Hier können Japaner…

… Würstchen essen. Und eine „Maß“ heben.

Was hat das Erdinger Weißbier (holleradiho!) eigentlich mit Lutheranern zu schaffen?!

Was hat das Erdinger Weißbier (holleradiho!) eigentlich mit Lutheranern zu schaffen?!

Adelaide, 30.3.2012

Jau, wir waren in Hahndorf! Paul von der Gigi hatte uns schon vorgewarnt, selbst der ansonsten nutzlose „Lonely Planet Australia“* verzeichnet „Germanic Kitsch“, aber es werde langsam etwas „hip“ durch nette Lokale.
Tja. Nette Dorfstraße unter Bäumen, alte (Fachwerk)häuser, aber wenn die deutsche Vergangenheit nicht wäre, dann wäre es tatsächlich ein Einheitsbreidorf ohne Aussagewert. Und ganz persönlich: die deutschen Würste im „Café Assiette“ waren lausig, es gab ein Esslöffelchen Sauerkraut und der Kartoffelbrei war mit Käse versetzt. Man soll eben nicht ohne zu denken „deutsches Essen“ bestellen.  Kaffee gab es bei „Ottos Bäckerei“, die ganz normale australische Süßwarenauswahl, pekige Slices und Lamingtons, obwohl draußen für „Bee Sting“, Bienenstich und auch Streuselkuchen, geworben wurde. Der Flat White war klein und teuer, aber gut – wobei das Konzert der energisch die Plastikstühle aufeinanderknallenden Bedienung der deutschen Gemütlichkeit ein klein wenig Abbruch taten. Es war 16 Uhr – nur noch 1 1/2 Stunden bis zum Caféschluss, da muss man sich ranhalten.

Grabmal der Familie Schneemilch

Grabmal der Familie Schneemilch

Immerhin, es war interessant! Hahndorf heißt so nach Kapitän Hahn, der 1838 190 preussische Lutheraner-Flüchtlinge nach Adelaide brachte und ihnen diesen Flecken Land in den Adelaide Hills vermittelte. Der schon etwas ältere Herr – der typische Ozzie-Volunteer, den man in fast jedem Museum findet – versuchte zwar auf unsere Frage, was das denn für Religionsrepressionen gewesen seien, die diese armen Leute so weit von daheim trieben, uns darauf zu polen, dass sie zum Katholizismus hätten übertreten sollen, aber die Museumsexponate erklärten uns, dass König Friedrich Wilhelm 3 versucht hatte, die protestantischen Kirchen zu einigen, was den Altlutheranern missfiel, die protestierten. Was wieder Fritze-Willi missfiel, der sehr harsch reagierte, teilweise mit Militä, über viele Jahre.  Erst der 4. Fritz machte dem ein Ende. Also gereichte das alles einigen Menschen zur Auswanderung, und zur Gründung von Hahndorf. Der Religions-Friede währte übrigens nicht gar so lang: schon 1858 kriegte man sich hier zu dem Thema in die Haare, aber es blieb bis zum ersten Weltkrieg eine kleine, deutsche Enklave, die sich zumindest im Punkt „deutsche Kultur“ einig war. Und so heißen die Straßen in Hahndorf noch immer Auricht oder Braun… Und serviert englische Bangers unter deutschem Bockwurstnamen.

... mein Cesars Salad lag mir aber genauso schwer im Magen!

... mein Cesars Salad lag mir aber genauso schwer im Magen!

Fortsetzung folgt (die sich vor allem mit Coorang beschäftigen wird!), aber hier geht gleich das Internet-Licht aus.

Bis bald!

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* mal was zu Australienführern: Leider habe ich es dieses Mal versäumt, die Schwiegernichte, die als Buchhändlerin an der Quelle sitzt, nach Tipps zu fragen. Sollte man nicht tun.

Auf der südlichen Halbkugel scheint nur der „Lonely Planet“ was zu gelten, außerdem ist die Welt der Buchhandlungen extrem klein: Neuseeland hat, grob gesprochen, Whitcoulls und Paperback, beides Ketten mit eindeutig beschränktem Angebot, Borders ist noch dazu gerade Pleite gegangen. Australien hat ein paar Buchhandlungen mehr (vor allem Gebraucht-Buchhandel!), aber bis wir in Sydney den Frommers Guide Australia fanden, hatten wir längst den Lonely Planet gekauft. Dieses Buch ist sehr empfehlenswert für Leute, die sich durch Australien fressen, saufen oder anderweitig vernügen möchten!  Sprich: Nicht das Papier wert, auf dem er gedruckt ist. Das einzige Buch, das mir etwas gebracht hat, war Bill Brysons „Downunder“.  Kein Führer, aber ein Anreger par excellence…

Warrnambool

Warrnambool, 27.3.2012

Das nennt man hier die Shipwreck Coast! 180 Schiffe in 40 Jahren sind vor dieser Küste gestrandet, und auf dem Campingplatz sitzen wir auf der „Eva Carmichael Lane“… Eva, eine Neunzehnjährige, die – zusammen mit einem jungen Offiziersanwärter, der sie dann rettete – den Schiffsuntergang der LOCH ARD überlebte, sonst niemand. Raues Meer, der Südozean, und eine noch rauere Küste.  Prima zum Surfen; zum Segeln… naja.  Wenig Schutzhäfen, so viel ist klar.

Übrigens sind wir auch gestrandet, aber der Camper ist noch nicht untergegangen – soeben sitzen wir vor dem Toyota Dealer und lassen nachschauen, was die Bremse so rubbeln lässt… HOCHgezogene Augenbrauen beim Servicemanager. Wir werden sehen, wie es weitergeht. Vielleicht schicken sie uns ein Ersatz-Schiff.

Gestern war die volle Portion „Tourist“ angesagt. Von Apollo Bay via „Tree Top Fly and Walk“ und „12 Apostel“ zur „London Bridge“.

Zunächst mal muss ich doch mal loswerden, dass „Tourist“ für uns kein  Schimpfwort sein kann, da wir selber welche sind, 365 Tage im Jahr und in Vollzeit. Und hier schon gar, und wir so benehmen uns auch: Sehenswürdigkeiten anschauen.  Als da wäre der Treetops Walk. An der Kreuzung noch haben wir überlegt, ob wir weiter in diesen Küsten-Nieselregen eintauchen und die 20 km Umweg auf uns nehmen. Was für ein Verlust, wenn wir es nicht getan hätten – ein schönes Beispiel dafür, wie attraktiv „Hauptattraktionen“ sein können!

Da geht es TIEF runter!

Da geht es TIEF runter!

Mitten im Weideland liegt eine – weitgehend – unberührte Tasche von kühlem Küsten-Regenwald, man steigt zunächst mal in die Talsohle hinunter. Viele schöne Tafeln erklären ein bisschen vom Lebensraum, Schlangen und Frösche, Sträucher, Farne – und … Bäume. Ein bisschen „rubbernecking“, wie in Melbourne hinauf zu den Wolkenkratzern, nur schöner. Die „Mountain Ash“, ein, nein, der Eukalyptus, wird bis zu 100 m hoch, und es ist eine Augenweide, ganz gleich, ob oben oder unten: vom riesigen Fuß, an dem wir stehenentschwindet der Stamm glänzend weiß und völlig glatt in unvorstellbare Höhen. Zwischen den lebenden Bäumen bemooste Wracks, die zig Flechten beheimaten und Epiphyten wie den Kängurufuß-Farn.  Nachdem wir auch die Kinderbelustigung passiert haben (sehr nett, im Unterholz verstecken sich große Dinosauriermodelle!) geht es langsam wieder aufwärts. Man läuft auf  Stahlgrätings stetig in die Höhe, kann Baumfarne von oben betrachten oder die Weicheier unter den Bäumen, deren Wipfel „schon“ in 20 m Höhe enden. Weiter!  Zum Abschluss gibt es einen Turm, der einen 47 m hoch über den Talgrund bringt – und die Mountain Ashes und Akazien (Wattles genannt, oder Black Tree) wachsen immer noch an einem vorbei. Und dann diese kleinblättrigen… das nenn ich mal einen Scheinbuche. Und ich war auf dieses, mein „Gondwana“-Gewächs am heimischen Gartenteich so stolz.  Wirklich schön, der Ausflug, und zum Schluss hört es sogar auf zu nieseln.

Ein Fels in der Brandung...

Ein Fels in der Brandung...

Sodann „12 Apostles“.   Zunächst halten wir mal an den Gibson Steps, wo die „Apostel“ anfangen, Felsen, die dem Jahrtausende langen Ansturm in der Brandung standgehalten haben. Na ja, nicht vollständig, deswegen stehen da eben die „12 Apostel“ in der See vor dem Kliff, früher mal – bis 1960 –  „Sau und Ferkel“ genannt, aber das war wohl nicht pathetisch genug als Touristenattraktion.
Gerade als wir aussteigen werden zwei Busladungen Besucher abgeschüttet – wir sind nicht ganz allein. Aber wie das so ist – und es wird ganz klar:  es gibt eben doch Touristen und Touristen! – die Busladungen, die da die steile, ins Kliff gehauene Treppe hinabklettern, sind so schnell verschwunden, wie sie gekommen sind, und wir haben halt mehr als „15 minutes“ für ein kurzes Photo. Wir können die ganze Bucht entlang durch den tiefen Sand stapfen und uns die beiden ersten Apostel aus mehrerlei Perspektive anschauen, Photos schießen (gern auch von vorbeispazierenden Mittouristen, die als Liebespaar vor den Felsen  posieren), und nicht zuletzt können wir die riesigen Tintenfischschulpe bewundern, die überall herumliegen: hier wohnt der „Giant Cuttlefish“, der auch noch dazu leuchten kann. Letzteres haben wir natürlich nicht gesehen, schließlich war es nicht Nacht und außerdem… Diese Brandung!  das macht wenig Lust auf selbstmörderische Tauchaktionen, das ist der Südozean, unerbittlich (siehe oben, Schiffbruch). Die einzige Beeinträchtigung am Genuss bietet der gelegentlich vorbeifliegende Helikopter, der Scenic Flights anbietet.

Apostel, Teil 2.  Das ist nun ein bisschen arm.  Hier sind wir bei der Hauptgruppe der Apostel, also, grooßer Parkplatz, wenig Info, ein mittlerer deutscher Auflauf. Mehr als die „Apostel“ beeindruckt uns die Menge der Besucher, die nun hier ihre iPhones und Digitalknipsen mit Fotos füllen – ein Spaß, sich das anzugucken.  Also: Gibson Steps gern wieder. Apostel?! Auch ganz interessant. ..

Next!  Das sind die Felsen, die als Bögen im Wasser stehen. The Arch lassen wir mal aus, aber dann „London Bridge“.  Diese Brücke hatte 1990 ein Scherzlein für die Besucher bereit:  All diese Felsformationen sind der steten Belagerung durch die Brandung ausgesetzt, das schafft ganz schön. Und macht große Spannweiten! Der Besucher konnte dort über den Brückenbogen gehen und an einem schönen Oktobertag standen dann zwei verdutzte Touristen auf einer Insel im Meer – die Brücke war eingebrochen. Der Helikopter kam bald und seitdem lässt man die Leute natürlich nicht mehr nah ans Ufer – drum knubbeln sich wohl bei der Aposteln die Menschen auf den Boardwalks oben auf der Kliffkante.

London Bridge has fallen down...  Ehemals mit dem Felstland verbunden!

London Bridge has fallen down... Ehemals mit dem Felstland verbunden!

Wir hatten einen schönen Blick auf den Südozean und konnten den Unterschied zur Grömitzer Strandpromenade (ja, ja, auch hier war’s VOLL!) mit zwei deutschen Mädchen diskutieren, die in Yalara am Ayers Rock als Zimmerpersonal schuften.  Aber wie es manchmal so ist – im Rücken spielt die eigentliche Musik und keiner hat’s gehört bzw. gesehen. Nur wir – man muss eben auch mal in die falsche Richtung gucken. Watschelt doch da ein Ameisenigel durchs Gestrüpp. Auf meiner Liste der „alten“ Fauna ein weiteres Häkchen, und was für eines. Echidna in freier Wildbahn – ich werd‘ nicht wieder.

Bissel unscharf - aber der Beweis ist erbracht: Echidna in freier Wildbahn!

Bissel unscharf - aber der Beweis ist erbracht: Echidna in freier Wildbahn!

So, nun ist es schon Mittwoch morgen, der Campervan ist nicht gesunken, sondern bremst, wie Mutter Fuchs sagen würde, wieder „wie Seide“. Wir haben einen schönen Tag beim Toyotahändler verbracht, in den Sesseln für Käufer gelümmelt, uns Kaffee servieren lassen, die Rezeptionistin druckte Formulare für uns aus, die per Mail hereingeschneit waren.
Die Australier sind wirklich nett, das muss man, insbesondere die Schreiberin, sagen, die ja gewisse Ressentiments hatte.  Zum Beispiel diese Toyotaner; und dann der Mann, der uns dann später downtown die Parkuhr erklärte. Ja, wir „können die Uhr“ noch nicht. Eine Uhr – viele Knöpfe.  Dabei ist es doch ganz klar: man steht auf Platz B, also drückt man B und wirft sein Scherflein ein. Klick, 12 Minuten (Kommentar vom australischen Erklär-Bär: “ … man muss nicht 40 Cent einwerfen, 20 reichen! Die Kontrolle gibt einem hier 12 Minuten Karenz – aber nicht in Adelaide probieren!“ So schwatzt man dann, bis die ersten 20-Cent verstrichen sind, über wohin und woher, wobei unser wirkliches Woher, wenn es denn zur Sprache kommt, häufig für Erstaunen bis Bewunderung sorgt.  In  jedem Fall geht man mit frischen Tipps für die weitere Reise von dannen.
Also brechen wir auf.  Port Fairy war die Empfehlung!

Bis denne!  Und Bilder gibt es dann auch mal wieder. Und es gibt doch auch noch mehr alte Fauna zu präsentieren… Wuscheliges, zum Beispiel…

Seevogelplatz über dem Kliff

Emuspuren im Sand

Emuspuren im Sand

Geelong, 23.3.2012

Schon wieder nur Bilder, wir müssen uns echt mal am Riemen reißen…

Wir haben uns gestern vom Nationalpark Hattah-Kulkyne losgerissen und sind nach Süden gestochen. Geelong, das kommt von aborigne „jilong“ – der Seevogelplatz über dem Kliff. Wir sind am südlichen Ozean und steigen gleich in den Zug nach Melbourne. Großstadt mit Campmobil „kann, muss aber nicht“.

Zu Hattah Kalkyne:

Ein wahres Amusement, mit Major Mitchells Cockatoo oder den Galahs zu frühstücken.

Major Mitchells Cockatoo - hier leider ohne aufgestellten quietschrosa Schopf

Major Mitchells Cockatoo - hier leider ohne aufgestellten quietschrosa Schopf

Heiß am Tag (wenn es nicht, wie am Wandertag, griesig grau ist) und  saukalt in der Nacht. Pelikane, Kängurus, Emus und viele, viele Papageienvögel. Aber es gab noch mehr Vergnügen: Bruce und Bill aus Melbourne – der eine still mit sehr trockenem Humor, der andere voller Geschichten und Informationen, die wir schon lange einholen wollten. Die Gesprächspalette auf der gemeinsamen Wanderung und beim abendlichen Lagerfeuer (natürlich natur-geschützt an der vorgesehenen Feuerstelle) reichte vom Weltkrieg 1 über australische Politik, „Mrs. Merkel“,  Naturschutz bis zur Fehrbelliner Straße in Berlin… Schöne Begegnung!

Mit Bruce und Bill auf Wanderschaft

Mit Bruce und Bill auf Wanderschaft

Na gut, ich berichte demnächst mal mehr, versprochen.  Jetzt kommen die Chinesen in die Campküche, wir räumen das Feld. Ach ja: wie machen die das?! Krabbeln zu dritt aus ihrem Zelt, bereiten ein chinesisches Abendessen und schauen eine TV-Show.  Nee, nee – nicht auf dem dicken Fernseher hier in der Küche, sondern: an der Klo (=Küchen)papierrolle lehnt ein Smartphone und bläst TV-Reklame in die Luft, chinesische, natürlich. Wir sind einfach ALT…

Statt Eintrag …

Mildura, 20.3.2012

Jaaa! Wir denken an Euch alle, aber irgendwie fehlt die Zeit zum Bloggen. Lange Strecken, wenig Netz, späte Rückkehr aus dem Mungo Nationalpark…

Jetzt machen wir uns auf den Weg nach Hattah Kulkyne, da gibt es hoffentlich Vögel und Kängurus , aber wohl kein Netz, dafür die Zeit, mal was zu schreiben.

Drum nur ein Stellvertreterbild:

Ein Roo! Ein Roo!

Ein Roo! Ein Roo!

Emus gab es auch, die Nisten gerade (und jagen Kängurus, die ihnen zu nahe kommen!)

Graham erklärt die Welt

Graham erklärt die Welt

Graham, „Mr. Harry Nanya Tours“… Wirklich interessant, was er sagt, und da gibt es im Nachgang viel zu googeln !  Später mehr!

Mondlandschaft im Mungo National Park: "The Great Chinese Wall" Lunette

Mondlandschaft im Mungo National Park: "The Great Chinese Wall" Lunette

Das ist Geomorphologie und Aboriginalgeschichte in einem: Die Dünenlunette am Ostrand des Trockensees. Hier liegen Menschenskelette, die 30.000 bis zu 90.000 Jahren alt sein sollen. Moderne Menschen, wohlgemerkt, mit allem was dazu gehört: Bestattungsrituale, „moderne“ Anatomie.  Aboriginals!  Der Erde älteste (noch) lebende Kultur.

Betriebsversammlung im Sonnenuntergang.  Nur eine kleine Abteilung...

Betriebsversammlung im Sonnenuntergang. Nur eine kleine Abteilung...

Und diese Betriebsversammlung ist „Outback pur“. Wir üben das, was die Australier „the bush greeting“ nennen (und die Kiwis „the big Australian wave“): Fliegen wegwedeln…

Unter Hüten

... unter Hüten

... unter Hüten

Barrier Highway, irgendwo auf dem Weg ins Outback, 15.3. 2012

Schon merkwürdig: es treibt uns hier mächtig durch€™s Land, die Strecken sind absolut weit, und so nimmt man sich für manche Stationen weniger Zeit, als es wünschenswert wäre, und es gibt durchaus wünschenswerte Ziele, die so unglaublich weit weg liegen. Melbourne zum Beispiel. Also radeln wir parallel zur Eisenbahnlinie entlang nach Broken Hill – der Chauffeur fragt gerade, ob da bis Nygan noch eine Kurve kommt oder ob es immer geradeaus geht. Letzteres! Züge transportieren hier meist Erz oder Getreide, viele (viele!) Waggons lang, und mindestens 3 Lokomotiven. Es ist übrigens nicht nur „lang geradeaus€ sondern auch platt. Super-platt – Ostfriesland ist nix dagegen, denn wir wissen, das bleibt jetzt ein paar Tausend Kilometer so. Beeindruckend. Übrigens ist rechts und links Matsche zu sehen – die NSW-Regenfälle sind noch nicht abgeflossen, und jeder Australier sagt: „Be careful!€ Straßen sind gesperrt, Veranstaltungen gecancelt – aber vielleicht ja auch ganz gut für die Farmer hier€¦

Gestern war Dubbo-Tag – nee, wir waren nicht im Zoo und haben sicher auch sonst einiges ausgelassen. So richtig viele unseresgleichen bevölkern die Zeltplätze nicht mehr, das sind mehr die australischen Familien, die ihre Kinder mit umherschleppen und selbst unterrichten. Homeschooling ist Campsite-Schooling.
Wir verlassen den Platz nach ausgiebigem Frühstück und tappeln den Macquarie-River entlang 3 km in die Stadt, stolpern auf dem Weg zu unserem Ziel (am anderen Ende, natürlich) über das Western Plains Museum and Gallery, das glücklicherweise auch eine Kaffee-Oase anbietet: altes High School-Gebäude, neuer Kunstmuseumsblock, verbunden durch Glas und Stahl, das ganze klimatisiert und mit, ja klar: Flat White. „Mal schnell durch€™s Museum geschaut€ zieht sich dann doch wieder in die Länge, da steht The Australian Hero, der größte Ochsenkarren, und eindeutig Vorläufer der heutigen Roadtrains, einen Hang zum Gigantismus kann kann man den OZ-Fahrzeugbauern nicht absprechen. Viele schöne, alte Photos zur Stadtgeschichte gibt es zu sehen, und wir erkennen einiges gleich wieder: 2012 = 1870, unverändert. Wir „müssen€ doch weiter! Na, gut – los, zum Showground. Da ist nämlich was Gemeines: „The Dubbo Beef Spectecular€. Gut dass wir unsere Galapagos-Hüte aufhaben – wir sind unter Hüten. Farmer-Hüten, diesen großen, breitkrempigen, gern aus Känguru-Leder.

Der Bullenflüsterer

Der Bullenflüsterer

Und unter Vieh. Limousins, Charolais, Angus, graue, falbe, braune. Und alle allerfeinst herausgeputzt, gestriegelt, die Schwanzhaare leicht toupiert. Nein, vor dem Wettbewerb nicht mehr auf deie Hinterbeine kacken! Oh nein! „€¦get me a bucket€¦€ Waschen, wischen, striegeln, Glanzspray. Die Zuschauer auf den kleinen Tribünen um die 4 „Ringe€ sehen – und notieren – alles und treffen ihre Wahl. Das hier ist eindeutig Fleischvieh (€€¦ she has a nice lenghth and there is enough heart room! And look, the chest bottom!€). Kälber mit Mutterkuh, Färsen in verschiedenen Altersstufen und BULLEN! Riesig!

Alles klar?!  Dann auf in den Ring!

Alles klar?! Dann auf in den Ring!

Auch einen fliegenden Bullenführer gibt es zu sehen – 99% der Jungs sind friedlich (sediert?!) aber dieser eine Angus-Bulle macht uns echt Spaß. Zwar hat sich das stramme Kerlchen (der Bulle, nicht der Führer) mit seiner Rumrenn-Aktion wohl selbst aus dem Wettbewerb geschossen, aber die netten Kühe ringsum sind aber auch zu interessant. Und so schicke andere Rassen! Man macht achtungsvoll Platz, aber so richtig auf Distanz zu diesem Fleischberg gehen nur wir. Bis er dann an einer der Beff-Parkuhren angebunden steht. Schnaub€¦
Leider haben wir den Känguru-Hut-Stand übersprungen, das wäre ja mal was. Es darf auch gern Wachsstoff sein.

Have a look at THAT heifer...

Have a look at THAT heifer...

Tagesabschluss dann im Gefängnis – The Old Dubbo Gaol*. Dunkelhaft zum Ausprobieren und andere Gruseligkeiten.

Ein ganz normaler Australientouristentag also: Geschichte, alte Herren beim Bowling beobachten, breitrandige Hüte, dicke Bullen. Und Häftlinge. Das volle Panorama.

Und jetzt ins Outback: die Erde wird schon roter.

€”€”€”€”€”€”€”-

* Jetzt weiß ich endlich woher das Wort „jail€ kommt – gaol wird genau so gesprochen, ist die altmodische Entsprechung dieses Wortes und kommt vom lateinischen „caveola€, das (kleine) Loch.

Riesiges Australien…

Hill End, 12.3.2012

So groß ist Australien!

So groß ist Australien!

Schwiiiierig. Australien ist ein großes Land – und gerade eben rückt Melbourne ein bisschen von der geplanten Route, wenn es so etwas wie einen Plan überhaupt gab. Standort: Hill End, nördlich von Bathurst gelegen. Der Weg dorthin führt an Sofala vorbei… alles alte Goldgräberstädte.

Ich komme mir wirklich ein bisschen blöd vor mit meinen Kenntnissen über Australien; ich wusste „vor Bill Bryson“ nix von Goldrausch und schon gar nix von „Bernard Holtermann“. Den haben wir heute besucht: ein kleines Museum, das „History Hill“ genannt wird, stellt solche Massen an Exponaten über die Goldrauschzeit aus, dass uns nach 3 Stunden im Kopf ganz schwummerig wird. Ein manischer Sammler namens Malcolm Drinkwater ist da am Werk, und der zeigt alles von „First Fleet“ (die Ankunft der ersten Briten) bis zur Liste der im Dienst umgekommenen Polizisten der Goldrausch-Ära. Dazwischen liegen kleine Kapitel über chinesische Golddigger (sehr erfolgreich, sehr unbeliebt), Goldabbau und -verarbeitung, eine kleine Muster-Mine, Sprengstoffe, Pistolen, Opiumphiolen, grünlich leuchtendes Glasgeschirr (wegen des Urangehaltes…), „Pütt un‘ Pann“ eben. Und immer wieder Bernard Holtermann, der eigentlich Bernhard Otto H. hieß, aus Hamburg angereist war und sich im Wesentlichen dadurch auszeichnete, dass er den größten goldführenden Gesteinsbrocken gefunden hat, der jemals ausgebuddelt wurde. Ausgesorgt hatte er zwar, machte aber dennoch – erfolgreich – weiter und endete als schwerreicher Parlamentarier in Sydney.

Museumsbesuche und ähnliche Arten des Zeitvertreibes also verfolgen wir hier. Genau, Ihr Lieben, die Ihr Euch über uns lustig macht, ich zitiere mal O-Ton Berlin: „… die haben aber wirklich mal Urlaub nötig…“, oder haltloses Gelächter von Freundinnen, denen ich eine „Urlaubsreise nach Australien“ ankündige. Yes, Ihr Witzbolde, es geht uns gut, und wir genießen unsere privilegierte Situation sehr, obwohl wir wirklich häufig an Euch denken, die patienten- und anderweitig geplagte Familie, Schokoladen-Manufaktur-Ackerer, die Studenten, und nicht zu vergessen die mit dem frischen Baby Janto samt Schwester Eske…

Große Lust – und Unlust abzureisen – machten uns die Blue Mountains. So unscheinbar sie sich geben, wenn man sich von Sydney nähert („… da bleiben wir vielleicht eine Nacht…“), so großartig sind sie, wenn man darin umherstapft oder von oben anschaut. Nach Wentworth Falls und dem „easy“ Overcliff Walk zwischen Evans Lookout und Govetts Leap kam ein herrlicher Sonnentag, an dem wir den „anderen“ Weg zum Govetts Leap beschritten, vom Campingplatz via Popes Glen. Schlange, Blutegel, alles dabei, und aus genau diesem Grunde immer wieder hohe Konzentration auf den Weg durch den wahrhaft dichten Busch – das lässt einen schon mal einen Abzweig übersehen. Wir hatten uns schon entschieden, nach dem Bau eines Wasserrrades am „Boyds Beach“, einer kleinen Sandbank im Flüsschen, umzukehren, als wir nur ein paar Schritte bergauf die Schilder sahen, die uns wieder auf den rechten Pfad in und durch die Wildnis führten. Wirklich spannend, wirklich lohnend. Oben am Govetts Leap steht man dann da, wo anno 1836 Charles Darwin gestanden und gegrübelt hat, wie diese Landschaft zustande gekommen sein mag. Wir waren also in allerbester Gesellschaft mit dieser Frage – nur konnten wir eine Broschüre zum Thema erstehen; zu Darwins Zeiten hatte es noch nicht mal Alfred Wegener gegeben, und damit hatte er nicht den Hauch einer Ahnung, dass und wie sich Kontinente zu Urzeiten verschoben und gehoben haben mögen. Die Landschaft ist so beeindruckend, dass wir – siehe oben, „da bleiben wir nur eine Nacht!“ – die 6. Übernachtung „Blue Mountains“ anschließen um am Sonnabend den Fußweg hinunter an den Fuß der Kliffs zu wagen. Wieder strahlender Sonnenschein. Wenn wir nicht von unten nasse Füsse holten wegen mehrfacher Durchquerung des Flusses und Balanceakten auf Steinen und Bäumen, dann kam der Segen von oben, prasselnd von einem Wasserfall, den es zu unterqueren galt oder in feinen, langen Wasservorhängen, die von den Überhängen troffen. Dazu ein geradezu unwirkliches Wasserkonzert: Brüllen, Rauschen, Wummern, Plätschern, immer schön abwechselnd. Wenn nur der Gedanke an den Rückweg nicht gewesen wäre. Nach 3 Stunden und ein paar Minuten waren wir wieder oben, dieser unglaublich (geradezu ekelhaft!) fitte 66-jährige jumpt leichtfüßig die Felswand hinauf, während ich greinend hinterher schnaufe. Zur Belohnung kriege ich oben feierlich mitgeteilt, dass ich soeben 934 Stufen – in Fels gehauene, natürliche, hölzerne etc. … – hinter mich gebracht habe. Das ist doch ein Abendessen im schönen Blackheath Theater Café wert. Bis dahin hatte ich auch wieder Luft…

Am Sonntag dann die Weiterreise. Highlights: Außer „großem Shopping“ bei COLES in Bathurst (und zwei Runden Mount Panorama Race Course Bathurst! 60 km/h mit Camper…)  zuvor ein Besuch von BUNNINGS Hardware in Lithgow, um noch ein bisschen Hauskram aufzustocken: Wunderschwamm für die Tee-fleckigen Tassen, Klebehaken für Geschirrtücher, ein kleiner Eimer (wofür der wohl ist?!) – dieses wird das schönste und bestausgestattete Campmobil, dass je in Alice zurückgegeben wurde. Auch ein Lautsprecherkabel geht mit, schließlich werden uns in Kürze die Radiostationen ausgehen, dafür werden die Strecken umso länger werden. Im Visitors Centre von Bathurst treffen wir auf Lillian, die uns zunächst nur sagen soll, welche Straßen wegen der Hochwässer derzeit gesperrt sind, und der wir im Laufe des Gespräches gestehen, eigentlich keinen wirklichen Plan zu haben. Nun haben wir einen ungefähren: Broken Hill und umzu heißt das Ziel (wenn uns unterwegs nicht was anderes einfällt). Das geht ganz schön nach Nordwest und ist schon mitten im Outback. Genau die richtige Frau, um diesen Planungsmangel einzugestehen – man muss sich von Begeisterung nur anstecken lassen, schon weiß man, wo’s langgeht. Zum Sonnenuntergang mit Kängurus. Bis denne.

The National Pass

Blue Mountains

Blackheath, 8.3.2012

Bissel geschafft sitzen wir in unserem Mobil und  verstecken uns vor den Wassermassen, die immer noch vom Himmel stürzen. Aber sie stürzen nicht pausenlos, so dass wir gestern 4 1/2 wandern konnten. Den Platz hatten wir schon auf dem Weg nach Katoomba ausgesucht: Wentworth Falls. Bill Bryson, dessen „Downunder“ ich derzeit mit Freude lese – und zur Un-Freude des Eigners auch gern vorlese – behauptet, dass eine der hervorstechenden Eigenschaften der Australier sei, Plätze nach sich selbst zu benennen. Mag sein: Wentworth liegt von Sydney (Baron Sydney) aus gesehen hinter Lawson, und das wieder hinter Blaxland. und Wentworth, Blaxland, Lawson sind die Namen der 3 Helden, die um 1813 den Weg durch die Blue Mountains fanden. Anekdote am Rande: sie fanden beim Blick auf die Weiden, in denen das heutige Bathurst liegt, Rinderherden vor. Wie das, Rinder sind nicht gerade heimische Tiere?! Naja, den säumigen Verbannten in Sydney waren gleich im zweiten Jahr sämtliche Rinder von der improvisierten Farm ausgebüxt, und die hatten offensichtlich auf Anhieb geschafft, wofür die Briten 25 Jahre brauchen sollten, nämlich die Blue Mountains zu bezwingen. Das sag nochmal jemand: „… dumme Kuh!“

Wentworth Falls. Da oben müssen wir wieder rauf...

Wentworth Falls. Da oben müssen wir wieder rauf...

Wentworth Falls. Man parkt im Wald und sucht sich einen schönen Wanderweg aus:  Ah!  Ein fersenfreundliches Prädikat „easy“ für den „Shortcut Track“, das ist Plan A.  Easy hin und medium via „Overcliff Track“  zurück, das müsste machbar sein. Machbar ist vieles, stellen wir fest! Machbar war im Endeffekt dann auch „The National Pass“.

Abwärts...  kommt vor aufwärts!

Abwärts... kommt vor aufwärts!

Am Abzweig steht „hard“. Probieren wir’s. Ein toller Weg: 1905 in die steile Felswand gehauen, für die Sommerfrischler aus Sydney – unsere späte Hochachtung für die Damen, die in langen Röcken und breitrandigen Hüten am schwindeln hohen Kliffrand stehen.

AKKAnautin am Überhang

AKKAnautin am Überhang

Wir bewundern erst die Wentworth Falls von oben und dann von unten – was im Endeffekt bedeutet, dass man den gesamten Weg auch wieder nach oben muss. Hard! Aber viele Foto-Stopps  – Pflanzen, Ameisen, Wasserfälle, Bergformationen – entlasten die brennenden Muskeln und erleichtern die Atmung.

SCHWER zu fassen, die Ameisen...

SCHWER zu fassen, die Ameisen...

Heute war es nur ein „easy“ Walk, genannt Cliff-Top, oberhalb des Grand Canyon. Schön wär’s gewesen, hätte sich der Weg nur auf dem oberen Rand bewegt. Ein bisschen Pudding war nämlich in den Oberschenkeln noch zu spüren, und wieder ging es auf und ab.  Prädikat: medium-easy, aber wunderschön.

Ganz easy!

Ganz easy!

Also dürfen wir nun getrost im Mobil sitzen, den Regen auf’s Dach trommeln lassen und den Kakadus zuhören, die sich in den Bäumen zanken.

Ach ja, zum Einkaufen waren wir auch, und so hat sich unser erster Kontakt mit den Kängurus ergeben…

Wat gemein!

Wat gemein!

Sydney – Stadt und Leute

Blue!! Mountains. Der blaue Dunst ist Eukalyptus-Dampf...

Blue (!!) Mountains. Der blaue Dunst ist Eukalyptus-Dampf...

Katoomba, 7.3.2012

Das ist der Fluch der bösen Tat – oder der Säumigkeit: der Blogger weiß schon nicht mehr, wo er, wo sie anfangen soll.

Sydney liegt hinter uns, wir stehen da, wo wir nicht hinwollten, nämlich in einem BRITZomobil, wie wir die Dinger in Neuseeland (wir sind ja echte Kiwis mit einem richtigen Kiwi-PKW*) verächtlich genannt haben, und Britzomobile stehen halt auf Campingplätzen alle zusammen. Huh. Wir gehören zur Herde. Wir hatten einen „Backpacker“ gebucht, das sind die abgelegten Campervans von Britz und Maui, Apollo und so fort, und kriegten gestern doch tatsächlich einen BRITZ Voyager vorgesetzt – dabei hatte ich getönt: „… nee, aber bitte kein BRITZ!“  Never say „never“…

Das Mobil ist jedoch von der Firma sicher gut ausgewählt, der gemeine Australien-Campervanfahrer leiht sich das Ding für 2, max. 3  Wochen und hätt’s gern schön und sauber; unsere  Pläne sehen eher die „harte Tour“ vor, und so sieht unser Voyager zumindest innen auch aus: definitiv ziemlich gebraucht, Marke: „… den können wir gut nach Alice Springs schicken!“  Uns soll es recht sein. Eine Nummer größer als gebucht, aber alles in allem recht für unsere Zwecke.  So what. We hit the road. Zwar hatte der Eigner mit Leatherman und Grips eine Reparatur schon „ausgeführt“, ein frei baumelndes Relais, das wir bei der ersten Ölkontrolle entdeckten, aber wir waren heute trotzdem mal vorsorglich in der Werkstatt; Diagnose: alles bestens. Suuper.

Zurück auf Null dieser Australienreise. Zunächst mal meine Entschuldigung an alle Australier, die ich mit „Gebell“ und „direkter Art“ getroffen hatte: bislang waren alle sehr nett.
Und ein paar waren besonders nett.  Sydney war natürlich viel „Rumlaufen in der Stadt“ und die derzeitigen Regenfälle hier in New South Wales haben es ja wohl sogar bis in die deutschen Nachrichten geschafft, also könnt Ihr Euch denken, dass es auch viel „Rumgelaufe in Museen“ war. Und anderen Sehenswürdigkeiten.

Nummer eins: Mittwochnach(t)mittag – der Himmel wird schwarz und schwärzer, wir nähern uns dem Maritime Museum und die aufmerksame Ticketverkäuferin mahnt uns, doch bitte zuerst die Schiffe im Hafen anzuschauen – es könnte schließlich „etwas regnen“.   Wohl wahr (wir haben uns für den Rückweg dann Plastiktüten zum Überstülpen geleistet!). Auf den Schiffen trafen wir auf die erste Serie begeisterter Freiwilliger, die in Sydneys Museen Dienst tun und mitreißende Führungen veranstalten, hier Peter, Paul und – nein, nicht Mary! – John.  Zerstörer, Gewürzhändler, UBoot.  Voller Begeisterung, voller Spaß an der Geschichte der beiden gar nicht mal so alten Navyschiffe, voller Geschichten um „Blockadebrechen“ bei großen Manövern und Gruselstories über das UBootfahren rund um die Technik. Und dann Paul auf dem Gewürzhändler  „Duyfken“ (einem Nachbau) voller Freude an Geschichte und Entdeckungsreisen, mit einem dicken Stein im Brett für Heinrich den Seefahrer und die Portugiesen im Allgemeinen, voller Witz.  Es war ja nicht  Cook, der als erster Europäaer australischen Boden betreten hat, und Paul hat zur Duyfken, dem holländischen Gewürzhändler (so um 1600) gleich eine Aborigines-Geschichte beizusteuern: der Kapitän, Willem Janszoon, wurde nämlich, als er im Golf von Carpentaria Wasser bunkern wollte, von den Aborigines zunächst mal nett empfangen. Bis er nach eben solchen Mengen von Wasser verlangte, nämlich fässerweise, dass es den Aborigines merkwürdig vorkam: das kann man doch nicht alles auf einmal trinken!  Nein, so viel Wasser gibt es nicht! Und schon flogen die Speere.  Recht hatten sie…  Und damit war die erste „Entdeckung“ Australiens beendet. Und Janszoon keinen Schimmer, dass er da einen neuen Kontinent betreten hatte.

Damit war Tag 1 1/2 geschafft, wir waren so platt wie unsere Füße (ja, danke, der Ferse geht es ziemlich gut! Dank Crocs…).

Joern Utzon - zur Eröffnung der Oper keiner Silbe wert...

Joern Utzon - zur Eröffnung der Oper keiner Silbe wert...

Tag 2 (den ersten halben lasse ich ab jetzt weg…) hatte schönes Wetter für uns bereit, also: Botanic Garden zwo (denn der liegt auf dem Weg) und dann  THE OPERA HOUSE. Oder anders: nette Guides, 2. Teil.  Megan.  Wieder voller Freude für dieses besondere Bauwerk, Sympathie für den ursprünglichen Architekten, den man zur Einweihung nicht nur nicht eingeladen hatten, sondern den man nicht einmal erwähnt hat. Das ändert sich mittlerweile. Jörn Utzon ist zwar mittlerweile gestorben, aber man übernimmt für die Renovierung des Opernhauses mehr und mehr die alten Pläne Utzons, hat dazu seinen Sohn engagiert und Megan meinte hoffnungsfroh: „… und dann haben wir irgendwann ein originales Utzon-Operhaus“.  Es war aber auch so beeindruckend genug, die Größe, das Design. Die Urteile schwanken zwischen „Gruppensex von Schildkröten“ zu Bill Brysons „Reiseschreibmaschine gefüllt mit Austern“. Der Welt modernstes „Weltkulturerbe“-Gebäude, der Wiedererkennungswert liegt auf dem zweiten Platz. Hinter „Mickey Mouse“! Megaan konnte übrigens noch eine besondere Eigenschaft der Australier belegen: die Spielfreude. Die Oper überstieg die geplanten Baukosten um 90 Millionen Dollar – die Diskussion war groß, wie man das wohl bezahlen sollte, bis man auf die Idee kam, eine Opernhaus-Lotterie zu starten. Ganze 18 Monate hat es gedauert, bis die spielfreudigen Australier ihre Ikone bezahlt hatte. Aber nicht nur vom Opera House konnte Megan schwärmen, sondern auch von Veranstaltungen… Und dazu später mehr.

Sydney Opera House. Beeindruckend

Sydney Opera House. Beeindruckend

Freitag, 3. Tag in Sydney, Regen, Regen, Regen. Und „nette Guides“, die nächste: Diana, voller Witz für Sydneys Siedlungsgeschichte in den „Hyde Park Barracks“, den restaurierten Unterkünften für die Verbannten. Unglaubliche Geschichte(n) konnte Diana produzieren, von der Tatsache, dass fast 30 Jahre vergingen, bis überhaupt eine Unterkunft für die Verbannten geschaffen wurde (bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Sträflinge, oder wie man sie nennen will, am Nachmittag um 15 Uhr frei, damit sie sich eine Unterkunft suchen konnten; natürlich musste man bei diesem System nach Sonnenaufgang erst einmal nach diesen Leuten suchen, die hier doch eine Kolonie für das Britische Empire aufbauen sollten – sehr effektives System). Bis der Schotte MacQuarie kam (jetzt weiß ich endlich, wie man den ausspricht!) und für „Ordnung“ sorgte. Die Sträflinge waren über die neue Unterkunft begeistert und bauten sie in Windeseile und bester Perfektion, bis sie merkten, dass es nun mit der schönen Freiheit vorbei war… Zu spät. Die „Siedler“Geschichten endeten bei Dianas Mutter, die die Sträflingsvergangenheit der ersten Bewohner (85% waren Diebe, und eher Mundraub als gelegentlich mal ein Pferd…) standhaft negierte; aber, so Diana, sie wurde nicht müde zu betonen: „… we are 6th generation Australians – and… WE ARE BRITISH!“.
Ach, schön ist es, sich Geschichte so plastisch vorführen zu lassen, und zu sehen wie Diana, liebvoll und bedauernd die kleine Holzsilhouette ihres Lieblingssträflings in den Arm nahm. Johnny Johnson. Der ließ keine Zweitstrafe aus, ein renitenter Bursche, der Einzelhaft absaß, Fußeisen bekam  und bis zu 100 Peitschenhiebe mit der neunschwänzigen Katze bekam (die hier besonders dünn war – man hatte kein Interesse, Häftlinge an der Arbeit zu hindern!). Die 100 kriegte er übrigens, weil, wie Diana vermutet, dem Richter bei der x-ten Verhandlung gegen Johnny der Kragen platzte: Maximalstrafe wegen… Na, was wohl?! Wegen „anstößiger Sprache“.  Johnny wurde übrigens nach 10 Jahren entlassen, nicht aus der Kolonie, das stand nur den wirklich reinen Westen zu, aber aus der Haft. Was aus ihm geworden ist?! Keine Ahnung, sagt Diana – „wir“ haben damals einen Strich gemacht und uns um die Vergangenheit nicht mehr gekümmert. Vorwärts schauen, das ist australisch.

Samstag. 4. Tag. Langsam wird’s fad… Es ist grau, schwülwarm – und es regnet. Spaziergang auf die Harbour Bridge, vorbei übrigens, wie jeden Tag, an der Wooloomooloo-Bay, wo wir immer „Rüssel, Rüssel“ rufen. Die alten Lagerhäuser sind zu schicken Appartments und einem Luxushotel umgebaut, aber Russell Crowe lässt sich leider nicht blicken. Durch „The Rocks“, die Wiege der Stadt Sydney, „oh“ und „ah“ für die weniger mutigen als zahlungskräftigen Besteiger der Brückenbögen und ein Abstecher ins “ The Rocks Discovery Museum“, sehr schön, aber dieses Mal leider ohne freundlichen australischen Führer – uns fehlt schon was.  Früh daheim, denn am Abend… Concert Hall. Ich darf es gar nicht sagen. Es war „interessant“, wir genießen ein bisschen Opera House-Atmosphäre, denn es gibt außer Polohemdträgern auch durchaus wohlgekleidete Damen und Herren, die der Zauberflöte zustreben – die hatten wir abgewählt. Nein, wir hatten „Sydney Symphonie Orchestra“ gewählt, in der riesigen Concerthall, und das Orchester war nicht allein – nein, auch Olivia Newton John sang sich durch ihr (ur)altes Repertoire, von Grease bis Xanadu. Ein bissel schade, dass wir doch die Geduld für das Ukulele Orchestra of Great Britain nicht aufgebracht haben. Die spielen heute, und ich hätte mir eine Ukulele zum Mitspielen besorgt.
O.K. . Concert Hall abgehakt. Es war nett, aber ohne Gänsehaut. Vielleicht hätte es mehr Gänsehaut bei der Alternativ-Veranstaltung des Abends gegeben, denn Sydney barst an diesem Wochenende vor wild verkleideten Menschen und vor allem gleichgeschlechtlichen Pärchen. Das nennt man hier „Mardi Gras“ und hält eine äußerst beliebte, wilde  Parade ab – danach lässt man die Sau raus. AKKAnautenspaß?! Na, jaaa…  Immerhin bekamen wir – als mittlerweile routinierte U/S-Bahnfahrer noch ein paar lustige Szenen mit, 16-jährigen Playboy-Bunnies und ein paar Dragqueens und so.

Sonntag, 5. Tag. Es regnet?! Ja, am Abend, ein paar Tropfen, ansonsten ein herrlicher Sonnentag; Frühstück bei Eleni, die freundliche Griechin aus dem Potts Point Deli neben unserem Hotel empfiehlt uns einen Gang zur Elizabeths Bay, und plötzlich sind wir weg von den Touristen am Kings Cross oder der Innenstadt.  Nur noch Sydneysiders, wie die Leute sich hier nennen. Hunde, Segelboote, schicke Häuser, alte Häuser. Spielende Kinder, Strandspaziergänger. Ein Fischschwarm in der Bay! Schnell die Angel vom Balkon geschmissen! Das normale Leben. Übrigens sind Sydneysiders alles Mögliche, wie wir feststellen, mit einem Schwergewicht auf  „asiatisch“, aber viele schwere Akzente sind zu hören, namentlich griechisch. Unglaublich.  Ob eine weitere der Leiteigenschaften, die wir feststellen, „typisch Sydney“ ist, muss sich noch herausstellen, aber wahrscheinlich ist es mehr die Tatsache, dass wir als Pazifikreisende und Bewohner des ländlichen Neuseeland die neue Mobilphonmanie noch nicht so hautnah erlebt haben. ALLE haben so ein Ding am Ohr, vom Bürohengst (in Office-Bermudas!) bis zur höchsthackigen Plateausohlenträgerin im kleinen Schwarzen auf dem Weg zu Oper. Die Konzentration, die man dem Telefon zuwendet, fehlt allerdings häufig an anderer Stelle. Der „Slow-Man“, der doch mit seinem Slow/Go-Wendeschild eigentlich den Verkehr an der Baustelle regeln soll, schaut  konzentriert auf sein Display, und noch nie haben wir so viele Kollisionen zwischen Fußgängern beobachtet. Und dementsprechend weit fliegende iPhones gesehen. Sehr lustig, zumindest für Simpel wie uns.

Nun gut. Der Sonntag sollte unser letzter Tag in Sydney sein, bevor wir die Stadt verlassen. „Going bush“, wie man hier sagt.  Zur Feier des Tages hatten wir uns „Oper, die zweite“ gegönnt, dieses Mal „Studio“, die Experimentalbühne. Megans Empfehlung (siehe oben, mit Oliva NJ hatte sie nix zu tun!), und sie hatte uns gebrieft: um die Bühne ist gut, aber die ersten 3 Reihen sind gefährlich. Kapiert und gebucht – eine Sitzplatzreservierung findet nicht statt. Um halb 7 ist Einlass, man lässt alle auf einmal ins (Manegen)Rund, wir sitzen ungefährlich in der 4. Reihe – und können nun beobachten, wie die Mitarbeiter der „Soiree“, so heißt die Show, augenscheinlich Zuschauer lenken, strategisch platzieren. Die Musik (der Aufwärmer am Vorabend war Alfie Boe gewesen, ein Poptenor mit lauen Scherzen) ist ausgesprochen lustig, Zirkusmusik zwischen Radetzkymarsch River Kwai.
Und dann geht es los. Da „die erzählte Cabaretshow“ an dieser Stelle sicher ein Flop wäre, nur so viel: sollten „La Soirée“ oder „La Clique“ irgendwo auftreten – unbedingt anschauen. Wir haben schon lange nicht mehr so anhaltend gelacht, Tränen gelacht! Captain Frodo, der (urkomische) Schlangenmensch. Mooky, die Clownin. Die „British Gents“, Balancekünstler. Nicht zuletzt Mario, der jonglierende „Freddy Mercury“-Verschnitt. Wusstet Ihr, das „Another one bites the dust“ eigens für Jonglage-Künstler geschrieben wurde? Bei Mario/Freddy zumindest fallen Bälle immer zu diesem Refrain…. Der Abend war einsame Spitze und wenn etwas spitzenmäßig ist, muss man schnell abhauen.

Haben wir gemacht. Wir sind in Katoomba, in den Blue Mountains und freuen uns auf Busch und Outback und Melbourne, auf Aborigine-Kultur und Pinguine. Und ein bisschen auf die Rückkehr nach Sydney. Vielleicht gibt es ja nochmals ein Highlight.

Bis denne – Bilder folgen…

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* zu dem Kiwi-Auto, unserem Mitsubishi Grandis, muss man Freund Doug zitieren, seines Zeichens AUDI-Importeursmitarbeiter…  „That’s  a real Kiwi Car – for the Polynesians!“  Genau. Japanschlurre.

akkanauten unterwegs…

Irgendwo in West Sydney, 6.3.2012

… gestern haben wir Sydney verlassen und hätten schon einiges zu erzählen, aber jetzt ist erst mal „hit the road“ angesagt.
Man könnte auch sagen: „let’s go get lost“ – das wollen wir im eigentlichen Wortsinn dann doch nicht, aber Road Tripping ist was wir jetzt machen und es ist ein schönes Lied von den Red Hot Chili Peppers

Wir melden uns alsbald! Aus den Blue Mountains (gleich umme Ecke)