Vom Warten und von „pisin tok“

Opua, 17.6.2011

… frisch aus dem Marina Café: AKKA liegt seit 3 Tagen an der Mooring 13, das kann nur eine „lucky number“ sein. Am Donnerstag früh kam der Travellift gefahren, ein bisschen früher als verabredet, wegen der Springzeit und dem Mörder-Strom, der dann hier setzt. Und in der Nacht um 2 ging der Wind los, seitdem pustete und regnete es.  Und dann die zweite Nacht…  das auf dem Vorschiff abgelegte Dinghy hob ab und musste mitten im Sturm gelascht werden.  Nach so langer Zeit an Land vergisst man schon mal seine Prinzipien: wenn Du an xyz denkst  – xyz wie: Reffen, Laschen etc. –  dann tu’s.  Wenn nicht – dann geistere mit Kopflampe durch den waagerechten Regen und nimm eine Intensivdusche. Die kleine AKKA hat sich jedenfalls ganz schön weggelegt in den Böen – inklusive Kochbuch-Flugvorführung und prophylaktischem Nähmaschinen-Wegstauen.

Aber das sind nur Stunden und insgesamt macht es nix; es ist nicht mal so ganz wahnsinnig kalt, das Thermometer am Niedergang behauptet sogar kuschelige 20°, ohne Heizung, natürlich.

Wann es nun weitergeht, müssen wir sehen. Diverse Schiffe –  wir sind bei Weitem nicht die Letzten, wie wir vermutet hatten! Lop To ist hier, die Kestrel, Cinderella, Tramp, Kira, um nur die deutschsprachigen zu nennen… – reisen morgen, ein kleines Wetterfenster vor dem Durchgang der nächsten Front, dann sind sie schon 2, 3 Tage weg und erwischen die nur den Nordrand , aber ganz so weit sind wir noch nicht. Vielleicht, vielleicht stellt sich ja das gegen Ende der Woche nahende Hoch als ausreichend freundlich heraus.  Spannend.
Sieht nach einer Neumondreise aus, macht auch nix, obwohl so ein Glitzermond des nachts immer schön ist, und die Reise ist ja lang genug um wenigstens noch ein paar Mondstunden zu gewährleisten.

Wenn es abflaut und auch nicht mehr so regnet, wird die Genua aus dem Sack geholt, denn wir mussten zum Kranen ja das Vorstag wegbauen. Einkaufen nicht vergessen. Der teure MOLISI-Supermarkt in Nuku€™alofa ist dann die letzte Joghurtstation vor dem Shopping-Off in Ha€™apai und Va€™vau.

Ach ja, der Titel… Pisin tok. Das war ja mal wieder was für die Schipperin gestern. Wo fange ich an?! Mit den Haufen von Kiwis an Bord der AKKA?! Oder wieso ich da überhaupt gelandet bin?! Also, ich war in Vanuatu, quasi, Vanuatu in Neuseeland. Walter musste vor Abreise sein Auto abstellen und wollte das bei einem Kumpel in Kawakawa tun, 12 km von hier, sozusagen unter Ehe-Kumpels, Männern, die Frauen aus Vanuatu geheiratet haben. Derweil der Eigner am Rigg bastelt,  schippere ich mit dem Dinghy (neue Schraube – es setzt der Geschwindigkeitsrausch ein!) an Land und fahre ich hinter dem Walter her.  Ziel: Ein schlichtes, türkisfarbenes Häuschen am Rande von Kawakawa. Auf’s Klopfen wird die Tür geöffnet, der Blick fällt durch den Gang auf einen Küchentisch, auf dem Kiwi-Mus- und -marmeladengläser gehäuft stehen. Marilyn winkt mich rein: „Benesta tok on the phone!“  Ich höre es: Benesta telefoniert mit der Heimatinsel, ein ununterbrochener Pidgin-Schwall (Gelächter nicht zu vergessen) dringt uns entgegen. Marilyn, vanuatische Besucherin  in Neuseeland-Bekleidung (Wollsocken, Flanellnachthemd, dicke Wollmütze! ) nötigt mich auf einen Stuhl und deutet stolz auf den älteren Europäer im Eck: „Husband blong me!“ – das ist mein Mann. Auch wenn wir überwiegend Verständigungsschwierigkeiten überlachen, ab und zu verstehe ich was (wer Tania Aebis Reisebericht gelesen hat, erinnert sich vielleicht auch… ). Tok, tok – sprechen. Blong – gehören. Plis – bitte.  Das wird lustig werden, wenn wir erst in den „Neuen Hebriden“ sind, wenn ich jetzt mal von diesem Häuschen auf die Wirklichkeit schließen darf – eine raue, l(ebensl)ustige Inselwelt in den Tropen. Und dann beendet Benesta das Telefongespräch – ich stelle mich vor: “ Andrea, I am the taxi driver!“  Benesta strahlt, ein wunderschönes melanesisches Gesicht mit ein bisschen Asien drin und mit einem bewunderungswürdig bunten Tuch-Wust auf dem Kopf, und die kleine Person begräbt mich in einer Riesenumarmung, als ob wir uns schon tausend Mal gesehen hätten. „… ich bin ja so froh, dass ich Walter nicht zurückfahren muss!“ -. Walter hatte gesagt „… ein Goldstück. Vielleicht ein bisschen – hm – laut?!“.  Versteh‘, versteh‘. Man könnte sich unter den Tisch werfen! Wir hören von den Männern und Frauen in Port Vila (ui, ui, kava and sex…), von Heimatinseln, Kindern, Kleiderspenden und dem ganzen Segen, den die Yachties bringen. Nämlich Kleider und Schulgeld, und dafür sind sie gesegnet, und die, die die Kleider spenden – also Benesta und die Neuseeländer – sind auch gesegnet, und die Empfänger sowieso! Manches davon gibt es in Pisin für Marilyn, die wieder viel belachte Einwürfe macht.  Kinder füttern, technische Hilfe – wird alles auf uns zukommen… Ich scheide mit weiteren „big hugs“ und mit Bitten ums Wiederkommen, mit einer Essenseinladung und, weil der Sohn in der Kiwi-Ernte arbeitet, mit einem Riesenbeutel Kiwis, dessen Volumen ich energisch begrenzen muss. That’s Vanuatu. Oder so könnte es sein.

Und ich wollte doch nur den Walter aus Kawakawa abholen…  Man überlegt sich tatsächlich, ob man nicht in die „Neuen Hebriden“ fahren sollte.

Quatsch.

Fertigwerden!

AKKA-Ziel 2011:  das überaus dezente Tonga.

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