Nomuka Iki, 4.9.2011
Hätt€™ ich gestern noch gebloggt, dann hätt€™ ich nicht von der Wal-Disco schreiben können€¦
Und – hätt€™ ich gestern noch gebloggt, hätte ich auch meiner Scchwester Geburtstags-Eintrag versaut, und das wollte ich ja nicht.
Also, wir denken, dass die Wale gestern abend dem „Saturday Night Fever€ erlegen sind, denn als wir uns ins Bett legten, ging es los, das Gesinge: „€¦ iiii, äää, uiii, wääh€¦€, bisschen merkwürdige Musik, aber sie werden ihren Spaß gehabt haben. Schon am Nachmittag – wir saßen mit Gay und Mike zusammen im Cockpit – konnten wir die Vorbereitungen zum abendlichen Diskothekbesuch beobachten: einer der Bullen hatte „Badetag€ und wälzte sich stetig auf der Seite, Fluke halb raus und immer schön die Brustflosse auf€™s Wasser klatschen lassen. Das ist das Leben am Sonnabend, zwischen Nomuka und Nomuka Iki (= Klein-Nomuka).
Wir hoffen, Mückes Geburtstag war schön; wir jedenfalls haben ihn genossen! Kelefesia-Nomuka hieß die Strecke, 15 Meilen, fast ein Überraschungsei: zwar keine Schokolade (LEIDER aus!), aber Geburtstagskuchen, was zum Spielen (der Geburtstagswal, der so nah an die EXPEDITUS herankam, dass Gay schon die Luft anhielt, nicht so der Wal€¦), und spannend war es, denn es ging zwischen den Koralleninseln und -riffen hindurch, auf einem scheinbar „tiefen€ Streifen, der aber dann doch ab und zu mal zu erschreckten Ausrufen „€¦ nur noch 5 m!€ gereichte. Ich musste also trotz bzw. gerade wegen des bedeckten Himmels eine ganze Weile auf dem Bugkorb Ausguck halten. Die See war nicht allzu bewegt, was bedeutete, dass man die etwas tiefer gelegenen Riffe nicht auf Anhieb sah, manchmal gar nicht – und die elektronischen Karten stimmen nur annähernd oder eher gar nicht. Ein Fall für die Augen. Spannend eben.
Bis morgen bleiben wir hier liegen, östlich des Inselchen, am Strand liegt, sehr vertrauenerweckend, das Wrack der TAKUO, eines Fischerbootes, das ein Sturm auf€™s Riff und dann an Land gesetzt hat. Obwohl jetzt, mit nordwestlichem Wind, der Schwell in die Bucht läuft, lädt das Wetter eher zum Verweilen als zur Weiterreise, es soll heute noch aus Nord blasen, und da wollen wir ja hin – also warten wir ab, dass es besser wird. Der Anker liegt ziemlich gut, im Sand, allerdings führt die Kette schon über die Korallen, nur: der großen Sandflecken sind hier wenige.
Zurück zum vorletzten Blog, zurück nach Kelefesia. Als wir uns vorgestern von Olioni verabschiedeten, hatte er „die Sau rausgelassen€, besser: die Säue. Während er – einhändig, denn er hat eine Halbseitenlähmung – sich Kumara in den Mund stopfte und das eine oder andere Stück Ferkel vom Vorabend (die Hunde kriegten auch was ab!), grunzten zwei riesige Muttersauen um ihn herum. Ich hatte ja schon gesagt, dass die Unterhaltung mangels Tonganisch-Kenntnissen ein bisschen „stockend€ war, aber dies hier war eindeutig – lachend deutet Olioni auf die Sauen, macht eine ausholende Bewegung in die Ferne, dann auf uns, schließlich auf sich „€¦ Kelefesia!€, und dann dreht er einen imaginären Spieß. Wenn wir in ein paar Wochen wieder vorbeikommen, sind die neuen Ferkel vielleicht schon „reif€, sollte das heißen. Wir hatten tatsächlich am Vorabend unter€™m Sternenhimmel auf eine Picknickdecke aus abgeschlagenen, frischen Palmblättern gesessen. Vili hatte unter seiner Stammmangrove ein Feuer angezündet, über dessen Glut er ein beträchtliches Jungschwein drehte, während wir schon mal die Trinkbecher hoben und so gut es ging mit Olioni Konversation hielten.
Strandferkel am Spieß
Gut,dass es dunkel war – es sah ein bisschen brutal aus, wie der dicke Ast durch den vorderen Ein- und den Hinterausgang gesteckt war. Gut auch, dass ich aus irgendeinem Impuls heraus eines unserer Steakmesser mitgebracht hatte – keine Ahnung, wie man ohne Messer diese knusprige Schwarte durchbrochen hätte; ob man das hier traditioneller Weise mit der Hand macht?! Autsch! Heiß! Jedenfalls erwies sich das Schwein als wirklich lecker, zart und saftig. Meine Couscous-Pfanne war bald leer, und beim Pfirsich-Vanillenachtisch leuchteten Olionis Augen im Feuerschein „€¦ mmh, ssuga!€ Der alte Olioni, ewig schmunzelnd, ist ein netter Kerl, genau so wie Vili, der uns zeigt, wie man Oktopus fängt und uns Trinknüsse von den Palmen holt. Wir revanchieren uns für die Gastfreundschaft mit Getränken, einem eigens gebackenen Kuchen und schnell ausgedruckten Schnappschüssen, EXPEDITUS steuert Gemüse und Kava bei.
Der Palmblattpicknicktisch ist gedeckt
Wir kommen gern wieder nach Kelefesia – nochmal am Strand spazieren und Flughunde aufscheuchen, Seevögel beobachten, nochmal am Riff schnorcheln. Aber das kommt, wenn wir das hier mit den Walen erledigt haben€¦ Uii! Uää! Oder die schwimmenden Schweine von Uonukuhihifo gesichtet€¦ allein dieser Name ist eine Reise wert.
Bis bald!