Schneckenhaus entlaufen!

Zu Besuch bei Elke und Werner. Nicht umsonst heißt die Bucht "Blue Lagoon"

Zu Besuch bei Elke und Werner. Nicht umsonst heißt die Bucht "Blue Lagoon"

Neiafu, 8.7.2012

wir machen uns auf den Weg nach Norden. Wann genau, ist noch nicht klar – am nächsten Wochenende ist viel Wind angesagt, sprich: viel Welle, und das will in die Planungnen einbezogen sein.  Aber falls wir noch warten müssen: schad’t nix.  Vava’u hat auch seine Reize.
Wobei wir gerade aus Kenutu zurück kommen, wo die Vela im vergangenen Jahr wochenlang „abgehangen“ hat. So ganz hat sich uns der ganz besondere Reiz dieses „Traumzieles“ am äußersten östlichen Zipfel von Vava’u nicht erschlossen, aber vielleicht lag das auch daran, dass wir derzeit Springzeit haben, und damit entweder sehr viel Strand oder überhaupt keiner vorhanden war.  Dennoch hatten wir Spaß, mit Fischen und Korallen in den Rockpools, beim schüchternen Blick auf die gewaltige Brandung auf der Ozeanseite der Insel; man kann blaue Seesterne vorm Vertrocknen retten (als Kinder haben wir umgekehrt Seesterne in stinkende Leichen verwandelt, brrr!). Oder Seegurken beim Atmen zuschauen – da eine Seegurke durch den Anus atmet, sieht das aus wie eine Mischung aus Pupsen und Pinkeln.  Ein fast abendfüllendes Vergnügen.

Aus Elkes Garten. Dazu gab es eine Flasche Mandarinensirup - vom Baum in die Flasche

Aus Elkes Garten. Dazu gab es eine Flasche Mandarinensirup - vom Baum in die Flasche

Und: Fischer luden uns zur Trinknuss am Strand ein…  was dann zur Schweinerei des Jahres führte, denn die ausgesoffenen Nüsse wurden nach Hause geschleppt, um Kokosmilch daraus zu pressen. Diese Arbeit ist nicht ganz spurlos: zunächst verteilt man den Bast über das Deck, bis man einigermaßen an die Nussschale rankommt, dann zerkloppt man die Nuss, so dass der Bast, der sich zuvor noch leicht hätte wegfegen lassen, sich nun mit Kokoswasserrresten mischen kann; man pult mit einem Esslöffel das Fleisch aus der Schale, das ist ein bisschen widerspenstig ist und lässt einem die Brocken um die Ohren fliegen, und bei der Landung auf der Cockpitbank hinterlassen die BRöckchen herzige Fettflecken. Ist das Fleisch so weit zerkleinert, dass man es mit dem Blender behandeln kann, nehmen  die Pantrytüren samt -decke die nächste Portion fliegender Kokosteile auf, und last but not least ergießt sich natürlich ein Teil der Milch, die ich nun durch ein Tuch presse, auf die Arbeitsflächen.  Baaah. Ich hörte, dass Freund Werner aus Fofoa sich eine edelstählerne Presse für eigens diesen Zweck gebaut hat. Klug von ihm…  Und er presst auch draußen im Garten, noch klüger.  Werner und Elke – die TO-Stützpunktleiter für Vava’u – leben ja schon eine Weile hier, und so nehme ich an, dass sie das mit dem Entbasten auch besser können.

Außer Konkurrenz: von "grün" auf "Nuss" in 13 Sekunden

Außer Konkurrenz: von "grün" auf "Nuss" in 13 Sekunden

Wie das richtig geht, konnten wir letzten Sonnabend beim Kokosnuss-Entbastungs-Wettbewerb bei „Taste of Tonga“ beobachten; die hatten dieses Vergnügen ins Rahmenprogramm ihres Schweine-Rennens gestellt.  Also – Tonganer waren ausgeschlossen, und gewonnen hat ein allem Anschein nach lang ansässiger Schein-Europäer, mit 38 Sekunden für eine Kokosnuss. Alle echten Touristen konnten nicht mal die Minute unterschreiten.  Und dann gab es die Vergleichszeiten von denen, die sich damit auskennen. 12 Sekunden pro Nuss von tonganischer Seite. Nun ja – ich brauche 12 Minuten.

Die Athleten vor dem Start

Die Athleten vor dem Start

Neben dem wirklich bedauerungswürdigen Schweinerennen  – man hatte eine veritable Rennbahn gebaut, mit kleinen Hürden, und 5 Jungschweine agierten als aufgescheuchte Athleten, die vor einem Spaßmacher in einem Pu-der-Bär-Kostüm davonhetzten… – gab es bei diesem Renntermin natürlich einen Hutwettbewerb und ein Rennen, an dem ich mich sogar gern beteiligt habe: The Hermit Crab Racing.  Für Startgebühr 1 Pa’anga durfte man sich aus einer Kiste einen Einsiedlerkrebs aussuchen, auf das Startzeichen setzte man sie auf den Startpunkt der Rennstrecke und dann ging es ab. Kurz bevor meine lucky number 13 namens Bernhard (*) das Ziel, nämlich den Rand der kreisrunden Renn-Platte, erreichte, überlegte er sich die Sache trotz meiner gestiegerten Anfeuerungsrufe und kehrte um.  Tja…  Da hat die Trainerin wohl versagt.

Das Einsiedlerkrebs-Rennen

Das Einsiedlerkrebs-Rennen

Aber auch sonst erliegt man, was Einsiedlerkrebes betrifft, dem einen oder anderen kleinen Irrtum:
Was man hier sieht, ist die Ausbeute an Schneckenhäusern (die Muschel sowieso und natürlich ist das kleine Operculum massiv…)  Urteil: eindeutig leer, also wanderten sie zunächst mal für eine Weile in meine Rocktasche und wurden dann im Cockpit näher besichtigt.  Klar, leer…  Als ich allerdings die Gehäuse auf dem Cockpitsüll aufgereiht hatte und ein Weilchen in Frieden ließ, vernahm man so ein ganz leises Knister-Knaster-Geräusch… !!?? ??

Schnecken und Muscheln... stationär

Schnecken und Muscheln... stationär

Kurz nach dem Foto-Shooting hatte das erste „leere“ Gehäuse in einem unbeaufsichtigten Moment schon das Ende der Cockpitbank erreicht.  Na, prima, das hieß: Kajak ins Wasser und die zwei Gäste am Strand auswildern.

So ist das mit dem wilden Leben in Vava’u.

Traulich vereint am Ankerplatz... Gestatten?! ONEDIN Line!  Die Soeren Larsen!

Traulich vereint am Ankerplatz... Gestatten?! ONEDIN Line! Die Soeren Larsen!

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*Bernhard heißen bei uns alles Einsiedlerkrebse nach dem europäischen „Modell“ Pagurus bernhardus.

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