern „Hollandaise“ genannt) oder in den ebenso „leckeren“ Lemons, auf Ankerplaetzen, die „Swimming Pool“ heissen oder „Hot Tub“. Das alles liegt zwar auf dem Weg zum Kanal, aber noch ist es weit weg. Rein optisch und topographisch soll es schoen sein, Marke „tuerkisfarbenes Wasser mit Palmenstrand“. Besonders attraktiv: es gibt das Veggie-Boat, den fahrenden Gemuesehaendler, der laut Bine anbietet, was das Herz begehrt, Fruechte, Kartoffeln, Eier samt den dazu gehoerigen Hennen. DAS waere ja was… Langsam geht uns naemlich die Frischware aus, Cartagena und seine Maerkte liegen 4 Wochen zurueck, und ich habe mich bei den Zwiebeln etwas verschaetzt; da ich neuerdings wieder Joghurt mache, wird auch das Milchpulver zwar noch bis Panama City reichen, aber doch schneller zuneige gehen als gedacht; also schreibe ich schon Proviantlisten fuer die langen Pazifikpassagen, vorsichtshalber. Wie gut, dass heute mal wieder ein Ulu laengsseits kam – hoffentlich kommt es morgen wieder, denn ich habe 6 Gemuesezwiebeln bestellt, 3 Kokosnuesse und ein paar Bananen. Die Gegenbitte fuer den Service ist allermeistens „pastilla“, Bonbons; damit koennen wir dienen (bezahlt wird natuerlich auch). Der Kassierer von Playon Chico, der heute die 2,5 Meilen gepaddelt kam, um die Kuna-Kasse aufzufuellen, fragte allerdings nach einem Bier. Gab’s nicht, dafuer einen Trunk aus dem AKKA-Wassertank mit einer halben Limone.

Aridup Lobster

Aridup Lobster

Gestern kam noch ein Ulu, man sieht es (demnaechst, Ali, dem Administrator sei Dank!) hier… Unser erster selbst gekochter „Lobster“, eine Languste. Als ich heute frueh aufstand, war unser gestriges Abendbrot (das Tier, eine Kartoffelroesti, eine Joghurt-Knoblauch-Mayonnaise) schon im Logbuch ver“zeichnet“. Skizze vom Eigner – eine Languste mit langen Fuehlern und daneben? Sah aus wie ein Plattfisch. ?!? Ah! Ist ein Plattfisch! Bemerkung: „… lieber Kutterscholle als Lobster…“ Aber man kann schliesslich nicht alles haben, und, zur Erinnerung: die skandinavischen Knechte und Maegde des 19. Jahrhunderts durften auch nicht oefter als 5 mal die Woche Lachs kriegen. An der Haeufigkeit der Langusten gemessen war das bestimmt nicht unsere letzte, auch wenn wir heute keine gekauft haben; so weit oben auf unserer Delikatessenliste werden die nie landen, hoechstens als Hummersuppe.

Wie man sieht, sind wir nach dem vorsichtigen Kontakt mit der Kuna-Welt wieder auf dem Boden der AKKA-Tatsachen gelandet: Funkrunden und Lebensmittelverknappung. Uebrigens, wenn es gar zu doll wird mit der fremden Umgebung, gehort zu den Schneckenhaustaktiken auch gern mal ein Filmeabend. Geschehen in Ustupu. An Land „Kuna“ pur – und die AKKA-Crew gackert ueber „Schulze gets the Blues“. Bundesdeutsche Maennerhuete, 50er-Jahre-Schlafzimmer und Heimatverein. Ferien in Kunaland? Das waren Ferien VOM Kunaland..