Isla Linton, 15.3.2010
Der Kulturschock war nicht sonderlich groß heute früh: Aspaltstraße, das schon, aber Auto haben wir noch nicht gesehen, als wir vorhin unsere Wäsche zur „Wunderbar“ trugen, dafür stehen süd- bis zentralamerikanische Pferdchen unter Mangobäumen. Die wenigen Menschen, die uns begegnen, sehen gar nicht Kuna-mäßig, sondern ziemlich schwarz und afrikanisch aus – wir sind auf dem Festland Panamas angekommen, aber noch weit weg vom Rummel Panama Citys. Blickt man allerdings aus der Bucht hinaus, sieht man in der Ferne ein Cargoschiff nach dem anderen vorbeiziehen, der Kanal ist nur noch 40 Meilen entfernt.
Der Abschied von San Blas war (an)gemessen – bis zum Wetterfenster für die kurze Passage nach Linton haben wir in der Bucht von Chichime gehaust, zwar voller Segler, aber die Inselchen doch mit einer Handvoll Kunas bewohnt, ein schleichender Abgang also. Späßchen mit dem 3-monatigen Madiel und seiner hübschen Tante unter Kokospalmen, kurze Diskussionen mit Kuna-Fischern, die einem trotz Schonzeit mal wieder Langusten andrehen wollen („… wie sollen wir denn unsere Familien ernähren?!“ Tränendrüse…). Trash Burning-Sitzung auf dem 1-Palmen-Inselchen in der Einfahrt; wir haben tatsächlich unserern Müll auf eine mickrige Einkaufstüte voller unbrennbarer Sachen konzentrieren können. Müll verfeuern oder Müll schwimmen lassen ist wie die Geschichte vom Teufel und dem Beelzebub – ob es nun besser ist, die Umwelt mit den Brandgasen oder die Strände mit den ja schon gezeigten Müllmassen zu belasten, sei dahingestellt. Zur Entspannung gibt es nochmals Schnorchelgänge am Außenriff, der diensthabende Barracuda winkt „good-bye“, ein großer Igelfisch glotzt mit seinen Kinderaugen aus seinem Korallengehäuse. Tchüss, Kuna Yala! Wir hatten eine gute Zeit zwischen fremder Kultur und totalem Abhängen – wir möchten San Blas nicht missen.
Wir warten jetzt auf das „go“ von der ENOLA, für unseren Linehandlerjob nach Colon vorzurücken – aus unserer Sicht darf das noch einen Tag dauern oder zwei, mir gefiel nämlich das Linton-Umfeld ganz gut: Affen schreien aus dichtem Wald, Vögel quietschen von den Bergen herab, es ist feucht-warm. Gelegenheit zumindest einen kurzen Gang durch’s wilde Panama zu machen, und in der benachbarten Panamarina endlich mal nach dem Rechten auf unseren eMail-Konten zu gucken; das passiert sicher noch heute, wir sind gespannt, sind doch immerhin 9 1/2 Wochen vergangen, seit wir Cartagena verlassen haben. Und da die Internetverbindung sehr langsam ist, wie man sagt, werden wir tun, was man sonst noch besonders gut in dieser französisch geleiteten Marina tun kann, nämlich wunderbar essen. Das wird unser nach-Kuna-Yala-Fest.
Jetzt ist aber zunächst mal Großreinemachen angesagt – kurz bevor wir uns gestern in unserer Funktion als Wassermacherberater zur ANTARES aufmachen wollten, fielen uns fettige Fußtapsen im ganzen Schiff auf. Such… Und schon haben wir eine Ölquelle gefunden – was für ein Glück! Neben dem Batteriefach unter Andreas‘ Bett schwappt ein gut Teil des schönen Ursa-Motoröls aus Brasilien, und da wir gestern ordentlich Lage geschoben haben, suchte sich der kleine Tümpel einen Ausweg durch Kleiderschrank und Werkzeugschapps. Als Ölbremse fungierten die Teppichreste, mit denen die Bordwand im Durchgang nach achtern ausgekleidet sind. Pitsch, patsch, Ölabdruck… Ob wir das jemals wieder loswerden?! Wundervoll. Segeln hat was! Immer für eine Überraschung gut…