Unterwegs

29°30 Sued, 177°43 Ost – 21.5.2012

In meinem Elternhaus hätte es heute Lagentorte gegeben, zu Vaters Geburtstag! Sein Geburtstagsgeschenk vor xyz (38?!) Jahren war der erste Enkelsohn: Alles Gute, Christian! Ich glaube, der waere auch gern mal mit Eske in den Zoo getigert und haette sich von seiner Urenkelin ueber Schidkroetenkacke aufklaeren lassen€¦ Liebe Gruesse also nach Berlin and die Grossneffen und -nichten.

Statt Lagentorte (das hat nix mit „Lage schieben€ zu tun, denn das tun wir heute kaum€¦) gibt es zu Mittag „deutsch€. Der Rotkohl schmurgelt vor sich hin, dazu wird es eine Kartoffel geben und ein bisschen Middle Bacon (sozusagen ein Fake-Kassler).
Uns geht es, wie man an den Kochbemuehungen sehen kann gut, die Schipperin hat nun zum zweiten Mal Scopoderm hinters Ohr geklebt und zum wieder keinerlei Beschwerden. „€¦it works for me€¦€, gut, gut. Auf den Funkrunden hoere ich doch den einen oder anderen zoegerlichen Ton, wenn nach dem werten Befinden gefragt wird.
Ausserdem sind wir heute den 3. Tag unterwegs, da stellt sich schon eine gewisse Gewoehnung ein, man ist nicht mehr so matt wie die ersten beiden Tage, zumal genau diese beiden aus Neuseeland heraus startend mit einigen Schlagloechern gepflastert sind, traditionell. Die Regel: „Man fahre hinter dem abziehenden Tief raus€ – heisst: man fahre in die Seegangs-Hinterlassenschaft hinein€¦ Aber „hier oben€ noerdlich von 30 Grad haben wir nur noch eine lange Duenung und eine schwache Windsee. Prima.

Der Wind hat vorhersagegemaess heute schlappe Form angenommen, wir motoren seit dem Mittag und haben unsere Passatsegel weggerollt – yepp, hurra, das zweite innere Vorstag macht sich gut. Einmal Vorschiffsballett weniger (bis auf die Tatsache, dass man nun zwei Spi-Baeume ausbringen muss.
Himmel blau, Sone scheint, langsam wird es waermer, zumindest ist es nicht mehr fies nass-kalt in der Nacht und die kurzen Hosen kommen auch schon zu Ehren. Nur fuer die Nachtwachen rigge ich noch meine Geheimwaffe an den Fuessen: Nennes Wollsocken, handgestrickt, dazu schicke Crocs. Unschlagbar, was die Warmfusswirkung betrifft und schaut auch hervorragend aus; sehr ele(g)fant zum Ausgehen.

Leider raubte mir das Gedankenkarussell den kleinen Vormittagsschlaf – in einer der Funkrunden gab es wieder mal beredte Klage darueber, dass der arme notleidende Segler in den Kermadec Islands, Neuseelands groesstem Meeresschutzgebiet, nicht an Land darf. Ich kriege von so was Herzbluten und Nasenklopfen. Wo wir doch alle so verständig sind und die Natur so liebhaben€¦ Ja, genau darum soll man da nicht (unbeaufsichtigt) an Land. Siehe mein Blog aus dem Maerz vorigen Jahres zur Rattenplage auf Ulva/Stewart Island. Eine bloede Ratte, ein dämlicher Brombeersamen am Stiefel eines Segler kann die ganze schoene Renaturierungsmuehe dahin gehen lassen; die – eingeschleppten – Ratten wurden erst 2004 ausgerottet und gehoeren natuerlicherweise nicht hierher, dafuer hat Raoul 23 Tier- und Pflanzenarten, die endemisch sind. Grund genug, sich sorglos agierende Besucher vom Leib zu halten . Uebrigens ist es nicht so, dass man grundsätzlich nicht an Land darf, sondern man darf dies nicht unbeaufsichtigt tun; es werden eben keine Vorabgenehmigungen erteilt (nicht, dass wir das nicht auch schon probiert haetten!). Wenn man garantieren kann, dass mindestens eine befaehigte Person an Bord bleibt, kann man allerlei schoene Dinge mit den Rangern treiben. VIELLEICHT treibt es uns ja doch nochmals dorthin.

Jetzt treibt€™s uns erst mal nach Minerva. Wir freuen uns schon – zumal es zu Beginn der Reise gar nicht danach aussah.
Bis denne!

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