Hier können Japaner…

… Würstchen essen. Und eine „Maß“ heben.

Was hat das Erdinger Weißbier (holleradiho!) eigentlich mit Lutheranern zu schaffen?!

Was hat das Erdinger Weißbier (holleradiho!) eigentlich mit Lutheranern zu schaffen?!

Adelaide, 30.3.2012

Jau, wir waren in Hahndorf! Paul von der Gigi hatte uns schon vorgewarnt, selbst der ansonsten nutzlose „Lonely Planet Australia“* verzeichnet „Germanic Kitsch“, aber es werde langsam etwas „hip“ durch nette Lokale.
Tja. Nette Dorfstraße unter Bäumen, alte (Fachwerk)häuser, aber wenn die deutsche Vergangenheit nicht wäre, dann wäre es tatsächlich ein Einheitsbreidorf ohne Aussagewert. Und ganz persönlich: die deutschen Würste im „Café Assiette“ waren lausig, es gab ein Esslöffelchen Sauerkraut und der Kartoffelbrei war mit Käse versetzt. Man soll eben nicht ohne zu denken „deutsches Essen“ bestellen.  Kaffee gab es bei „Ottos Bäckerei“, die ganz normale australische Süßwarenauswahl, pekige Slices und Lamingtons, obwohl draußen für „Bee Sting“, Bienenstich und auch Streuselkuchen, geworben wurde. Der Flat White war klein und teuer, aber gut – wobei das Konzert der energisch die Plastikstühle aufeinanderknallenden Bedienung der deutschen Gemütlichkeit ein klein wenig Abbruch taten. Es war 16 Uhr – nur noch 1 1/2 Stunden bis zum Caféschluss, da muss man sich ranhalten.

Grabmal der Familie Schneemilch

Grabmal der Familie Schneemilch

Immerhin, es war interessant! Hahndorf heißt so nach Kapitän Hahn, der 1838 190 preussische Lutheraner-Flüchtlinge nach Adelaide brachte und ihnen diesen Flecken Land in den Adelaide Hills vermittelte. Der schon etwas ältere Herr – der typische Ozzie-Volunteer, den man in fast jedem Museum findet – versuchte zwar auf unsere Frage, was das denn für Religionsrepressionen gewesen seien, die diese armen Leute so weit von daheim trieben, uns darauf zu polen, dass sie zum Katholizismus hätten übertreten sollen, aber die Museumsexponate erklärten uns, dass König Friedrich Wilhelm 3 versucht hatte, die protestantischen Kirchen zu einigen, was den Altlutheranern missfiel, die protestierten. Was wieder Fritze-Willi missfiel, der sehr harsch reagierte, teilweise mit Militä, über viele Jahre.  Erst der 4. Fritz machte dem ein Ende. Also gereichte das alles einigen Menschen zur Auswanderung, und zur Gründung von Hahndorf. Der Religions-Friede währte übrigens nicht gar so lang: schon 1858 kriegte man sich hier zu dem Thema in die Haare, aber es blieb bis zum ersten Weltkrieg eine kleine, deutsche Enklave, die sich zumindest im Punkt „deutsche Kultur“ einig war. Und so heißen die Straßen in Hahndorf noch immer Auricht oder Braun… Und serviert englische Bangers unter deutschem Bockwurstnamen.

... mein Cesars Salad lag mir aber genauso schwer im Magen!

... mein Cesars Salad lag mir aber genauso schwer im Magen!

Fortsetzung folgt (die sich vor allem mit Coorang beschäftigen wird!), aber hier geht gleich das Internet-Licht aus.

Bis bald!

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* mal was zu Australienführern: Leider habe ich es dieses Mal versäumt, die Schwiegernichte, die als Buchhändlerin an der Quelle sitzt, nach Tipps zu fragen. Sollte man nicht tun.

Auf der südlichen Halbkugel scheint nur der „Lonely Planet“ was zu gelten, außerdem ist die Welt der Buchhandlungen extrem klein: Neuseeland hat, grob gesprochen, Whitcoulls und Paperback, beides Ketten mit eindeutig beschränktem Angebot, Borders ist noch dazu gerade Pleite gegangen. Australien hat ein paar Buchhandlungen mehr (vor allem Gebraucht-Buchhandel!), aber bis wir in Sydney den Frommers Guide Australia fanden, hatten wir längst den Lonely Planet gekauft. Dieses Buch ist sehr empfehlenswert für Leute, die sich durch Australien fressen, saufen oder anderweitig vernügen möchten!  Sprich: Nicht das Papier wert, auf dem er gedruckt ist. Das einzige Buch, das mir etwas gebracht hat, war Bill Brysons „Downunder“.  Kein Führer, aber ein Anreger par excellence…

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