Riesiges Australien…

Hill End, 12.3.2012

So groß ist Australien!

So groß ist Australien!

Schwiiiierig. Australien ist ein großes Land – und gerade eben rückt Melbourne ein bisschen von der geplanten Route, wenn es so etwas wie einen Plan überhaupt gab. Standort: Hill End, nördlich von Bathurst gelegen. Der Weg dorthin führt an Sofala vorbei… alles alte Goldgräberstädte.

Ich komme mir wirklich ein bisschen blöd vor mit meinen Kenntnissen über Australien; ich wusste „vor Bill Bryson“ nix von Goldrausch und schon gar nix von „Bernard Holtermann“. Den haben wir heute besucht: ein kleines Museum, das „History Hill“ genannt wird, stellt solche Massen an Exponaten über die Goldrauschzeit aus, dass uns nach 3 Stunden im Kopf ganz schwummerig wird. Ein manischer Sammler namens Malcolm Drinkwater ist da am Werk, und der zeigt alles von „First Fleet“ (die Ankunft der ersten Briten) bis zur Liste der im Dienst umgekommenen Polizisten der Goldrausch-Ära. Dazwischen liegen kleine Kapitel über chinesische Golddigger (sehr erfolgreich, sehr unbeliebt), Goldabbau und -verarbeitung, eine kleine Muster-Mine, Sprengstoffe, Pistolen, Opiumphiolen, grünlich leuchtendes Glasgeschirr (wegen des Urangehaltes…), „Pütt un‘ Pann“ eben. Und immer wieder Bernard Holtermann, der eigentlich Bernhard Otto H. hieß, aus Hamburg angereist war und sich im Wesentlichen dadurch auszeichnete, dass er den größten goldführenden Gesteinsbrocken gefunden hat, der jemals ausgebuddelt wurde. Ausgesorgt hatte er zwar, machte aber dennoch – erfolgreich – weiter und endete als schwerreicher Parlamentarier in Sydney.

Museumsbesuche und ähnliche Arten des Zeitvertreibes also verfolgen wir hier. Genau, Ihr Lieben, die Ihr Euch über uns lustig macht, ich zitiere mal O-Ton Berlin: „… die haben aber wirklich mal Urlaub nötig…“, oder haltloses Gelächter von Freundinnen, denen ich eine „Urlaubsreise nach Australien“ ankündige. Yes, Ihr Witzbolde, es geht uns gut, und wir genießen unsere privilegierte Situation sehr, obwohl wir wirklich häufig an Euch denken, die patienten- und anderweitig geplagte Familie, Schokoladen-Manufaktur-Ackerer, die Studenten, und nicht zu vergessen die mit dem frischen Baby Janto samt Schwester Eske…

Große Lust – und Unlust abzureisen – machten uns die Blue Mountains. So unscheinbar sie sich geben, wenn man sich von Sydney nähert („… da bleiben wir vielleicht eine Nacht…“), so großartig sind sie, wenn man darin umherstapft oder von oben anschaut. Nach Wentworth Falls und dem „easy“ Overcliff Walk zwischen Evans Lookout und Govetts Leap kam ein herrlicher Sonnentag, an dem wir den „anderen“ Weg zum Govetts Leap beschritten, vom Campingplatz via Popes Glen. Schlange, Blutegel, alles dabei, und aus genau diesem Grunde immer wieder hohe Konzentration auf den Weg durch den wahrhaft dichten Busch – das lässt einen schon mal einen Abzweig übersehen. Wir hatten uns schon entschieden, nach dem Bau eines Wasserrrades am „Boyds Beach“, einer kleinen Sandbank im Flüsschen, umzukehren, als wir nur ein paar Schritte bergauf die Schilder sahen, die uns wieder auf den rechten Pfad in und durch die Wildnis führten. Wirklich spannend, wirklich lohnend. Oben am Govetts Leap steht man dann da, wo anno 1836 Charles Darwin gestanden und gegrübelt hat, wie diese Landschaft zustande gekommen sein mag. Wir waren also in allerbester Gesellschaft mit dieser Frage – nur konnten wir eine Broschüre zum Thema erstehen; zu Darwins Zeiten hatte es noch nicht mal Alfred Wegener gegeben, und damit hatte er nicht den Hauch einer Ahnung, dass und wie sich Kontinente zu Urzeiten verschoben und gehoben haben mögen. Die Landschaft ist so beeindruckend, dass wir – siehe oben, „da bleiben wir nur eine Nacht!“ – die 6. Übernachtung „Blue Mountains“ anschließen um am Sonnabend den Fußweg hinunter an den Fuß der Kliffs zu wagen. Wieder strahlender Sonnenschein. Wenn wir nicht von unten nasse Füsse holten wegen mehrfacher Durchquerung des Flusses und Balanceakten auf Steinen und Bäumen, dann kam der Segen von oben, prasselnd von einem Wasserfall, den es zu unterqueren galt oder in feinen, langen Wasservorhängen, die von den Überhängen troffen. Dazu ein geradezu unwirkliches Wasserkonzert: Brüllen, Rauschen, Wummern, Plätschern, immer schön abwechselnd. Wenn nur der Gedanke an den Rückweg nicht gewesen wäre. Nach 3 Stunden und ein paar Minuten waren wir wieder oben, dieser unglaublich (geradezu ekelhaft!) fitte 66-jährige jumpt leichtfüßig die Felswand hinauf, während ich greinend hinterher schnaufe. Zur Belohnung kriege ich oben feierlich mitgeteilt, dass ich soeben 934 Stufen – in Fels gehauene, natürliche, hölzerne etc. … – hinter mich gebracht habe. Das ist doch ein Abendessen im schönen Blackheath Theater Café wert. Bis dahin hatte ich auch wieder Luft…

Am Sonntag dann die Weiterreise. Highlights: Außer „großem Shopping“ bei COLES in Bathurst (und zwei Runden Mount Panorama Race Course Bathurst! 60 km/h mit Camper…)  zuvor ein Besuch von BUNNINGS Hardware in Lithgow, um noch ein bisschen Hauskram aufzustocken: Wunderschwamm für die Tee-fleckigen Tassen, Klebehaken für Geschirrtücher, ein kleiner Eimer (wofür der wohl ist?!) – dieses wird das schönste und bestausgestattete Campmobil, dass je in Alice zurückgegeben wurde. Auch ein Lautsprecherkabel geht mit, schließlich werden uns in Kürze die Radiostationen ausgehen, dafür werden die Strecken umso länger werden. Im Visitors Centre von Bathurst treffen wir auf Lillian, die uns zunächst nur sagen soll, welche Straßen wegen der Hochwässer derzeit gesperrt sind, und der wir im Laufe des Gespräches gestehen, eigentlich keinen wirklichen Plan zu haben. Nun haben wir einen ungefähren: Broken Hill und umzu heißt das Ziel (wenn uns unterwegs nicht was anderes einfällt). Das geht ganz schön nach Nordwest und ist schon mitten im Outback. Genau die richtige Frau, um diesen Planungsmangel einzugestehen – man muss sich von Begeisterung nur anstecken lassen, schon weiß man, wo’s langgeht. Zum Sonnenuntergang mit Kängurus. Bis denne.

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