Invercargill

Geologie überall - Stein am Purakaunui-Strand

Geologie überall - Stein am Purakaunui-Strand

Invercargill, 26.2.2011

Da sind wir. Immer noch. Die Stadt bietet nicht so irrsinnig viel für den sensationshungrigen Touristen, aber uns war in den letzten, durch das Erdbeben belasteten Tagen auch nicht nach leichtherzigen „Abenteuern“, dazu brütet Andreas an einer Tonsillitis, also haben wir es uns in unserer „cabin“ auf dem Campingplatz in Invercargill gemütlich gemacht. Ab und zu scheint die Sonne, wenn nicht, können wir, anders als im Zelt, eine Warmluftheizung anstellen. Und wir können fernsehen, das heißt, die stete Informationsflut zum Fortgang in Christchurch verfolgen. Eine Nachfrage bei der SOLEIL in den Bahamas ergab, dass Klaus und Heidi keinerlei Ahnung von dem Erdbeben hatten und es gab ein paar ungenehme Stunden des steten Mailabrufens, bis klar war, das Tochter und Enkelin wohlauf sind. Andere Bekannte oder Verwandte haben die Stadt mittlerweile verlassen, Kommentar: „… das Haus steht, aber innen ist alles kaputt…“ So nahe und intensiv haben wir Erdbebenfolgen noch nie verfolgen können, umso größer unser Entsetzen über die Bilder von einstürzenden Arkaden, Supermarktregalen, die binnen Sekunden allen Inhalt in die Luft schießen. Und natürlich die entsetzlichen Bilder vom CTV-Building, der Kathedrale, den zerdrückten Bussen. Ganz harmlos, aber für uns Sinnbild des Erbebens, ist das Bild der Timeball-Station in Lyttleton: der „timeball“ steht noch, wenn auch seit dem letzten Beben (das ja das eigentliche war – dieses war „nur“ ein Nachbeben!) nicht in Funktion, aber das schöne, weithin sichtbare Funktionsgebäude überhalb der Stadt ist zu weiten Teilen zerstört. Hier hatten wir eine Woche vor dem Beben unsere Mittagspause gemacht.

Einen kleinen Anteil an Erdbebenfolgen tragen auch wir hier unten im Süden der Insel – als ich gestern Trinkwasser kaufen wollte, waren die Regale leer, Brot rationiert, Mehl ausverkauft – es werden alle Mittel genutzt, Versorgungslücken in Christchurch zu stopfen. Und dennoch: wenn man im Fernsehen verfolgt, wie effektiv und souverän dieses Disaster gehandhabt wird, wie systematisch man – mit Hilfe vieler, vieler Hilfskräfte aus dem Ausland – versucht, das Leben in die Stadt zurückzubringen, aufzuräumen, weitere Schäden zu vermeiden, bleibt uns viel Bewunderung für all die direkt Betroffenen.

Trotz all dem Schrecken wollen wir aber doch berichten, wie unsere Reise in Dunedin weiterging. Vorbereitet hatte ich das schon, aber wir waren „anderweitig“ beschäftigt, also kopiere ich das jetzt hier herein…

Cannibal Bay, 20.2.2011

Da fährt sie hin, die „Europa“, oder was auch immer für ein Hapag Lloyd Cruiser gerade an diesem breiten, schönen Sandstrand vorbeifährt. Den Hooker€™schen Seelöwen stört das wenig – und wir wollen ihn nicht stören, also gibt es kein Photo von Wildlife mit Hightec im Hintergrund.

Stillleben mit Kelp - Cannibal Bay

Stillleben mit Kelp - Cannibal Bay

Dunedin hatte zwei Geschenke für uns bereit, und die Otago Halbinsel noch ein weiteres. Der Besuch des Royal Albatross Centers auf Taiaroa Head war jeden Cent wert – ein schön gemachtes Infozentrum (und guter Kaffee), nette Führer; freundliche Albatrosse, nämlich nördliche Königsalbatrosse, sitzen auf ihren Nestern (24 an der Zahl) und zeigen einem mitnichten die bereits geschlüpften Küken. Wie gemein!

I Northern Royal

Man betrachtet die Kolonie aus einem Unterstand heraus in beträchtlichem Abstand. Wäre so viel Wind gewesen wie gerade am Cannibal Beach, dann hätten wir sicher auch Fütterszenen gesehen, aber das war mal schlechtes Timing: kein Wind, kein Flugverkehr, oder nur wenig, denn Flügelschlagen ist nicht unbedingt des Albatross€™ größtes Vergnügen€¦  Das Betrachten der Ausstellung mussten wir auf die Rückkehr vom zweiten Programmpunkt verschieben, nämlich Besuch einer Pelzrobbenkolonie (sehr putzige Jungrobben!) und danach der Strand der Gelbaugenpinguine. Das alles war für uns „business as usual“, Robben konnten wir auf Galapagos schon näher angucken, und die Gelbaugenpinguine sind zwar schön anzuschauen, auch aus der Distanz, aber erzeugen wenig „oh!“ Und „ah!“. Sie stehen halt in den Dünen umher, eine sehr kleine Population, dazu kam nochmals schlechtes Timing, denn etwas später wären vielleicht ein paar mehr von der Jagd heimgekommen – aber diese Pinguinart lebt auch eher solitär – ich denke, die oh-und-ah-Pinguinkolonien leben sicher auch von der Masse Tier, die man von manchen Bildern, zum Beispiel aus der Antarktis oder von subantarktischen Inseln gewohnt ist. Aber als wir damit fertig waren und zum Albatross Center zurückfuhren, sahen wir schon den Klumpen Touristen in die Luft starren€¦ Flugvorführung der Albatrosse. Andreas behauptet ja, dass die Pinguine aus Holz seien und für uns Betrachter in den Dünen verteilt wurden – ich denke wiederum, dass man die Albatrosse dressiert und zu unseren Ehren hat aufsteigen lassen. Wie auch immer: ein Geschenk der Natur.

Dann kam der Samstag in der Stadt. Kalt und regnerisch – der Besuch auf dem Farmers Market am Bahnhof erbrachte ein paar köstliche Haselnüsse (mit Chili und Limone, ganz leicht kandiert), Haselnussbutter, organisch-dynamische Zucchini für die Zeltküche, mit deutscher Bedienung. Aber diese kalten Füße… Lass uns in die Innenstadt gehen und einen Kaffee trinken. Da pfeift es uns schon um die Ohren. Nicht der Wind – eher die Hinterlassenschaften der schottischen Gründerväter von Dunedin…

Kiwi Pipeband-Trommler

Kiwi Pipeband-Trommler

Ein Pipe Band Wettbewerb! Schei… was auf die kalten Füße, das ist toll. Wir lassen diverse Bands an uns vorbeiziehen, laufen die Stuart Street bergauf und begucken den „Aufwärmplatz“. Da werden Sequenzen wieder und wieder neu gespielt – irgendein Trommler ist von der Rhythmus-Rolle, ein Dudelsack quiekt, statt zu pfeifen, irgendeine Pfeife  ist falsch gestimmt. Rohrblätter für die Spielpfeifen müssen  gewechselt oder neu geschnitten werden und mit elektronischen Messgeräten geht man reihum und testet jede einzelne Tonhöhe. Faszinierend.

I Pipeband

Allerletzte Generalprobe – ich habe immer noch nicht mitgekriegt, wie der „Pipe Sergeant“ die Band dazu kriegt, das Stück auf die Zehntelsekunde zu beenden. Die Spannung in der Band steigt, und dann marschiert sie los. Wir verfolgen eine Band aus Queenstown, die eine makellose Vorstellung gibt – die Schiedsrichter umkreisen während des Vortrags die jeweilige Band, machen Notizen und ich kann bei einem ungnädige Bemerkungen zu einem unsauberen Schluss mitlesen. Bei unseren geht ist der Schluss aber wie abgehackt – und ich kann es sehen: der Sergeant macht einen winzigen Schritt vor – noch ein Takt, noch eine kleine Vorwärtsbewegung und „zack“. Aus.
Ceol Mor – große Musik.  Das war Geschenk 1.

Dicke Backen... Der Piper

Dicke Backen... Der Piper

Für das 2. Geschenk hatten wir schon am Morgen Tickets gekauft. Wir waren im Kino und es war wunderbar: „The Kings Speech“, ein Film über den entsetzlich stotternden Vater der heutigen Queen und seine Wandlung zum – einigermaßen – routinierten Redner. Geholfen hat ihm der freche Australier Lionel Logue, der zum Schluss der ersten Kriegsrede kritisiert: „.. you still stammered on the „w“!“ und King George IV. antwortet: „… well, I had to throw a few in, so they knew it is me…“  Witzig und frech, schockierend „royal“ und sehr anrührend, eine unbedingte Empfehlung.

Achtung! Seelöwen auf dem Campingplatz!

Achtung! Seelöwen auf dem Campingplatz!

Danach kam wieder Natur, die Weiterreise in die Catlins. Cannibal Bay mit hohen Windgeschwindigkeiten und viel, viel fliegenem Sand, Seelöwen und … dem Kreuzfahrer im Hintergrund. Purakaunui Beach, unser erster „DOC“-Zeltplatz, Meeresrauschen und (sehr komfortables) Plumpsklo. Die Purakaunui Falls.

Einzelzimmer und ... Regen

Einzelzimmer und ... Regen

Curio Bay – ein Zeltplatz mit Einzelzimmern aus Agaven, und nachts hämmert unter einem die Brandung ans Kliff. Hectors Delfine, Gelbaugen-Pinguine und ein versteinerter Wald.  Wenn nur das Wetter besser wäre!

... ob der noch gefüttert werden muss?! Gelbaugen-Pinguin

... ob der noch gefüttert werden muss?! Gelbaugen-Pinguin mit bettelndem "Köken"

Und nun Invercargill. Nicht schlecht! Der Queenspark, die Volieren für Papageienvögel, das Southlandmuseum und seine einzigartige Ausstellung zu den subantarktischen Inseln, den Aucklands, die Campbells, die Snares und die Antipodeninseln – nicht nur naturhistorisch, sondern auch viel Interessantes zum menschlichen Leben in dieser wahrlich abgelegenen Welt; vom Pinguinölproduzenten über Farm-Versuche bis zu den vielen Schiffbrüchigen, die wegen schlechter Kartierung auf den Aucklands gelandet sind.
Naja, und dann doch noch ein ganz aktuelles Exponat.  Sir Anthony Hopkins… Ein Rennmotorrad… Alles klar?!

Bert Munros "Baby", die Indian

Bert Munros "Baby", die Indian

Unser Zeltplatz liegt ganz in der Nähe der Banfield Street, und in dessen Nummer 105 hat Bert Munro gehaust. Und gebastelt. An seinen Motorrädern, die man nicht nur im Museum zu sehen kriegt, sondern viel besser noch woanders. Ich habe ins Gästebuch geschrieben: „The most enjoyable hardware store ever seen“. Die Brüder Hayes hüten die Munro’schen Motorräder und stellen sie an Invercargills Haupstraße zusammen mit allerlei anderen technischen Exoten aus – inmitten von Rasenmähern, Kochtöpfen und Schraubenschlüsseln. Nicht nur der Film – „The World’s Fastest Indian“ (deutscher Titel, völlig dämlich: „Mit Herz und Hand“) – ist ein Muss für den Südinselreisenden, ein Besuch von Hayes‘ Hardware Store ist es allemal.

Bei Hayes & Sons  vereint - die 1920er Indian und die Velocette von 1936

Bei Hayes & Sons vereint - die 1920er Indian und die Velocette von 1936

Das war’s zunächst mal. Morgen geht es weiter nach Stewart Island. Halsschmerzen kann man auch zwischen Kiwis und Kakas auskurieren.

Christchurch

Invercargill, 22.2.2011

Wir wollten heute einen neuen Bericht über die Reise von Dunedin nach Invercargill einstellen, aber als wir gegen 13:00 unseren Campingplatz beziehen wollten, kam schon die erste Neuseeländerin auf uns zu und fragte, ob wir vielleicht nach Christchurch telefonieren könnten… ??! … Wir hatten keine Ahnung, dass es in Christchurch Minuten zuvor ein wirklich schlimmes Erdbeben gegeben hatte.

Die Kiwis hier unten sind natürlich ziemlich gelassen, weil weit entfernt vom Geschehen, aber vom Campingplatz aus brachen doch einige Leute aus der Region Canterbury nach Hause auf.

Wir melden uns bald wieder!

That’s camping!

Dunedin, 17.2.2011

Camping

Schöner Platz, an dem ich sitze, ich habe mich allerdings gerade schnell in die Sonne verholt: 45 ° Süd, man sollte es nicht meinen… Das ist so ungefähr die Breite auf der La Coruna liegt, oder Mailand. Man stelle sich vor, Mailand im August. Wenn Italiener aus der Hitze in die Berge fliehen. Wenn ich mich von meinem Campingplatzbänkchen erhebe kann ich mit etwas Mühe den Otago Harbour sehen. Südpazifik – wir sind mitten in den Roaring Forties. Aber in der Sonne ist es angenehm, die Bienen summen und ich sitze in einem richtig gepflegten Garten, vielleicht besser: Park, Ahorn hinter mir, Zedern, Weiden, alles gemischt. Das einzige, was dem Idyll ein klein wenig Abbruch tut, ist die Tatsache, dass Dunedin eine Großstadt ist und im engen Tal, über dem wir campen, drückt sich der Verkehr Richtung Westküste entlang.  Was sind wir verwöhnt – Verkehrströme im „Südinsel“-Stil, das heißt: etwas langsamer, etwas weniger, etwas entspannter. So schrieb es uns auch Doug heute morgen, der, dem Aucklander Metropolenleben ausgeliefert, ein bisschen neidisch hinter uns herschaut, auf dem Weg nach Stewart Island.

Heute nacht war Schlafsackpremiere – in der Morgendämmerung wurde es mir unter unserer normalen Winterbettdecke doch zu kühl. Die warme Zusatzdecke erzeugte dann nochmals einen ausgedehnten Schlummer bis weit in den Morgen hinein, alle anderen sind schon abgereist. Der Normal-Camper hier ist auf Eilreise, 3, 4 Wochen Neuseeland, davon 1 auf der Nordinsel, das ist der Standard und folglich wird täglich der Platz gewechselt; wir schätzen uns glücklich höchstens von Wetterprognosen getrieben zu sein (und deswegen haben wir gestern die 400 km zwischen Christchurch und dunedin hinter uns gebracht).

Der Normalcamper fährt auch andere Autos – SEHR lästig, wenn man sich die riesigen Koffer so anschaut, BRITZ und APOLLO und KEA und wie sie alle heißen, Wand an Wand abgestellt. Ein VW LT 35 ist unter „untere Mittelklasse“ zu buchen, Toyota Hiace oder VW-Bus sind eine Seltenheit, eher ist es ein Crafter oder etwas entsprechendes von Mercedes oder Fiat. Wir fahren dagegen elegant auf ein uns zugewiesenes  Zeltplätzchen zu (die dazu auch meist noch schön gelegen sind, auf großen Wiesen oder unter Bäumen) wir parken, stellen das neue Zelt in null-komma-nix auf und rauschen mit dem Auto wieder ab, in die Stadt, in die Wildnis, ins Thermalbad.

Thermalbad?! Ja, Hanmer Springs, letztes Wochenende – verspannte Schulter beim Eigner, eine  prima Entschuldigung, gleich zwei Mal in die heißen Quellen einzurücken. Den Rest der „Aktivitäten“ haben wir uns erspart… Schaut Euch das an:

Die erste Zeile ist die wichtigste: Jetboating, Rafting, Bungy Jumping.

Die erste Zeile ist die wichtigste: Jetboating, Rafting, Bungy Jumping.

Was ist 42 ° warm und stinkt nach Schwefel?! Man beachte den Vulkan im Hintergrund...

Was ist 42 ° warm und stinkt nach Schwefel?! Man beachte den Vulkan im Hintergrund...

Wie sagte Doug: „Wir Kiwis sind ein bisschen wild, nehmt Euch in Acht!“  Richtig. Und darum auch gleich ein Bild vom Campingplatznachbarn in Kaikoura – kleines Wortspiel für die Freunde des Englischen auf einem Klein-Camper*.

... einer der harmlosen Sprüche von "Wicked Campers"!

... einer der harmlosen Sprüche von "Wicked Campers"!

Regen im Piction Sound

Regen im Piction Sound

Die Südinsel emfing uns allerdings so wie oben zu sehen – mit Regen und Kälte, so dass eine junge Hamburgerin, die wir auf der Fähre trafen, die OLYMPUS nicht ruhig halten konnte und mit den Zähnen klapperte: „… das ist so kalt! Aber GEIL!“  Die meisten Mitreisenden hatten sich allerdings in die Restaurants verzogen, bis auf einige ganz harte – die AKKAnauten, die es halt nautisch interessierte,  die besagte Reiseenthusiastin und ein paar Müde…

Picton Ferry1

Erste Station: Blenheim. Endlose Weingärten (und ein paar Flaschen Riesling für die AKKAnauten). Dann Kaikoura (sprich: Kaiko-ura). Voller Campingplatz – ein Hanseat (klaro!) steht in seinem gestreiften Seidenbademantel vor dem großen Reisemobil und… meckert! Wähh, nie mehr Nordinsel! Langweilig! Wääh, da hat einer den Vorhang von meinem Mobil in die Tür geklemmt – bestimmt diese jungen Dinger, die achten ja auf nix…  Wäääh, der Gletscher war nicht zu sehen! Ich liebe sie, die deutschen Reisenden. Ein dagegen sehr netter Stuttgarter Rechtsanwalt warnt uns vor der Whale-Watching-Tour, also sparen wir 300 Dollar, freuen uns auf Walbeobachtung von Bord der AKKA und gehen lieber Neuseeländische Pelzrobben besuchen. In Kaikoura trifft sich das antarktische Leben mit dem subtropischen, die Strandfauna ist beides, und außerdem blickt man von der hohen Abbruchkante auf sich hebende Felspartien herab, pfannkuchenflach, und in 20 km ragen die 2000 m hohen Berge der Kaikoura Range auf.  Lass die anderen doch Walen hinterherrasen, am Strand ist Ruhe…

Pelzrobbe

Pelzrobbe

Dritte Station: Hanmer Springs, wir erwähnten es schon. Schöner Campingplatz, Eigner-geeignete Wassertemperaturen und viel Kiwi-Publikum, alt und jung, von schwerem Lipödem (gehäuft! Merkwürdig… ) bis Bikinifigur,  vergleichweise wenige Touristen. Man kann auch prima seinen Schwimmanzug in der Dusche hängen lassen und steht, wenn man das abends merkt, fortan „ohne“ da. Aber erstens hat das Bad Leihanzüge für „normalwüchsige“ Frauen vorrätig, was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, und außerdem gab es einen neuen Anzug in Christchurch; nix wie hin.

Christchurch und die Avon-Mündung, gesehen von der Summit Road

Christchurch und die Avon-Mündung, gesehen von der Summit Road

Überhaupt Christchurch – VIEL zu kurz, die drei Tage. Wunderschöne Umgegend, Lyttleton Harbour, die Summit Road (wir leider ohne Mountainbike, das ist sonst ein „must“), eine phantastische Photoausstellung der Antarktisexpeditionen von Shackleton und Scott.  Und ein „oh, wie schön!“-Botanischer Garten.

SI ChCh Botanic Garden

Am Antarktikzentrum nahe dem Flughafen – der Führer sagt: „…viel zu tun für Kinder und die Erwachsenen können derweil den intellektuelleren Teil der Ausstellung aufdrüseln…“ – kaufen wir – … ist ja nur Touri-Kram!  – 1,5 h Parkgebühr und sind so gnädig uns die Ausstellung anzuschauen. Auf dem Armband steht: „Unlimited Hägglund“. Eben. Was für Kinder. Kinder wie uns, wie wir feststellen, wir knallen mit dem Hägglund, dem antartkischen Raupenfahrzeug durch die Gegend und lachen uns kaputt dabei, schauen „4D“-Filme, deren 4. Dimension rieselnder Schnee, spritzendes Wasser (und Vogel-Kacke) darstellt, während fantastische Bilder von Gletschern und Meer und Felsformationen an einem vorbeigleiten. Der antarktische Sturm war ein bisschen schwach für  uns Seebären, aber schön kalt war’s, und überhaupt würde ich das nächste Mal lieber in langen Hosen ins Antarctic Centre einrücken – man wird immer  mal wieder von kalten Winden erfasst oder stapft über’s Eis. Ein bisschen war ich schon für das Zentrum eingenommen, als ich sah, dass es auf dem Gelände der neuseeländischen Scott-Station steht, und gleich gegenüber ist die Halle für die amerikanische McMurdo-Station, mit Herkules-Versorgungsflugzeugen davor. abgestellt.  Ziemlich lebensnah. Und so ist der Besuch mal wieder eine Überraschung für uns – wir haben Spaß und müssen uns am Schluss aus der Ausstellung hinauskomplimentieren lassen, um knapp 8 Uhr abends. Was uns im Endeffekt wirklich gefesselt hat, war der Ausstellungsteil mit den Fakten – Antarctic Treaty, Geologie, Paläontologie, Tiefsee-Biologisches, Entdeckungsgeschichte,  Technik.  Ich finde: unbedingt empfehlenswert.

Und nun Dunedin. Albatrosskolonie, Pinguine. Und danach die Catlins – surfende Delfine und viel, viel Kelp. Stewart Island. Kepler Track?! Doubtful Sound!??

Ich glaube, wir müssen los. Es gibt – zu – viel zu gucken hier!  Und Wohnmobil?! Braucht man nicht, Ihr nachfolgenden Segler. Finden wir, bislang.  Camping ist die Lösung! Meinungsänderungen vorbehalten.

SI Chch Grill

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* … für alle des Englischen nicht machtigen: „Fördere das wild(e) Leben – gib‘ ne Party!“

Seepomeranzen in der Stadt

Wellington, 9.2.2011

„Hey, folks – lane 4!“ Genau, „€¦hey folks€ in Deutschland, oder wo immer Ihr seid. Da stehen wir nun, auf der Wartespur 4 für die ARATERE, die gerade in die Bay von Wellington einbiegt – gleich machen wir selbst „rüber“, über die Cook Strait nämlich, nach Picton.

Wellington Interislander

Rotorua liegt hinter uns, wir haben gestern einen langen Schuh gemacht und waren um 5 Uhr in Wellington. Viel Landschaft gab€™s und wenig Stopps. Vulkane, ans Allgäu Gemahnendes, Landstädtchen die an amerikanische Hinterwäldlerorte erinnern, zum Beispiel Taihape, die „Gum Boot City“ (Jahreshauptattraktion: Gummistiefel-Weitwerfen!).
Je weiter wir nach SÜden kamen umso mehr Schafs- statt Milchviehwirtschaft gab es , schließlich fingen die Bäume an, sich ostwärts zu neigen: über die flache Ebene pfeift der Wind von der Tasmansee, hohe Hecken schützen Anpflanzungen, und unter die – übrigens fast überwiegend – Maori Ortsnamen mischt sich plötzlich ein Platz mit dem schönen Namen „De Molen“. Warum bloß??. Klar, hier MÜSSEN sich Holländer niederlassen, schön platt alles und genug Wind für die Mühle. Auf dem Rückweg möchte ich gern ins Volcanic Centre nahe Taupo – das Zentrale Plateau der Nordinsel ist wirklich eine tolle Vulkangegend, und mittendrin erheben sich noch 2.700 m hohe aktive Vulkane, da müsste man auch mal eine Wanderung veranstalten. Auch sonst gäbe es da noch viel anzuschauen; vielleicht noch ein längerer Halt beim Schafsbauern, der gestern gerade seine Schafe nach Größen sortierte. Auf die doofe Frage, was er und seine Familie da gerade machen, kam ein trockenes: „€¦ yaah, that€™s sheep farming€¦“ Einem nicht ganz nachvollziehbaren Plan folgend  wurden Lämmer von Alttieren getrennt („baaah, baaah, bääääääääh!“), um zum Schluss eine fast unübersehbare Anzahl von Tieren einer Läuse-Behandlung zuzuführen.  Mit was Seepomeranzen auf Landreise sich alles so aufhalten können…  Ein Hund war übrigens nur marignal beteiligt, der lag am Zaun und pennte.

Ein Meer von Schafen

Ein Meer von Schafen

Jungfarmer mit Nachwuchs

Jungfarmer mit Nachwuchs

Nachdem wir die Quartiersuche in Wellington auf einen Anruf bei Accor beschränkt hatten – in der vergeblichen Hoffnung auf ein unschlagbares Angebot wie im Ibis Auckland – fuhren wir kurzerhand bei Top10 durch die Schranke, bezahlten eine Nacht auf der Campingwiese (hu! Teuer – 40 $! Hauptstadtpreise€¦) sowie 40 NZ$ für den Top10-Club. Das ist die 2-Jahresgebühr für Ermäßigungen auf Plätzen dieser Kette – und schickerweise amortisiert sich diese Gebühr schon mit einer Hin- und Rückreise mit der Interislander-Fähre zwischen Nord- und Südinsel. Nachher, wenn wir in Picton angekommen sind, kommt die Clubkarte gleich wieder zu Ehren.

Diese erste Nacht im neuen Zelt ging ganz gut vorbei, nicht zu kalt, nicht zu windig, obwohl dies grundsätzlich eine recht zugige Ecke zu sein scheint, die vielen Radfahrer haben ganz schön zu kämpfen. Auf dem Campingplatz waren die AKKAnauten mal wieder die letzten beim Aufstehen und Zeltabbauen, so dass uns nur noch ein Stündchen Stadtspaziergang in downtown Wellington beschieden war – nette Stadt, das, und sicher einen längeren Aufenthalt auf dem Rückweg wert. Die Pomeranzen mussten ganz schön staunen: so viele Parfumläden und Klamottenshops hatten wir ja schon lange nicht mehr gesehen. Auckland schien uns dagegen viel „gewöhnlicher“. Und gerade eben, in der Mittagspause, füllten sich die Kaffeeläden und Lunchbars mit Anzugträgern und Bürotanten auf hohen Hacken. Wellington verzeichnet keinen Goldrausch, sondern etwas, was man hier „The Coffee Rush“ nennt, eine unglaubliche Dichte an Cafés, Kaffeeläden, Espressobars, Kaffeeröstern oder mobilen Käffchen-Stationen. Da geht „man“ hin, wenn man sich für die Mittagspause nicht in Laufschuhe und Funktionskleidung zwängt, den iPod in die Ohren stöpselt und eine eilige Runde um die Bürotürme dreht. Die Übergewichtigen, die „nur“ walken, sind zwar vertreten, aber eindeutig in der Minderzahl. Kiwis im Fitness-Wahn. Vielleicht ist das ja in Deutschland mittlerweile auch so, oder in den USA oder anderswo, aber wir hatten offensichtlich schon länger keinen näheren Zivilisationskontakt mehr, glotzen hinter schnieken Joggern her und bleiben vor jedem Smartphone oder Tablet PC stehen. „€¦ haste gesehen?! Was€™n das?“

Weg hier, wir fahren jetzt los. Stadt gibt es auf der Südinsel auch, vielleicht müssen wir sogar noch warme Bekleidung nachlegen im nächsten „Katmandu“, dem Kiwi-ALDI für Outdoorbedarf. Die machen übrigens dauernd „SALE“, vor Weihnachten gab es 50% auf alles, jetzt schon wieder. Fiese Marktingtaktik -Seepomeranzen, dem Konsumtrip hilflos ausgeliefert.

Uns stinkt’s

Rotorua, 7.2.2011

Liebe Güte, ich erschrak gerade über den letzten Blog: Wilmaa! Das ist eindeutig zu lange her – schließlich hatten „wir“ hier downunder mittlerweile schon Yasi, und von dem Cyclon hat ja wohl auch die westliche Welt ausreichend gehört. Hier war davon allerdings nichts zu merken, nur ich hatte meinen Wetterfrosch-Spaß, denn der Sturm war wirklich beeindruckend anzuschauen.

Nun aber erst einmal was ganz anderes…

Hochzeit AKKAnautenAlles Liebe nach Berlin aus Neuseeland! Gewinnen wir den Preis für den weitest angereisten Glückwunsch?! Na, hoffentlich – übrigens, Glückwünsche reifen mit jedem Kilometer!

Zum Titel-Thema:

Am Freitag haben wir in einer letzten Eilaktion allen Campingkram in Plastikboxen gesteckt und auf den Mitsubishi geladen. Zum Lunch gab es noch ein letztes Schwätzchen mit Seglerkollegen, und nicht zu vergessen mit Holly… Das ist sie!

Holly

und das ist ihr „Flat White“, und zwar nicht die Version „little Swirlies“ oder „Love Heart“, sondern ihre ur-Kiwi-Schöpfung „Silver Fern“. Der Silberfarn- die Kiwi-Nationalpflanze. Fast zu schade zum Trinken, oder?!

Hollys Flat White

Danach mussten wir nur das Paket mit der Sprayhood postfertig machen, nochmal schnell die Nähmschine rausholen, weil eine Schlaufe am Sonnensegel gerissen war, die allerletzten Gemüse verteilen und das Schiff endgültig fertig machen für „AKKA allein zu Haus“, und schon konnten wir los. Die Unkenrufe hießen, dass wir ja, wenn wir es nicht bis Paihia schaffen, vielleicht ums Eck auf dem Campingplatz … aber nein, wir schafften es. Na, gut – die Post war schon zu. Aber da am Wochenende Waitangi-Day war und jeder Ort, der irgendwie auf sich hält, an diesem Tag (dem hier fast nicht bekannten Nationalfeiertag!) eine Sportveranstaltung oder ein Festival abhält und damit Motelzimmer in Warkworth oder Albany Mangelware waren, hielten wir tapfer durch bis Auckland. Yeah! The AKKAnauts hit the road! Auf dem Weg in den Süden. Das „sonnig“ verkneifen wir uns schon mal.

Lady Knox Geyser

Und seit gestern stinkt es uns auch schon… Jedenfalls manchmal. Nicht ,weil Rotorua so eine Art Vulkan-Disneyland geworden ist, dazu hatten wir gestern im „Thermal Wonderland“ zu viel Spaß und Staunen; auch nicht, weil wir heute für das „Agrodome“ ordentlich ins Portemonnaie greifen mussten; wir fanden, das hat sich gelohnt, all die Schafe und Schäferhunde, das Schafscheren und sich rentnergerecht mit dem Trecker über die Weiden karren lassen, Emus und Bullen und Alpacas kraulen…

Aussie in Neuseeland: das Emu. Öllieferant, übrigens!

Aussie in Neuseeland: das Emu. Öllieferant, übrigens!

Haensch (links) und Freund

Haensch (links) und Freund

Aber was ich aus dem Agrodome mitgebracht habe… Pfui… Oder doch ganz lecker?! Naja, etwas aufdringlich vielleicht… Ein dickes Bündel Schafsbehaarung stinkt in meiner Hosentasche rum.

Bisschen Wolle gefällig?! Das Merino

Bisschen Wolle gefällig?! Das Merino

Und eben komme ich aus dem Motel-Pool – ermüdet vom warmen Thermalwasser. Und irgendwie… stinkig.

Schöne Grüße also aus Rotorua – wo man in Whakarevareva in kochenden Tümpeln gegarte Kumarastückchen kosten kann. Wo man nicht wirklich lang auf einer Stelle stehen bleiben mag. Echt heiß, diese Fußbodenheizung… Wo aus allen Ritzen der Schwefeldampf kriecht.

Uns stinkt’s eben. Nach faulen Eiern. Und nach Schafen.