Tapa und Visa

Pangaimotu/Tonga, 25.8.2011-08-25

… so ein schöner Blogbeitrag, und einfach weg. Nicht zu finden, auf keinem der Rechner, und das, wo es derzeit ein bisschen schwierig ist mit dem Internet: Big Mama bietet keines mehr an, denn der Otto-Normaltagestourist, scheint mittlerweile mit einem iPhone anzukommen und größere Datenvolumina abzurufen als es das Budget auf Pangaimotu erlaubt. Aber: DIGICEL ist da, und wenn wir Glück haben, machen die was falsch. Wir können uns nämlich einloggen, ohne einen (teuren) Access-Code einzugeben – sehr merkwürdig. Aber werben tun sie sie schön, die DIGICEL-Leute. Das ist tonganische  Political Correctness – genug für die Kirche muss übrig sein!

Ganz "PC" - Tonganische Digicel-Reklame

Ganz "PC" - Tonganische Digicel-Reklame

Gestern allerdings ging gar nichts – und nun ist, wie gesagt, der Blogbeitrag weg. Auf ein Neues, also.

„Kläng“, sagt es aus einem Garten an einer staubigen Straße Richtung Innenstadt, „kläng, kläng, kläng, kläng, kläng“, ungefähr 100 mal pro Minute. Wir sind auf dem Weg zur Immigration, und der aufmerksame Stadtgänger muss ja überall mal gucken, Abbruchgrundstücke, chinesischer Supermarkt, Kleinst-Bekleidungsladen, und dieses klingt nun nach… klar: Tapa-Produktion. Wir arbeiten uns in den Garten vor und gucken schüchtern über die Terassenverkleidung – die alte Dame samt Tochter und Enkel schauen ebenso schüchtern zurück, aber dann dürfen wir ein Photo machen.

Tapaproduktion mit Besuchern

Tapaproduktion mit Besuchern

Unglaublich, wie aus den schmalen Baststreifen breite Stoffstücke werden sollen, aber wir kriegen es vorgeführt, und die Dame ist erst am Anfang ihrer Arbeit.

Weiter die staubige Straße entlang – es ist Dienstag, eigentlich sollten wir ja schon auf dem Weg in die Ha€™apai-Gruppe sein, aber genauso eigentlich fegt uns seit ein paar Tagen der Passat zu sehr um die Ohren, 25 Knoten und mehr in Pangaimotu – wir haben sogar das Sonnensegel weggenommen, man muss ja vor Anker nicht unbedingt das Segeln anfangen. Der lokale Wetterbericht (auf „sannel 12“, man könnte meinen, die Tonganer lernen ihr Englisch von den Dänen! **) spricht von „rough to very rough seas“ da draußen. Ungemütlich genug, und noch eigentlicher hätten wir schon längst unseren Antrag auf Visaverlängerung abgeben müssen.

Guido W.s Ziel und unseres: Ministry of Foreign Affairs

Guido W.s Ziel und unseres: Ministry of Foreign Affairs

Hinein in die Mühlen tonganischer Bürokratie und unter die Menge der Ta€™ovala-Träger, mal wieder sehr anschaulich.

Hausaufgabe: Visaantrag

Hausaufgabe: Visaantrag

Die Hausaufgaben. Formular abgreifen und ausfüllen. Und Warten!

Warten!

Warten!

Passbilder abgeben, 69 Pa€™anga pro Monat und Visum bereithalten. Nochmals warten.

Immigration Stillleben: Tonga- mit Palangi-Hintern

Immigration Stillleben: Tonga- mit Palangi-Hintern

Prima – Bearbeitungszeit: 1 Woche; na, das hat ja gerade noch gefehlt, aber der freundliche Immigrationbeamte lässt sich erweichen und verspricht die Pässe am Freitag zur Abholung fertig zu machen. Das ist nett, und wir können noch ein paar Tage bei Big Mama „abhängen“. Allzu bevölkert ist es hier nicht, Sharazad, Atair und Mariane, ganz angenehm. Heute ist sicher mal wieder Besuch bei Big Mama angesagt, vielleicht hat „Little Papa“ Earle ein Ota Ika bereitet. Sehr lecker, roher Fisch „polynesisch“. Das Tagesprogramm außerhalb der Stadtspaziergänge erschöpft sich in Basteln:  Windsteueranlage, Ruckdämpfer für die Dinghyleine, kleiner Außenborder; bei Letzterem kommt ein Kapitel „Lernen“ hinzu: wenn der Motor auf der Probefahrt wieder stehen bleibt, sollte man, ehe man beginnt, verzweifelt gegen den Passat zu rudern, mal schauen, ob nach Reparatur der Benzinhahn wieder geöffnet wurde (wie meine Mutter zu sagen pflegte: “ … falls Motor bockt, Handbremse lockern!“).  Lesen (wir balgen uns um den neuen eReader, eine sehr schöne Einrichtung!) oder Nähen. Während der Eigner den Ruckdämpfer baut, fertige ich den Schonbezug dafür (kein Häkeldeckchen, sondern ein UV-Schutz für den Gummistropp…) Und eine mich mit großem Stolz erfüllende Tropen-Handtasche ist aus einer gut abgelagerten Mola aus San Blas entstanden, vorbei die Zeiten, als Geldbündel, Stifte und Bindfäden meine Hosentaschen beulten… Low-Tech „AKKA“.  So wie Tapa-Produktion.

...kläng, kläng, kläng!

...kläng, kläng, kläng!

Aus dem obigen könnte man meinen Tonga sei insgesamt ein bisschen „low tech“. Aber neben Digicel-Fehlfunktion gibt es aber auch dies:

Unvermeidlich: der Apfel

Unvermeidlich: der Apfel

Komipiuta! Ich hoffe, der geneigte Leser erkennt das Wort wieder?!

Wir werden aber in Sachen LowTech morgen einen Kontrollgang bei der Tapaproduktion machen – mal gucken, wie breit der Stoff schon geworden ist. Als wir am späten Nachmittag zur Fähre zurückschlichen, hörte man es immer noch: „…kläng, kläng, kläng“

—–

**  zur tonganischen Aussprache:  „sannel = channel. Sicken = Chicken. Und so werden auch Fremdworte ins Tonganische übertragen: Wir liegen der „Queen Salote“ Wharf gegenüber und auf den Pa€™anga-Scheinen lesen wir von König „Siosi€. Salote und Siosi. Charlotte und Georg!

Schreibe einen Kommentar