Pangaimotu, 27.11.2010
… heute hat es nur einmal geregnet! Toll! Seit um 6 Uhr in der Früh durchgehend. Fleecejackenwetter in Tonga. Mit Wollsocken. Man mag es kaum glauben. Aber es gibt Hoffnung – man sieht es weiter unten…
Wir liegen noch immer in Pangaimotu, und das bleibt auch noch ein paar Tage so, so viel steht fest.
Was nicht feststeht, ist, was dieses vermaledeite Tief macht, das sich von Fiji auf den Weg in unsere Richtung macht. Schon seit Tagen starren wir nun schon darauf, eben kam eine erhellende Nachricht: „… das Tief über Fiji wird möglicherweise mit einem Namen belegt und zum Cyclon ernannt… und liegt dann ein paar Tage südlich von Tonga…“ Bob McDavitt empfiehlt die Weiterreise ab dem 5.12. Das ist doch mal eine Aussage – nein, das sind zwei Aussagen, denn Winfried vom gleichnamigen Kurzwellennetz meinte Gleiches heute morgen. Neuseeland macht’s echt spannend für die AKKA.
Was machen wir derweilen? Rumsitzen, im Internet surfen, so weit die Bandbreite reicht (und für die Tagesschau oder gar Amazon.de reicht sie nicht!), ein bisschen hin- und herräumen und auf einen warmen, windstillen Tag ohne Welle warten, um den Eigner nochmals in den Mast zu winschen. „Da könnt Ihr lange warten!“ höhnt das Tief…
Also lassen wir uns vom Fährboot abholen und vergnügen uns in Nuku’alofa. Wir gehen einkaufen, im MOLISI gibt es Joghurt und Käse und was des Reisenden Herz sonst begehrt, ich sitze schon auf Bergen von Hühnerkeulen und Dosen voller Suppe für die doch eigentlich geplante Abfahrt. Bisschen früh geplant…
Alternativ trinken wir einen Kaffee im „Friends Café“… Peinlich, peinlich, Cathy, die immer an der Kasse steht, ruft schon fröhlich „Hello! AKKA!“ – man muss nämlich ein „Tab“ eröffnen, zu deutsch: einen Deckel, und der Name hat sich eingeprägt. Wir sind eindeutig zu lang in Tongatapu. Und gut dass keine Finnen da sind „Hallo, Alte“ wie klingt denn das..
Und sonst?! Spannend ist es ! Donnerstag war Wahltag; ein richtiger, mit „h“ und überhaupt der erste in der Geschichte Tongas, in der die „gemeinen Leute“, die commoners, mal die Möglichkeit hatten, Volksvertreter zu bestimmen. Bisher ging nichts ohne König und seine Adligen, das nennt man wohl absolute Monarchie. Nachdem es aber vor ein paar Jahren Unruhen gegeben hatte, waren für 2010 Wahlen versprochen, und schon vor Wochen hatte man uns aufgeregt darauf angesprochen: „… wir können wählen! Jetzt wird alles anders! Wir haben einen guten König, der das erlaubt…“ In der Tat – so „konservativ“ dieser Nachsatz auch klingen mag, der König hat sich durchgesetzt, gegen die Adligen; übrigens sagt einer unserer Reiseführer dazu: „… die nobles erkennt man leicht: „…die ganz Dicken, die alle rumkommandieren, aber selbst nichts tun…“ Garstig, garstig. Meine Taxifahrer gestern hatten jedenfalls kein anderes Gesprächsthema, und die Gemüsefrau, die Postbeamtin, und ich glaube, dieses Mal erkannte man die „Gemeinen“ ganz leicht, an diesem seeligen Grinsen im Gesicht. Manche sind natürlich skeptisch, viele erwarten „zunächst mal“ nicht allzu viel, in der ersten Legislaturperiode. Für die Nobles wird das jedenfalls ein Kulturschock werden, das man eben nicht mehr sagen kann: „… wir kaufen diesen Seelenverkäufer als Fähre…“, auf Staatskosten, wohlgemerkt und tatsächlich so geschehen: Mit der Absicht, das Schiff absaufen zu lassen, denn da kommt ordentlich Versicherungskohle rein – ins Privatsäckel des geschäftstüchtigen Noblen. Sehr nobel -leider waren ziemlich viele Leute an Bord, ein Mahnmal gleich gegenüber der Werft erinnert daran. Klar sind die Verhältnisse im neuen Parlament zwar noch nicht, aber das wird sich richten lassen. 9 Nobles, 4 Unabhängige und 13 „Friendly Islands Democratic Party“, aber man ist hoffnungsfroh, dass die Unabhängigen die Demokratischen unerstützt. Sie sind doch ganz schön gelassen, die Tonganer! Wir werden gleich mal Big Mama zum Thema interviewen. Heute, oder morgen – wir haben ja noch ein paar Tage hier rumzukriegen.
Und: wie man sieht, gibt es „Hope“!
Also hoffen wir – politisch, mit den Tonganern und auf günstiges Wetter!