Suppe vom Huhn – mit Kokos und Tun

Fakarava, 24.7.2010

Der Titel reimt sich übrigens… So eine Wochenrückschau könnte auch „Ein Kessel Buntes“ heißen, aber eine Kokos-Hühnersuppe mit Tunfisch ist ja auch eine wilde Mischung, und die gibt es jetzt.
Wir sind in den Tuamotus gelandet, auf Fakarava, und haben damit unseren ersten Pass in ein Atoll geschafft – aber davon später mal mehr.

Chronologisch gesehen war die Woche so:
Sonntag: Lösung des Elektrowunder-Rätsels. 5 mal durfte ich den Eigner ins Masttopp befördern, zu mehreren Testzwecken und dann zur feierlichen Einsetzung eines neuen Leuchtmittels, das auch dort oben leuchten würde. Für die, die es interessiert: Wir hatten beabsichtigt, die Lampe noch besser zu machen als zuvor, aber nun leuchtet dort oben wieder eine LED-Leuchte des gleichen Typs wie vorher. Der neue Birnentyp wäre zwar heller gewesen, aber leider ist er falsch, oder besser: anders herum gepolt; mal abgesehen davon, dass es ein Weilchen gedauert hat, bis wir das gemerkt haben, ließ sich weder lampen- noch leuchtmittelseitig daran irgendwas ändern. Aber Masttoppwinschen ist gut für die Kondition der Schipperin und deren Ärmchen (und gut gegen „allit“, wie die Finnen sagen*).
Montag: AKKA als Kauffahrteischiff. SANNY hatte aus dem Tahuatas Inseldorf gemeldet, dass buchstäblich NICHTS zu kaufen sei, drum nahmen wir Bestellungen auf und machten wir uns auf den Weg nach Hiva Oa, der dann so beschwerlich gar nicht war. Nach zwei Stunden Segeln und Bolzen waren wir in Atuona. Anker schmeißen im deutlich geleerten Ankerfeld, Andreas bleibt an Bord, und ich unternehme eine Eilfahrt in den Ort; schließlich ist es schon fast 11 Uhr, und auf den Marquesas wird die Mittagsruhe streng gehandhabt. Hitchhiking mit französischen Beamtenfrauen bergauf, das kostete mich nur ein paar in den Bauch gefragte Löcher – was eine gelangweilte Expat-Frau eben eine „Abenteurerin“ so fragt, sehr nett. Aufkaufen, was die Gemüsefrau noch anzubieten hat, Pak Choy und Kohl, Gurken und Tomaten, Salat, na alles halt, was AKKAnauten auf den eher unterversorgten Tuamotus brauchen könnten, und die ENOLANER auf ihrer Reise zu den nördlichen Marquesas. Nach mir die S…ervicewüste: Pampelmusen – ausverkauft. Gurken: ausverkauft, dito Auberginen und grüne Bohnen. Von der Fischfrau im Truck nebenan 3 kg Tun und Maki=Schwertfisch. Glückstag! Ich deponiere die schweren Taschen und Rucksäcke gleich am Platz und eile weiter zum Supermarkt: Buying wild, Käse, Wurst, Sahne, Terrine de Campagne, Zwiebeln, Kekse, Kartoffeln, Butter – nicht zu vergessen Eier für das halbe Ankerfeld in Tahuata. Es ist VIEL, eindeutig und es kostet… Taxi suchen: Fehlanzeige! Es ist 12 Uhr, der Marktbesitzer scheppert schon mit dem Schlüssel, ich schleppe mich (und meine Taschen) zurück zum Gemüse- und Fischberg, mit all dem Supermarkt-Gerödel. Was finde ich?! Gemüse ja – Fisch: nein! Truck weg, mein Fisch auch… Mist, und ganz billig war der nicht. Aber die Polynesier SIND nett und gastfreundlich, kaum einer, der nicht sofort das Handy zücken würde, um schnell ein Taxi herbeizurufen (oder einen Freund, der schnell mal zum Taxifahrer mutiert…), und so klärt sich die Situation: der Standplatz neben dem Gemüsetruck an der Police Municipale ist nur ein Marketing-Gag, die Leute betreiben in Laufentfernung in ihrer Garage (siehe Fatu Hiva, ungefähr so…) einen richtigen Fischladen und wollten meinen Fisch nicht ungekühlt im Schatten des großen Mangobaumes stehen lassen. Umsichtig. Fehlt noch was?! Brot. Das allerdings gab es heute leider nicht, pas de baguette… Die Gemüsefrau hat, während ich dem Fisch hinterher renne, eine Bäuerin überzeugt, dass auf ihrer Ladefläche Platz für meine Einkäufe ist, und so schmeißt mich nach erstaunlichen 80 Minuten die freundliche Dame wieder am Anleger raus. Nicht unentgeltlich. 1000 Francs waren fällig – ob die mit ihrem LKW eine Taxilizenz hatte?! BESTIMMMT!

Geschwinde Rückreise nach Tahuata, die Besteller warteten schließlich schon. Und weil Andreas während meiner Einkaufstour eMails geladen hatte, gab es einen Grund, den Tag feierlich zu beschließen: Gute Familiennachrichten – eine Hochzeit wurde in Aussicht gestellt. Wenn das kein Grund ist, eine Suppe vom Huhn aufzusetzen, mit Kokos und Tun. Das ist nämlich nicht nur eine wilde Mischung, sondern unsere traditionelle Festtagsspeise, Fischfondue AKKA. Auf Euch, Ihr Berliner!

Dienstag bis Samstag: Seestrecke zu den Tuamotus. Was dieses Mal das Rätsel der Woche war, erfahrt Ihr in der nächsten Folge. Ich sag nur: Tidennavigation…

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*Die meisten Finnen wissen angeblich nicht mehr, warum die schlaffen Trizepse älterer Mädchen „allit“ heißen. Allit, das ist das, was wir Fledermausärmel nennen oder die Amerikaner „bingo wings“, und Alli war die Frau vom Präsidenten Paasikivi in den 50er Jahren, und die trug mit ihren 80 Jahren die gewagtesten Ballkleider. Und eben berühmt-berüchtigte „bingo wings“ zur Schau… Ist es nicht toll, was man in der internationalen Gemeinschaft der Segler alles lernt?!

Tahuata

Hana Mae Noa, Tahuata, 18.7.2010

Immer noch… Eben kam eine Mail: „Ob es Euch gut geht? Aus dem Blog lesen wir nichts Gegenteiliges…“ Das sollte wohl ursrünglich „… lesen wir NICHTS…“ heißen. Tut uns leid, und tatsächlich, dem Eigner tatsächlich wird es langsam fad‘. Aber es kann nicht mehr so lange dauern mit der Abreise von den Marquesas, der Schwund an Frischsachen zwingt uns zumindest zu einem baldigen Standortwechsel, vielleicht noch einmal nach Atuona, und die Bummelei im Allgemeinen und die Paketsendung in Papeete im Besonderen erfordern die Abreise Richtung Tuamotus und Gesellschaftsinseln – wir haben, Schande auf unser Haupt, das Marquesas-Kurzprogramm gebucht, „an (3) ausgewählten Ankerplätzen“. Nuku Hiva lassen wir aus, obwohl es sehr schön sein soll, von abgelegenen Plätzen wie Ua Huka ganz zu schweigen; dafür haben wir die Zeit hier besonders genossen. Geschwommen, Kokosnüsse gesammelt, Limonen geklaut. Genäht, geschraubt, gebastelt. Computerprobleme (nicht) gelöst, umhergefunkt, Postsendungen arrangiert. Das Ankerfeld hatte sich schon am vergangenen Sonntag auf 2 bis 3 verdünnt, SANNY, ENOLA, AKKA. Alles sehr geruhsam.

Heute steht nochmals „action“ auf dem Programm – nachdem ich Andreas gestern schon zweimal ins Masttopp gewinscht hatte, geht es heute nochmals hinauf, ein weiteres Rätsel aus der Reihe „Elektrowunder der Erde“ ist zu lösen. Die Ankerlaterne scheint höhenkrank zu sein – hier unten leuchtet sie, im Mast nicht. Und ja, Ihr Schlauberger, Strom kommt oben an, außerdem tun es Blitzleuchte und Dreifarbenlaterne ja auch. Bei dieser Mastfahrt konnten wir auch gleich kontrollieren, was sich während der langen Passage am Rigg getan hat: gar nichts, sehr fein. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Seglern, bei denen unterwegs reihenweise die Fallen durchgescheuert waren oder die Verstagung nachgegeben hatte.

An die Arbeit!und dann demnächst Weiteres von den Tuamotus.

Jammern auf den Marquesas

Hana Mae Noa/Tahuata, 10.7.2010

Puh. Blauwasser! Endlich mal wieder – keine dunkelgrüne, abgrundtiefe Bucht wie in Fatu Hiva, kein grünlich-schlammiges Hafenbecken wie in Atuona. Obwohl heute das große Tanzfest auf Hiva Oa stattfindet, haben wir die Flucht ergriffen, und die Flucht hatte ihren Grund. 4 Tage haben wir uns gewundert, warum der ZENITUDE-Oscar geschrieben hatte: „… the anchorage is horrible…“. Naja, man kann halt nicht schwimmen, der Haie wegen und weil es auch nicht soo sauber erschien. Und dann lag man auch recht gedrängt, vor Bug- und Heckanker, aber eigentlich war es doch auch ganz nett, freundliche Segler ringsum, Infrastruktur von Butter bis Internet. Toll. Weiteres siehe unten.
Der Gang zum Einchecken ein bisschen länglich, zumal es Bindfäden regnete – der Eigner hatte sich für einen Bastel-Morgen entschieden, und ich versuchte derweil auf dem halbstündigen Weg bergauf eines der regelmäßig vorbeipatschenden Allradautos zum Anhalte(r)n zu bewegen. Vergeblich – die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Marquesaner scheint etwas abgenutzt, zumindest wenn es sich um pudelnasse Seglerinnen handelt. Kurz vor Toresschluss kann ich bei Simon, dem jungen Polizisten auf der Gendarmerie, unsere Aufwartung machen. Ziemlich easy für uns Europäer mittlerweile, keine Kaution, kein Agent, auch kene Frage, woher wir kommen (Galapagos halt, nix Fatu Hiva…) – wir können 2 Jahre bleiben, einfach so. So autark Französisch-Polynesien auch sein mag, man hat sich Europa ein bisschen genähert, und das macht es für arme wie reiche Segler aus der EU etwas einfacher – die Kollegen US- und Kanada-Yachties müssen sich schon ein bisschen mehr bemühen nachzuweisen, dass sie keine armen Schlucker sind, die sich hier samt ihrem Seelenverkäufer das Gnadenbrot geben wollen; und mehr als 90 Tage bekommen sie zunächst sowieso nicht. Allerdings: Nachweis von ausreichenden Barmitteln für den Lebensunterhalt ist trotzdem manchmal von allen gefordert: zum Beispiel VOR dem Bestellen des Dinners im Restaurant Moehau. Schlechte Erfahrungen mit nicht zahlungskräftigen Seglern… Peinlich.
Als ich fertig bin mit dem Gendarmen Simon und auch genügend Artigkeiten über Fussballmannschaften ausgetauscht habe (es ist ja noch VOR dem Spanienspiel!), guck‘ ich mich mal vorsichtig um, was man denn käuflich erwerben kann – was bedeutet, dass ich in einen kleinen Supermarkt und damit DIE Seglerfalle trete, die bekanntlich kaum jemand auslässt: frisches Baguette, französischer Käse, Paté de Campagne und Saucisson. Und ein paar hausgemachte Frühlingsrollen dazu. Aaaaaah! Lecker! Und da die Baguettes hier in (biologisch abbaubares…) Plastik gehüllt werden, kommen sie sogar noch einigermaßen knusprig auf AKKA an.
So nehmen die Tage auf Hiva Oa ihren Lauf. Das Spanienspiel sehen wir im Eisenwarenladen, zwischen Espace Jacques Brel und Gauguin-Museum, wir entdecken auch den Pickup vor der Police Municipal, von dem aus eine Bäuerin Gemüse verkauft, und dazu einen „richtigen“ Supermarkt, der den Bedarf für den französichen Postbeamten oder seine Kollegen vom Militär abdeckt. Confit de Canard, Rotwein, süße Butter, dunkle Schokolade. „Kolonialwaren“ andersrum, und all das macht samt dem Bezahl-Internet eine erfreuliche Ankersituation. Wir treffen auch Marie-Jo, Marquesanerin von Fatu Hiva, die Taxi fährt, unsere Wäsche wäscht und uns zu guter Letzt rund um die Insel karrt und mit Informationen über die Marquesas füllt – eine nicht ganz billige Tagestour, für die freundlicherweise der Regenzeit-Gott ein paar Stunden die Luft anhält, so dass wir uns auf dem Mae von Puamau vor großen Stein-Tikis die Beine zerstechen lassen, unter Pinien am Meer ein Picknick genießen und die atemberaubende Berglandschaft bewundern können; mir haben es die Fargata angetan, Schirmakazien, deren platte Wipfel die Berge überragen und die Grate mit einer Art Spitzenbesatz versehen. Ein wirklich schöner Tag. Sehr häufig lassen wir AKKA ja nicht lange allein, und bei der Rückkehr sitzen wir noch ein bisschen verträumt auf dem Dock, bis wir Alex von der ARTEMO wild winken sehen. Ach, die wollen ja los, wir fahren mal helfen, Heckanker ziehen… Als wir näher kommen – ich habe noch immer meinen duftenen Blütenkranz, den Lei, um den Hals hängen, den Marie-Jo mir geschenkt hat – deuten die ARTEMOs allerdings auf die AKKA. Oh, alte Gans… Man kann Dich nicht alleine lassen. 4 Tage ist Ruhe, dann geht der Heckanker auf Slip – und AKKA kuschelt mit der australischen MISTRAL. Lei ab, mittlere Hektik; ich versuche, das Heck dank Radeffekt von Mistrals Ankerkette freizuziehen, was nicht funktioniert. 1 Sekunde, bevor unsere Windsteueranlage „Kontakt“ macht, sagt Andreas in diesem ganz bestimmten Tonfall:“… vorwärts…“ Hebel auf den (nicht vorhandenen) Tisch, blaue Rauchwolke. Geschafft… So was brauchen wir wirklich nicht. John von der KEHUALANI hilft uns, den Heckanker neu auszubringen – irgendwie brauchen wir uns alle gegenseitig hier. Ian kommt von der MISTRAL rüber und macht sich Sorgen um sein Unterwant, an dem unser Solarpanel gescheuert hat (wir machen uns – Edelstahl gegen Alurahmen! – umgekehrt Gedanken um unser Panel…) – , und wir wundern uns immer noch was eigentlich passiert ist. Hat jemand beim Manövrieren unseren Heckanker versehentlich aufgefischt? Gut gegangen, einigermaßen jedenfalls, und abhaken, das Ganze. Nachtruhe. Um 2 geht Andreas mal raus… Waaah! Ich weiß nicht warum ich auch aufwache, es ist ein bisschen rollig geworden, vielleicht drum, und irgendwas zieht mich auch an Deck – irgendwas?! AKKA liegt friedlich am Platz, mit der KEHAULANI auf 20 cm Abstand. Der Eigner knallt schon mit dem Bootshaken auf deren Deck herum: „Kehualani! John! Wake up!“ Das dauert… Und es dauert auch, bis sie begriffen haben, dass ihre Heckankerleine durchgescheuert ist, dass sie ankerauf gehen müssen – von 0 auf 100 um 2 Uhr nachts… Uns ginge es nicht anders. Leider liegt ADAMAS ziemlich unglücklich vor uns beiden, also dauert das Manöver noch länger, so kommt auch schon der nächtliche Squall rechtzeitig; wir tragen Fender durch die Gegend sind klatschnass, und als die Amerikaner schließlich frei sind, kommt ADAMAS uns auf 3 Meter nahe. Wir geben auf. Geben Kette auf dem Buganker und verholen uns mit dem Heckanker nach achtern. Und das bedeutet: Ankerwache… Am Morgen pisst es immer noch, ich eile ins Dorf, um Gemüse zu kaufen – und dann: bloß weg hier! The anchorage IS horrible! 2 Stunden Motorsegeln und hohe Wellen später fällt der Anker in den Sand. Die ENOLA strahlt uns vanillegelb auf türkisem Grund an, Sabine und Frank winken und freuen sich auf’s mitgebrachte Gemüse. Funkruf ARTEMO: „…we are glad you made it here – come over to the beach and bring something to eat…“ Blauwasser. Alles völlig easy. Alles vergessen. X Kinder von vier „kids boats“ wuseln durch weißen Sand und lassen sich von den Wellen auf den Strand tragen – wie quietschendes Treibgut. Ein Feuerchen kokelt, auf einem ausgebreitetn Pareo lächeln aus den Tupperschüsseln allerlei Leckereien. Bei Kartoffelsalat und (ihh! Nicht für uns, Ciguateragefahr!) gegrilltem Grouper erzählen wir unsere Abenteuergeschichten.

Jacques Brel sagt: „Gêmir n’est pas de mise aux Marquises!“ Jammern ist auf den Marquesas nicht angesagt. Gestern dachte ich noch anders – aber er hat Recht…

Marquesanisches

Hanavave / Fatu Hiva, 4.7.2010

Fauler Sonntag. Oder besser: mittel-faul – lange getaucht haben wir, Rumpf säubern, Anoden kontrollieren. Ziemlich viel „Salat“ an der Wasserlinie…

Mar Hull Fu

Und Zitrussalat zubereiten und essen, schliesslich haben wir gestern 2 Säcke mit Pampelmusen und Orangen nach Hause geschleppt. Eingetauscht gegen – beim Lieferanten sehr beliebt, nicht so beim „Gesetzgeber“ – eine Flasche Rum, und für ein paar Zigaretten gab es noch eine Staude Kochbananen dazu. Den Tauschpartner fanden wir eher zufällig, als wir nach einer kleinen Wanderung durch das – zu 80 % aus neuen Holzhäusern bestehende! – Dorf schlenderten, mein Rucksack schon ziemlich beladen von einer in den Bergen gefundenen Kokosnuss samt ein bisschen aufgelesenem Fall-Obst. Limonen. Ein kleiner Junge, mit der typischen vo-ku-hi-la-Frisur, der eigentlich nach Bonbons fragte , hatte uns in „seinen“ Garten gelotst, eine junge Frau im gelben Pareo, Jasminblüte hinterm Ohr, bot an, uns Tapas zu zeigen; so landeten wir im Hof der Familie. Unter einem großen Dach die Küche, alles zusammen: Wohnküche, Kochküche, Waschküche, Esszimmer, Ruheraum, Tapawerkstatt. Schweinchen steht angepflockt unter einem Baum und mampft Kokosraspeln (wie die meisten Haustiere hier!), die Hunde machen lange Hälse, ob was übrig bleibt (nicht doch!), oder Schweinchen vielleicht etwas danebenferkelt (ja,klar!). Um einen riesigen Tisch sitzt die Familie, undefinierbar welche Verwandschaftsverhältnisse sich da zusammenscharen. Die Alte, die sich eine dünne Zigarette nach der anderen dreht (so klingt sie auch!), scheint die Dame des Hauses zu sein. Eine junge Frau fertigt Blüten aus gefärbten Tapa-Stückchen „für die Tanzkostüme“. Tapa ist eine Spezialität von Fatu Hiva, flach geklopfte Rinde des Papiermaulbeerbaumes, die mittlerweile zu Dekorationszwecken mit grafischen Mustern oder (gruselig!) mit Südseeschönheiten bemalt werden, immerhin nur „schwarz auf Bast“. Nun, wir geben unserer schon bekannten Kaufhemmung nach und sagen freundlich „non, merci!“. Dafür kriegen wir einen Tanz-Bikini vorgeführt, aus unbemalter Tapa, das klassische „Baströckchen“, der steht aber nicht zum Verkauf. Aber irgendwie wollen sie ja doch mit uns ins Geschäft kommen und bieten für den Nachmittag eine Lieferung Pampelmusen zum Tausch an. Als wir um 16 Uhr pünktlich wie die deutschen Maurer wieder eintrudeln, ist die Situation kaum verändert, lediglich lagert nun auch der Hausherr mit am Tisch und lässt sich von einer der Töchter einen Splitter aus der Fußsohle prokeln. Ziemlich entspannt, das alles. Viel Leibesfülle, farbige Pareos, hochgesteckte Haare mit lustigen Holzpfeilen und -stäbchen, sonores Lungengeräusch von unserer Raucherin, dazu marquesanisches Geplapper, gemischt dem Französischen, das an uns gerichtet ist. Die Begeisterung über die EINE Flasche Rum hält sich zunächst in Grenzen, man hatte sich wohl mehr erhofft, aber die Zigarettendreingabe scheint auch etwas wert zu sein. Während wir auf den Zitruslieferanten warten, klönen wir äber Fußball, Essen und Tauschartikel. Mit Munition Kaliber 22 können wir leider nicht dienen – dringend benötigt für die Schweine- und Ziegenjagd! Parfum und Lippenstift hatte ich wohl bedacht, aber für „nicht so dringend“ erachtet – Fehler! Duschgel wäre auch willkommen und Angelhaken, da werden wir mal nach graben, für die nächsten Stationen… Und dann kommt er, der 12-jährige Sohn, aus irgendeinem Garten in den Bergen, und schleppt einen kleinen Berg an Pampelmusen und Orangen an, die wir gern einsacken – und ebenso gern werden unsere Tauschartikel einkassiert. Allseitige Zufriedenheit. Die Situation war – so wie man es sich vorstellt. Fröhlich und entspannt. Mit einem Schuss Trägheit. Gauguin lässt grüßen. Wie schön wenn man Vorurteile bestätigt findet!

Fatu Hiva

Hanavave/Fatu Hiva, 29.6.2010

Da sind wir nun – um 1 Uhr nachts fiel der Anker (ziemlich tief!) vor dem Örtchen Hanavave auf Fatu Hiva in den Iles Marquises, wie das auf Französisch heisst. Die Marquesas-Inseln in Polynesien. Ganz schön weit weg, 3000 Meilen von Galapagos und 21 lange Tage auf See, krönender Abschluss ein nächtliches Ankermanöver. Es ist eigentlich unser Prinzip, nachts keine unbekannten Plätze anzusteuern, aber alle Fakten sprachen für den Versuch, ZENITUDE und THULE machten uns Mut, die Bucht ist offen und ohne Hindernisse, und dann war ja da auch noch der Vollmond. Nachts ist die Insel allerdings noch ein bisschen dramatischer anzuschauen als jetzt bei Tage, zumal der Vollmond eben doch nur kurzzeitig durch die Wolkenfetzen schaute und sein kühles Licht auf merkwürdig beschneit aussehende Abhänge warf: über der dichten Vegetation fällt ein dünner Nebelschleier zum Meer herunter. Die Bucht selbst gibt erst spät die nicht unbeträchtliche Anzahl der Ankerlieger preis; wir funzeln mit unseren Strahlern umher und wecken damit den einen oder anderen Segler… Aber im Endeffekt sitzt der Haken im ersten Versuch, auf 18 m zwar, aber er sitzt eben.

Nachtruhe in der Jungfrauenbucht. So heisst das hier: Baie des Vierges, und dazu gibt es eine erzählenswerte Anekdote. Erinnert Ihr Euch an ein Fernsehspiel, wo man Worte raten musste und dazu Vokale kaufen konnte? „H.rzl.chen Gl.ckw.nsch z.m G.b.rtst.g“ „…??… ööh? Ich kaufe ein Ypsilon!“ ** So in dieser Art muss es hier gewesen sein, sagt man jedenfalls. Denn: vor uns, im schroffen Taleinschnitt, erheben sich augenfällig mehrere kerzengerade, runde Felsformationen. Dazu sagten die alten Kolonialisten: „verge“. Rute, Glied.  Nicht schlecht beobachtet. Und da das den Missionaren des 19. Jahrhunderts zu schlüpfrig war, haben sie die Augen geschlossen und schnell ein „i“ gekauft, und so wurde aus „verge“ eine „vierge“, aus der „Rute“ eine „Jungfrau“. Manchen fehlt halt ein Groschen an der Mark, aber dafür haben sie ein „i“ zuviel…

Polynesien – das sind Vulkane und Atolle, Kokosnüsse und Brotfrucht, Baströckchen und Ukulele, und nicht zu vergessen: die Missionare. Scherze wie der obige und andere Folgen eifriger Missionarstätigkeit werden uns für den Rest des Jahres begleiten, auch dies ein untrügliches Symptom: Wir sind angekommen – in der Südsee.

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** Mein altes Mousepad von Uli Stein. Was einem doch so in Erinnerung bleibt…

Ausgepustet

10°07 S / 134°13 W, 25.6.2010

… da dümpeln wir nun. Schwell ist noch genug, aber sonst scheint das Ende der Reise zu sein wie der Anfang: windarm. Bis heute früh hatten wir noch fest mit einer Ankunft am Montag gerechnet, aber diese Rechnung eben ohne den Rasmus gemacht, der wohl zu einem windfreien Wochenende geblasen hat.
Na, dann wird es eben Dienstag, das macht den Reisedauer-Kohl nun auch nicht mehr fett. Leider gehen mir die Eier aus, ich musste 2 Ladungen aus San Cristobal dem Meer überantworten; trotz Kurzzeit-Brühen haben sie die Reise nicht überstanden, und anfangs war die Kühlbox leider zu voll. Zu dumm – ich hatte ein Experiment gestartet, weil mir das Brühsystem heiß ampfohlen worden war, anstatt des Vaselinegeschmieres – aber mittlerweile bin ich mir nicht so sicher, ob diese Eier nicht schon eine Weile in Baquerizo Moreno auf dem Markt auf Käufer gewartet hatten. Und zuvor vielleicht auch eine kleine Schiffsreise entlang der equadorianischen Küste entlang gebucht hatten. Gemein!
Überhaupt: Vorratshaltung… Meine besten Kartoffeln sind die aus Panamá mitgebrachten! Von wegen: „…kauf keine gekühltes Gemüse aus dem Supermarkt!“ – die schönen Kartoffeln vom garantiert ungekühlten Gemüsemarkt in San Cristobal haben wir schon am 4. Tag der Reise begonnen zu entkeimen und vorzeitig vertilgt. Auch allerletzte Grapefruit aus Panamá ist immerhin 6 Wochen alt geworden. Zwiebeln? Alles Supermarkt P.City. Tadellos … Ich scheine doch meine eigenen Regeln für die Verproviantierung herausarbeiten zu müssen.
Darüberhinaus nimmt unsere Verwirrung täglich zu: wie machen wir weiter?! Die Vorausmeldungen aus den Marquesas sind kryptisch (ENOLA: „…herkommen, selber gucken!“) bis überschwänglich (MOMO: „…oberaffengeil!“). ELAINE und ZENITUDE schicken schon begeisterte Nachrichten aus den Tuamotus und locken darüber hinaus Richtung Papeete weiter; der 14. Juli ist nicht nur französischer Nationalfeiertag, sondern auch zentraler Tag der „Heiva“, einem Riesen-Tanz- und Musikfest in Polynesien, zu dessen Proben, die auch auf den Marquesas zu bewundern sind, ENOLA wieder schreibt: „… der ultimative Südsee-Kick!“. Aber bis Tahiti sind es auch gleich noch einmal 750 Meilen, von denen wir ja doch gerade ein paar abgespult haben; so schnell wollen wir dann doch cnith weiter.
Da gucken wir uns erst mal in Ruhe auf den Marquesas um. Hoffentlich kann ich in Atuona ’ne Jacques Brel-Musike erwerben. Oder einen Fake-Gauguin.

Bis dahin dümpeln wir noch ein bisschen aufs Ziel zu und malen uns schöne Dinge aus.
Noch 270 Meilen und 5 Eier.

Drei Chinesen

24.6.2010, 9 Grad 03 S / 129 Grad 02 W

… tja, manchmal hasse ich es auch hier an Bord. Zum Beispiel gestern: in meiner letzten Wache kriegten wir ein Radar-Signal – unser Radarverstärker piept, wenn wir von einem fremden Radar getroffen werden. Das ist ja nichts Besonderes und eher eine erfreuliche Abwechslungin der weiten Pazifik-Einöde, dass sich andere Schiffe herumtreiben. Das Signal kam und ging, bis wir dann in den Vormittagsstunden plötzlich auch ein AIS-Signal bekamen, schließlich waren es sogar zwei. Zwei nicht weiter gegkennzeichnete Schiffe, hübsch verteilt 12 Meilen nördlich, 12 Meilen südlich, auf Gegenkurs. Und da sage noch einer, hier sei kein Verkehr. Und da AIS-Gucken ein schöner Zeitvertreib ist, beobachten wir, dass eines der Schiffe ein paar Meilen hinter uns einen Haken nach Norden schlägt und zur Mittagssuppe, wieder in 10 Meilen Achtungsabstand auf Parallelkurs geht. Noch haben wir die Idee, dass das vielleicht Forschungsschiffe sind, die irgendwelche Raster abfahren. Aber dann kommt der Hassmoment: Die alte Mistfliege nimmt punktgenau Kurs auf uns. Da starrt man dann eine halbe Stunde auf den Monitor, sieht, dass der „closest point of approach“, kurz CPA sich nicht ändert, oder doch nur im Rahmen von AKKAs Kursschwankungsbreite. 350 Fuß, 0 Fuß (Volltreffer!), 0,5 Seemeilen. MICH (!) macht das nervös. Ich probiere es mal über Funk, 5 Meilen Restabstand „… the motor vessel in position 8°44 south…“. Nix. Kanal 16 scheint unbesetzt zu sein, also her mit der nächsten Waffe: DSC. In der AIS-Information steht zu unserem Gegner rein gar nichts, nur die MMSI-Nummer. Ich muss, gestehe ich, nachgucken: was ist bloß 412… . Ei sicher! Die Volksrepublik China! Einer der vielen chinesischen Fischer auf den Weltmeeren, und wahrscheinlich muss man für Funkkontakt auch Mandarin sprechen können – der Anruf über MMSI bringt nämlich auch kein Echo. Schweren Herzens reißen wir den Besan herunter, damit wir ein bisschen beweglicher sind und verlassen unseren Sollkurs, damit der Vogel hinter uns durchgeht. Andreas meint allerdings, mein Funkruf hätte präziser sein können, nicht „Motorschiff in Position…“ sondern „Schrotteimer in Position…“. Kaum ist er durch, der Eimer, nimmt er die Fahrt raus und tut was auch immer er tun muss, Pause, Netze ausbringen, Bojen legen. Irgendwas halt. Was war das nun? Spaßvergnügen für einen gelangweilten Chinesen? Wollten die gucken, ob wir uns an möglicherweise ausgelegten Langleinen zu schaffen machen. Arrgh! DAS finde ich stressig, und wir haben darum unser Vergnügungsprogramm umgestellt. Den Chinesen geben wir nicht mehr die Ehre – hatten wir doch schön öfter in den letzten Tagen „3 Chinesen mit ’nem Kontrabass“ gesungen. Wir steigen auf „Mein Hut, der hat drei Ecken“ um…

Ach , noch was – heute kam die erste Hochrechnung für unsere Ankunft in Fatu Hiva herein! Vielen Dank Bahni Bahnsen. Ich muss allerdings leider korrigieren: 2 Fingerbreit auf dem Globus sind mitnichten 2 Tage – 5 sind es! Montag wird ein bisschen knapp, was eine Tagesankunft betrifft, es geht uns nämlich der Strom aus und der Wind ist heute auch eher mau. Wir werden wohl wieder die Nacht zum Dienstag mit Kleinstbesegelung vor der Insel rumdümpeln müssen. Aber, in der Tat, das Ziel rückt näher. Uns soll es recht sein. Auch wegen der Chinesen.

Zack-Zack

6°35 S 117°58 W, 18.6.2010

Hier geht alles seinen ruhigen Gang, falls sich jemand fragen sollte, wie es uns geht. Keine Dramen, bis auf den üblichen häuslichen Kram: durchs Cockpit sausende Kaffeetassen und fliegende Honigbrote; Regel: letztere bleiben mit der Klebeseite an der Bux hängen….
„Drama“ gibt’s einfach nicht und so soll es auch bleiben. Höchstens solche aufregenden Dinge wie dieses: Köchin legt sich, während das Mittagessen gart, kurz aufs Sofa, es ist zwar erträglich, aber doch warm, und das Rumgespringe in der Pantry lässt einem den Schweiß auf die Stirn treten – wir liegen seit Galapagos bei Raumschots-Wind leicht auf Steuerbordbug, also stützt man sich mit dem Hintern an der Querstange vor dem Ofen ab und versucht, die umher flutschenden Zwiebeln zu schneiden, während mit jeder Welle ein warmer Luftstrom vom Kartoffeltopf den Rücken heraufkriecht; das erfordert schon mal solch eine Sofa-Pause. Die Kartoffeln köcheln dem Garzeitpunkt entgegen, in der Pfanne schmoren grüne Bohnen mit „Chuleta Ahumada“, zu deutsch Kassler Koteletts, aus Ecuador. Frau blickt faul durch den Niedergang nach oben, sieht die dunkle Wolke am Horizont und spürt schon im gleichen Augenblick wie die AKKA „anspringt“, während der Eigner an Deck noch Filmchen dreht. Wie nett! Ein Squall! Mit dem Anspringen kommt das Anluven, als ich an Deck jumpe, hat der Kameramann das Ruder schon besetzt; was mir zu tun bleibt, ist rasch das Besansegel runterzuzerren. Die Böe ist voll da, Segel fällt, und – zack! – ist es schon notdürftig festgebändselt. Genauso „Zack!“ sind wir klatschnass vom peitschenden Regen, und dann rieche ich es auch schon: Ebenso „zack!“ sind die Kartoffeln angebrannt. Aber da das ja alles derartig „zack!“ ging, können wir nach ein paar Minuten im gleißenden Sonnenschein das Mittagsmahl einnehmen – die Kartoffeln hatten noch nicht einmal „Farbe“ angenommen.
Moral: „Squall muss nicht, kann aber…“ würde Rüdiger Hoffmann sagen. Und es hält fit. Und auf Zack…

Da waren s nur noch 8…

5 Grad 45 S / 110 Grad 08 W, 16.6.2010

Acht? 8 Boote natürlich, im Funknetz, von ungefähr 25 zu unserer Startzeit. In den letzten Tagen rappelte es nur so an der Ziellinie in Nuku Hiva, Hiva Oa, Fatu Hiva. Heute kommt MOMO an, und CEOL MOR, SULEIKA, ANTIPODES und wie all die beneidenswerten Mitsegler heißen.
Wir nähern uns hingegen mit dem Freitag langsam unserem Wegpunkt „halbe Strecke“; wahrscheinlich werden wir mal wieder sagen: „… ach, das muss während meiner Nachtwache gewesen sein…“ Andere köpfen dafür einen Flasche Irgendwas, auf der SLIP AWAY teilte man sich immerhin eine Dose Panama-Bier (womit auch geklärt wäre, welche Gesprächsinhalte es bei Puddle Jump über Position und Wetter hinaus gibt). Der Strom der Galapagosbesucher tröpfelt nur noch, heute hat sich die QUEST bei uns eingereiht, die noch mit uns in Santa Cruz geankert hatte, und was bedeutet, dass dem Pacific Puddle Jump noch zumindest eine Frist von 3 Wochen gegeben ist.

Wir warten auf den Mond, ich besonders, denn derzeit geht er in meiner ersten Freiwache unter, und ich muss mir von Andreas vom Wachstum der Sichel berichten lassen. Sonst gibt es nichts Spektakuläres zu berichten, bislang ist alles „Standard“, bisschen zupfen hier oder schrauben dort. Einen riesigen Erzfrachter mussten wir eine Meile vor dem Bug durchlassen, das dritte Schiff auf dieser Reise, wobei man von dieser Menge noch getrost die Megayacht AVALON abziehen kann, die in Santa Cruz vor uns geankert hatte und schlicht auf dem gleichen Weg ist wie wir. Auch nicht schlecht – zieht nächtens mit 11 Knoten an uns vorbei und grüßt beiläufig über Funk; das ist genau doppelt so schnell wie wir. Der erwähnte Erzfrachter KING ORE allerdings war schon eine ordentliche Nummer. Zunächst kriegten wir ein Radarsignal und dann das vom AIS: 1000 Fuß lang, 18,5 m Tiefgang. Der schob, als er dann endlich in Sicht kam, einen Berg von Bugwelle vor sich her. Ziel: Iskenderun/Türkei. Rund Kap Hoorn – so was passt einfach nicht durch den Kanal…

Ach, und dann hatten wir nochmals eine Delfinshow. Hunderte, es ist nicht gelogen, und alle in Jagdstimmung, pfeilschnell, mit Riesensprüngen. Mittlerweile sind unsere Münder wieder zugeklappt, aber das war der ultimative Delfinauftritt. Bilder gibt es auch. Frei nach Klaus Lage: „…tausendmal geknipst – tausendmal ist keiner drauf… „. Die verwertbare Ausbeute liegt bei einer Handvoll. Immerhin.
Bis demnächst dann – von jenseits der Halbzeitmarke.

So ’n Stress

12.6.2010

Wat ’n Stress, sagt der Eigner eben. So ist es, wir sind gerade fertig mit dem kalten Nachmittagskaffee: eine Uhr piept, Zeit, die Kurzwelle anzuschmeißen, Deutsche Welle, Nachrichten aus Nordrhein-Westfalen und anderen wichtigen Teilen dieser Welt. Es gibt ja in unserer Flotte Leute, die sogar die Fußball-WM über Kurzwelle verfolgen! Nicht so wir – wir beschränken uns derzeit (noch?!) auf die wesentlichsten Zeitvertreibe: je 2 x 3 Stunden Nachtwachen, je zwei Funkrunden am Abend und am Morgen (The Pacific Puddle Jump Net und dann noch „Schwätz Doitsch“ mit 2 mal Schwaben, 2 mal Nordlicht und dem großen Schwaben-Nordlicht-Mix auf der ENOLA. Ganz lange wird letzteres Netz nicht mehr halten: ENOLA kommt morgen in Fatu Hiva an, MOMO (Schwaben1) rechnen mit dem kommenden Mittwoch, THULE irgendwann dazwischen. Nur Schwaben 2, die FEE wird noch ein paar Tage vor uns herdödeln, derzeit mit 240 Meilen Abstand.
Zwischen der Funkerei und den wichtigen Radioterminen sieht die Beschäftigungstherapie ab und zu mal ein bisschen Segelarbeit zu leisten; was anderen vergönnt war, nämlich konstante Winde für 2, 3 Wochen, gibt es bei uns nicht. Derzeit sind wir froh, wenn es überhaupt läuft, wir krabbeln dennoch langsam voran.
Und dann immer noch die wichtigsten Termine des Tages: Frühstück, Mittag, Abendessen und: SCHLAFEN, SCHLAFEN, SCHLAFEN.