Nicht ganz einfach…

Das Taxi holt die AKKAnauten ab

Das Taxi holt die AKKAnauten ab

Baquerizo Moreno, 24.5.2010

Nicht ganz einfach, einen Kleinen Grundfinken zu fotografieren, oder einen Zweig-Darwinfinken, so im Vorbeigehen… Nicht ganz einfach, einen Seelöwen unter Wasser zu erwischen… und auch nicht ganz einfach, unsere 4-Tagestour zu beschreiben. Gefüttert wurden wir ordentlich, nette Hotels hatte man uns ausgesucht auf Isabela und Santa Cruz, einen sehr netten Führer hatten wir mit Pedro auch. Aber es waren eben doch 17 Personen (und mehr!) die sich da gemeinsam im Wassertreten übten oder auf einen Vulkan stürmten. Ihr merkt schon, ich habe zu meckern… Oder nein, nicht zu meckern, es war sehr schön und die einzige Chance ein bisschen mehr zu sehen als nur San Cristobal, aber ich hatte wohl mehr erwartet, mehr Biologie, mehr Geologie. Dafür weniger Hammelherde. Man lernt nicht aus…

Um 6 Uhr am Donnerstag wurden wir vom Taxi abgeholt. Eilfahrt (2 x 300 PS) nach Floreana, mit einem wunderschönen Stopp vor Enderby, wo es brütende Fregattvögel zu sehen gab, Nazca- und Blauffußtölpel in allen Lebenslagen; alles auf Bootsdistanz; ein paar Meerechsen saßen auch umher – ich war begeistert. Dann der wirkliche Hit der Tour: Champion Island. Die Inselnamen rühren übrigens bei den kleineren Inseln noch von Walfängern her, die sich hier und da festgesetzt hatten. In Champion hieß es: Schnorcheln – Andreas war ein bisschen skeptisch wegen der Wassertemperatur, seine Devise: nicht unter 25 Grad ist hier leider nicht einzuhalten…  Mein erster Unterwasserzug war schon ein „Schock“: was will dieses braunschwarze Torpedo von mir, das da auf mich zuschießt?! Seelöwe Nummer eins von vielen, vielen. Ganz schlecht bei diesen Unterwasserbegegnungen mit Schnorchel im Mund ist übrigens, dass man dauernd lachen muss…

Seelöwen - Spaßmacher par excellence

Seelöwen - Spaßmacher par excellence

Man mochte gar nicht mehr raus aus dem Wasser bei all dem Kobolzschießen und den Rückenschwimmvorführungen, und so klapperten denn auch vor allem die Kinder William, Calvin und Mia ganz hervorragend mit den Zähne. Wie angenehm, wenn man was zum Zusetzen hat,  und außerdem hatten wir gemogelt und und unsere Neoprenanzüge mitgenommen. Auffällig übrigens der Größenunterschied zwischen den karibischen Doktor- und Papageienfischen und den hiesigen: hier gibt es eindeutig mehr zu fressen. Riesige Exemplare lächelten uns freundlich an.

Faules Empfangskommittee

Faules Empfangskommittee

Dann Floreana, wo mehr die historische Seite von Galapagos beleuchtet wurde – hier begann die Besiedlung der Inseln durch die Spanier, hier gab es, wie auf einigen anderen der so „praktisch“ weit abgelegenen Inseln auch, Straflager und allermerkwürdigste Versuche der Besiedlung: Zunächst Dr. Ritter und Dore Strauch, dann in den 30er Jahren die berüchtigte Baroness, die mit 3 Liebhabern  und der Absicht hier ankam, ein Luxushotel lfür Millionäre zu errichten –  darauf starb der Vegetarier Dr. Ritter an vergiftetem Huhn, 2 der jungen Männer verhungerten auf der Flucht auf Genovesa, die Dame samt verbliebenem Lover ward nicht mehr gesehen. Nur die Ur-Hippies Wittmer, die gibt es heute noch. Heute stellt sich das Leben auf Floreana etwas leichter dar –  man betreibt erfolgreich Viehzucht, zulasten der Natur allerdings, und muss darum die Schildkröten in einer Schutzzone einsperren, und man kann sehen, was eingeschleppte Pflanzen für Schaden anrichten in diesem empfindlichen Ökosystem: was unser ganzes Hannoveraner Haus zugewuchert hatte, der Knöterich, erdrückt hier streckenweise sämtliche Vegetation.

Bitte recht freundliche 1 - die Meerechse

Bitte recht freundliche 1 - die Meerechse

Bitte recht freundlich 2 - Riesenschildkröte

Bitte recht freundlich 2 - Riesenschildkröte

Tags drauf – wir sind schon auf Isabela, noch einmal knapp 2 Stunden Motorbootraserei entfernt und ein paar  grüne Gesichter aus Kanada und Holland später, Galopp auf den Vulkan Cerro Azul – erst als wir beiden uns entschließen, auf dem Kraterrand, völlig in Nebel gehüllt, sitzen zu bleiben und die Gruppe über die Lavakante hinunter zum Vulkan Chico entschwindet, entschließen sich auch diverse Darwinfinken zu ihrem Auftritt. Die viel gerühmte, fehlende Scheu der Galapagostiere ist tatsächlich vorhanden,, wir blicken ja den Schildkröten und Meerechsen direkt ins Gesicht, aber 17 trampelnde Touristen lässt man doch lieber mal vorbeieilen, und wir waren ja nicht die einzigen… Der Rückweg in gleichem Marschtempo, für die Kinder mit ihren 8 und 10 Jahren sicher eine Herausforderung, und für mich auch: Ich hocke mich zu einer Bodenwanze oder möchte mal hier, mal dort gucken, aber um nicht „abreißen“ zu lassen, muss ich  dann auch gleich weitereilen. Immerhin sehen wir unten angekommen gleich ferkelig aus, einige der Renner mussten allernächste Bekanntschaft mit dem matschigen Untergrund machen, aber auch so schmiss man sich ausreichend Dreck an die Beine.
Den wieder konnte man sich beim folgenden Tauchgang – Weißspitzenhaie nur um Armeslänge entfernt! – gut abspülen, dazu gab es noch Meerechsen zuhauf und eine Pinguinkolonie zu sehen.

Isabela - Kolonie von Galapagos-Pinguinen

Isabela - Kolonie von Galapagos-Pinguinen

Tag 3 – Abreise nach Santa Cruz. Aus dem geplanten Tauchstopp bei den Dos Hermanos, wird wegen Seegangs leider nichts (wohl aber aus der Vorführung grüner Gesichter…) Darwin Research Station. Hier werden vor allem Riesenschildkröten ausgebrütet und zu einer gewissen Größe herangezogen, um sie auf den verschiedenen Inseln wieder auszuwildern. So ganz natürlich geht das einfach nicht mehr: zu viele unnatürliche Nahrungskonkurrenten, wie Ziegen und Esel, zu viele eingeschleppte Feinde, zum Beispiel Ratten, und von den Hunderttausenden Schildkröten der Anfangszeiten der Besiedlung haben die hungrigen Walfänger, Piraten und andere nahrungssuchende Seefahrer nur noch ein paar Zehntausend hinterlassen. War ja auch zu praktisch, das Riesenvieh: Isst wochenlang nichts, hält sich aber als Lebendfang monatelang frisch. Lonesome George übrigens findet die angebotenen Gattinnen in der Tat doof, man hat sich noch auf kein gemeinsames Gelege einigen können, aber noch ist er ja erst (geschätzt) 100 Jahre alt, also ein Schildkrötenherr in den allerbesten Jahren und gut Ding will Weile haben. Ich streife ein bisschen trübsinnig am samstäglich verlassenen Entomologie-Institut vorbei; da ich hätte ja schon mal gern jemanden ein bisschen ausgefragt.

Dafür gibt es aber am Nachmittag Gelegenheit, in einem Touristenrestaurand einen Schildkrötenpanzer zu besteigen und sich ablichten zu lassen. Nein, nicht nur das: Es ist Gelegenheit, Riesenschildkröten in ihrer natürlichen Umgebung zu bewundern . Das schaut dann so aus:

Bitte recht freundlich 3 - eine Schildkröte auf 50 Besucher

Bitte recht freundlich 3 - eine Schildkröte auf 50 Besucher

Aber man muss eingestehen, dass eine Konzentration von Touristen an einem Platz für die Natur sicher besser zu verkraften ist, als den Besucherstrom nach dem Zufallsprinzip über alle Populationen zu verteilen – das gilt auch für die Pinguine, die ich beim Schnorcheln gern aus nächster Nähe  beobachtet hätte , aber dem hat man mittlerweile einen Riegel vorgeschoben: zuviel Störung ist einfach nicht gut. Recht so.

Am 4. Tag, es ist der Vortag zum Feiertag der Schlacht von Pichincha, trappeln wir mit Hunderten von Ecuadorianern und ausländischen Touristen zum Strand der Meeresschildkröten. Eigentlich ein schöner Spaziergang, und den machen wir uns  tatsächlich schön, indem wir vorzeitig zurückkehren und in Ruhe zutraulichen Drosseln und Finken bei der Arbeit zuschauen können, kleine Eidechsen begaffen und riesige Galapagos-Opuntien bestaunen.

Zurück nach San Cristobal - 600 PS und schlechtes Wetter

Zurück nach San Cristobal - 600 PS und schlechtes Wetter

Noch ein Tauchstopp, aber auch hier machen uns die erwarteten Haie und Seelöwen nur eine sehr beschränkte Aufwartung; wir sind nicht das einzige Boot in der kleinen Lagune auf der Nordseite von Santa Fé. Und dieses Mal ist das Wasser auch noch richtig kalt.
Rückfahrt bei schlechtem Wetter. AKKA wartet auf uns – wir sind voll der schönen Eindrücke, aber auch ein bisschen ernüchtert – das war einfach zu schnell, in jeder Hinsicht. Die Inseln brauchen jede für sich mehrere Tage, ein Vulkanausflug mindestens den ganzen Tag.

Also: „Greece in 5 days, including Meteora“ – jetzt wissen wir, wie sich dieser running gag der AKKAnauten wirklich anfühlt. Wir haben eine tollen Überblick gewonnen und möchten den Ausflug nicht missen, aber jetzt müsste man noch mal genauer hinschauen können. Schwierig. Wir werden tun, was wir können. Auf San Cristobal.