Fast perfekt!

2. Dezember 2011

Das Frühstück ist vorbei, AKKA nähert sich dem Land der Langen Weißen Wolke. Noch 70 Meilen.

Als wir bereits in Minerva saßen, hatte Bob McDavitt im letzten „Weathergram“ gesagt, dass diese Woche eigentlich eine gute Woche für die Passage nach Neuseeland sein müsste, und das war sie. Die ersten drei Tage wirklich perfekt, AKKA rennt 6 bis 7 Knoten, Welle und Wind sind uns hold. Am dritten spreche ich morgens mit der VELA über Kurzwelle, gar nicht weit von uns entfernt, und Holger sagt: „… hast Du das Wetter gesehen?! Sehr gut! Wir können uns zurücklehnen…“
Man soll das Wetter ja nicht vor der Ankunft loben, altes Seglersprichwort: es folgten 20 Stunden mit Wind über 25 Knoten, und böig dazu, was heißt dass da auch viel über 30 Knoten war, aber das eigentlich Üble war der Seegang, ein alter Schwell aus Südost mit frischer Windwelle aus Ost. Hoppla. Wir reffen und AKKA marschiert hindurch, als ware es nix, legt sich weg, rennt die Wellenberge rauf und saust auf der anderen Seite wieder runter. Ein Gegeige! Jetzt, können wir uns vorstellen, ist auf VELA die Stimmung etwas reduziert – das muss auf einem Katamaran knallen und rumsen wie verrückt. Das Funkgespräch am Abend lässt denn auch Zweifel laut werden, was mit den Wettervorhersagen sei, schließlcih waren uns zwischen 15 und 20 Knoten avisiert worden, von allen verfügbaren Quellen. Aber jammern hilft nix, da müssen wir durch. Am nächsten Morgen ist Marion am Funkgerät, irgendwo zwischen Ernst und Lachen: „…Holger ist ein bisschen deprimiert… Der Mast macht Geräusche und wir können den Kurs nicht halten .. und die Segellatte … und überhaupt….“ Den anderen, die mit uns zusammen Minerva verlassen haben, geht es nicht besser, einer probiert auf diesem Ritt zum ersten Mal seine Windsteueranlage aus, wegen Ausfall des elektrischen Autopiloten, ein ganz mühsames Geschäft; PEGASUS of JERSEY klagt ein bisschen und gibt gleich dazu neidisch bekannt, dass sie heute Nacht ein Katamaran überholt hat „… very fast!“ Stimmt, die SARAVA, wie wir mit aktivem AIS, ruft uns über Kurzwelle und kündigt an, dass sie am folgenden Morgen in Opua anlegen wollen. Auf den Punkt doppelt so schnell wie die AKKA. Schweinebacken – ein bisschen Solidarität mit dem Häufchen Wellen-Humpler hätte ganz gut getan.

Immerhin, als wir abends Russell Radio auf Kurzwelle erreichen um unseren Ankunftstermin zu präzisieren, sehen wir plötzlch, dass kleines dickes AKKA vor den anderen segelt; das ist uns noch nie passiert. Heute Nacht beruhigt sich der Seegang schlagartig, ein merkwürdiges Zeichen, und siehe da, um 3 Uhr schmeißt Andreas die Maschine an. Kein Wind.
Und jetzt?! Frühstück im sonnenbeschienenen Cockpit, der Wind fächelt in die Genua, der Motor schubst ein bisschen mit, Geschwindigkeit noch immer 6 gute Knoten, bald sehen wir Land. AKKA rollt ganz leicht und freundlich in der Dünung, alles easy. Das riecht geradezu nach Unachtsamkeit ; denn wenn man sonst sich irgendwo festkrallt und versucht, Eierpfanne, Kaffekanne, Butterdose und Besteck unter Kontrolle zu halten, konzentrieren wir uns heute die kurz- und mittelfristige Zukunftsplanung sowie auf die Vernichtung nicht-kiwi-kompatibler Lebensmittel; ich glaube, die HIPPO schrieb damals was von „14 Spiegeleier mit Speck“, ich biete 5 Eier, aber das ist ja auch schon ein Haufen. Wir schmausen, quatschen und – „zack“ – ist sie da, die eine dicke Welle. Die drittletzte der Eystein-Teetassen fliegt in einem sauberen Bogen UNTER dem Cockpittisch durch und zerschellt … Da waren’s nur noch zwei.
Der Rest ist Routine, bei diesem schönen Wetter: Das Schiff zollfreundlich vorbereiten, Lebensmittel sichten, Papiere vorbereiten. Und Eiervernichtung, zweiter Teil: unten werden die Zutaten für einen Welcome-Cake temperiert. Kennt Ihr die Geschichte von Roald Dahl, in der die Hausfrau ihren Mann mit einer gefrorenen Hammelkeule erschlägt und die Tatwaffe gebraten an die Polizei verfüttert?! So ungefähr ist das bei uns – wenn der Biosecurity-Mann kommt, werden wir ihm ein schönes Stück Kuchen aufdrängen, und er wird einen Teil der nicht kompatiblen Eier in seinem Magen-Darmtrakt von dannen tragen.

Perfekt!

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PS: perfekt war auch das Befinden der Schipperin. Scopoderm statt Vomex A. Die Pflaster sind zwar schon anno 09 abgelaufen, aber es ist mir schon lange nicht mehr so gut gegangen wie dieses Mal. Wieso hatte ich die Pflaster eigentlich aus dem Blick verloren?!

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