Blackheath, 8.3.2012
Bissel geschafft sitzen wir in unserem Mobil und verstecken uns vor den Wassermassen, die immer noch vom Himmel stürzen. Aber sie stürzen nicht pausenlos, so dass wir gestern 4 1/2 wandern konnten. Den Platz hatten wir schon auf dem Weg nach Katoomba ausgesucht: Wentworth Falls. Bill Bryson, dessen „Downunder“ ich derzeit mit Freude lese – und zur Un-Freude des Eigners auch gern vorlese – behauptet, dass eine der hervorstechenden Eigenschaften der Australier sei, Plätze nach sich selbst zu benennen. Mag sein: Wentworth liegt von Sydney (Baron Sydney) aus gesehen hinter Lawson, und das wieder hinter Blaxland. und Wentworth, Blaxland, Lawson sind die Namen der 3 Helden, die um 1813 den Weg durch die Blue Mountains fanden. Anekdote am Rande: sie fanden beim Blick auf die Weiden, in denen das heutige Bathurst liegt, Rinderherden vor. Wie das, Rinder sind nicht gerade heimische Tiere?! Naja, den säumigen Verbannten in Sydney waren gleich im zweiten Jahr sämtliche Rinder von der improvisierten Farm ausgebüxt, und die hatten offensichtlich auf Anhieb geschafft, wofür die Briten 25 Jahre brauchen sollten, nämlich die Blue Mountains zu bezwingen. Das sag nochmal jemand: „… dumme Kuh!“
Wentworth Falls. Man parkt im Wald und sucht sich einen schönen Wanderweg aus: Ah! Ein fersenfreundliches Prädikat „easy“ für den „Shortcut Track“, das ist Plan A. Easy hin und medium via „Overcliff Track“ zurück, das müsste machbar sein. Machbar ist vieles, stellen wir fest! Machbar war im Endeffekt dann auch „The National Pass“.
Am Abzweig steht „hard“. Probieren wir’s. Ein toller Weg: 1905 in die steile Felswand gehauen, für die Sommerfrischler aus Sydney – unsere späte Hochachtung für die Damen, die in langen Röcken und breitrandigen Hüten am schwindeln hohen Kliffrand stehen.
Wir bewundern erst die Wentworth Falls von oben und dann von unten – was im Endeffekt bedeutet, dass man den gesamten Weg auch wieder nach oben muss. Hard! Aber viele Foto-Stopps – Pflanzen, Ameisen, Wasserfälle, Bergformationen – entlasten die brennenden Muskeln und erleichtern die Atmung.
Heute war es nur ein „easy“ Walk, genannt Cliff-Top, oberhalb des Grand Canyon. Schön wär’s gewesen, hätte sich der Weg nur auf dem oberen Rand bewegt. Ein bisschen Pudding war nämlich in den Oberschenkeln noch zu spüren, und wieder ging es auf und ab. Prädikat: medium-easy, aber wunderschön.
Also dürfen wir nun getrost im Mobil sitzen, den Regen auf’s Dach trommeln lassen und den Kakadus zuhören, die sich in den Bäumen zanken.
Ach ja, zum Einkaufen waren wir auch, und so hat sich unser erster Kontakt mit den Kängurus ergeben…