Russell, Kerikeri und umzu

Pohutukawa - der neuseeländische Weihnachtsbaum

Pohutukawa - der neuseeländische Weihnachtsbaum

Opua, 28.12. 2010

… es weht, ganz schön böig, und wir überlegen schon, ob vielleicht das Sonnensegel eingeholt werden muss, das wieder einmal eher als Regensegel gedacht ist. Und da kommt noch mehr an Wind gefahren, kurzfristig nur; es ist eine schöne Squash Zone, aber das Tief rückt mehr nach Süden und beschert der Südinsel einen kräftigen Sturm – 55 Knoten wurden heute für den Marlborough Sound vorhergesagt. Viel Spaß beim Zelten allen Weihnachtsurlaubern!

Grib

Den  wunderschönen, strahlenden Zweiten Sommer-Sonnen-Weihnachtstag haben wir mitten unter Ausflüglern und Urlaubern verbracht und sind mit der Fähre nach Russell gefahren.  Strandspaziergang, spielende Hunde und Urlauber beobachten, Salatessen, über glitzernden Pfützen mit hunderten von Schnecken träumen und nicht zu vergessen unter’m „New Zealand Christmas Tree“ sitzen.

Ein Weihnachtsbaum in Russell

Ein Weihnachtsbaum in Russell

Russell ist die älteste, weiße Siedlung Neuseelands, hier steht die erste Kirche inmitten eines uralten, schönen Friedhofes, moderne wechselt sich mit alter Bebauung ab – ausgesprochen hübsch. Und mit einer mörderischen Geschichte. Wie kann es nur passieren, dass Häuptling Hone Heke,  erfreut über die Ankunft der Briten, ihnen einen Flaggenmast verehrt, den er dem englischen König widmet – und ein paar Jahre danach bricht dann das aus, was man den „flagstaff war“ nannte. Die Geschichte ist wohl so einfach wie wiederholbar: die Interessen der Maoris waren nicht die Interessen, die die Briten hatten. Wollten die einen freundliche Handelspartner und Naturalien gegen Musketen tauschen, hatten die anderen Landnahme im Sinn.  Und so stehen in Russell wie der gesamten Bay of Islands Zeitzeugnisse der Briten neben denen der Maoris. Friedlich,  wie in Kerikeri, oder noch immer von in Russell ansässigen Maoris bissig kommentiert.

Maorihaus in "Rewas Maori Village"

Maorihaus in "Rewas Maori Village"

Wie dem auch sei – in Russell hat „Neuseeland“ politisch begonnen, mit dem Vertrag von Waitangi, der sich dann als so seltsam missverständlich erwies, und in Kerikeri ökonomisch, denn hier enstand das erste kleine Handelszentrum, natürlich betrieben von den Missionaren; im „Stone Store“ steht man noch heute auf dem alten Kopfsteinpflaster und es riecht nach Eisennägeln, Teer und Jutesäcken – und nach dem ganzen Souvenir-Kleinkram, den dieser alte Laden heutztage verkauft, Stoffe, Honig, Blüten-Seifen mit Pohutukawa oder Manuka oder nach Sandseife für die schmutzigen Töpfe.

Neuseelands erste Handelsstation - The Stone Store

Neuseelands erste Handelsstation - The Stone Store

Zum krönenden Abschluss haben wir auf einer Wiese die Zelte aufgebaut. Erst das alte, liebgewordene Fjällräven Everest  („… wieso haben wir eigentlich ein Neues gekauft…“) und dann das neue von Katmandu („… das ist ja wirklich geräumig! Oh wie nett, dass wir ein neues Zelt gekauft haben…“)

Bye bye, Fjällräven Everest! Hello! Katmandu Taku!

Bye bye, Fjällräven Everest! Welcome, Katmandu Taku!

Der Besitzer vom Bus im Hintergrund maulte uns ein bisschen voll – er hatte den Verdacht, wir seien vom „Council“ und wollten „schöne Fotos“ machen und dann den Platz als offiziellen Campingplatz verkaufen. Ganz augenscheinlich lebt die Familie dauerhaft in diesem Bus und sucht nach kostenfreien Plätzen. Eine lange Tirade folgte, über die Gier der Mitmenschen, und dass wir ja mit dem schicken Auto, dem modernen Zelt und den Isomatten, die er im Auto erspäht hatte, keine „richtigen“ Camper seien. Auch in Neuseeland gibt es Leute mit ’nem Hackenschuss.

Den Ausflug nach Kerikeri haben wir uns gestern vom etwas graueren Wetter nicht  trüben lassen und sind über alte Maori-Terrassen gestiegen und über deren Leben sinniert: Haupt-Handelsinteresse waren in der Tat die Musketen, und die sollten nicht vorrangig auf die Briten gerichtet werden, sondern auf die benachbarten Stämme, was man dann auch blutdurstig und erfolgreich tat.

Außer dem Geschichtlichen gab es eine Einführung in Neuseelands Pflanzenwelt im „Discovery Garden“, und an der Furt durch den Fluss kann man Viecher beobachten, und ich versuche sogar, das mit der dicken Spiegelreflex einzufangen. Mit mittlerem Erfolg – 5 von gefühlten 100 Bildern sind in Ordnung…

Was'n das für eine(r)??

Was'n das für eine(r)??

... nicht eine(r) - das sind zwei!

... nicht eine(r) - das sind zwei!

Genug der Geschichte(n).  Zeit für … High Tea ?!  Quatsch. Für einen abschließenden Kaffee.  Einen „Flat White“ bitte, und einen Cappucino! Schließlich sind wir in Neuseeland…

Very british?! Nix da: Flat White und Cappucino

Very british?! Nix da: Flat White und Cappucino

Aus Auckland

Auckland, 22.12.2010

Die AKKA liegt in Opua und wir haben unsere erste größere Ausfahrt mit Mitsubishi „Grandi“ Grandis hinter uns.

Selbst die Park(tor)touren bei den großen Malls gingen glatt – nur zwei Dinge bleiben einem bei der Umstellung auf Linksverkehr für eine Weile: der Kopf schnellt beim Rückwärtsfahren erst mal nach rechts und außerdem „blinkt“ man noch eine Weile mit dem Scheibenwischer…

Die Malls waren schlimm. Für’s Budget. Ein neues Telefon für die Schipperin, die x-te externe Festplatte, ein MP3-Player für’s nächtliche Hörbuchhören, das war geplant. Der Verzicht auf den Camper zog aber längere Wanderungen durch Outdoorgeschäfte nach sich und bei Kathmandu wurden wir fündig. Sehr schick, so ein ratz-fatz-Aufstellzelt in Kuppelform, mit großer Apsis und aus (hoffentlich) ziemlich wasserdichtem Nylon. So etwas geht natürlich nicht ohne Isomatten, nicht diese harten Schaumdinger aus den 70ern, nein, wir hatten ja schon seit den 90ern moderne, selbst aufblasende ThermaRest-Matten für die Afrikareisen – die Entwicklung ist aber parallel zu unserem Alterungsprozess fortgeschritten, und mit eben diesem gingen auch unsere Ansprüche in die Höhe, will sagen: wir betten uns nun auf rückenfreundlichen  Matten von 5 cm Dicke. die angebotenen 7,5 cm haben wir tapfer abgelehnt – soo alt sind wir ja nun noch nicht.

Und dann: Buchladen. Wir konnten uns gar nicht trennen. Sachbücher zur Südinsel waren ja noch einen einfache Aufgabe, aber „Borders“ in der Sylvia Park Mall hatte kilometerlange Regale voller Bücher, und eben nicht mehr das „New York Times Bestseller“-Schrott-Konzentrat, sondern richtig schöne Bücher. Also lesen wir jetzt den von der Familie empfohlenen „Vielschreiber“ Bernard Cornwell und seine Utred-Geschichten aus dem 9. Jahrhundert im Original. Natürlich bleiben noch Deutschbuch-Wünsche, vor allem wären ja mal deutsche Magazine oder Zeitungen etwas Nettes. Die ZEIT kommt uns übrigens neuerdings als Podcast – ausschnittsweise – an Bord! „Buchladen, die zweite“ ist aber vertagt auf den nächsten Auckland-Besuch. Wir müssen sowieso nochmal ins Voyager-Maritime-Museum, die Fülle der Exponate war für den gestrigen Nachmittag schlicht zu umfangreich – ich würde gern die 48-minütige Dokumentation zu Peter Blakes Whitbreadreise sehen und länger vor der Bildwand zu Graf Luckner stehen, letztere sehr interessant und eher neutral gehalten. PAMIR und PASSAT sind irgendwo vertreten, wir haben den Teil nicht mal gesichtet, dafür haben wir allzu lange vor den polynesischen und melanesischen Kanus gestanden und gestaunt – die Jungs (und Mädels) waren wirklich mutig, aber nicht nur das: deren Reisen waren ja keine Himmelfahrtskommandos, gefährlich zwar, aber doch geplant,  und die Rückreise war durchaus vorgesehen. Toll.

Am Dienstag haben wir der Schiffstaufe der „Pacific Pearl“ beigewohnt, Neuseelands erstem „Superliner“, wie man das nannte. Eine schlichte Umtaufaktion, ungefähr so wie wir einen Mitsubishi Grandis gekauft haben, hat sich P&O eine alte Kreuzfahrt-Schlurre gekauft, aber die Auckländer hat’s gefreut, es gab Musik und Maoritanz und Feuerwerk.

Last but not least haben wir unseren Freund Doug getroffen, immer noch mitten drin im VW-AUDI-Trubel (ein paar Marken sind dazugekommen, zum Beispiel Maserati, Peugeot etc.), und diesen Besuche müssen wir wiederholen, vertiefen und quatschen, quatschen, quatschen. Darauf freuen wir uns.  Die Krankenhausgeschichte ist diagnostisch gut ausgegangen, die Steine sind noch da, aber es besteht keine Notwendigkeit für eine unmittelbare Behandlung; mal schauen, wie das weitergeht. Übrigens, die Website ist gerade parallel aktualisiert! Hurra! ** Damit hat nun auch der „Ostseesommer“ endlich ein Ende gefunden. Vielen Dank für die lange Zugangszeit an die geduldige Bedienung vom QUATRO Bistro am Greenlane-East-Kreisel… Peinlich, wenn man sich nach dem Frühstück noch 2 Stunden an 2 „Flat White“-Kaffees festhält, und kostenfrei surft und surft und surft…

.. und jetzt?! Fahren wir aus Auckland RAUS. Whangarei angucken, vielleicht halten wir auch noch bei der Hütehundshow an, die wir gern sehen würden,  in jedem Fall kommen wir an atemberaubenden Ausblicken auf die Tasmansee vorbei, und dann wartet Fräulein AKKA auf uns. Home, sweet home. Boat sweet boat.

Bis bald und schon mal vorab fröhliche Weihnachten von den AKKAnauten!

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** von wegen „hurra!“ Ich kontrolliere gerade die Seiten einzeln online, und da sind nun einige nicht nachvollziehbare Layoutfehler drin. Sieht so aus als würde es morgen eine Weihnachtssitzung im Internetcafé geben…

Mobil, mobil…

Opua, 18.12.2010

Hier geht’s ab… Schon die ganze Woche!

Chronologisch: Am Dienstag kamen Zöllner und der Quarantine-Officer, mit einem Willkommenstäschchen aus Pandanus und viel Reklame drin, von A wie Angelbedarf bis Zilakis‘ „Cars for Cruisers“, zu deutsch: Autos für Segler.  Ankern, ausschlafen, Opua erkunden – das ist eine Ansammlung von Gebäuden und marine-orientierten Betrieben um den großen Bootsanleger. Kaffee im Opua Café, Schnack mit diversen „alten Bekannten“  und unvermeidlicher Austausch über die Tonga- oder Fijistrecke. Nachdem wir am Mittwoch einigermaßen ausgeruht waren und schon mal einem bescheidenen Shopping-Wahn (ERDBEEREN! SPARGEL!)  im Supermarkt in Paihia verfallen waren (ui, ui, wir sind mitten zwischen die Normal-Touristen gefallen!, Delfin-Touren, Schorcheln, Tauchen und mit übermotorisierten Riesenbooten am Cape Brett vorbeibrettern!) wurde es am Donnerstag ernst.

Die Sache ist die: für Neuseeland scheint ein Auto unabdingbar zu sein, und wir hatten schon auf der Tonga-Passage und davor das hiesige eBay namens „TradeMe“ ausgeforscht und einen schicken VW-Bus ausgesucht. Für, schluck, 28.000 Kiwi-Dollars – aber Camper haben hier einen guten Markt und wenn man das Auto nicht völlig zerstört kann man es gut weiterverkaufen, zumal wir unseres wahrscheinlich für  2 Saisons in Neuseeland brauchen.

Um am Montag den Doktor in Auckland erreichen und auch dieses besagte Auto anzuschauen zu können, wurde bei Opua Auto für eine Woche ein Leihwagen ausgegriffen.  Fein. es gießt in Strömen, wie überhaupt seit Ankunft, wir rollen die Straße hinunter: „… bei Cars for Cruisers erkundigen wir uns kurz, ob er uns im Zweifelsfall beim Erwerb   des Autos heflfen kann“. Philip hatten wir schon am Vortag kurz getroffen und er hatte uns „ganz uneigennützig“ dieses Angebot gemacht –  und überhaupt, wer ist dieser Philip?! Wir kennen den von irgendwoher, und kramen in den Hirnen zurück bis in Berufszeiten…  Machen wir’s kurz: Philip war mit Frau  Unilda, Töchterchen Mishell und seiner XTACY in Huahine, und wir haben schon mal zusammen Pfannkuchen am Strand gebacken. Wenn das keine Geschäftsanbahnung ist. Wir schnacken und gucken auch seine Autos an, immer diesen VW-Bus imKopf .

Und hier ist das Ergebnis: FLJ 126!

Zulassung

Wat sacht Ihr nu‘ ?? „Registered Ownership“! Hier kann man dem fast geschenkten Gaul mal ins große Maul schauen:

Große Klappe

Wir sind Autobesitzer. Ein bisschen pervers fühlt sich das an – aber wir sind in allerbester Gesellschaft, denn nur wenige der hier liegenden Yachties kaufen sich keinen fahrbaren Untersatz. Das Geheimnis liegt in der japanischen Auto-Politik: dort werden nämlich PKWs nach 6 Jahren (angeblich?!) ausgemustert und in Massen in die Welt verschifft, vornehmlich nach Neuseeland – und wir können dann einen 1998er Mitsubishi Chariot „Grandis“ für 5.500 Dollar erwerben, so ungefähr 2.700 Euro. Mit Rückkaufgarantie. Der Grandis scheint ganz gut in Schuss zu sein und ist lang genug, dass man unterwegs auch drin schlafen kann.  Ein prima Ersatz für den teuren Camper, und deutlich unauffälliger – wir treten quasi als Kiwis auf. Mit gebrauchter Japanerschlurre, wie jeder andere hier. Plan ist allerdings, ein modernes Zelt zu kaufen und darin zu schlafen, wenn es denn nicht gar so nass und kühl ist wie zur Zeit. Die Südinsel ruft. Und die Outdoorläden in Auckland.

Das isser

Aber ehe wir da sind, müssen wir noch die Nierensteine versorgen, das geht gleich morgen los, also reisen wir gleich nach Auckland. AKKA bleibt hier. Und dann lassen wir noch die Kiwi-Ferien vorbeigehen, aber dann! Die Schipperin muss nach Stewart Island. Antarktis gucken! Wir melden uns …

PS: Wer zurückblättert, sieht ein Bild vom „Stillen Ozean“ am Wochenende. Wir sind immer noch beeindruckt…

Wir warten …

Opua,  14.12.2010

Ganz schnell für alle, die mitgewartet haben – nach einem halben Tag motorsegeln unter Genaker wind wir gestern abend in Opua eingelaufen. Erster Eindruck: Delfine, Albatrosse, Nadelwald-Duft.

Jetzt warten wir nur noch auf zwei, drei Kleinigkeiten:

1. dass der Regen aufhört

2. dass der Zoll kommt

und 3. dass das lausig langsame und bröckelige Internet besser wird!

… und Glueckliche Fahrt

33Grad 05 Süd, 175 Grad 29 Ost, 12.12.2010

Goethe, zweiter Teil. Wir gucken so fröhlich aus der Wäsche wie der Schiffer im erwähnten Bilderbuch! Um 2 Uhr in der Nacht sind wir aufgebrochen, haben die Genua gesetzt und AKKA zockelte los, erst verhalten, aber der Wind nahm stetig zu. Seit heute früh steht der Gennaker, und die dicke weiß-blaue Blase zieht uns mit 6-7 Knoten Richtung Neuseeland, der Wind nicht zu viel, und nicht zu wenig… Da soll man nicht ein bisschen trottelig-glücklich ausschauen!

Jetzt müssen wir mal gucken, dass wir bald Funkkontakt mit Russell Radio machen, um unsere Ankunft anzukündigen – das ist in Neuseeland alles gut geregelt. Nix mit „… ach, dann geh’n wir irgendwann mal einchecken!“ oder lustiges Beamtensuchen à  la Tonga. 48 Stunden vor Ankunft muss man ein Formular mit allen Schiffsdaten eingereicht haben, das so genannte Advance Notice of Arrival (wer keinen Funk hat, macht das per Fax vor der Abfahrt…), spätestens 4 Stunden vor Überschreiten der 12-Meilen-Grenze muss man sich über Kurzwelle oder UKW-Funk gemeldet haben, dann nochmals, wenn man in die Bay of Islands einfährt, von Kap Wikiki sind es immer noch 2 Stunden – alles unter Kontrolle: am Quarantänedock steht dann schon das Empfangskommittee. Morgen abend, spätestens am Dienstagmorgen werden wir’s erleben.

Bis dann!

Meeresstille…

31 Grad 53 Süd, 176 Grad 27 Ost, 11.12.2010

Ein weiterer Morgen auf dem Pazifik – und ich habe mir gerade mal mein Lieblings-Kinderbilderbuch hervorgeholt: Johann Wolfgang von G. illustriert von Peter Schössow, eine unbedingte Empfehlung übrigens, betitelt „Meeres Stille und Glückliche Fahrt“. Das sagt der Herr Goethe:

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
ohne Regung ruht das Meer,
und bekümmert sieht der Schiffer
glatte Fläche rings umher.
Keine Luft von keiner Seite,
Todesstille fürchterlich,
in der ungeheuren Weite
reget keine Welle sich.

So ist es, bis auf die Tatsache, dass wir die Stille als wohltuend empfinden, wenn auch ein bisschen gespenstisch. Gestern konnten wir buchstäblich den ganzen Tag die Spiegelbilder der Wolken betrachten, die das Meer in unwirklich hellblaue Pastellltöne tauchten, mit pinkfarbenen Flächen hier und da. Heute Nacht haben wir kurz vor Mitternacht den Motor abgestellt – sinnlos, weiter in Richtung und, wie es scheint, MIT dem Windloch zu fahren. Jetzt treiben wir zwar zurück mit knapp einem Knoten Fahrt, aber die Darstellung von Wetterwelt zeigt uns eine kleine Chance auf nordwestliche Winde ab heute Abend, für einen begrenzten Zeitraum zwar, aber wenn wir vielleicht 20 Stunden segeln könnten, reicht der Diesel für den Rest der Strecke.
Hatte ich schon gesagt, dass wir in Papeete 4 unserer Pazifik-Zusatzkanister an die GROMITeers weitergegeben haben?! Das Mottowar : „… na, so lange Strecken werden wir nie wieder motoren müssen…“ Andreas hat gestern noch die letzten 80 Liter umgefüllt, es würde noch für 60 Stunden reichen. Nicht genug für die Gesamtdistanz, und das wäre auch vollends nervtötend, denn eigentlich sind wir sehr fröhlich. Hinter uns kommen CLARA KATHERINE und CATNAP, die ich gerade auf dem Funknetz hörte – und muss festestellen, dass wir vergleichsweise viel Kraftstoff übrig haben; das Problem ist für alle gleich, und niemand weiß, wann sich wirklich der Wind einstellt.

Stiller Ozean

Also guck ich jetzt Goethe und vor allem die herzerwärmenden Bilder von Schössow, mit einem kleinen Kommentar von mir:

Die Nebel zerreissen (nö!)
der Himmel ist helle (stmmt)
und Äolus löset das ängstliche Band (hoffentlich!)

Es säuseln die Winde
Es rührt sich der Schiffer
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle
Es naht sich die Ferne
Schon seh‘ ich das Land. (Ach, das wäre dann doch schön, dieser letzte Satz…)

Fragt da jemand nach dem Tagesprogramm? Technikkram und Hausputz. Gestern ist schon ein halbes Fläschchen Möbelpolitur draufgegangen… Da freut sich die Hausfrau über die ruhige See. Aber jetzt gibt es erst mal Frühstück im Sonnenschein.

Meeresstille und Glückliche Fahrt.

Platt

31 Grad 05 Süd, 176 Grad 53 Ost, 10.12.2010

Völlig platt sogar, dieser Stille Ozean. Seit heute Mitternacht kaum noch Welle, und natürlich auch 0 Wind, doch im Moment verzeichne ich einen Knoten aus Südost. Es ist einfach nicht zu glauben… Wir werden jetzt noch 36 Stunden motoren, und dann müsste langsam unser Mindest-Dieselbestand erreicht sein. Wenn sich dann kein Wind einstellt, müssen wir warten, und in dem Falle werden wir wahrscheinlich den Rest Treibstoff für die Ankunft brauchen – da sieht es nämlich ab Dienstag nach Gegenwind aus, und so richtig nach ausdauerndem Kreuzen wird uns wohl nicht mehr sein. Diese Reise ist ein Hit… Aber schön ist es trotzdem. Ich habe gerade die Winterbetten aus der Kiste gewühlt, die Sonne scheint und wirft auf dieses Pazifische Bettlaken draußen ein gleißendes, goldenes Licht, meine Nasenspitze ist von der Nachtwache noch ein bisschen kalt, und weil wir derzeit noch mit offenem Luk fahren, liegt der Eigner mit seiner dunkelblauen Mütze in der Koje – eine praktische Kombination aus Schlafmütze und Augenbinde.

Wir lassen hören, wie es – und wann! – weitergeht…

Von unterwegs

28 Grad 57 Süd, 179 Grad 57 Ost, 8.12.2010

Fällt Euch was auf?! An der Position? Wir sind jetzt ganz offiziell und geographisch wieder mit den Europäern vereint, in der östlichen Hemisphäre nämlich. Heute früh sind wir drüber gerutscht, das nennt man auch: „halb rum“.
Wir motoren übrigens. Es ist nicht zu fassen – so viel Windleere war einfach nicht zu erwarten. Es gibt verschiedene Planspielchen, die beste Variante sieht sogar eine Ankunft in Opua am Sonntag vorher, aber da sind noch einige Unwägbarkeiten vor. Gestern erhielten wir eine tröstende Mail von der CINDERELLA, dass jeder Segler schon mal beigedreht oder sich hat treiben lassen, bis besseres Wetter kommt. „Besseres Wetter“ wäre für uns der östliche Wind, der in genau einer Woche eintrifft. Wir schauen uns an, wie uns die Motorerei bekommt und entscheiden danach. Falls es doch etwas länger dauert: ich hatte geplant, dass ich zum Ende der Reise eine Zwiebelsuppe zu machen oder eine große Portion Zwiebelgemüse, um der Vorräte Herr zu werden, die sonst in Opua der Landwirtschaftskontrolle anheim fallen würden. Pustekuchen, Zwiebelkuchen, ab sofort werden Zwiebeln RATIONIERT! Aber Möhren sind noch genug da, auch ein paar Tomaten, ein kleiner Kohl, von den Büchsen ganz zu schweigen.
Der schöne Geburtstag endete mit einer nicht so tollen Nacht, die AKKAnautin hatte am krackligen Funk aufgeschnappt, dass sich über Vanuatu wieder so ein fieses Tief bildet, außerdem hatten wir vergeblich versucht, gegen das bisschen verbliebenen Wind Süd zu machen – aber für 2 Tage mit 2,5 Knoten gegen den Schwell zu gehen, um Wind zu finden, von dem keiner einem garantiert, dass er auch da ist… Wollten wir das? Also fällten wir halbherzig die Entscheidung „Rhumbline“, weiter auf Kurs West-Süd-West zu bleiben und das bisschen Wind zu nutzen und dabei zu hoffen, dass uns Opua dann mit nicht allzu starken Westwinden empfangen wird. Und dann war Nachtruhe angesagt – und beide, so gestanden wir uns später beim Frühstück, hatten wir nur schlecht geschlafen und uns mit der Frage gewälzt, ob dieser Kurs denn nun richtig sei. Und dieses TIEF da oben! Ich nutzte die Wache, um mehr GRIBFiles als üblich abzurufen, bis ich meine Übertragungszeiten aufgebraucht hatte. Erst die Funkrunde am Morgen brachte Aufklärung – Walter hatte gesagt, dass sich da am Wochenende so etwas bilden kann, es aber keine direkten Wetter-Auswirkungen hat. Funk-Hören will auch gelernt sein, und Entspannen sowieso.

Nun motoren wir durch einen wirklich Stillen Ozean. Also wir gestern die Gasflasche wechseln mussten, fiel mir eine unglaubliche Vielzahl an Quallen auf, leider war keine Gelegenheit zu keschern, denn das Essen wollte ja weiter zubereitet werden, und dann war es dunkel. Wir sollten mal anhalten und ein kühles Bad nehmen – es MUSS kühl sein, wir hüllen uns in Fleecssocken und -jacken und tragen lange Hosen. Leider habe ich unser Badethermometer in Palmerston verschenkt, Shirley misst damit jetzt die Joghurttemperatur, also können wir nur schätzen. Kalt.
Messen kann ich aber die verbleibende Distanz nach Opua: noch 470 Meilen. Wir sind unterwegs – und irgendwann kommen wir an.

Der AKKOLAUS

und die AKKAnauten wünschen allen Lesern reichlich Äpfel, Nuss und Mandelkern !

28 Grad 25 Süd, 176 Grad 54 West, 6.12. 2010

… seit einer halben Stunde machen wir West, das ist zwar noch nicht ganz die richtige Richtung, aber besser als auf die Kermadec-Inseln zu rummeln. Heute früh, 1 Uhr lokale Zeit: Wachwechsel Fuchs auf Hänsch. Es gibt die ersten Mandeln, gleich eine ganze Schüssel hatte der AKKOlaus gebracht, mit einer Duftkerze in der Mitte (IKEA Burgwedel sei immer noch dank!). Der Nikolaustag muss ja gewürdigt werden. Der Nikolaus!? Nicht nur der! Wir haben seit heute einen veritablen Rentner an Bord, DAS war der Grund zu den nächtlichen Feierlichkeiten. Der knackigste 65-jährige im Segelzirkus. Auf der AKKA jedenfalls. Heute früh entspann sich zum Frühstück – heute mit Weizenschrotbrot und Doppelei und Bacon – gleich die unvermeidliche Diskussion um die 67er-Regel, die die Schipperin gern auf 70 ausdehnen würde, während der Eigner auf seine Rechte als offizieller Ruheständler pocht: Mittagsschlaf, Zeitung an die Koje, keine harte körperliche Arbeit. Mal gucken. Ich werde gleich noch einen Schoko-Mandelkuchen mit Schlach-Sahne als Motivationshilfe nachlegen.

Derweilen rücken wir Neuseeland ganz langsam näher, schönes Gefühl, wir freuen uns. Wir hatten bis gestern abend guten Wind, kaum Welle, sodass AKKA bei schlappen 7-9 Knoten Wind mehr als 6 Knoten durchs Wasser vorlegte, hoch am Wind wohlgemerkt, bei viel Welle wird da geknallt und gestampft, aber ohne diese ging das 2 Tage wirklich hervorragend. Dass im Endeffekt wegen Gegenstrom dabei nur 5,4 Knoten Durchschnitt rauskam, war überhaupt nicht schlimm, wir hatte im Gegenteil ja mit Motorsegeln gerechnet. Jetzt das Gleiche auf dem anderen Bug, wenn es so weiter ginge, wäre uns das Recht. Leider sehen wir mitsamt unseren Wetterhelden immer noch einige Schwachwindlöcher und ein bisschen Gegenwind, aber die Gesamtsitutation ist deutlich klarer als noch am Wochenende. Verwirrend, solch ein abziehendes Tief, ein sich abschwächendes Hoch dahinter, das nächste Hoch drückt von der Tasmansee nach – den Weg durch dieses Wetterlabyrinth hätten wir ohne den ganzen Elektronikkram sicher nicht gefunden, und nicht ohne die besagten Helden. Das sind Winfried, der jetzt sogar noch aus dem Weserbergland – zwischen 3 Schaufeln Schneeschippen – Profile schickt, und Bob McDavitt, der uns das per Mail aus Auckland sehr detailliert unterbreitet hat und die Wetterwelt in Kiel, von denen wir zwar nur eine tägliche GRIBFile-Sendung erhalten, aber mit deren GRIBView-Programm man ausgezeichnet Routenspiele halten kann: „… hm, das ist zu hoch am Wind, verleg‘ doch mal den Wegpunkt! Oh, nee, das ist eine Sackgasse ins Windloch…“ Aber wir denken, wir haben’s jetzt raus, und wir haben ein bisschen was gelernt. Vielleicht hält uns Winfried ja einen kleinen Vortrag zum Thema, wenn er zurück ist – zu lernen gäbe es nämlich noch viel. Der Alltag ändert sich jedenfalls mit jeder Meile Richtung Opua – es wird kühler, der Eigner hält heute sein Geburtstagsschläfchen im Salon. Die Seevögel schauen schon ein bisschen robuster aus und toben nicht mehr so tölpelig albern ums Vorstag. Wir reden von Zeitplänen, von Reisen über die Inseln, von Buch- und Ersatzteilläden (da darf nun jeder Leser raten, wer von was träumt!), von einen VW-Bus, der bei TradeMe, dem Kiwi-eBay, zum Verkauf steht. Und freuen uns. Nicht immer, so richtig „Alltag“ gibt es auch an AKKOlaus. Heute zum Beispiel eine Aktion „wir graben nach frischen Filterpatronen“ für den Wassermacher; auf einem gut organisierten Schiff wie unserem normalerweise kein Problem, wenn denn nicht doch ein paar wichtige Sachen, wie eben diese Filterpatronen, in der Schreckenskammer der Schipperin verborgen wären, unter großen Vorratskisten und Bergen von Stoffresten. Aber es ging doch flugs. Hoffentlich will jetzt der Zoll nicht in eine gewisse Kiste gucken. Peinlich. Immerhin, der Wassermacher tut’s schon wieder.

Jetzt wird die Sahne geschlagen! Es ist doch AKKOlaus. Und 65igster…

Langsaaaam

26 Grad 13 S, 176 Grad 39 W – auf dem Weg nach Neuseeland, 5.12.2010

Wir sind unterwegs. Schwache Winde lassen uns mit knapp 5 Knoten langsam nach Süden sacken, übermorgen wird dann weisungsgemäß mal ein bisschen West gemacht, wahrscheinlich unter Verwendung des Motors…

So lange wir nicht in wirklich schlechtes Wetter fahren, und danach sieht es derzeit nicht aus, macht diese Geschwindigkeit uns nichts aus, im Gegenteil, es gibt uns Gelegenheit, die Vorräte, die die Neuseeländer nicht im Lande haben wollen, noch einer natürlichen Verwertung zuzuführen.
Die Abreise war allerdings spektakulär misslungen… Mittwoch früh liess ich mich mit dem ersten Boot in die Stadt abholen, um noch schnell Obst und Gemüse zu holen, allerdings kleidete sich der Himmel da schon in herrliches Anthrazit, der Taxifahrer fragte auch gleich, ob ich Wetterbericht gehört habe (tonganische Weisheit: Segler hören IMMER Wetterbericht!), und ob dieses Wetter wohl näher käme… Es kam! Und zwar so, dass ich erst mittags wieder auf dem Schiff war, da das Fährbötchen gar nicht fuhr. Den schwachen Versuch, doch noch den Anker zu ziehen, brachen wir dann in der zweiten Portion Gewitter ab.
So sind wir erst am Donnerstag losgezuckelt. Heute meldete sich Winfried, der Wetterfunker, der zum Heimaturlaub in Hamburg weilt, mit einem scherzhaft erhobenen Zeigefinger, warum wir denn so früh losgefahren seien, das gute Wetter käme doch hinter uns. Tja, das haben die Greenhorns nicht erkannt – oder besser: dafür fehlt uns die Erfahrung in der Region; und wir waren nicht die einzigen mit dieser Unsicherheit. Aber wir kriegen ja Rückhalt von Bob, dem neuseeländischen Wetterguru, also wird es auch so klappen; Dauer spielt wenig Rolle. Ankunft: 13. Dezember?! Hoffen wir’s mal. Proviant ist noch reichlich an Bord…