Fakarava, 24.7.2010
Der Titel reimt sich übrigens… So eine Wochenrückschau könnte auch „Ein Kessel Buntes“ heißen, aber eine Kokos-Hühnersuppe mit Tunfisch ist ja auch eine wilde Mischung, und die gibt es jetzt.
Wir sind in den Tuamotus gelandet, auf Fakarava, und haben damit unseren ersten Pass in ein Atoll geschafft – aber davon später mal mehr.
Chronologisch gesehen war die Woche so:
Sonntag: Lösung des Elektrowunder-Rätsels. 5 mal durfte ich den Eigner ins Masttopp befördern, zu mehreren Testzwecken und dann zur feierlichen Einsetzung eines neuen Leuchtmittels, das auch dort oben leuchten würde. Für die, die es interessiert: Wir hatten beabsichtigt, die Lampe noch besser zu machen als zuvor, aber nun leuchtet dort oben wieder eine LED-Leuchte des gleichen Typs wie vorher. Der neue Birnentyp wäre zwar heller gewesen, aber leider ist er falsch, oder besser: anders herum gepolt; mal abgesehen davon, dass es ein Weilchen gedauert hat, bis wir das gemerkt haben, ließ sich weder lampen- noch leuchtmittelseitig daran irgendwas ändern. Aber Masttoppwinschen ist gut für die Kondition der Schipperin und deren Ärmchen (und gut gegen „allit“, wie die Finnen sagen*).
Montag: AKKA als Kauffahrteischiff. SANNY hatte aus dem Tahuatas Inseldorf gemeldet, dass buchstäblich NICHTS zu kaufen sei, drum nahmen wir Bestellungen auf und machten wir uns auf den Weg nach Hiva Oa, der dann so beschwerlich gar nicht war. Nach zwei Stunden Segeln und Bolzen waren wir in Atuona. Anker schmeißen im deutlich geleerten Ankerfeld, Andreas bleibt an Bord, und ich unternehme eine Eilfahrt in den Ort; schließlich ist es schon fast 11 Uhr, und auf den Marquesas wird die Mittagsruhe streng gehandhabt. Hitchhiking mit französischen Beamtenfrauen bergauf, das kostete mich nur ein paar in den Bauch gefragte Löcher – was eine gelangweilte Expat-Frau eben eine „Abenteurerin“ so fragt, sehr nett. Aufkaufen, was die Gemüsefrau noch anzubieten hat, Pak Choy und Kohl, Gurken und Tomaten, Salat, na alles halt, was AKKAnauten auf den eher unterversorgten Tuamotus brauchen könnten, und die ENOLANER auf ihrer Reise zu den nördlichen Marquesas. Nach mir die S…ervicewüste: Pampelmusen – ausverkauft. Gurken: ausverkauft, dito Auberginen und grüne Bohnen. Von der Fischfrau im Truck nebenan 3 kg Tun und Maki=Schwertfisch. Glückstag! Ich deponiere die schweren Taschen und Rucksäcke gleich am Platz und eile weiter zum Supermarkt: Buying wild, Käse, Wurst, Sahne, Terrine de Campagne, Zwiebeln, Kekse, Kartoffeln, Butter – nicht zu vergessen Eier für das halbe Ankerfeld in Tahuata. Es ist VIEL, eindeutig und es kostet… Taxi suchen: Fehlanzeige! Es ist 12 Uhr, der Marktbesitzer scheppert schon mit dem Schlüssel, ich schleppe mich (und meine Taschen) zurück zum Gemüse- und Fischberg, mit all dem Supermarkt-Gerödel. Was finde ich?! Gemüse ja – Fisch: nein! Truck weg, mein Fisch auch… Mist, und ganz billig war der nicht. Aber die Polynesier SIND nett und gastfreundlich, kaum einer, der nicht sofort das Handy zücken würde, um schnell ein Taxi herbeizurufen (oder einen Freund, der schnell mal zum Taxifahrer mutiert…), und so klärt sich die Situation: der Standplatz neben dem Gemüsetruck an der Police Municipale ist nur ein Marketing-Gag, die Leute betreiben in Laufentfernung in ihrer Garage (siehe Fatu Hiva, ungefähr so…) einen richtigen Fischladen und wollten meinen Fisch nicht ungekühlt im Schatten des großen Mangobaumes stehen lassen. Umsichtig. Fehlt noch was?! Brot. Das allerdings gab es heute leider nicht, pas de baguette… Die Gemüsefrau hat, während ich dem Fisch hinterher renne, eine Bäuerin überzeugt, dass auf ihrer Ladefläche Platz für meine Einkäufe ist, und so schmeißt mich nach erstaunlichen 80 Minuten die freundliche Dame wieder am Anleger raus. Nicht unentgeltlich. 1000 Francs waren fällig – ob die mit ihrem LKW eine Taxilizenz hatte?! BESTIMMMT!
Geschwinde Rückreise nach Tahuata, die Besteller warteten schließlich schon. Und weil Andreas während meiner Einkaufstour eMails geladen hatte, gab es einen Grund, den Tag feierlich zu beschließen: Gute Familiennachrichten – eine Hochzeit wurde in Aussicht gestellt. Wenn das kein Grund ist, eine Suppe vom Huhn aufzusetzen, mit Kokos und Tun. Das ist nämlich nicht nur eine wilde Mischung, sondern unsere traditionelle Festtagsspeise, Fischfondue AKKA. Auf Euch, Ihr Berliner!
Dienstag bis Samstag: Seestrecke zu den Tuamotus. Was dieses Mal das Rätsel der Woche war, erfahrt Ihr in der nächsten Folge. Ich sag nur: Tidennavigation…
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*Die meisten Finnen wissen angeblich nicht mehr, warum die schlaffen Trizepse älterer Mädchen „allit“ heißen. Allit, das ist das, was wir Fledermausärmel nennen oder die Amerikaner „bingo wings“, und Alli war die Frau vom Präsidenten Paasikivi in den 50er Jahren, und die trug mit ihren 80 Jahren die gewagtesten Ballkleider. Und eben berühmt-berüchtigte „bingo wings“ zur Schau… Ist es nicht toll, was man in der internationalen Gemeinschaft der Segler alles lernt?!