Insel-News

Baquerizo Moreno/Galapagos, 19.5.2010

„Angekommen“ sind wir, in jeder Hinsicht. Ziemlich zauberhafte Insel ist das hier…
Zunächst mal ein paar von unseren Fakten für Nachfolgesegler.  Wie die meisten Orten in den Galapagos-Inseln hat auch unser Ankerplatz zwei Bezeichnungen: Baquerizo Moreno oder „Wreck Bay“, San Cristobal war „Chatham“ und der schlafende Löwe, ein der langen Anna ähnelndes Felseninselchen namens Leon Dormido heißt auch „Kicker Rock“. Sehr praktisch für nordamerikanische oder neuseeländisch/australische Zungen, die des Spanischen bzw. dessen Aussprache nicht so recht mächtig sind.

Gestern wurde eingecheckt, ein Vorgang, über den die gruseligsten Geschichten unter Seglern grassieren, und wir haben den Eindruck, dass manche unserer Kollegen zu keiner Revision ihrer Vorurteile fähig sind. Man muss einfach über den Tisch gezogen werden, sonst war man nicht in Galapagos, und wenn es nicht so ist, dann sucht man mit der Lupe, ob nicht doch noch…
Bei FEE und MOMO und ENOLA war es jedoch ziemlich einfach, so auch bei uns: beim Ankern kam ein Wassertaxi näher, mit einem dicken Mann und einem weiß gekleideten an Bord, man sah aber, dass wir mit dem ersten Versuch nicht zufrieden waren und noch einmal ankerauf gingen. Also ließ der weiß uniformierte Hafenkapitän den Zeigefinger kreisen: „… wir kommen wieder!“. Das passierte am Montag nicht, willkommene Pause für Kleinstwartungen; das Klima ist so, dass sogar die Arbeitslust zu neuem Leben erwacht! Das kühle Wasser macht’s!
Dienstagmorgen: Wassertaxi mit dickem Mann in Sichtweite, aber er ignoriert uns. Funk mit der ENOLA, ob das wohl der Agent Bolivar sei. Hm, ja, isser. Tröte angesetzt, Taxi wendet: er kommt. Man hatte uns übersehen…  Innerhalb 90 Minuten waren wir mit dem Papierkram durch, bei der Polizei und Einwanderungsbehörde – sehenswert in the middle of no-where! –  gewesen und hatten sodann bei Bolivar 305 Dollar bezahlt. Drei Wochen Aufenthalt auf San Cristobal sind damit genehmigt. Der Agent bekommt davon 100 Dollar, das ist viel und geht geringfügig billiger mit anderen Agenten, ist aber grundsätzlich unumgänglich – ich vergleiche das mit Helgoland und den Börtebooten: selbst wenn nicht gebörtet wird, ist die Börte-Gebühr fällig. Die restlichen 205 Dollar entfallen auf die jeweiligen Behördenvorgänge – Immigration, Landwirtschaftsbehörde (gelegentliche Kakerlakenkontrolle! Wir kamen allerdings mit einem Ausräucherungszertifikat aus Panama…), dazu das  Zarpe  für die Weiterreise sowie das Einklarieren, das eine Gebühr nach Tonnage nach sich zieht. Wie schön, dass in unserem Flaggenzertifikat das Kataloggewicht eingetragen ist… spart 6 teure Tonnen.
Da wir vorab kein Autografo beantragt haben – leider hatten wir es erfolglos versucht! Das muss man mindestens 2 Monate im Voraus tun und muss auch den richtigen Kontakt haben – haben wir jetzt keine Fahrtgenehmigung für mehrere Inseln, sondern müssen AKKA in San Cristobal lassen, wie übrigens die meisten anderen Yachten hier auch.
Da dies so ist, gehen wir morgen „auf Tour“. Eigentlich wollten wir nur ein paar Infos von Tina, die mit ihrem Mann sehr engagiert das kleine Tour-Operator-Büro „SHARKSKY“ betreibt, aber es stand gerade ein Haufen anderer Segler da mit gleichem Anliegen und schon war eine 4-Tagestour „voll“. Absolut gesehen sicher für viel Geld, 430 Dollar pro Nase, aber davon sind 100 Dollar die Park-Gebühr und der Rest ist „all inclusive“, Hotel, Essen, Führungen. So werden wir in den nächsten Tagen schon mal per Motorboot die Highlights der Inseln beschnuppern: Floreana, Isabela, Santa Cruz, und wir hoffen auf viele schöne Viecher. Inklusive „Lonesome George“; ob er es auf seine alten Riesenschildkröten-Tage nun doch noch zu Nachwuchs gebracht hat? Aber vielleicht mag er ja die ausländischen Damen nicht. Nicht nur, dass ihm Partnerinnen von der Nachbarinsel Isabela vermittelt wurden, nein, die gehören auch noch einer anderen Unterart an. Geschmacklos, diese Biologen-Kuppler.
Meine Wunschreise zur Insel Espanola/Hood wird allerdings wohl schwierig – Genehmigung dafür bekommen nur die kleinen Kreuzfahrer mit den gelangweilten Gringo-Touristen. Und dabei hätte ich doch gern Blaufuß-Tölpel beim Brüten gesehen, vor allem aber Galapagos-Albatrosse. Aber VIELLEICHT gibt es ja eine Tauchtour nach Espanola, und dann kann frau doch noch ein Auge werfen…

Bis dahin genießen wir aber San Cristobal – das würde vielen von Euch gefallen, zumindest all denen, die Griechenland mochten. Dass man neben der Fischerei vom Tourismus lebt ist unverkennbar und schlägt sich in einer Reihe von Andenkenläden und bescheidenen Restaurants nieder. Karger Bewuchs bedeckt den sehr groben Vulkanauswurf. Vom Aussichtspunkt im „Centro de Interpretacion“ guckt man tief hinunter auf balgende, rülpsende Seelöwen, die berühmten Finken lassen sich auf mit MOMOs professioneller Kameraausrüstung nicht einfangen (unsere Knipser sind dazu ohnehin zu langsam…). über uns schweben mal wieder Fregattvögel und vor der Nase Heerscharen von Libellen.  Auf dem Rückweg setzen wir uns eine Weile zu den Sandsäcken, die sich auf den Strand gewälzt haben –  ein Seelöwen-Harem schnarcht im groben Muschelsand. Manche im Schatten unter einem Machineelbaum, anderen wälzen sich auf dem Rücken, bis eine tiefe Kuhle entstanden ist. Im Brandungssaum kämpfen zwei junge Männchen spielerisch um den Vorrang. Aufmerksam sind sie schon, aber überhaupt nicht scheu. Und da sie sich den Strand mit Schwimmern und Schnorchlern teilen, gibt es auch schon mal das, was MOMO beobachtete: eine Sonnenbaderin zieht erschrocken die Beine an sich. Eine Seelöwin hatte sich diese schönen Schienbeine als Kinnablage ausgesucht. Das wollen wir auch…

Wir finden: diese Inseln sind mal wieder jeden Umweg wert…