Marquesanisches

Hanavave / Fatu Hiva, 4.7.2010

Fauler Sonntag. Oder besser: mittel-faul – lange getaucht haben wir, Rumpf säubern, Anoden kontrollieren. Ziemlich viel „Salat“ an der Wasserlinie…

Mar Hull Fu

Und Zitrussalat zubereiten und essen, schliesslich haben wir gestern 2 Säcke mit Pampelmusen und Orangen nach Hause geschleppt. Eingetauscht gegen – beim Lieferanten sehr beliebt, nicht so beim „Gesetzgeber“ – eine Flasche Rum, und für ein paar Zigaretten gab es noch eine Staude Kochbananen dazu. Den Tauschpartner fanden wir eher zufällig, als wir nach einer kleinen Wanderung durch das – zu 80 % aus neuen Holzhäusern bestehende! – Dorf schlenderten, mein Rucksack schon ziemlich beladen von einer in den Bergen gefundenen Kokosnuss samt ein bisschen aufgelesenem Fall-Obst. Limonen. Ein kleiner Junge, mit der typischen vo-ku-hi-la-Frisur, der eigentlich nach Bonbons fragte , hatte uns in „seinen“ Garten gelotst, eine junge Frau im gelben Pareo, Jasminblüte hinterm Ohr, bot an, uns Tapas zu zeigen; so landeten wir im Hof der Familie. Unter einem großen Dach die Küche, alles zusammen: Wohnküche, Kochküche, Waschküche, Esszimmer, Ruheraum, Tapawerkstatt. Schweinchen steht angepflockt unter einem Baum und mampft Kokosraspeln (wie die meisten Haustiere hier!), die Hunde machen lange Hälse, ob was übrig bleibt (nicht doch!), oder Schweinchen vielleicht etwas danebenferkelt (ja,klar!). Um einen riesigen Tisch sitzt die Familie, undefinierbar welche Verwandschaftsverhältnisse sich da zusammenscharen. Die Alte, die sich eine dünne Zigarette nach der anderen dreht (so klingt sie auch!), scheint die Dame des Hauses zu sein. Eine junge Frau fertigt Blüten aus gefärbten Tapa-Stückchen „für die Tanzkostüme“. Tapa ist eine Spezialität von Fatu Hiva, flach geklopfte Rinde des Papiermaulbeerbaumes, die mittlerweile zu Dekorationszwecken mit grafischen Mustern oder (gruselig!) mit Südseeschönheiten bemalt werden, immerhin nur „schwarz auf Bast“. Nun, wir geben unserer schon bekannten Kaufhemmung nach und sagen freundlich „non, merci!“. Dafür kriegen wir einen Tanz-Bikini vorgeführt, aus unbemalter Tapa, das klassische „Baströckchen“, der steht aber nicht zum Verkauf. Aber irgendwie wollen sie ja doch mit uns ins Geschäft kommen und bieten für den Nachmittag eine Lieferung Pampelmusen zum Tausch an. Als wir um 16 Uhr pünktlich wie die deutschen Maurer wieder eintrudeln, ist die Situation kaum verändert, lediglich lagert nun auch der Hausherr mit am Tisch und lässt sich von einer der Töchter einen Splitter aus der Fußsohle prokeln. Ziemlich entspannt, das alles. Viel Leibesfülle, farbige Pareos, hochgesteckte Haare mit lustigen Holzpfeilen und -stäbchen, sonores Lungengeräusch von unserer Raucherin, dazu marquesanisches Geplapper, gemischt dem Französischen, das an uns gerichtet ist. Die Begeisterung über die EINE Flasche Rum hält sich zunächst in Grenzen, man hatte sich wohl mehr erhofft, aber die Zigarettendreingabe scheint auch etwas wert zu sein. Während wir auf den Zitruslieferanten warten, klönen wir äber Fußball, Essen und Tauschartikel. Mit Munition Kaliber 22 können wir leider nicht dienen – dringend benötigt für die Schweine- und Ziegenjagd! Parfum und Lippenstift hatte ich wohl bedacht, aber für „nicht so dringend“ erachtet – Fehler! Duschgel wäre auch willkommen und Angelhaken, da werden wir mal nach graben, für die nächsten Stationen… Und dann kommt er, der 12-jährige Sohn, aus irgendeinem Garten in den Bergen, und schleppt einen kleinen Berg an Pampelmusen und Orangen an, die wir gern einsacken – und ebenso gern werden unsere Tauschartikel einkassiert. Allseitige Zufriedenheit. Die Situation war – so wie man es sich vorstellt. Fröhlich und entspannt. Mit einem Schuss Trägheit. Gauguin lässt grüßen. Wie schön wenn man Vorurteile bestätigt findet!

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