Von unterwegs

28 Grad 57 Süd, 179 Grad 57 Ost, 8.12.2010

Fällt Euch was auf?! An der Position? Wir sind jetzt ganz offiziell und geographisch wieder mit den Europäern vereint, in der östlichen Hemisphäre nämlich. Heute früh sind wir drüber gerutscht, das nennt man auch: „halb rum“.
Wir motoren übrigens. Es ist nicht zu fassen – so viel Windleere war einfach nicht zu erwarten. Es gibt verschiedene Planspielchen, die beste Variante sieht sogar eine Ankunft in Opua am Sonntag vorher, aber da sind noch einige Unwägbarkeiten vor. Gestern erhielten wir eine tröstende Mail von der CINDERELLA, dass jeder Segler schon mal beigedreht oder sich hat treiben lassen, bis besseres Wetter kommt. „Besseres Wetter“ wäre für uns der östliche Wind, der in genau einer Woche eintrifft. Wir schauen uns an, wie uns die Motorerei bekommt und entscheiden danach. Falls es doch etwas länger dauert: ich hatte geplant, dass ich zum Ende der Reise eine Zwiebelsuppe zu machen oder eine große Portion Zwiebelgemüse, um der Vorräte Herr zu werden, die sonst in Opua der Landwirtschaftskontrolle anheim fallen würden. Pustekuchen, Zwiebelkuchen, ab sofort werden Zwiebeln RATIONIERT! Aber Möhren sind noch genug da, auch ein paar Tomaten, ein kleiner Kohl, von den Büchsen ganz zu schweigen.
Der schöne Geburtstag endete mit einer nicht so tollen Nacht, die AKKAnautin hatte am krackligen Funk aufgeschnappt, dass sich über Vanuatu wieder so ein fieses Tief bildet, außerdem hatten wir vergeblich versucht, gegen das bisschen verbliebenen Wind Süd zu machen – aber für 2 Tage mit 2,5 Knoten gegen den Schwell zu gehen, um Wind zu finden, von dem keiner einem garantiert, dass er auch da ist… Wollten wir das? Also fällten wir halbherzig die Entscheidung „Rhumbline“, weiter auf Kurs West-Süd-West zu bleiben und das bisschen Wind zu nutzen und dabei zu hoffen, dass uns Opua dann mit nicht allzu starken Westwinden empfangen wird. Und dann war Nachtruhe angesagt – und beide, so gestanden wir uns später beim Frühstück, hatten wir nur schlecht geschlafen und uns mit der Frage gewälzt, ob dieser Kurs denn nun richtig sei. Und dieses TIEF da oben! Ich nutzte die Wache, um mehr GRIBFiles als üblich abzurufen, bis ich meine Übertragungszeiten aufgebraucht hatte. Erst die Funkrunde am Morgen brachte Aufklärung – Walter hatte gesagt, dass sich da am Wochenende so etwas bilden kann, es aber keine direkten Wetter-Auswirkungen hat. Funk-Hören will auch gelernt sein, und Entspannen sowieso.

Nun motoren wir durch einen wirklich Stillen Ozean. Also wir gestern die Gasflasche wechseln mussten, fiel mir eine unglaubliche Vielzahl an Quallen auf, leider war keine Gelegenheit zu keschern, denn das Essen wollte ja weiter zubereitet werden, und dann war es dunkel. Wir sollten mal anhalten und ein kühles Bad nehmen – es MUSS kühl sein, wir hüllen uns in Fleecssocken und -jacken und tragen lange Hosen. Leider habe ich unser Badethermometer in Palmerston verschenkt, Shirley misst damit jetzt die Joghurttemperatur, also können wir nur schätzen. Kalt.
Messen kann ich aber die verbleibende Distanz nach Opua: noch 470 Meilen. Wir sind unterwegs – und irgendwann kommen wir an.