Opua, 9.6. 2011
Wir basteln, die paar Leute, die noch an Land auf Ashby’s Boatyard stehen, und Walter sagt heute: “ … ich bin halt nicht so schnell wie Ihr!“. Walter ist der Schweizer von der CINDERELLA, mein Crew- und Wetterberater, als Andreas im tonganischen Krankenhaus lag, einer, der demnächst nach Vanuatu will; augenscheinlich machen wir einen richtig hektischen Eindruck, toll, endlich mal! Wenigstens den Eindruck vermitteln.
Ansonsten ist das AKKAnauten-Tempo unverändert, es vergeht ein Tag nach dem anderen: vor dem Fertigen der neuen Laschbänder für die Rettungsinsel zum Beispiel ist zunächst die Instandsetzung der Nähmaschine dran; Schwierigkeiten mit der Oberfadenspannung haben mich ja sogar in Deutschland unmgetrieben, ich suchte nämlich seit dem ersten Reparaturversuch zu Weihnachten eine kleine Unterlegescheibe mit Steg, die auch in Europa nicht mehr erhältlich ist. Für Berninas aus den frühen 60ern gibt es gar keine Ersatzteile mehr. Aber der schlaue Eigner wurde – wieder einmal – fündig. Nicht in den (Un)tiefen meiner Unordnung, sondern genau da, wo die Scheibe hingehört – ordnungsgemäß an der Maschine angebaut, nur in der falschen Reihenfolge, das kann frau ja nicht sehen. Oder erinnern… Aber so richtig glücklich bin ich den Reparaturversuchen immer noch nicht, wir forschen noch. Vielleicht so lange, bis ich mir eine „neue“ Maschine bei TradeMe schieße, vielleicht ein Modell Bernina 730 aus den späten 60ern. Aber die „Strapse“ für die Insel sind eben fertig geworden, Marke „geht so“, also muss es die Maschine jetzt bis zum nächsten Besuch in Neuseeland tun.
Das Unterwasserschiff ist geschliffen, am Besanbaum werden noch die neuen Beschläge für die Reffeinrichtung ergänzt (ganz schön klein, die verbliebene Segelfläche, huch!), lauter solche Sachen. Das Sonnensegel, das nun seit Weihnachten oben steht und unter der UV-Bestrahlung leidet, muss auch noch generalüberholt werden, nicht nur, dass nach 3 Jahren Tropen die Nähte nachgeben, nee, die lange Zeit hier im feuchten Neuseeland hat die Algen wachsen lassen. Und Imprägnierung braucht es auch mal. Wie Ihr seht, es fällt einem immer was ein.
Übrigens läuft hier ein Heizlüfter, nur mal so ins sommerliche Deutschland gerufen; als wir in Auckland ankamen, fanden wir es nach diesen wirklich sensationell frühsommerlichen 2 Monaten auf der Nordhalblkugel tatsächlich arschkalt – und haben dort die Heizdecke im Motelbett genossen (igentlich eine schlaue Methode zu „heizen“, da ziemlich lokal begrenzt, nur dass die kalte Nase, die aus den Decken ragt, nichts abkriegt). Aber mittlerweile haben wir uns schon wieder an die Kühle gewöhnt und können nicht wirklich klagen: wenn die letzten zwei Tage auch „cats&dogs“-Regen bescherten, war die letzte Woche doch ganz nett. Durchwachsen eben, frühherbstlich nach europäischem Standard. Das sieht morgens dann ungefähr so aus:
Im Ernst, es ist wirklich ein schöner Winter, mit Tuis, die aus dem Gehölz schreien, mit Gelbstirnmazonen, die umherhopsen, Spatzen, die in unserem Besan nisten – und nun täglich neu erklärt bekommen, dass wir das nun doch so schön nicht finden. Leider ernten wir kein Verständnis bei unseren Untermietern, die täglich neue Nestbauversuche starten.
Der Rest ist aber richtig schön und schnell erzählt: Am Donnerstag waren wir in Whangarei, daher hier das finale Bulletin in Sachen Nierensteinbehandlung! Tony Nixon und Crew haben dem Eigner den verbliebenen Stent (sowie ein beträchtliches Sümmchen aus der Tasche!) gezogen, nun ist alles wieder gut – und wir wollen auch immer ganz viel trinken in Zukunft!
Noch schöner war eigentlich unsere Ankunft bei AKKA. Da hatte sich ja etwas ganz tief in den Hinterkopf eingegraben: die Erinnerung an den Rattenbesuch 4 Nächte vor unserer Abreise nach Europa, örggs, von einem Roggenbrot-Gourmet übrigens! Sofort geriggte Rattenfallen wie auch der Austausch der Holz- gegen eine Metalleiter wurden rattenseitig nur freundlich belächelt, wie ein weiterer Besuch in der Folgenacht bewies; was ein echter Rattenartist ist, klettert eine Leiter ganz normal über die Sprossen hoch. Es ist nicht zu glauben…
Stellte sich die Frage, die wir in Deutschland immer mal wieder erfolgreich verdrängt haben: Gibt es an Bord der AKKA eine Ratte oder nicht – oder gar der Horror in Person eines erfolgreich gebärenden Rattenmädels?? Die letzten beiden Nächte vor dem Abflug war es ja ruhig geblieben, seit nämlich, wie seither stets, die Leiter nachts einen Meter über dem Boden schwebte… Aber so ganz sicher waren wir uns nicht, und Rattenfraß an Bord ist eine echte Katastrophe.
Als Luft holen und aufschließen. Nix. Rattenfallen unversehrt, keine Spur von irgendwelchen Bewohnern. Was nun wieder unsere Crew – das sind Magermännchen, Gelb und die Robbe Williams – die auf dem Sofa hockt, als ihren Erfolg verbucht; sie behaupten, 2 Monate lang böse Blicke auf den Niedergang geworfen zu haben, obwohl ein bisschen Abwechslung oder Besuch gar nicht so schlecht gewesen wäre… Sagen sie halt so – ich glaube, die Jungs haben keine Ahnung wie lecker einer neuseeländischen Ratte 58 Jahre altes Bäreninneres – echtes Nachkriegsstroh! – schmeckt. Egal – AKKA unversehrt, die Crew wohlauf, und wir auch. Wir genießen den Winter, und der schaut dann wiederum ungefähr so aus, wenn man vom Heck ins Grüne blickt:
Wer braucht da noch ein Wetterfenster nach Tonga? Naja, doch, es wäre schon schön. Der oben zitierte Walter meinte übrigens: „… ich hätte gern 12-15 Knoten schräg von hinten!“ Diesem Wunschkonzert schließen wir uns an. Möglichst bald.