Gahi/Wallis, 23.8.2012
Unter Absingen der Marseillaise wurde am Donnerstag früh auf AKKA die Tricolore gehisst, wir hatten gegen 8 Uhr den Pass ins Atoll von Wallis geschafft, und da es so ziemlich das einzige Land ist, wo ich zumindest die erste Strophe der Natonalhymne singen kann, waren die Franzosen dran – ganz schön kriegerische Hymne, um nicht zu sagen: blutig€¦
Mittlerweile haben wir – mittels eines kurzen Ankerstopps im Gewelle vor Mata Utu, dem Hauptort der Insel Uvea – einklariert, haben schon die netten, in französischen Dom-Toms* unvermeidlichen Gendarmen begrüßt und den Zoll beglückt. Wahrscheinlich war heute mal richtig was los: AKKA und Filopré, gleich zwei Boote auf einmal (wir sind Boot # 24 für dieses Jahr€¦). Für seine Überseemühen übrigens erhält der französische Beamte das dreifache Salär und noch eine nette Abschlagszahlung am Schluss. Oh, là , là €¦
Und nun radeln wir hier gern durch die Dörfer – nicht ganz so aufgeräumt wie Samoa, schließlich gibt es hier keine Matais, sondern einen König, aber eigentlich und ganz ursprünglich sind die Wallisianer ja auch Tonganer, das unordentliche Erbe scheint etwas durchzuschlagen, man ist also entschuldigt. Aber es rollen einige Autos auf den (guten) Straßen, Pickups zumeist, jeder grüßt freundlich, Besucher sind hier eher Mangelware. Klar, dass die Autos auf der für uns falschen Straßenseite fahren. ist schließlich La France hier. In Matautu kann man im Super-Marché anhalten und findet hübsche Dinge wie Cote de Boeuf oder Paté im Glas. Das Angebot ist nicht übermäßig, aber auch Couscous und Taboulé gab es für uns jetzt eine ganze Weile nicht, und nun sind wir erfreulicherweise wieder versorgt. Unnötig übrigens zu sagen, dass VOLVIC und EVIAN die Regale ebenso füllen wie die globale Marmelade „BONNE MAMAN€.
Unsere Fahrräder haben wir bei einem jungen, wohlbeleibten Wallisianer abgestellt, der uns das Geheimnis des Insellebens so erklärte: „€¦ ich habe meine Ausbildung in Dijon gemacht, aber seit dem letzten Jahr bin ich wieder hier. Hier ist es prima. Man hat eigenes Land, man hat keine Abgaben (außer für Elektrizität und Wasser) und das Essen wächst einem von den Brotfrucht-, Kokos- und Mangobäumen in den Mund! In Dijon musste ich für alles zahlen, zahlen, zahlen.€ Wo er das Geld für die kleinen Gimmicks des Lebens erwirtschaftet? Bei einer Reederei, in Matautu. Hmm. Wie viele Schiffe kommen hier her?! Gesehen haben wir noch keines. Doch, das können wir uns vorstellen, dass es hier „prima€ ist. Der Franzose Giani analysierte kürzlich die Lage so: € €¦ das ist der Grund, dass Ihr Deutsche wirtschaftlich so gut da steht: Ihr habt keine Überseegebiete zu versorgen!€ Genau. Was das den französischen Steuerzahler diese Seite der „Grande Nation€ wohl kostet, Steuerfreiheit, freie Gesundheitsversorgung und all die Gendarmen und Lehrer und Zollbeamten mit Paradieszulage?
Immerhin, an einer Sache spart man hier staatlicherseits – und das hilft ja auch dem Haushaltsbudget: Es gibt, man merke auf, kein Mobilfunknetz auf Wallis! Das ist eine echte Premiere auf unserer Reise – immerhin versuchten die Telefongesellschaften selbst im armen Gambia, den gequälten Einwohnern die letzten „butut€ für unnötige SMS aus der Tasche zu leiern. Auch Internet scheint hier auf wenige Zugänge beschränkt zu sein. Also: ein echtes Südseeparadies.
Wir schwingen uns gleich auf€™s Rad – mal zur Westküste fahren und gucken, wo hier die vielen Tauchtouristen herumhängen, die „die Haupteinnahmequelle der Insel€ ausmachen *. Davon ist bislang nichts zu sehen, weder vom Touristen noch von der Taucherei. Unser Eindruck ist, dass die Haupteinnahmequelle die Überweisung aus Paris ist. Und die von den Minenarbeitern in Neukaledonien.
Auf der Fahrt werden wir versuchen müssen, eine Familie um eine kleine Portion Bananen und Papaya zu erleichtern. Das ist der Nachteil an der Subsistenzwirtschaft: wer keine Bananenstaude vor der Tür hat, geht leider leer aus; Zukauf von Obst und Gemüse, gar ein Markt? Fehlanzeige. Und der Eigner will partout keinen Mangobaum auf dem Achterschiff.
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* ja, ja, schon klar, DOM-TOMs (Département/Territoire d€™Outre Mer) gibt es nicht mehr, das heißt jetzt DOM-ROM (das sind die der EU angegliederten Regionen und Départements) oder COM (EU, aber nicht Schengen, oder auch nicht EU, dafür aber mit Euro oder auch nicht€¦ ei, ei, ei, la grande confusion!) – dieses hier ist jedenfalls eine COM, eine Collectivité d€™Outre Mer, keine EU-Gebiet und die Währung ist der polynesische Franc CFP.
Ils sont fous, les Gaulois€¦
** Wikipedia MUSS ja recht haben! Aber Wiki behauptet ja auch, dass es zwischen März und Oktober kühl sei€¦ puuh. Vielleicht „relativ kühl€.