Hannover, 14.4.2011
Der erste Teil unserer Runde durch die Republik ist schon vorbei. Wir sind mit deutschen Mobiltelefonen ausgestattet, die Krankenhaustermine (leider insgesamt 3, ein „Block“ wäre uns lieber gewesen…) stehen fest, der Osterhase wird die Eier in die MedHo Hannover bringen. Und zwischendrin sausen wir durch Deutschland.
Der Osten. Spreewälder Gurken, das war schon – schön, die alten Verwandten zu sehen und auch die jungen. Und es ist auch vergleichsweise beschaulich, sehr angenehm nach der Hannoverschen Landeshauptstadt-Hektik. Zumindest ich bin durch die lange Reise wohl doch anders geworden, und die Dauerbeballerung mit Werbung und die steten Kaufanreize sind für mich schwer zu ertragen – was ich an der Schwelle zwischen pazifischen Inseln und Neuseeland schon schwierig fand, wiederholt sich in Deutschland in Potenz. Wer kauft eigentlich diesen ganzen Schrott? Und selbst das Zeitunglesen muss ich wohl neu erlernen – die Konzentration auf europäische Themen ist mir abhanden gekommen.
Görlitz hat uns ausnehmend gut gefallen – nicht nur, dass wir unübertrefflichen Schmandkuchen bei Christa genießen konnten; Görlitz ist einfach eine Reise wert: so viele schöne Häuser aus Renaissance und Barock, dazu die langen Reihen von Gründerzeitmiethäusern, alles vom Krieg verschont und (weitgehend) sehenswert restauriert. Als am Freitagnachmittag der kalte Wind etwas nachlässt, traben Dieter und Christa mit uns durch die sonnenbeschienene Altstadt, lassen uns über die Neiße auf’s Riesengebirge gucken, Andreas sieht „sein“ Eisenbahnviadukt wieder, wir linsen in Häuser mit großen Kreuzgewölben und lassen uns ein bisschen was über die Tuchmacher und Färber früherer Zeiten erzählen. Wir sind eindeutig zu früh wieder abgereist…
Dafür warteten dann in Berlin junge Füchse (und eine wilde, ganz junge!) auf uns, und außer dem (beeindruckenden) Historischen Museum gab es zu sehen oder zu hören: Kaffee vor und eine Führung durch Ninas Schokoladenmanufaktur in der Linienstraße (pfui, echt. Andreas schlotzt eine Trinkschokolade: „… wie damals. Kindergeburtstag!“). Im Kleingarten stürzt sich Eske kopfüber von Gartenliegen – man mag gar nicht hinschauen. Lediglich die junge Dame selbst stört das wenig (und die Eltern, die haben sich wohl schon an derartige Kunststücke gewöhnt…).
Erwähnenswert noch meine weltweite vorliebe für „ÖPNV“, in Berlin also: U- und S-Bahn. Schicke, durchgestylte Musliminnen mit malerischen Kopftüchern (wow!). Touristen aller herren Länder (von denen ich vermute, dass sie die Berliner so genervt aussehen lassen…) Bahnsteiggespräche: „… sags Du ssu Arbeitgeber: Das mach isch nisch!“ Ein türkisches Ürkülük-Ürküdik-Rhabarber durchmischt mit „hat gar kein‘ Zweck“, „Mietvertrag“ und „Du luuugst“. Ich kann das Lauschen und Glotzen halt nicht lassen. Ganz schön selbstbewusst, die Berliner – ganz schön „Kurt Krömer“.
Und jetzt?! Statt Eierschecke gibt es jetzt erst mal Butterkuchen, das Ampelmännchen hat auch Pause. Der OberAKKAnaut liegt schon in der Klinik – wir freuen uns auf stein-freie Zeiten und weitere Fahrten durch die Republik.