Bora Bora, 27.9.2010
Schon wieder eine Woche um – und am Horizont guckt Maupiti über die Brecher. Wir müssten uns Richtung Tonga aufmachen, aber ganz leicht fällt uns das nicht; es ist nämlich erstaunlich beschaulich auf Bora Bora. Nachsaison?! Die Krise?! So ganz genau wissen wir es nicht.
Hatte ich vor Anreise noch gedacht, dass ich jetzt auf die Insel Publa Cumba ** komme (da tanzen, frei nach James Krüss, die Helikopter und Jetskis Rumba…) war schon der erste Halt am Bora Bora Yacht Club eine Überraschung: der existiert nämlich nur noch marginal. Wir hatten eine der Moorings genommen, weil wir mal wieder Lust auf ein richtig schönes Abendessen hatten, „wundervolles französisch.-polynesisches Essen“ wurde uns angepriesen. Es ist Sonntag – wir unternehmen einen Gang nach Vaitape. Ruhig ist es auf den Straßen – nur die Hunde grüßen uns freundlich. Klar, wir sind ja auch die einzige Abwechslung an diesem Tag. Der Ort: geschlossen. Kein Café, kein Restaurant für den schnellen Mittagssalat – von solchen Lokalitäten gibt es sowieso nur eine Handvoll, auch wochentags. Zurück am Yacht Club – wir sind schon ganz geschafft vom Latschen in der Sonne und alternierenden Rennen zwischen den Regenschauern! – sehen wir am Club-Tor das Schild „Bar fermé“. Naja, Sonntag eben – aber weit gefehlt: Bar und Restaurant sind bis auf Weiteres geschlossen. Seltsam. Wie sich am Montag herausstellt, sind wenigstens die Preise für€™s Wäschewaschen die alten, stolzen: 1000 CFP für die Maschine; ich bin zwar dankbar, dass ich die Handtücher nicht von Hand waschen muss, aber auf€™s Trocknen (noch einmal 1.000 …) verzichte ich und hänge den Kram in den Wind. Nicht ganz mühelos, dafür kostenfrei. Abends verabreden wir uns mit Louise und Chris von der QUEST zum Sundowner auf der wirklich schönen Anleger-/Terassenkombination und lassen uns trotz „Bar Fermé“ ein Bier servieren. Cocktails gibt es, auf eindringliche Nachfrage auch, aber wir können uns nicht des Verdachtes erwehren, dass das alles unter der Hand geschieht. Vielleicht ist die Konzession abhanden gekommen – unter Seglern machen abenteuerliche Seemannsgarn-Geschichten von Nachbarschaftsstreit und abgestelltem Strom die Runde, gepaart mit Cyclonschäden, die „OLI“ im Februar hinterlassen hat. Schade – dies war DER Platz, wo alle hin mussten, wenn sie auf Bora Bora waren, und es war eher ein Kunststück, ein Plätzchen zu finden. Jetzt sind wir vielleicht 5 Boote, und es herrscht die entsprechende Ruhe. Sehr willkommene Ruhe, und offensichtlich durch beides bedingt, Nebensaison UND Krise. Waren es bis vor Kurzem wöchentlich noch 5, 6 Kreuzfahrtschiffe, die ihre Ladung über die kleine Insel ergossen, kommt derzeit nur die vergleichsweise kleine „Paul Gauguin“ aus Papeete.
Wir verkriechen uns für den angesagten Starkwind auf die Westseite des Inselchens Topua, südlich vom Pass und genießen ein paar noch ruhigere Tage.
Allerdings, wo immer man hier ist, eigentlich ist ständig eines dieser Luxushotels in Sicht, Sheraton, Interconti, Sofitel und viele mehr. Und alle haben sie ihre Behausungen auf Pfählen ins Wasser gesetzt, das kennen wir ja schon seit Moorea so. Neugierig wie wir sind, müssen wir uns das doch wenigstens einmal näher betrachten, und so erobern wir das nahe gelegene Hilton Bora Bora von der Seite des Wirtschaftshofes aus; geplant und gewollt ist es sicher nicht, dass abgerissene Segler hier ihr Dinghy anbändseln. Wir spazieren durch einer äußerst gepflegte Anlage, Palmen wiegen sich über großen Sandflächen (was erklärt, was der kleine Saugbagger vor dem Riff eigentlich macht: Teppich produzieren!) Bisschen steril, finde ich, aber die Häuser, die in der Parkanlage am Hang stehen, gefallen uns extrem gut. GENAU die Größe, die wir uns für einen Altersruhesitz erträumen, dicke Holzbohlen, viel Glas unter einem großen Palmblattdach. 800 Euro pro Nacht müsste ja wohl machbar sein (ich glaube, diese Anwandlungen hatten wir schon mal – damals, am Parador in Bayona…). Ich will nicht behaupten dass Grabesstille herrscht, aber die wenigen Gäste, die unter Palmen in den großen Hängematten schaukeln, kann man an einer Hand abzählen. Dementsprechend sind wir die Einzigen an einer der Strandbars, und so ist Zeit, ein bisschen mit Anastasja zu quatschen, der jungen Barfrau. Die holt sich telefonisch zunächst mal die Genehmigung ein, uns überhaupt bewirten (und abkassieren!) zu dürfen, und mixt uns dann etwas, unten blau, mittig grün, oben gelb. „Bora Bora Nui“, Ananassaft und Blue Curacao. Lecker. Und ziemlich teuer. Bis Weihnachten wird hier nicht allzu viel los sein – wir werden das Gefühl nicht los, dass das Geschäft einfach überzogen wurde. Das Hilton war vor nicht allzu langer Zeit ein Sheraton, und in einem der Segelführer wurde vor dem Ankerplatz zwischen Topua und Topua Iti gewarnt: zu viele Hotelboote. Sheraton ist jetzt auf einem der Außenmotus vertreten – nicht dass man sich aus dem Geschäft zurückgezogen hätte, nein, es wurde eine weitere Anlage errichtet. Unsere „Vorfahren“ von vor 3, 4 Jahren berichteten noch von ununterbrochenem Schwell, verursacht durch Tauchboote und Jetskis – alles Fehlanzeige. Wir haben es schön hier, und ruhig. Wenn man mal vom Donnern der Brandung absieht. Und die wird in den nächsten Tagen wieder mal zunehmen – Grund genug, das Wetter hier abzuwarten. Nicht der schlechteste Platz dafür. Bora Bora halt.
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** Vielleicht muss ich das erklären. Die Geschichte geht so: Käpt’n Dado gerät zu den Glücklichen Inseln hinter dem Winde (wir auch!). Nicht alle auf seinem Schiff dürfen alle diese besonderen Inseln besuchen, wo man aus Musik Bauwerke machen kann, oder wo Gemälde plötzlich Wirklichkeit werden- das dürfen nur nur solche, die das Talent zum Glücklichsein haben. Die 4 Möwen an Bord, die Maus Philine, Tante Julie… (Und wir natürlich). Alle anderen Besatzungsmitglieder und Passagiere werden täglich vom Ankerplatz zur Insel Publa Cumba gebracht, denn“ …auf der Insel Publa Cumba tanzen die Insekten Rumba!“ In fliegenden Teetassen und ähnlichen Gefährten gelangt man zur Insel, und die ist ein riesiger Napfkuchen, von dem man essen kann, man kann aber auch auf Puderzuckerpisten Skifahren und auf Seen aus Himbeersaft Motorboot fahren. Vollbespaßung eben, so wie an einem richtigen Touristenzentrum. Damit auch der unglücklichste Reisende ein bisschen „Glück“ hat.