Nargana/Kuna Yala, Panama 15.2.2010
„Buetz‘ misch“, schreibt der Neffe aus dem Rheinischen, und „Jeck, we can!“, was uns besonders gut gefallen hat. Wer sich angesprochen fuehlt: einen schoenen Rest-Fasching, Fasnet, Fasnacht, Karneval. Beinahe waeren wir dem entkommen, obwohl doch auch in Panama (fast) alles ruht zu dieser Zeit, aber wir sind ja noch in Kuna Yala, und da bereitet man sich derzeit eher auf den 85. Jahrestag der glorreichen Revolution vor. Um den 25.2. herum wird das Kuna-Leben ruhen; dem hat man allerdings hier in Nargana schon weitgehend abgeschworen: wir waren beim Sonntagsspaziergang geradezu schockiert, zwei Damen in Wickeltuch und Mola-Bluse zu begegnen – wir vermuten eine Familienfeier mit Besuch aus dem Hinter(ur)wald hinter dieser Art exotischer Verkleidung. Von der beschriebenen Kuna-Architektur – palmgedeckte Huetten mit Zuckerrohrwaenden – sind so ganz augenfaellig nur die Klos (Latrine heisst das, hiess es aus Deutschland, und so sehen sie hier auch aus; der Trend geht zur rostigen Wellblechverkleidung). Viele Haeuser sind schon fester geraten – ganz im Gegensatz zu den Sitten, die sind auch ueber die Bekleidung hinaus eher locker: wir beginnen wieder, das Dinghy anzuschliessen. Klau ist vielleicht nicht die Regel, aber Sabine hat hier ihre Tauchflossen eingebuesst, unliebsamer Besuch nimmt schon mal einen Festmacher mit oder was an sonst so gebrauchen kann. Angeblich… Es gibt Militaer und Polizei, Muelleimer auf den (unbefestigten) Strassen und einen Dieselgenerator, der fuer Strom im Dorf sorgt, und letzterer stand in den letzten Tagen nur 2 mal fuer je eine Minute still – wir wissen es genau, wir ankern naemlich direkt davor. Kuna-Zukunft. Die allerdings noch nicht so weit gediehen ist, dass es Internet gaebe. GEBEN tut es das schon, aber nicht jetzt: das Buero des Ministerio de Planificacion hat Karneval, bis zum Donnerstag; darueber hinaus bieten die Schulen in Kuna Yala haeufig Internetzugang an, aber die haben die ganz grossen Ferien, von Anfang Dezember bis Anfang Maerz. Und dabei waere es doch mal wieder ganz schoen, e-Mails anzuschauen. Seit 5 1/2 Wochen sind wir ohne – hoffentlich wartet da nicht der/die eine oder andere auf eine Antwort, die auf absehbare Zeit nicht kommen kann. Naechste Station: Esnarsdup, das ist wieder „weit, weit weg“, diesmal im Schnorchel-Wunderland. Email gibt es erst wieder im Wirtschaftswunder-Teil von Panama, in Linton oder Colon oder Panama City.
Aber es gibt auch in Nargana noch Kuna-Leben: beim Dinghy-Ausflug den wunderschoenen Rio Diablo aufwaerts trafen wir Klemen, der uns gern alles Moegliche von seinem Feld verkauft haette, Bananen, Mangos, Ciruelas… Wir fuegen unserer Liste von Kokos-Erntemethoden eine dritte hinzu: Raufklettern, warten bis sie runterfallen und nun: mit langer Bambusstange pfluecken. Wir bestellen 3 Nuesse „mit Fleisch“ und 2 zum Trinken, als Zugabe gibt es noch eine Handvoll einer festen, kleinen Sorte Maracuja, die Klemen empfiehlt mit Pfeffer und Salz zu essen. Wir hoeren, dass „ladrones“, Banditen, aus dem Dorf naechtens hierher paddeln um die Bauern zu bestehlen, weshalb er seine Kokosernte-Bambusrohr muehsam im Unterholz versteckt. Die drei Dollar freuen ihn mit Sicherheit, und noch dazu durften wir ihn flussab nach Hause schleppen. Immer wieder deutete er in den Wald, zeigt auf eine mittelgrosse Wildkatze (mit „lecker-Essen“-Geste“) und Voegel – ein wirklich naturverbundener Waldmensch aus Nargana.
Noch einmal zurueck zum letzten Beitrag und dem Muellproblem: Ali, der Administrator schrieb, dass Bilder aus Kuna Yala den wintergebeutelten Europaeer zum traeumen anregen koennen. Ich hoffe, das bezieht sich nicht auf das letzte Strandbild?! Hier in Nargana wird der Muell fleissig gesammelt. Auf Nachfrage nach dem Verbleib der Saecke, die sich zum Abtransport auf den diversen Anlegern stapeln, werden wir mit einem froehlichen „… die bringen wir an Land!“ beschieden. Aus dem Sinn, das schon, nicht jedoch aus den Augen: wir sahen heute das Muell-Ulu hinueberfahren, und wenn man mit dem Fernglas hinterherschaut, dann sieht man die Muellsackhaufen am Strand liegen…
Uebrigens, es gab doch eine Karnevalsveranstaltung hier. Nargana ist durch eine Fussgaengerbruecke mit „Corazon de Jesus“ verbunden, das auch Akuanusadup heisst. Und eben dort trottete gestern eine Gruppe von Trommlern durchs Dorf, mit einem furiosen Auftritt auf dem Basektballplatz. Karneval in Kuna Yala?! In 5 Minuten vorbei. Ganz nach unserem Geschmack.