Es ist zum …

Baquerizo Moreno, 29.5.2010

Genau, es ist zum … Dachte der Eigner heute abend, und tat es auch. Jetzt liegt er ermattet im Salon und versucht, die gewünschte Abreiseform zu erreichen – hoffentlich erwischt es mich nicht auch noch, denn ein Magen-Darm-Dingens geht um. Der „Blauwe Pinguin“ vor uns hat auch einen Fall an Bord, Annemieke erholt sich aber anscheinend gut, und eigentlich wollten wir morgen gemeinsam aufbrechen, der ENOLA und der MOMO hinterher. Das Ankerfeld lichtet sich gewaltig. Stattdessen werde ich Haferschleim kochen und Wärmflaschen bereiten, dazu vielleicht ein geriebenes Äpfelchen?! Oh, Mann, und wir waren wirklich „bereit“. Marktbesuch heute, morgen früh nur noch schnell Milchprodukte aus dem merkwürdigerweise samstags geschlossenen Supermarkt holen und dann: los zu den Marquesas.
Die Seelöwen werden wir schwer vermissen – so viel gelacht wie hier haben wir schon lange nicht mehr; gerade eben erst schreckte der Eigner vom Krankenlager hoch: „… was war das?!“ Na, klar – Seelöwe versucht unsere Badeplattform zu erklimmen, allerdings kriegt Seelöwe, schließlich ist es dunkel, dann eins vom Bügel der Badeleiter auf die Nase. Auf anderen Booten geht das einfacher – ENOLA war ausdauernder Gastgeber und erlaubte Besuch zumindest auf einem der Rümpfe, vor 2 Tagen verholte sich die MARA an einen anderen Ankerplatz- mit zwei zwischen verblüfft und glücklich dreinschauenden Seelöwen auf dem Heck; aber so richtig gemütlich wird es ja erst, wenn man sich zu 4. oder 5. irgendwo auf einem Schrottkahn knubbeln kann. Interessiert beäugt wird immer, wenn an den Booten gearbeitet wird – leider sind diese werktätigen Segler erstens Frostbeulen und wollen nicht so lange im Wasser bleiben und ausserdem gähnend langweilig. Schrubben konzentriert an ihren Propellern rum und sind zu keinerlei Späßen aufgelegt – wofür drehen wir da eigentlich unsere Loopings,denkt sich der Seelöwe dann, überlässt das Feld lieber den vorbeigleitenden Schildkröten und geht ein bisschen Kofferfische erschrecken… Die kann man wohl nur ärgern, schmecken tun sie wohl nicht.

Es macht Spaß hier zu sein, insofern ist die sich anbahnende Zwangspause nicht gar so schlimm, obwohl wir schon immer das „Puddle Jump Net“ abhören und mit Spannung verfolgen, wer wie weit gekommen ist – und vor allem, welches Wetter sie gerade antreffen. Allzu lang werden wir definitiv nicht warten. MCP und dünner Tee mit Zwieback wird es schon richten.

Das Zarpe ist da…

Baquerizo Moreno, 28.5.2010

Eben kam Bolivar, der Agent und brachte das Zarpe, die Fahrtgenehmigung der Ecuadorianer für die Weiterreise nach HIva Oa. Eigentlich ist das ja weniger eine Genehmigung als ein Tritt in den Hintern, dass man nun wirklich „Butter bei die Fische“ tut und loseiert. Wir machen uns tatsächlich fertig. Vorhin mussten wir mal wieder tröten, schon gestern für CEOL MOR und MOJO, gerade eben für die MOMO.
EIn bisschen Seelöwengucken ist noch drin, aber dann geht sie ab, die AKKA. Wenn man in die Funkrunden lauscht, scheint es sehr gemäßigt loszugehen, MOJO und CEOL MOR sprachen heute früh von 3 Knoten, die wohl überwiegend dem Strom gedankt sind… Aber da die zurückzulegende Distanz mit  gut 3.000 Seemeilen „ein bisschen länger“ ist, weiß man nie, was kommt, und ich zitiere mal die ZENITUDE: „… 10 days in the washing machine… we are so tired“.   Wie so viele andere sind die längst angekommen, bewundern Jacques Brels Grab und essen Chadeque, die Super-Grapefruit. Auch wenn das Klima hier wundervoll ist, trocken und eher kühl, Polynesien „zieht“. Wir melden uns, wenn’s ernst wird.

Nicht ganz einfach…

Das Taxi holt die AKKAnauten ab

Das Taxi holt die AKKAnauten ab

Baquerizo Moreno, 24.5.2010

Nicht ganz einfach, einen Kleinen Grundfinken zu fotografieren, oder einen Zweig-Darwinfinken, so im Vorbeigehen… Nicht ganz einfach, einen Seelöwen unter Wasser zu erwischen… und auch nicht ganz einfach, unsere 4-Tagestour zu beschreiben. Gefüttert wurden wir ordentlich, nette Hotels hatte man uns ausgesucht auf Isabela und Santa Cruz, einen sehr netten Führer hatten wir mit Pedro auch. Aber es waren eben doch 17 Personen (und mehr!) die sich da gemeinsam im Wassertreten übten oder auf einen Vulkan stürmten. Ihr merkt schon, ich habe zu meckern… Oder nein, nicht zu meckern, es war sehr schön und die einzige Chance ein bisschen mehr zu sehen als nur San Cristobal, aber ich hatte wohl mehr erwartet, mehr Biologie, mehr Geologie. Dafür weniger Hammelherde. Man lernt nicht aus…

Um 6 Uhr am Donnerstag wurden wir vom Taxi abgeholt. Eilfahrt (2 x 300 PS) nach Floreana, mit einem wunderschönen Stopp vor Enderby, wo es brütende Fregattvögel zu sehen gab, Nazca- und Blauffußtölpel in allen Lebenslagen; alles auf Bootsdistanz; ein paar Meerechsen saßen auch umher – ich war begeistert. Dann der wirkliche Hit der Tour: Champion Island. Die Inselnamen rühren übrigens bei den kleineren Inseln noch von Walfängern her, die sich hier und da festgesetzt hatten. In Champion hieß es: Schnorcheln – Andreas war ein bisschen skeptisch wegen der Wassertemperatur, seine Devise: nicht unter 25 Grad ist hier leider nicht einzuhalten…  Mein erster Unterwasserzug war schon ein „Schock“: was will dieses braunschwarze Torpedo von mir, das da auf mich zuschießt?! Seelöwe Nummer eins von vielen, vielen. Ganz schlecht bei diesen Unterwasserbegegnungen mit Schnorchel im Mund ist übrigens, dass man dauernd lachen muss…

Seelöwen - Spaßmacher par excellence

Seelöwen - Spaßmacher par excellence

Man mochte gar nicht mehr raus aus dem Wasser bei all dem Kobolzschießen und den Rückenschwimmvorführungen, und so klapperten denn auch vor allem die Kinder William, Calvin und Mia ganz hervorragend mit den Zähne. Wie angenehm, wenn man was zum Zusetzen hat,  und außerdem hatten wir gemogelt und und unsere Neoprenanzüge mitgenommen. Auffällig übrigens der Größenunterschied zwischen den karibischen Doktor- und Papageienfischen und den hiesigen: hier gibt es eindeutig mehr zu fressen. Riesige Exemplare lächelten uns freundlich an.

Faules Empfangskommittee

Faules Empfangskommittee

Dann Floreana, wo mehr die historische Seite von Galapagos beleuchtet wurde – hier begann die Besiedlung der Inseln durch die Spanier, hier gab es, wie auf einigen anderen der so „praktisch“ weit abgelegenen Inseln auch, Straflager und allermerkwürdigste Versuche der Besiedlung: Zunächst Dr. Ritter und Dore Strauch, dann in den 30er Jahren die berüchtigte Baroness, die mit 3 Liebhabern  und der Absicht hier ankam, ein Luxushotel lfür Millionäre zu errichten –  darauf starb der Vegetarier Dr. Ritter an vergiftetem Huhn, 2 der jungen Männer verhungerten auf der Flucht auf Genovesa, die Dame samt verbliebenem Lover ward nicht mehr gesehen. Nur die Ur-Hippies Wittmer, die gibt es heute noch. Heute stellt sich das Leben auf Floreana etwas leichter dar –  man betreibt erfolgreich Viehzucht, zulasten der Natur allerdings, und muss darum die Schildkröten in einer Schutzzone einsperren, und man kann sehen, was eingeschleppte Pflanzen für Schaden anrichten in diesem empfindlichen Ökosystem: was unser ganzes Hannoveraner Haus zugewuchert hatte, der Knöterich, erdrückt hier streckenweise sämtliche Vegetation.

Bitte recht freundliche 1 - die Meerechse

Bitte recht freundliche 1 - die Meerechse

Bitte recht freundlich 2 - Riesenschildkröte

Bitte recht freundlich 2 - Riesenschildkröte

Tags drauf – wir sind schon auf Isabela, noch einmal knapp 2 Stunden Motorbootraserei entfernt und ein paar  grüne Gesichter aus Kanada und Holland später, Galopp auf den Vulkan Cerro Azul – erst als wir beiden uns entschließen, auf dem Kraterrand, völlig in Nebel gehüllt, sitzen zu bleiben und die Gruppe über die Lavakante hinunter zum Vulkan Chico entschwindet, entschließen sich auch diverse Darwinfinken zu ihrem Auftritt. Die viel gerühmte, fehlende Scheu der Galapagostiere ist tatsächlich vorhanden,, wir blicken ja den Schildkröten und Meerechsen direkt ins Gesicht, aber 17 trampelnde Touristen lässt man doch lieber mal vorbeieilen, und wir waren ja nicht die einzigen… Der Rückweg in gleichem Marschtempo, für die Kinder mit ihren 8 und 10 Jahren sicher eine Herausforderung, und für mich auch: Ich hocke mich zu einer Bodenwanze oder möchte mal hier, mal dort gucken, aber um nicht „abreißen“ zu lassen, muss ich  dann auch gleich weitereilen. Immerhin sehen wir unten angekommen gleich ferkelig aus, einige der Renner mussten allernächste Bekanntschaft mit dem matschigen Untergrund machen, aber auch so schmiss man sich ausreichend Dreck an die Beine.
Den wieder konnte man sich beim folgenden Tauchgang – Weißspitzenhaie nur um Armeslänge entfernt! – gut abspülen, dazu gab es noch Meerechsen zuhauf und eine Pinguinkolonie zu sehen.

Isabela - Kolonie von Galapagos-Pinguinen

Isabela - Kolonie von Galapagos-Pinguinen

Tag 3 – Abreise nach Santa Cruz. Aus dem geplanten Tauchstopp bei den Dos Hermanos, wird wegen Seegangs leider nichts (wohl aber aus der Vorführung grüner Gesichter…) Darwin Research Station. Hier werden vor allem Riesenschildkröten ausgebrütet und zu einer gewissen Größe herangezogen, um sie auf den verschiedenen Inseln wieder auszuwildern. So ganz natürlich geht das einfach nicht mehr: zu viele unnatürliche Nahrungskonkurrenten, wie Ziegen und Esel, zu viele eingeschleppte Feinde, zum Beispiel Ratten, und von den Hunderttausenden Schildkröten der Anfangszeiten der Besiedlung haben die hungrigen Walfänger, Piraten und andere nahrungssuchende Seefahrer nur noch ein paar Zehntausend hinterlassen. War ja auch zu praktisch, das Riesenvieh: Isst wochenlang nichts, hält sich aber als Lebendfang monatelang frisch. Lonesome George übrigens findet die angebotenen Gattinnen in der Tat doof, man hat sich noch auf kein gemeinsames Gelege einigen können, aber noch ist er ja erst (geschätzt) 100 Jahre alt, also ein Schildkrötenherr in den allerbesten Jahren und gut Ding will Weile haben. Ich streife ein bisschen trübsinnig am samstäglich verlassenen Entomologie-Institut vorbei; da ich hätte ja schon mal gern jemanden ein bisschen ausgefragt.

Dafür gibt es aber am Nachmittag Gelegenheit, in einem Touristenrestaurand einen Schildkrötenpanzer zu besteigen und sich ablichten zu lassen. Nein, nicht nur das: Es ist Gelegenheit, Riesenschildkröten in ihrer natürlichen Umgebung zu bewundern . Das schaut dann so aus:

Bitte recht freundlich 3 - eine Schildkröte auf 50 Besucher

Bitte recht freundlich 3 - eine Schildkröte auf 50 Besucher

Aber man muss eingestehen, dass eine Konzentration von Touristen an einem Platz für die Natur sicher besser zu verkraften ist, als den Besucherstrom nach dem Zufallsprinzip über alle Populationen zu verteilen – das gilt auch für die Pinguine, die ich beim Schnorcheln gern aus nächster Nähe  beobachtet hätte , aber dem hat man mittlerweile einen Riegel vorgeschoben: zuviel Störung ist einfach nicht gut. Recht so.

Am 4. Tag, es ist der Vortag zum Feiertag der Schlacht von Pichincha, trappeln wir mit Hunderten von Ecuadorianern und ausländischen Touristen zum Strand der Meeresschildkröten. Eigentlich ein schöner Spaziergang, und den machen wir uns  tatsächlich schön, indem wir vorzeitig zurückkehren und in Ruhe zutraulichen Drosseln und Finken bei der Arbeit zuschauen können, kleine Eidechsen begaffen und riesige Galapagos-Opuntien bestaunen.

Zurück nach San Cristobal - 600 PS und schlechtes Wetter

Zurück nach San Cristobal - 600 PS und schlechtes Wetter

Noch ein Tauchstopp, aber auch hier machen uns die erwarteten Haie und Seelöwen nur eine sehr beschränkte Aufwartung; wir sind nicht das einzige Boot in der kleinen Lagune auf der Nordseite von Santa Fé. Und dieses Mal ist das Wasser auch noch richtig kalt.
Rückfahrt bei schlechtem Wetter. AKKA wartet auf uns – wir sind voll der schönen Eindrücke, aber auch ein bisschen ernüchtert – das war einfach zu schnell, in jeder Hinsicht. Die Inseln brauchen jede für sich mehrere Tage, ein Vulkanausflug mindestens den ganzen Tag.

Also: „Greece in 5 days, including Meteora“ – jetzt wissen wir, wie sich dieser running gag der AKKAnauten wirklich anfühlt. Wir haben eine tollen Überblick gewonnen und möchten den Ausflug nicht missen, aber jetzt müsste man noch mal genauer hinschauen können. Schwierig. Wir werden tun, was wir können. Auf San Cristobal.

Insel-News

Baquerizo Moreno/Galapagos, 19.5.2010

„Angekommen“ sind wir, in jeder Hinsicht. Ziemlich zauberhafte Insel ist das hier…
Zunächst mal ein paar von unseren Fakten für Nachfolgesegler.  Wie die meisten Orten in den Galapagos-Inseln hat auch unser Ankerplatz zwei Bezeichnungen: Baquerizo Moreno oder „Wreck Bay“, San Cristobal war „Chatham“ und der schlafende Löwe, ein der langen Anna ähnelndes Felseninselchen namens Leon Dormido heißt auch „Kicker Rock“. Sehr praktisch für nordamerikanische oder neuseeländisch/australische Zungen, die des Spanischen bzw. dessen Aussprache nicht so recht mächtig sind.

Gestern wurde eingecheckt, ein Vorgang, über den die gruseligsten Geschichten unter Seglern grassieren, und wir haben den Eindruck, dass manche unserer Kollegen zu keiner Revision ihrer Vorurteile fähig sind. Man muss einfach über den Tisch gezogen werden, sonst war man nicht in Galapagos, und wenn es nicht so ist, dann sucht man mit der Lupe, ob nicht doch noch…
Bei FEE und MOMO und ENOLA war es jedoch ziemlich einfach, so auch bei uns: beim Ankern kam ein Wassertaxi näher, mit einem dicken Mann und einem weiß gekleideten an Bord, man sah aber, dass wir mit dem ersten Versuch nicht zufrieden waren und noch einmal ankerauf gingen. Also ließ der weiß uniformierte Hafenkapitän den Zeigefinger kreisen: „… wir kommen wieder!“. Das passierte am Montag nicht, willkommene Pause für Kleinstwartungen; das Klima ist so, dass sogar die Arbeitslust zu neuem Leben erwacht! Das kühle Wasser macht’s!
Dienstagmorgen: Wassertaxi mit dickem Mann in Sichtweite, aber er ignoriert uns. Funk mit der ENOLA, ob das wohl der Agent Bolivar sei. Hm, ja, isser. Tröte angesetzt, Taxi wendet: er kommt. Man hatte uns übersehen…  Innerhalb 90 Minuten waren wir mit dem Papierkram durch, bei der Polizei und Einwanderungsbehörde – sehenswert in the middle of no-where! –  gewesen und hatten sodann bei Bolivar 305 Dollar bezahlt. Drei Wochen Aufenthalt auf San Cristobal sind damit genehmigt. Der Agent bekommt davon 100 Dollar, das ist viel und geht geringfügig billiger mit anderen Agenten, ist aber grundsätzlich unumgänglich – ich vergleiche das mit Helgoland und den Börtebooten: selbst wenn nicht gebörtet wird, ist die Börte-Gebühr fällig. Die restlichen 205 Dollar entfallen auf die jeweiligen Behördenvorgänge – Immigration, Landwirtschaftsbehörde (gelegentliche Kakerlakenkontrolle! Wir kamen allerdings mit einem Ausräucherungszertifikat aus Panama…), dazu das  Zarpe  für die Weiterreise sowie das Einklarieren, das eine Gebühr nach Tonnage nach sich zieht. Wie schön, dass in unserem Flaggenzertifikat das Kataloggewicht eingetragen ist… spart 6 teure Tonnen.
Da wir vorab kein Autografo beantragt haben – leider hatten wir es erfolglos versucht! Das muss man mindestens 2 Monate im Voraus tun und muss auch den richtigen Kontakt haben – haben wir jetzt keine Fahrtgenehmigung für mehrere Inseln, sondern müssen AKKA in San Cristobal lassen, wie übrigens die meisten anderen Yachten hier auch.
Da dies so ist, gehen wir morgen „auf Tour“. Eigentlich wollten wir nur ein paar Infos von Tina, die mit ihrem Mann sehr engagiert das kleine Tour-Operator-Büro „SHARKSKY“ betreibt, aber es stand gerade ein Haufen anderer Segler da mit gleichem Anliegen und schon war eine 4-Tagestour „voll“. Absolut gesehen sicher für viel Geld, 430 Dollar pro Nase, aber davon sind 100 Dollar die Park-Gebühr und der Rest ist „all inclusive“, Hotel, Essen, Führungen. So werden wir in den nächsten Tagen schon mal per Motorboot die Highlights der Inseln beschnuppern: Floreana, Isabela, Santa Cruz, und wir hoffen auf viele schöne Viecher. Inklusive „Lonesome George“; ob er es auf seine alten Riesenschildkröten-Tage nun doch noch zu Nachwuchs gebracht hat? Aber vielleicht mag er ja die ausländischen Damen nicht. Nicht nur, dass ihm Partnerinnen von der Nachbarinsel Isabela vermittelt wurden, nein, die gehören auch noch einer anderen Unterart an. Geschmacklos, diese Biologen-Kuppler.
Meine Wunschreise zur Insel Espanola/Hood wird allerdings wohl schwierig – Genehmigung dafür bekommen nur die kleinen Kreuzfahrer mit den gelangweilten Gringo-Touristen. Und dabei hätte ich doch gern Blaufuß-Tölpel beim Brüten gesehen, vor allem aber Galapagos-Albatrosse. Aber VIELLEICHT gibt es ja eine Tauchtour nach Espanola, und dann kann frau doch noch ein Auge werfen…

Bis dahin genießen wir aber San Cristobal – das würde vielen von Euch gefallen, zumindest all denen, die Griechenland mochten. Dass man neben der Fischerei vom Tourismus lebt ist unverkennbar und schlägt sich in einer Reihe von Andenkenläden und bescheidenen Restaurants nieder. Karger Bewuchs bedeckt den sehr groben Vulkanauswurf. Vom Aussichtspunkt im „Centro de Interpretacion“ guckt man tief hinunter auf balgende, rülpsende Seelöwen, die berühmten Finken lassen sich auf mit MOMOs professioneller Kameraausrüstung nicht einfangen (unsere Knipser sind dazu ohnehin zu langsam…). über uns schweben mal wieder Fregattvögel und vor der Nase Heerscharen von Libellen.  Auf dem Rückweg setzen wir uns eine Weile zu den Sandsäcken, die sich auf den Strand gewälzt haben –  ein Seelöwen-Harem schnarcht im groben Muschelsand. Manche im Schatten unter einem Machineelbaum, anderen wälzen sich auf dem Rücken, bis eine tiefe Kuhle entstanden ist. Im Brandungssaum kämpfen zwei junge Männchen spielerisch um den Vorrang. Aufmerksam sind sie schon, aber überhaupt nicht scheu. Und da sie sich den Strand mit Schwimmern und Schnorchlern teilen, gibt es auch schon mal das, was MOMO beobachtete: eine Sonnenbaderin zieht erschrocken die Beine an sich. Eine Seelöwin hatte sich diese schönen Schienbeine als Kinnablage ausgesucht. Das wollen wir auch…

Wir finden: diese Inseln sind mal wieder jeden Umweg wert…

Galapagos

00°38 S 089°25 W, 17.5.2010

Ecuador. Mal wieder eine neue Gastlandflagge. Wirklich? Nicht auf AKKA – ich konnte den Unterschied zwischen der kolumbianischen und der ecuadorianischen nur an den Maßen festmachen, Herr Bolivar hat auch hier seine Spuren in viel Gelb mit ein bisschen Rot und Blau hinterlassen. Also fliegt seit soeben die kolumbianische Nationale unter der Saling. Banausen, diese Akkanauten. Aber es gibt ja einen Grund, die Gastlandflagge zu riggen: wir sind nämlich (fast) da, wo ich schon immer mal hin wollte: Galapagos. In 1 1/2 Stunden bricht der neunte Tag auf See an und wir haben noch 15 Meilen zu laufen, entlang der Nordwestküste von San Cristobal, das sich bei Tagesanbruch aus dem Grau erhob. Kühl ist es, richtig kühl, zumindest vom Wasser her – der kalte Humboldtstrom ist deutlich zu merken. Ich werde bald nach einem Seeventil tauchen müssen und bin gespannt; wir kramen dann gleich mal die Neoprensachen hervor. Die letzten beiden Tage waren unspektakulär – wir hatten die Entscheidung getroffen, NICHT auf die Tube zu drücken und eine (Tageslicht-)Ankunft am gestrigen Sonntag zu versuchen. Das wäre wohl sehr knapp geworden, obwohl wir extrem stark „bremsen“ mussten, um das Kunststück zu schaffen, um 6 Uhr heute morgen hier vor der Inselhuk zu stehen. Genua in immer kleiner werdenen Formaten war die Besegelung der letzten 36 Stunden, Geschwindigkeitsvorgabe seit Sonntagmorgen maximal 3,5 Knoten. Aber unangenehm war das nicht! Man konnte in Ruhe die Tropikvögel betrachten, die ihrereseits wiederum die AKKA betrachteten, und wir konnten unseren Gastvogel ausgiebig fotografieren, Andreas nennt ihn „die Galeonsente“. Ein junger Rotfußtölpel – blauer Schnabel, heller Kopf, karamelfarbenes Gefieder und dazu passend diese lächerlichen roten Gummistiefel. Das Solarpanel am Heck war der erste Lagerplatzversuch, aber da – sorry, Tölpel, dass wir gelacht haben! – rutschte er zweimal in den Wellen nach Lee. Keine Chance. Zweiter Versuch: Bugkorb. Schon besser! Ein bisschen wackelig vielleicht, es hüpft halt da vorn, und mit dem Bugkorb hüpft der Vogel, im schlimmsten Fall unter Zuhilfenahme der Flügel, aber das schaut schon sehr reflexmäßig routiniert aus, wie wenn an einem Brutfelsen eine Bö die Nistenden hochreißt. WIKI sei dank konnte ich nachlesen, dass die Rotfußtölpel im Gegensatz zu den anderen Arten die Schwimmfüße fest um Äste schließen können, schließlich sind sie die einzigen Baumbrüter unter den Tölpeln. Als wir in der Nacht mal vorsichtig leuchteten, ob der Gast noch da ist, sahen wir nur ein leicht hin- und herwackelndes Federpaket, kopflos.  Und wer den Kopf in die Federn steckt, fühlt sich sicher und wohl. Ein Vogel-Rätsel gibt es aber noch zu lösen – in der gleichen Nacht umflogen uns nicht identifizierte Objekte, Format: große Möwen. Aber was wir HÖRTEN, war ein endloses Geklapper, in der Art wie Storchschnäbel klappern, schneller allerdings. Als der Gasttölpel sich ins Morgenlicht erhob und davonflog, waren die Klapperer schon lange auf der Reise. Was das wohl war?! Wie gut dass es hier ausreichend zoologische Forschungsstationen (und bestimmt viele von den von mir so geliebten durchgeknallten Birdern!) gibt – dieses Rätsel müsste zu lösen sein.

Jetzt gibt es Frühstück. Pfannenbrötchen. Der Backofen tut’s nicht mehr. Hatten wir das Thema nicht schon mal?! Ach, egal, jetzt kommt erst einmal was richtig Neues: Darwins verwunschene Inseln. Habt Ihr eigentlich gemerkt, dass wir wieder auf der Südhalbkugel sind?! Das passiert schon mal, wenn man in ECUADOR ankommt…
Bis demnächst dann aus Galapagos!

Jetzt aber!

0°51 N 83°46 W, 14.5.2010

… ich fasse mich weiterhin kurz: es ist nach wie vor anstrengend. Ich grinse zwar, während ich hier, auf dem Naviplatz sitzend, schreibe, aber mein rechter Fuß keilt sich in Schulterhöhe am Niedergang fest, auf dem Herd hopst eine Suppe, von der Arbeitsfläche hopste vorhin die Kaffeekanne, der Eigner hopst wiederum gerade an Deck, um lustige Segelmanöver vorzubereiten. Wir wollen mal die Fock am Kutterstag anschlagen, um zu gucken, ob bei Passatsegeln hoch am Wind (augenscheinlich eine Spezialdisziplin der Galapagosstrecke!) nicht vielleicht dieses kleinere Segel vorteilig gegenüber der gerefften Rollgenua ist.
Jedenfalls ist es so, dass wir seit 23 Uhr letzte Nacht Galapagos ansteuern können, wir kloppen aber immer noch Höhe, denn heute Abend kommt der Wind nochmals ein bisschen südwestlicher. Danach wird die Lage aber wohl übersichtlich, Windrichtung immer „passatiger“. Uns soll es recht sein. je richtiger die Richtung umso besser, denn die Mails, die uns aus Galapagos erreichen, lassen die Spannung steigen. Die Seelöwenfamilie, die auf ENOLAs Heckplattform genächtigt hat, musste sich leider ein anderes Quartier suchen: Löwens pflegen in der Nacht um die besten Kuschelplätze zu rangeln. Lautstark. Die einen nervt’s, wir freuen uns drauf. Bis wir es auch besser wissen.

Langsam…

DAS nervt dann doch manchmal etwas: wir versuchen noch immer Süd zu machen, damit wir in Kürze rechts abbiegen können, in einem feinen und bequemen Winkel zum erwarteten Passat, aber das ist mit Gestampfe und Gekämpfe gegen die südwestlichen Winde erkauft. Wende hierhin, Wende dahin – fahren wir in das Schlechtwettergebiet rein oder dann doch lieber ein paar Grad daneben, weiter nach Südost?! Seglerleben, und dabei sind wir doch gar keine Segler, nur faule Segelsäcke.
Die letzte Nacht entschädigte übrigens für die vorhergehende – war die erste ein einziges, langgezogenes Gewitter gewesen mit nicht enden wollenden Blitzserien, hatte letzte Nacht jemand in kitschigster Manier die Milchstraße ans Firmament gepappt und auch noch pünktlich zu einer Wende als Orientierungspunkt ein Kreuz des Südens über den Horizont gehängt. Heute früh kam uns ein riesige, langgezogene Passatdünung entgegen, kleiner Gruß von den Winden auf die wir nun so ungeduldig warten. Das Ziel ist nicht so weit, aber soo schwierig zu erreichen…

Sehr anhaenglich…

… die Wetterzelle, die uns seit 2 Uhr (12.5.2010) in der Nacht begeleitet! Regen, Gewitter, das volle Programm über nunmehr 11 Stunden und laut Radar ist immer noch kein Ende in Sicht. Hoffentlich geht diese Mail überhaupt raus, denn die Funkbedingungen sind so lausig wie die Zelle anhänglich ist.
Sonst ist aber alles gut – Lightshow in der Nacht beeindruckend, Wind buchen wir unter „geht so“. Mühsam, mühsam… Wie sagte Oscar: „… trio to Galapagos is bad. Always is…“ Weitermachen – jetzt gibt es eine Trostsuppe.

Grau und windarm…

4 Grad 29 Nord 81 Grad 07 W – 11.5.2010

Der dritte Tag Tag auf See hat begonnen – mit ziemlich wenig Wind, wie zu erwarten war; das heutige Etmal schon eher realistisch, aber immer noch erfreulich: 108 Seemeilen. Wir gucken uns die Augen matt auf den GribFiles von Wetterwelt und planen einen Weg durch das Labyrinth von seltsamen Windlöchern und unpassenden -richtungen. Aber eigentlich geht es doch ziemlich geradeaus – noch 40 Meilen bis zur Isla Malpelo und dann einfach weiter nach Südsüdwest, vielleicht schon ein Tickchen mehr West, aber nicht zu viel, sonst haben wir hinterher den Passat auf die Nase. Wie schon bei den Streckenberatungen für die Biscaya und Lissabon-Madeira macht sich die WETTERWLET übrigens gut – dies ist unser erster Versuch mit einem kommerziellen GribFile-Anbieter, und nachdem unsere Vor-Fahrer (siehe letzter Blogeintrag) geflucht hatten über die „überhaupt nicht stimmenden Gribfiles“, können wir nur sagen: Passt. Bisher jedenfalls, und darauf bauen wir nun einfach – alles andere wäre ja ebenso im Nebel gestochert. Letzteren gibt es hier aber glücklicherweise derzeit nicht, für aber ein sensationelles Dauer-Wetterleuchten zu unserer Linken in der Nacht, stundenlang, ohne Unterlass. Naja, und dann haben wir noch die üblichen Squalls, die sich trotz aller Windarmut immer mal dazwischen schieben – die kommen immer dann, wenn gerade Wachwechsel war und einer von uns beiden das müde Haupt zum Schlaf gelagert hat. „Komm mal rauf! Reffen!“ Ich versuche schon immer ganz fröhlich bei dieser Aufforderung zu klingen. Jetzt schauen wir mal, was die Nacht bringt. Vorher gibt es frisches Roggenmischbrot mit panamesischem Belag. Lecker war heute mittag die filetierte Pomelo mit Balsamico, als Beilage zum den restlichen Champignons, die in ein Risotto gewandert waren. Kochen, lesen, abwarten. Galapagos rückt langsam näher. Die Vorausmeldungenjedenfalls klingen sehr verlockend – schönes Klima, nette Viecher. Noch 6 bis 7 Tage. Und noch 2 Pomelos.

Richtung Galapagos

6 Grad 19 N, 79 Grad 59 W
10.9.2010

Erster Tag auf See Richtung Galapagos. Durch die ITCZ (die Intertropical Convergence Zone) zu fahren, ist immer doof, aber bislang lässt es sich gut an. Aus der Literatur ja auch als Kalmen oder Rossbreiten bekannt: weil man die Schiffe leichtern wollte, warf man die Pferde über Bord, die armen… Wir haben keine Pferde dabei, insofern sind wir da aus dem Schneider, und bislang hat uns das Wetter einen stetigen nördlichen Wind präsentiert; wir laufen „platt vor den Laken“ mit 195/200 Grad, und das erste Etmal war sogar mit 148 sm seit gestern Mittag überdurchschnittlich. Wendepunkt kann morgen die kleine, kolumbianische Inselgruppe der Malpelos sein, ab dort schaut das Wetter schwer nach „ITCZ“ aus, und das wird dann so, wie uns all die Kollegen schon per Trost- und Rat-Mail berichtet haben. Zitat ENOLA: „Scheiß-Fahrt, Scheiß-Wind, Scheiß-Welle“. Etwas feiner auf latino-Englisch von der ZENITUDE: “ Way to Galapagos is bad. Always is! Wind on the nose and lots of motoring…“ Aber so wie die sich durchgewurschtelt, haben werden wir es auch tun. Die MOMO, mit der wir gemeinsam losgefahren waren, ist uns heute früh aus der Sichtweite geraten, die alte Frau AKKA ist schließlich kein D-Zug, aber wir haben Funkkontakt. Harren wir also der Dinge die da kommen werden!
Bis bald – und ein bisschen Daumendrücken für ein schönes Wetterfenster kann ja nicht schaden, liebe Leser…