Kontraste

Picton, 17.3.2011

Wir sind eben in Picton eingelaufen, es regnet Katzen und Hunde, die Zeichen stehen wohl auf „Fähre bald…“.

Nach den vielen schönen Erlebnissen auf dem Kepler Track haben wir einen faulen Tag in Te Anau eingelegt – Kino, die nächste: der 3. Teil der Millenium-Trilogie, am Wochenende davor waren wir ja schon in „Winter’s Bone“. Und Sonntag haben wir uns unter die Massentouristen geworfen.  „Man“ fährt eben zum Milford Sound (oder zum Doubtful Sound, je nachdem), also wir auch (unsere australischen Kepler-Mitläufer waren am gleichen Tag auf den Milford-Track aufgebrochen, nochmals 4 Tage, wirklich tapfer…). Die Straße nach Milford ist schön und bietet tolle Ausblicke auf die alpine Bergwelt – aber die Ausfahrt auf dem Sound (der eigentlich ein Fjord ist, deswegen heißt die Gegend ja auch Fiordland! Briten und Co. ham’s da nicht so mit der Orthographie!), diese Ausfahrt war was für die weniger Verwöhnten. Doch, doch, sehr beeindruckend, die Felsformationen zu sehen, sich das Aufrichten der Alpen vorzustellen, die Wassermassen anzuschauen, die sich via Wasserfall ins Meer stürzen. Aber wir sind eben doch sehr verwöhnt mittlerweile.

Montag sind wir weitergerückt, ein kurzer Blick auf Queenstown, die Welthauptstadt jugendlichen Action-Wahnsinns (Canyon Swing?! Rafting?? Freefall?? You name it – they do it…) und da schlechtes Wetter vorhergesagt war, sind wir gleich weitergereist bis Haast. Übernachtung in einem Beach-Motel wegen akuter Zeltaufstellfaulheit. Außerdem kann man im Motel schauen, was die Nachrichten aus Japan Neues bieten – wir schauen es mit Grausen. Eine der ganz kleinen Katastrophen bot uns die FREYDIS, die am Montag noch verloren geglaubt war, da die gesamte Marina Iwaki Sun restlos im Tsunami verschwunden ist.  Die nachfolgende Nachricht, dass FREYDIS sich an einem Felsen 2 Meilen nördlich „festhält“ ist nur begrenzt tröstlich für Heide und Erich: 1. kann das Schiff unter den gegebenen Umständen kaum geborgen werden und 2. sind das noch 2 Meilen näher an Fukushima dran…

Dafür hatte der Dienstag wunderbares Wetter für uns bereit, viel Ausblicke auf die neuseeländische Geologie und Spaziergänge zum Fox Gletscher (leider kann man da derzeit nicht sehr nahe dran!) und zum Franz-Josef-Gletscher (diesen Namen hat der oben bereits genannte Julius von Haast zu verantworten, gemeint ist Franz-Josef 1. Also, nix FJ Strauß). Der dazugehörige Ort heißt „Franz“, aber außer Gletscher ist dort wenig gewesen. Was mich wirklich störte, waren die Helikopterflüge über diese tolle Bergwelt – nur zu verständlich, dass solche Angebote dazu verlocken, das alles von oben zu sehen, aber dieses Geknäter geht einem  (mir) auf den Keks. Man kann auch etwas leiser mit dem Flächenflugzeug aufsteigen – wir haben nicht mal die geführte Gletschertour mitgemacht, obschon ich doch gern einige dumme Fragen gestellt hätte. So wühle ich mich durch ein frisch erstandenes Büchlein „Rise and Fall of the Southern Alps“ und hoffe auf geologische Erleuchtung.

Am Mittwoch ging die Reise – die sich nun doch zügig nordwärts bewegt – über Okarito bis nach Inangahua. SCHÖNE Wanderung zum Trig-Point in O. mit umwerfenden Blicken auf die Reihe der Alpengipfel! Kurz vor Antritt des Rückweges zog sich der Himmel wie vorhergesagt zu, just in time. Die Nacht im „Backpacker“ in oder bei Inangahua war der Tatsache geschuldet, dass wir einfach keinen adäquaten Zeltplatz fanden, aber das war dann auch mal ein netter Test – Ferien auf dem Bauernhof, Kühe, Hunde, Schafe, Hühner, ein altes Farmerpaar und 3 kleine Hüttchen – für 50 Dollar mit Küchenbenutzung, heißer Dusche, Bettwäsche, Handtüchern. Da kann mancher Campingplatz, der uns ein Eckchen für unser Zelt verkauft hat, kaum mit.

Und jetzt sind wir in Picton – wir schauen uns morgen das Wetter an und entscheiden dann, ob wir noch ein bisschen am Queen Charlotte Sound laufen wollen oder doch gleich auf die Fähre gehen. In 2 Wochen geht’s nach Deutschland, und AKKA will ja noch vorbereitet werden, damit wir im Mai schnell lossegeln können.

Wir lassen hören! Und dann kommt auch noch ein Erguss zum Thema Ökologie in Neuseeland, das liegt mir seit Tagen auf der Tastatur. Und der Seele.