Panama City, 23.4.2010
Nein, ich vervollständige das Zitat nicht weiter, jeder einigermaßen aufmerksame Leser von Janoschs Büchern weiß, was ich meine. Es ist wirklich schön hier, jedenfalls empfindet die etwas naive Schipperin das so, der man ja anderenboots schon mal „Schönfärberei“ vorwarf. Ich kann nix dafür, ich stehe einfach gern im ganz normalen Leben, fahre gern Öffi-Busse in „unmöglichen“ Gegenden, und so stehe ich gern in Panamás Altstadt, dem Casco Viejo. Hier schwallen mir Son- und Mambo-Klänge entgegen sowie noch nicht weiter identifizierte Grillschwaden. Ums Eck: ein von der Zeit und tropischem Wetter angenagtes Wohngebäude. Unter einem Wohnzimmerfenster – der Mieter schlägt zwischenzeitlich mal den roten Samtvorhang zur Seite und pliert heraus – hat ein rundlicher Mensch seine Mittagessenstation aufgeschlagen und Panamanians stehen geduldig Schlange nach gebratenen Schweinebauchscheiben, Reis mit Bohnen und Kochbananen. Cartagena kommt mir in den Sinn – so fein restauriert wie deren Alstadt ist PC noch nicht, dafür vielleicht ein bisschen natürlicher. Havanna fällt mir ein – das werden wir so nicht mehr erleben, aber ein bisschen so kann ich es mir vorstellen. Mag ja sein, dass ich das schönfärbe, aber … ich mag es einfach. Es ist gute Laune, Gelassenheit, Lautstärke, Duft, alles zusammen. Ein paar hundert Meter weiter sitzen wir auf der Hafenmauer, die in unserem Rücken steil abfällt. Da unten sind die ehemaligen Zellen der Bóvedas, wo Häftlinge im 17. Jahrhundert warteten, bis die Ebbe die Zellen wieder trockenlegte – bis zum Hals stand man bei Springtide im Hochwasser. Heute sind die Bóvedas alles Mögliche, Kunstgalerie, Restaurant und vor allem Souvenierlädchen. Davor treffen wir so viele Kunafrauen wie sonst nirgendwo auf dieser Welt (naja, mal abgesehen von Mamitupu), alle mit Molabluse, Wickelrock und die dünnen Beine schön in Perlenschnüre gewickelt. „Molas, Molas!“ Ich gebe zu, ich finde wieder mal ein paar schöne, kann aber widerstehen… Stattdessen zieht es uns magisch zum alten Herrn, der sich auf der Plaza Francia postiert hat, direkt vor der französischen Botschaft, und „granizado“ anbietet. Er schabt uns eine Papiertüte voll Wassereisspäne, die mit obskurem Fruchtsirup gefärbt und geschmacklich aufgepeppt werden. Auf der Hafenmauer genossen ziemlich süß, aber schön kalt in dieser schwülen Wärme.
Wieder ein paar hundert Meter weiter stolpern wir über das Kanalmuseum, dem wir einen langen Besuch abstatten. Der Kanal – eine lange Geschichte von Begehrlichkeiten, Finanz-Skandalen, technischen Herausforderungen und meisterhafter Ingenieursleistung und politischen Verwicklungen, nicht zuletzt aber die Geschichte eines hohen Blutzolls. Unsere Bewunderung bleibt. Die alten Schleusentore, entworfen vom berühmten Herrn Eiffel, sind noch immer die gleichen. Wir haben sie gesehen, nicht nur im Museum, wir haben dahinter gelegen, sie haben sich für uns geöffnet. Beeindruckend. Schön!