Kleiner Scherz

Punaauia, 18.8.2010

Die Geschichte mit dem Paket aus Deutschland ist zäher als erwartet. Beim letzten Mal, nach Trinidad, war doch alles ganz einfach, aber nun…

In der Morgendämmerung stehe ich auf und gucke gespannt in die Mails – wir warten seit Tagen auf eine Bestätigung. Endlich! Paket unterwegs, eine kryptische Inhaltsangabe, eine Kopie der Airway Bill; es scheint alles in Butter zu sein. Merkwürdig scheint mir zwar die Flugnummer – LAN Chile via Santiago, aber Spedition Hellmann wird es schon richten. Dann der Blick auf die Adresse, und der lässt mir die Haare zu Berge stehen: Alles richtig, bis auf: HT 13003 Punaauia, Papeete, HAITI. Ich falle fast um. Haiti – spätestens seit dem Erdbeben eine der ersten Adressen für Luftfrachtangelegenheiten, ich kann quasi unser Paket zwischen den UN-Hilfslieferungen stehen sehen. Nicht zustellbar…

Es ist gerade 6 Uhr , ich wecke Andreas – mir ist zwischen Lachen und Weinen. Der Versuch, beim Lieferanten anzurufen scheitert, ebenso wie der beim Luftfrachtbüro in Bremen – Ende der Geschäftszeit in Deutschland. Zum Trost teile ich den Witz des Tages erst mal dem Bruder und Postverwalter per Skype mit; das entspannt, der inzwischen bereitete Morgenkaffee belebt und wir ergoogeln die Flugnummer. LA 388. Die Internetseite baut sich zwar (Google Maps und den entsprechenden Datenmengen sei Dank) NICHT auf, aber was ich  sehen kann, ist der Hinweis „Isla de Pascua“. Haha! Rapa Nui, Chile. Das ist doch der Inbegriff des  Polynesischen, gleich hier um die Ecke, 1800 Meilen entfernt. Und dann, ehe das Netz zusammenbricht, erscheint noch eine kleine Textzeile: Airport Faaa, Papeete, Tahiti. Die Hoffnung keimt, dass die Flugnummer in die richtige Richtung weist; hoffentlich guckt sich niemand die Adresse genauer an. Wir werden heute mal zum Flughafen rollen und in Erfahrung bringen, was zu tun ist.

Morgenstund hatte heute Scherz im Mund. Oder eher Schock in den Gliedern…

Ach, noch was – nicht WIR suchen hier das Paradies, mein klienes Gemecker war vielleicht ein bisschen überzeichnet.  Es waren die Leser, die nach paradiesischen Um- und Zuständen hier auf Tahiti gefragt hatten. Nun kommen per Mail tröstende Worte, dass es bestimmt auch schöne Seiten habe, das „Paradies“. Ihr seid wirklich nett – vielen Dank. Unsere Suchfahrt hat gestern stattgefunden und so bestätigen wir: Tolle Landschaft, zwischen undurchdringlich (Tahiti Nui) und angenehm mit Landwirtschaftlichem durchsetzt (Tahiti Iti). Ein Pflanzenpelz auf den steilen Hängen, an dem man sich gar nicht satt sehen kann. Ein n­­­­ettes Gauguin-Museum, ein schöner Wassergarten, Surf-Meisterschaften in den Brandungswellen – und viele einladende Ankerplätze. Wirklich schön – ganz normal schön…