Moin, moin

26 Grad 15 S, 179 Grad 57 W,
8.8.2011, 0 Uhr morgens

Hierüber geguckt! Ja, genau, hier! Nach Westen! Frankreich, bitteschön, über’n Atlantik schauen, so, jetzt ein bisschen süd, Karibik, Panama, Galapagos, Polynesien – die ganze AKKA-Fluglinie halt… Richtig, wir sind wieder in der westlichen Hemisphäre, seit gerade eben. Die Bootszeit ist allerdings noch „Ost“, also immer noch einen halben Tag voraus, das bleibt auch so, so lange wir in Tonga sind – die haben sich ja so eine schöne Beule in die Datumslinie gebaut. Tonga, where time begins. Und das östlich des 180sten Längengrades. Trick siebzehn.

Ich sitze auf Nachtwache, habe die Beine soeben mit einer Fleecedecke bedeckt, gegen den Nachtwind, der die Füße umfächelt, ganz im Gegensatz zu den Vortagen, wo unter Ölzeug und Wärmeflasche gar nichts ging – will sagen: es wird zügig wärmer. Die Füße sind sonntäglich frisch gewaschen, wir schieben nämlich seit 20 Stunden mit dem Motor mit, das macht schönes warmes Wasser, und der Seegang lädt ebenfalls zum Duschbad ein. Hmmm! Bisher war das ein bisschen anders, man fragte sich, ob die dicke Fleecehose vielleicht schon klebt…
Schnell zurückgeschaut (so lange will ich darüber auch nicht nachdenken!): die ersten zwei Tage waren gewöhnungsbedürftig, oder anders herum, ich bedurfte der Gewöhnung. Das hatten wir zwar erwartet, aber doch nicht so. Winfried, der deutsche Wetterguru, den wir mittlerweile im Bordjargon als den „Wind-Fried“ bezeichnen, schreibt am Ende des zweiten Tages „— ach, diese Schlaglöcher, die haben wir halt vor der Kiwi-Küste, wenn es aus dem ersten und zweiten Quadranten bläst! Wird aber besser, versprochen!“ Wurde es dann auch, gut für die Schipperin, die sich zwei der berühmten Pillen einverleiben musste und schwer überlegte, noch eine dritte zu opfern. Ansonsten galt die Eingewöhnung, wie immer nach langer Pause, der Segelei als solcher. Größere Pannen gab es erfreulicherweise nicht; leider ist der Windpilot gerade ausser Gefecht, weil er gleich anfangs unerklärlicherweise aus der Verzahnung gesprungen war und sich dabei die Führungsstange krumm gehauen hatte, aber sonst ist alles in Butter.
Einzig der Kurs… Arrrg. Wir haben so schön mit Windtaktik gespielt. „.., bis xy Nord und im Schwachwind dann Ost“. Diese Rechnung haben wir nicht ganz mit dem Wirt gemacht, wir kneifen nämlich gerade Höhe, damit wir mit Anstand an Minerva Süd vorbeikommen. Ein bisschen früher Ost zu machen hätte uns gut angestanden, aber so ist das nun mal mit den platten Hochdruckrücken – so richtig kann man sich auf deren Lage und Ausdehnung nicht verlassen, und, schwupp!, waren wir schon durch, und damit im Bereich zwar nur fächelnder Ostwinde, aber trotzdem sitze ich jetzt hier und gebe dem Autopiloten alle paar Minuten mal 2 Grad dazu, 3 Grad wieder runter. Unter Motor und Segel. Wo man sonst so schön die Nachtwache verdösen konnte, heißt es jetzt: „uffjepasst!“ Kein Grad Höhe verschenken.
Und jetzt raus mit der Mail. Ob die wohl ankommt? Das ist unser einziges wirkliches „Problem“ gerade: die Winlink-Verbindung funktioniert zwar, was Wettermeldungen über die „saildocs“ betrifft, ich bekomme auch Bestätigungen der Positionsmeldungen, und vielen Dank für alle die netten Mails, die wir bekommen: aber ob die unseren wirklich raus sind?! Der Windfried maulte heute früh jedenfalls „… keine Positionsmail von Dir!“ Heute habe ich vorsichtshalber deren drei geschickt, ich erwarte das nächste Maulen…
Also, wer dies liest: Bitte mal „piep“ sagen, ob der Blog erschienen ist! Danke.
Aus Minerva dann mehr! Meer! Noch 155 Meilen.

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