Private Pool und Sevusevu

€¦ der erste (?!) Fall, dass mir das Winlink einen Blog nicht verschickt hat€¦ Also schnell nachgeschoben *.

 

Niedrigwasser in der Bay of Islands

Bay of Islands, Vanua Balavu, Lau Group/Fiji, 26.10.2012

Nicht mehr viele Schiffe in der Gegend. Sind da überhaupt noch welche?!
Die Spannung steigt an den Abfahrtsorten, wir hören es in den Funkrunden aus Tongatapu, Port Denerau, Lautoka, und alle, alle fragen sie, wann es denn losgehen kann nach Neuseeland. Ein großes Seglerbündel ist unterwegs nach Bundaberg/Australien, aber, ach je, kein Wind in der Gegend, wahlweise sehr widriger€¦
Insofern haben wir es in der Lau-Gruppe sehr gut getroffen: Unsere Bucht ist so eine Art privates Schlaf- und Schwimmzimmer zwischen steilen, überwachsenen Vulkanfelsen, die pilzförmig aus dem Wasser ragen, der Jahrtausende alte Zahn der Wasser-Zeit hat sie unten ausgehöhlt. Bei auf-oder ablaufendem Wasser schmatzt und plätschert es mächtig unter den Überhängen – was das „guh-guhugu-guh€ aus den Bäumen ist, weiß ich nicht nicht; vielleicht Tauben, obwohl das Geräusch mehr affenartig ist. Hmmh. Nur das kreischende Gezanke ist eindeutig: Flughunde.
Gestern hatten wir unser erstes Sevusevu. Was das ist?! Sagen wir mal: die Empfangszeremonie für Gäste in den fijianischen Inseln. Dazu muss man sich schon in Savusavu oder anderenorts (schwerlich€¦) Kava-Wurzeln besorgen, die in kleine Sträuße gebunden werden, so 300-400 g pro Bündel; unser Hauswirtschaftsraum riecht wie der fijianische Markt in der Kava-Ecke! Als wir in Rabi waren hatte uns die Guava Jelly schon ein bisschen über die Zeremonie aufgeklärt, aber gestern saßen wir dann doch recht dusselig da. Ankerwerfen im Geröll vor Daliconi, Sam winkt uns heran, als wir uns im Dinghy dem Ufer nähern; kleine Pause, denn nach achtern wird etwas zwischen die Häuser gerufen, man sieht wie ein älterer Herrn sich in den Zeremonie-Sulu schwingt. „€¦bitte sehr, tretet ein!€. Wir, auch „ordentlich € gewandet – selbst die gnädige Frau hat auf ihre ewigen Bermudas verzichtet und sich einen stickig warmen, langen Sulu angetan€¦ – sitzen rings um die Matte, auf der der Herr Platz genommen hat. Glücklicherweise ist Sam an Neulinge und Dussel gewöhnt und verlangt mir mit einem freundlichen Lächeln den Kava-Strauß ab. Er ist der Sprecher, der freundliche lachende (bis kichernde) Alte ist der Vertreter des Chiefs, der seinerseits gerade in Suva weilt. Sam hält eine längere Rede und dreht dabei den Strauß in der Hand – ich habe den Eindruck, dass er ihn kommentiert?! Lediglich ein „AKKA€ und mehrere „sevusevu€ kann ich in dem Redeschwall ausmachen – der Alte nickt dazu wohlwollend und ehrenvoll und brummt ab und zu. Dann kommt eine „typische Handbewegung€, die auch ein typisches Geräusch erzeugt: die Hände werden hohl zusammengeschlagen. Plop! (das hatten wir schon von der Guava Jelly gelernt – nur wann geploppt wird, hat uns noch nicht erschlossen€¦) Der Strauß wechselt zum Chief(vertreter) über. Sam macht „plop-plop-plop-plop€ mit den Händen, und nun beginnt der Alte mit seinem Teil der längeren, zeremoniellen Rede. Noch einmal „plop€ und plop-plop-plop€ und wir sind freundlich in der Dorfgemeinschaft willkommen geheißen. Um eine Spende für Dorfprojekte wird gebeten, und wir entscheiden uns für die Alt-Jung-Variante: ein paar Dollars für den Schulcomputer, ein paar für die Pflege der von Landkrabben unterwühlten Wege, damit der gesetztere Teil der Dorfbevölkerung unfallfrei zur Kirche und anderswohin schreiten kann. Nun dürfen wir „frei herumlaufen€, ankern, fischen, whatever.
Das lassen wir uns nicht lange sagen und drehen eine große Dorfrunde – Daliconi (phonetisch: „Dalithoni€, das „c€ wird gelispelt) ist eine recht aufgeräumte Siedlung mit schön gepflegten Grasflächen und -wegen. Von einem Papayabaum werden uns 4 große Früchte („Hausfrauenmischung€ in unterschiedlichen Reifegraden für die kommenden Tage) heruntergeworfen. Schüler kommen uns uber€™n Berg entgegen, und nicht nur irgendwelche, auch die Haute Volée: eine kurze, aufgeweckte „class captain€ und kurz drauf the „head girl€, man liest es an den kleinen Broschen an der Uniform. Wir quatschen, der Schwanz von Schülern, der hinter uns her trottet, gackert und kichert, wir haben Gelegenheit zur Schuhreparatur, denn an einem der unvermeidlichen Crocs-Imitate hat sich ein Riemen gelöst – das macht doch gleich den Kontakt intensiver und lockerer.

The Class Captain!

Zu dumm, dass wir schon los müssen, ein bisschen mehr Dorfkontakt wäre uns lieb – aber leider kann man an diesem gerölligen Ankerplatz nicht guten Gewissens liegen bleiben, schon gar nicht, wenn man nicht weiß, ob es nun gewittern wird oder nicht, ob ein Squall kommt€¦ Ach, die Wetterlage, die ungewisse. Wir kommen sicher noch einmal für einen längeren Besuch zurück, in den nächsten Tagen. Wir haben noch ein bisschen Zeit hier in Vanua Balavu, bevor auch wir in Suva sein müssen, zwecks demnächstiger Weiterreise. Aber, zugegeben, auch wir fangen schon an, auf€™s Wetter zu schauen. Wie sagte Bob McDavitt neulich: diese Jahreszeit ist die der „Wetter-Analysen-Paralyse des Minerva-Yachtclubs€. Man liegt im Minerva-Riff (und anderswo), jeder holt Wetterinformationen, gibt sie fleißig weiter, und aus dem Gemisch ergibt sich, dass jeder „bewegt€ ist, aber die meisten sich nicht fortbewegen mögen.
Stimmt – wir bleiben gern noch ein bisschen hier!

Jetzt wird das Sonnensegel aufgespannt, es ist – hallo Euro-Herbst! – warm. Wir werden den privaten Swimmingpool weidlich nutzen, die steuerbordsche Bordwand polieren (der Weg hierher war reine Motorsegelei, und das hinterlässt einen grauen Auspuffgasbelag). Und dann werden wir noch Gemüse vernichten. 2 Pools weiter hat sich der segelnde Zahnarzt eingenistet, wir sind also doch nicht allein, und Michael kann richtig kochen. Luxus pur – eigenes Schlafzimmer mit Pool und Haute Cuisine€¦

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* Das war eine Überraschung. Für alle WL2K-Nutzer:  Die Blog-Mail war „durch“, es fehlte nur die Sendebestätigung. Beim nächsten Connect war die Mail dann sofort bestätigt und danach wurde sie sofort veröffentlicht.

Zwischen Rabi und Matagi

Horseshoe Bay, Matagi/Fiji, 23.10.2012

Zurück in Matagi. Leider?! Leider…  Oder auch nicht, denn mörgen früh fahren wir nun endlich weiter in die Lau-Gruppe, und das soll ja noch einmal ein Highlight dieser auslaufenden Segelsaison werden.

Mit Panea, Terri und Mariana in Paneas Hütte

Unser Abschied aus der Albert Cove war nicht besonders dramatisch, aber doch anrührend.  Wir hatten noch einen ganzen Tag an Land verbracht, mit Thoralf „Wigwam“ bei Panea einen kleinen LED-Strip montiert, und es war erfreulich zu sehen, dass am Abend dann schon ein kleiner Leuchtstreifen aus Paneas Hütte auf den Sand fiel.  Michael, der Zahnarzt sorgte dafür, dass Terri nun „minus 2 Zähne“ herumläuft, Assistenz ebenfalls von der Wigwam, das konnte sich Gundula nicht nehmen lassen. Es wurden auch noch kosmetische Korrekturen gemacht, so dass Petete nun ein noch strahlenderes Lächeln hat.
Bill hat sein neues Messer und dazu meinen alten IKEA-Wetzstahl, samt einem Kurs in Wetzstahlnutzung dazu. Wir hocken neben Mariana am Kokos-Bastfeuerchen (gegen die Nonos) und führen lange Gespräche, über die Kulturunterschiede zwischen den Fijianern und den Banabans auf Rabi. Über Familie. Über Schulangelegenheiten – als älteste und einzige von 8 Geschwistern hat sie selbst keine Ausbildung genossen, aber alle ihre Kinder sehr wohl. „… das ist wichtig, und deshalb bauen Teri und ich hier Kava an. Alles Geld aus dem „Grog“ geht in unseren Schultopf“.  Wenn das so ist, werden wir öfter mal eine Schale heben.

Am Donnerstagmorgen noch ein letzter Landgang, Besichtigung des wehen Knies (nun mit AKKA-Band-Aid-Strips und schon sehr schön abgeheilt!); von Panea in den Sand gezeichnete Anweisungen, wie man durch das Texas Reef nach draußen kommt. Noch eine kleine Inspektionsrunde um das chinesische Fischerboot, das seit Monaten verwaist (und mit einem klitzekleinen Loch im Bug) nahe seiner Hütte liegt. Wir geben vorsichtige Tipps, wie und was man da machen kann – und mutmaßen ein bisschen herum, ob die Herren Seegurkenfischer das Boot abgeschrieben haben oder doch wieder auftauchen.   Wir hoffen mal für die Albert-Cover, dass dem nicht so ist – ein Boot wäre nicht schlecht. und besser allerdings noch eines mit Außenborder.
Nach dem Abschied hieß es „ankerauf“ – nicht sehr lang allerdings, vielleicht für 2, 3 m Kette, dann geht die die Windendrehzahl in die Knie.  Wir wussten ja, wo wir lagen, aber 15 m Tiefe und eine eindeutig in den Korallen verhakte Ankerkette… nicht gut.  Wir fangen an herumzuprobieren – es ist eigentlich das erste Mal auf der gesamten Reise, dass wir uns derartig „festgefahren“ haben. Während wir mit dem Bugstrahlruder experimentieren – „zu welcher Seite kommt die Kette schneller fest?!“ – sehen wir schon den stets hilfreichen Zahnarzt sein Dinghy zu Wasser lassen, in der Hand etwas, was aussieht wie eine Flüstertüte – aber es ist eher eine Blinzeltüte, eine Unterwasserguckapparatur. So was könnten wir auch gebrauchen: man drückte die Tüte mit dem Glasboden unter Wasser und versucht, bei aller Unsichtigkeit den Grund zu erahnen. Immerhin besser, als ich es mit meinem Schnorchel gekonnt hätte, und tatsächlich, Michael hat einen Tipp, wohin wir vielleicht manövrieren können – mal hierhin, mal dort, und – klack! – die Kette kommt lose, hurray!  Andreas meint von achtern: „… dieses war der erste Streich…“, denn wir hatten die Kette ja nun 2 Tage am Grund rumpeln hören, und so ganz unrecht hat er denn nicht mit seiner Skepsis. Mühsames Ankermanöver, das… Noch ein weiteres größeres Hindernis, und steht noch ein weiterer Helfer auf dem Plan – oder besser: er schwimmt auf uns zu. Panea, hat sich seine Schnorchelsachen gegriffen.  Free-Diving, 20 m?!  Kein Problem, hatte er uns erzählt.  Kurz bevor er die AKKA erreicht, und wir seine Dienste doch noch in Anspruch nehmen müssen, sind wir frei. Wir winken dankbar zurück.

Der gesamte Besuch auf Rambi war anrührend, und während wir aus der Bucht dampfen, überlegen wir schon, dass wir vielleicht ein Ziel für’s nächste Jahr haben. Dann aber mit Tabak…  Bis dahin hoffen wir, dass ein paar von den Savusavu-Übersommerern unsere Lücke füllen.

Um die Ecke gebracht

Gefährlicher Legeplatz… Immerhin war die Sonntagsausbeute 10 Eier!

Albert Cove, Rabi Island, 15.10.2012

… das ist mal eine wirklich interessante Insel, und sie fordert zu täglichen Taxifahrten heraus. Die Insel ist Rabi (=Rambi) und das Taxi natürlich das WikiTaxi, denn zumindest hier in Albert Cove reicht die freie Fläche mal knapp für Hunde-Trampelpfade durch den Busch, und das Netz, das ist weit, weit entfernt. Dafür haben wir aber schon einen um die Ecke gebracht.

Nachdem wir zwei Tage in Matagis Horseshoe Bay geankert hatten – ganz schön, wenn man auch wissen sollte, dass diese Bucht die „Honeymooners Hut“ des Matagi Resort beherbergt und daher täglich ein Abgeschiedenheit suchendes Paar zu uns herüber geschippert wurde, für ein „very private picnic“, das man tunlichst nicht stören solle, wie uns die Bootsführer bedeuteten. Aber wir finden, dass der Anblick einer AKKA in der Bucht ein äußerst romantisches Beiwerk ist, und obwohl es verlockend war, mal in die Picknickkörbe zu gucken, haben wir uns natürlich zurückgehalten. Die Wetten lauten auf Lobsterhäppchen und Champagner…

Der folgende Abstecher ins Budd Reef zu den Ringold Islands war dagegen ein schwierigerer Fall: wir hatten uns in die School Bay von Yanuca gelegt, wunderschön anzuschauen, Pausenklingel und Kindergeschrei unter Palmen, dazu blauestes Wasser, im Hintergrund der Kegel von Cobia – aber es lief ein äußerst unangenehmer Schwell in die Bucht. Die Fischersleute, die uns besuchen kamen, meinten, dass der nach Süden gelegene Ankerplatz noch viel schlimmer sei – man kann es sich vorstellen: voll dem Wind ausgesetzt und dann noch mehr oder weniger auf Legerwall. Nö. Letzte Alternative: ein ruhiger Ankerplatz vor der westlichsten Insel, den wir auf dem Weg durch den Pass begutachtet hatten – aber der ist so weit ab vom Schuss, dass uns wir nicht ausdenken mögen, wie nass wir mit unserem 3 PS-Kurzdinghy im Dorf angekommen wären. Sind mehrere Schiffe da, holt der Sohn vom Chief die Crews gern mit dem Dorfboot ab, zeigt einem die Inseln und lässt einen auf Cobia herumklettern, aber eine AKKA macht noch keine große Landpartie. Budd Reef: ein Fall für wirklich ruhiges Wetter.

Paneas Haus – Kücheneingang!

Und nun sind wir auf Rabi. Es ist eine schöne, grüne Insel, groß, mit steilen, felsigen Küsten und dicht bewaldet. Unter den Palmen am Ufer der Albert Cove – Strand gibt es nur bei Niedrigwasser – ducken sich 4 oder 5 Hütten schlichtester Bauart, nämlich aus Bambusrohr und Palmblatt, drumherum ein paar Nutzpflanzen wie Banane, Papaya, Maniok. Es ist die Lebenssituation, wie wir sie in diesem Jahr schon öfter gesehen haben, in Samoa oder Wallis: die Natur gibt einem das Notwendigste. Auf dem ersten Landgang lernen wir gleich Panea, Mariana und Terri kennen – wir hatten schon von Panea gelesen, ein älterer Fischer, der vor Jahren einen Schlaganfall erlitten hat und seitdem gehbehindert ist (so sehr, dass er bei Hurrikan in seiner Hütte sitzen bleibt, bzw. eine nahegelegene Höhle aufsucht, wenn es gar zu schlimm wird!); aber seine muskulösen Arme verraten, dass er das Schwimmen und Tauchen sowie das Schwingen seines Unterwasserspeeres hervorragend meistert. Seine Beute sind wahlweise Fisch, große Tridacna-Muscheln, Oktopus. Heute sitzt er aber ein bisschen bedröppelt da – letzte Woche hat er sich an einer Koralle verletzt und hat ein dick geschwollenes Knie mit einer eitrigen Wunde. Die üblich-scheußliche Tropeninfektion – also beschränkt sich das Menu ein paar Tage auf Vegetarisches. Panea ist ein absolut witziger, heller Kopf, es macht Spaß, sich zu ihm auf die Matte zu hocken. Die Stimmung ist insgesamt ruhig, sehr ruhig… während wir mit Panea schwätzen, demonstriert Terri, was es mit dem Kavatrinken auf sich hat – man hat schon ein paar Bilos, halbe Kokosschalen, geleert und er scheint ganz schön weit weg zu sein und SEHR entspannt. Gut dass wir erst nach der „Kava Bowl“ eingetroffen sind (wir hatten große Handwäsche und das nachfolgende Wäschetrocknen abzuwarten…). Währenddessen wickelt Mariana ihre kleine Enkeltochter Pria – und das fordert dazu heraus, von Gesicht zu Gesicht zu schauen: Pria ist ein braunes, kulleräugiges Baby, aber so gar nicht fijianisch, auch nicht polynesisch?! Panea, Mariana und Terri haben breite, fast asiatisch anmutende Gesichter, jedenfalls keine melanesichen, und es ist so: Panea ist aus Kioa, der Insel südlich von Rabi, wo man 1946 Leute aus Paneas Heimatarchipel Tuvalu angesiedelt hat, um den Bevölkerungsdruck dort zu mindern; little Prias Mutter wiederum hat einen jungen Inder aus Nadi geheiratet, und darum ist Pria eine winzige „brown indian“, wie Mariana sagt „and that’s very Fijian!“. Und sie selbst: halb Banaba, halb Fiji – in gewisser Weise steht Mariana für eine komplizierte (Um)siedlungsgeschichte, die sich vor uns entfaltet: so wie die Leute von Kioa aus Tuvalu („Ellice Islands“, wie Panea sagt) kommen, sind die von Rabi aus Banaba, ehemals „Ocean Island“, einer Insel aus dem Gilberts-Archipel, 1100 Seemeilen nordwestlich von hier, der einzigen Insel des heutigen Kiribati* übrigens, die nicht dem Global Warming-Untergang geweiht ist, da bergig. Dennoch: kaputt ist Banaba heute schon, denn wie auf Nauru wurde bis in die späten 70er hinein mineralisches Phosphat abgebaut, was nicht nur eine Steinwüste hinterließ, sondern auch landlose Menschen. Also kam man seitens der britischen Regierung bzw. der British Phosphate Commission auf eine „brillante Idee“ – man nahm die den Insulanern zugedachten Förderabgaben (so genannte „royalties“, was nur etymologisch mit der königlichen Familie zu tun hat), kaufte dafür eine Insel in Fiji (vielleicht erwähnenswert, dass – Umsiedlung! – die Ur-Rabianer nun auf Taveuni leben…), und holte ab 1945 die Leute von Ocean Island her; in zwei weiteren (nicht ganz legalen) Wellen kamen dann nochmals Banabans nach, die nun heute die Bevölkerung der Insel ausmachen – in einem interessanten politischen Mix: sie sind Fijianer, entsenden aber einen Abgeordneten ins Kiribati-Parlament, und alle Rabianer Fijis wählen den Gemeinderat von Banaba (zur Erinnerung: Gilbert Islands, Kiribati!), der seinen Sitz (kommt Ihr noch mit?!) in Suva hat… Wild. Ab 1965 gab es einen Rechtsstreit der Banabans um die Abfindungen, der nach 10 Jahren mit einer symbolischen Summe zugunsten der Banabans entscheiden wurde, es wurde ihnen nämlich 1 Pfund Sterling zuerkannt. Gerichtskosten zu Lasten der KLÄGER – zur Teil-Ehrenrettung der Gegner: die Australier und Neuseeländer, die ebenso wie die Briten an der British Phosphate Commission beteiligt waren, boten 780.000 AUS$ Entschädigung, so dass am Ende ein bisschen was übrig blieb… Aber nicht, dass damit die Streitigkeiten um Banaba beendet wären: heute fetzt sich der „Rabi Council of Elders and Leaders“ mit Kiribati, die die Insel nicht abgeben wollen, denn man will das Phosphate Mining wieder aufnehmen, und noch wichtiger, man streicht auch immer noch die Profite aus dem alten millionenschweren Phosphat Trust ein (ohne davon etwas an die ins Exil gewzungenen Banabans weiter zu reichen, klaro, sind ja „Fijianer“ !). Nun haben die Rabi-Banabans vorgeschlagen, dass die Insel Fiji zuerkannt wird, schließlich sitzen ja die rechtmäßigen Besitzer auf Rabi und sind Fi… … . Oh, menno.

Mariana baut einen Teller für’s Mittagessen!

Da geht es hier in Albert Cove schon einfacher zu, und von deren Leuten haben wir einen gestern um die Ecke gebracht. Die Albert Cove ist völlig abgeschieden, es gibt nicht einmal ein funktionierendes Boot. Beim sonntäglichen Kava-Trinken (! es ist nicht so schlimm wie gedacht!) kamen wir auf die Kopraproduktion und damit auf kleinere Transportschwierigkeiten, denn Rupesh (mit einer Tüte Milchpulver für Töchterchen Pria aus dem 2,5 Stunden entfernten Nuku herbeigeeilt, zu Fuß, natürlich) erzählte, dass es vorerst mal keinen Sprit auf Rabi gibt, also kein Boot in die Albert Cove, also kein Geld für die abholbereiten Koprasäcke… Im Nebensatz erwähnten wir, dass wir ja auch eine Art Boot haben, man könnte ja mal drüber nachdenken…

Have a bowl with us! Die Einladung zum Kavatrinken…

Man leert ein weiteres Schälchen Kava und dreht sich eine Zigarette. 3 mm stark aber laaang! 3 Fädchen teurer Tabak in einem Stück Zeitungspapier („… unbedrucktes schmeckt besser!“). Als wir gestern die Säcke in bester Absicht beguckten, kamen uns allerdings Zweifel an der Aktion „AKKA the Copra Carrier“. Sauschwere Dinger, es wäre ein unglaubliches Geaste, hin und her mit dem Dinghy, x Fahrten; alternativ dachten wir, mit Diesel auszuhelfen?! Aber da brachte Rupesh schon die gute Nachricht, dass der Council (siehe oben) vielleicht doch noch ein Schlückchen Diesel hätte – ob wir ihn vielleicht mit dem Dinghy am Ende der Straße absetzen könnten: „… it is just around the corner!“. Ihr hättet Andreas‘ Gesicht sehen sollen, als wir gestern im auffrischenden Wind „umme Ecke“ bogen, und sahen, welche der vielen Ecken Rupesh meinte, besser gesagt, wir konnten die „gleich-um-die-Ecke“-Ecke erst einmal gar nicht ausmachen… Unser Dinghylein allein auf hoher See, 3 PS, 2 AKKAnauten, 1 Rupesh samt Töchterchen Pria, die heute einem Impftermin à­n der Gesundheitsstation (wahrscheinlich wenig fröhlich) entgegen sieht. Das um die Ecke bringen zog sich entsprechend – aber der Mercury hat’s bis in die Elizabeth Cove geschafft, wir hatten wohlweislich auch Benzin mitgenommen, waren aber dennoch froh, als wir diese fast 2 Stunden Tuckerfahrt hinter uns hatten. AKKAscouten nennen wir uns jetzt, denn Pfadfinder tun jeden Tag eine gute Tat. Doch, doch – ehrlich, es freut uns, und hier kann man anderen allerlei kleine Freuden bereiten… Marianas Wäsche hängt auch im Wind – AKKAnauten-Waschmittel macht’s möglich. Außerdem haben wir den segelnden Zahnarzt aus Deutschland hergelockt, der heute eintrifft, Paneas Knie wird schon besser, mit Fucidinesalbe von AKKA und oralem Antibiotikum von der GUAVA JELLY. Und der nicht gar so alte, aber umso zahlnlosere Bill kann mit unserem alten, frisch geschärften Küchenmesser Toddy schneiden, dass es nur so spritzt. Hoffentlich müssen wir den Toddy (Palmwein in spe… hui!) nicht auch noch probieren.

Bis denne.

Devotionalien „Panea style“. In der Mitte die AKKA.Postkarte, im Vordergrund die FOBAN-Salbe…

2 Flaschen, 1 Scherz und 1 Dugong

Matagi, 9.10.2012

Das Leben hat immer Scherze bereit. Unser letzter war gestern, und die Flaschen aus dem Titel sind wir…
Wegen angekündigten (aber im Endeffekt nicht eintreffenden) Windes hatten wir uns am Freitag in die nächstgelegene Bay an der Westküste verholt und der Sonnabend, der verregnete, brachte eine Fahrt nach Somosomo, im Teil-Taxi (da kostet es dann nur 6 $, sehr nett, und gleich mit Familienanschluss).  Wir brauchten Geld, und ATMs* gibt es nicht gerade häufig auf Taveuni, genauer gesagt nur einen, in Somosomo, Ortsteil Nagara – da wo man auch Gemüse und Obst an der Straße kaufen kann.  Am Automaten steht schon eine Fiji-Dame, steckt ihre BSP-Bankkarte hinein, tippt die PIN ein und… jepp! Geld!  Das berechtigt zu den schönsten Hoffnungen.  Nun denn, DKB-VISA-Card gezückt, PIN eingeben, Geldauszahlung wählen und… Blue Screen (eher ein Grey Screen mit einem unverständlichen Prompt am oberen Bildrand).  Hm. Nächste Karte – gleiches Ergebnis. Kein Geld!** Nu‘ wird’s knapp mit der Kohle über’s Wochenende. Auf dem regenfeuchten Weg zum MH-Supermarkt klettern ein paar Kinder für uns in einen riesenhaften Mangobaum über dem Fluss und holen uns eine Tüte Früchte herunter, die wir – wahrscheinlich fürstlich – mit einem Dollar bezahlen.  Die MH-Auswahl ist taveunimäßig prima, wie wir finden; Frischfleisch nicht so dolle, aber sonst ist fast alles da.  Nur der groß angekündigte „Food Court“ ist schon um 12 Uhr bis auf eine Schale bräunliches Dhal abgefressen.  Taxi – diesmal ungeteilt, daher 14 Dollar –  zum Coconut Grove, einem niedlichen Resort in Matei, dem Ort vor dem wir die letzten Tage gelegen hatten, und die wundervolle Fruchtsäfte und Salate bieten.  Im Vorbeifliegen fällt uns das nahe am Ankerplatz gelegene Restaurant „Tramonto“ auf, Planänderung. Stopp!  Sehr nette junge Frauen, die das kleine Restaurant betreiben, und wir haben AKKA-Blick. So romantic!  Und so lecker, dass wir, nun wirklich aller Fijidollars ledig, verabreden am Folgetag mit US-Dollars wiederkommen zu dürfen. Zum Sackenlassen von Stir Fry und Fish&Chips unternehmen wir ein paar Schritte – und landen, diese Küste ist ein (sehr ruhiger) Touristen-Strip, bei Taveuni Ocean Sports. Ein PADI-Tauchzentrum, und eingedenk meiner vagen Pläne ein „gefährlicher“ Stopp. Palaver, palaver – o.k., wir denken über das Angebot nach und kommen morgen wieder.  Nun ist die Saat endgültig gesät, denn TOS wurde von einigen Seglern gelobt, die Besitzerin Julie sei ein toller Dive Guide etc…
Und wirklich, nach dem Sonntagsspaziergang (hm, ja, das Restaurant Tramonto hatte zwar offen, alle Beschäftigten waren auch versammelt, aber ohne die Frau mit dem Schlüssel wird das nix mit der Bewirtung…) machen wir es fix:  das Wetter stimmt einigermaßen, und wenn wir tauchen wollen, dann hier in der „Welthauptstadt der Weichkorallen“.  Wir hinterlassen, dass wir bis auf die Tauchgänge zum Erwerb des Brevets keinerlei Erfahrung haben. „… ja, natürlich, Ihr habt keine Erfahrung, da richten wir uns drauf kein, keine großen Tiefen etc.pp.“
Wir hoffen auf das Beste, und freuen uns auf einen Softtauchgang zu weichen Korallen.

Montag, 07:45.  Sosi (George auf Fidjianisch) ist wieder da, heißt uns freundlich willkommen – und kurz drauf rollen wir mit Julie Richtung Somosomo.  Nach einem Small Talk über gutes Essen frage ich, was mir die ganze Zeit auf den Nägeln brennt:  „… you heard that we are unexperienced divers?!“  Nö, sagt Julie, wieso unerfahren? Aber ehe wir es ganz erklären können, sind wir auch schon da, Nadja, unser Tauchguide nimmt uns Empfang – „… lasst uns mal den Papierkram erledigen!“  Das haben wir doch schon, gestern, hat Sosi das nicht weitergegeben? Sag mal, weißt Du etwa auch nicht, dass wir völlig unerfahren…?!  Oops?! Nein.  Aber macht nichts, das kriegen wir schon hin. Sie prüft unsere Tauchausweise – „… und der letzte Tauchgang!?“  Oh, Mann – jahhaaa, zum Zeitpunkt der Prüfung, 2007.  Leichtes Augenbrauenheben auf der Gegenseite.
Aber dann rückt auch Barbara an, unsere Mittaucherin – mir schwant schon was: Barbara ist eine geradezu fanatische Taucherin im PADI Scuba Dive Master-Rang und ´absolviert heute die letzten beiden Tauchgänge ihres Urlaubs. Mit uns zwei Flaschen…  da hat sie ja richtig Glück gehabt.
Ich komme mir vor wie beim Gang auf’s Schafott, als wir zum Boot traben. Das Diveboot hat all unsere Sachen bereit, wir kleiden uns an, Nadja, die wirklich sehr freundlich und kompetent ist, brieft uns, mittlerweile hat sie unsere Erfahrungslücken verinnerlicht.  Mittlere Tauchtiefe 15-20 m und bitte rasch abtauchen, wir haben hier viel Strömung. Sie guckt mich an: „… Du siehst besorgt aus?!“  Ja, bin ich – das ist schließlich das erste Mal seit 5 Jahren. 15 bis 20 m. Wir überlegen noch kurz, ob wir was ummodeln sollen, aber dann sitze ich schon auf der Backbordseite, halte die Brille und den Lungenautomaten fest, auf „3“ soll ich abkippen. „… one, two… splash!“.  Der Frühstart ist nur ein Schönheitsfehler. Ich gebe mein o.k.-Zeichen und dümpele an der Oberfläche, das Tarierjacket wohl gefüllt.  Dann kommt Andreas mit Barbara, alles o.k. – und das Zeichen: „Abwärts!“  Gesagt, getaucht. Nun folgt der Scherz… Die Somosomo Strait hat volle Strömung, daher ist das Wasser voller leckerer Korallennahrung,  und man sieht zwar ganz gut, aber nicht besonders. Ich tauche ab, getreu dem Motto „rasch“. Hinter mir irgendwelche Flossen, yeah!, auf geht’s, oder besser: ab geht’s. Ruhig atmen, nicht die Luft anhalten, immer schön blubbern und steter Druckausgleich – jaa, gut so, Frau Fuchs, Konzentration, wozu haben wir uns am Vorabend noch einmal die ganze PADI-CD angetan. Geht doch! Nach einer Weile kommt der Boden in Sicht – prima, da hat frau was zum Orientieren. Ich schaue nach oben:  ganz schön allein hier… Hm, mir geht’s gut, und die anderen werden schon kommen. Ich tariere ein bisschen rum mit der Weste, der Fuchs-Stein schwebt nicht gerade über dem Korallensand.  Ah, ja, jetzt hebt sie sich leicht und senkt sich beim Austamen. Ich klopfe mir selbst auf die Schulter. Flossen erscheinen im Augenwinkel: der Rest der Truppe. Jemand tippt mir auf den Arm und deutet auf meinen Computer: guck mal… 22,5 m! Ich sehe die andere Taucherin deuten – deine Leute sind da oben! Also, der Stein war wohl ein bisschen weit gesunken – nicht zu schnell, aber ungeplant. Barbara hatte mich, die ich in voller Konzentration auf den Tauchvorgang die Umwelt völlig vergessen hatte,  im Auge behalten, aber es war Julie, die mit einer anderen Gruppe an der gleichen Stelle abtauchte, die mich auf den Rückweg nach oben schickte. Ich hole Barbara ein, wir tauchen weiter und weiter auf – wo waren bloß Eigner und Nadja, the Dive Guide?!  Na, die beiden strampeln an der Oberfläche. Ich, die ewige Floaterin (Andreas‘ Standardspruch beim Schnorcheln: „Wie machst Du das? Ich gehe immer unter!“)  tauche ab wie nix, und der, der ewig untergeht, vermag keine 2 m abzutauchen.  Kleines Palaver an der Oberfläche – wir wechseln das Revier, und Andreas, der Frostbeutel im dicken Tauchanzug, kriegt mehr Bleiballast.
Die erste Flasche für die beiden Flaschen wird dann in moderaten Tiefen so um die 12-14 m geleert – davon bekomme ich so gut wie nichts mit, so sehr bin ich auf „Tauchen, Tarieren, Atmen“ konzentriert.  Ich merke nicht mal, wenn ich zurückfalle, ein, zweimal muss Nadja mich einsammeln oder auch wieder hinab“komplimentieren“, mit Armeskraft.  Aber erleuchtend war es schon: Flache Tauchtiefen sind viel schwerer auszutarieren als die tiefen.

Nach der ersten Flasche kommt eine Pause, ich bin schon ein bisschen müde. Soll ich überhaupt noch mal?!  Aber die Stunde Unterbrechung geht mit heißem Tee dahin, mit Fischbuch-Gucken, Tauchtheorie von Nadja, Schokokuchenhäppchen und Papayastücken. Und schon sitze ich wieder auf der Kante, neue Flasche, neues Glück, Du Flasche…  Splash pünktlich auf drei, abwärts geht es zum „Ledge“ einem schönen, alten Seamount, mit vielen Korallen bewachsen und mächtigen Überhängen.  15 m – das scheint eine gute Tiefe zu sein. Wir drehen unseren Kreis, bewundern den besonders hübschen Fiji-Nemo, der sich dunkel-orangefarben und mit einem Streifen in den rieseigen Seeanemonen versteckt.  Nadja fragt gelegentlich den Flaschendruck ab und zeigt mir niedlichste kleine Nacktschnecken, kleine Porzellanfleckchen in weiß mit blauen Zipfeln drauf.  Die Nase an die wunderbaren Federseesterne halten, oder dem schönen, petrol-roten Papageienfisch folgen, der ungerührt vor mir her trödelt. Alles friedlich, alles „normal“, und die Tauchzeit vergeht wie im Flug.  Ein bisschen Kampf mit der 5 m-Tiefe beim Auftauchen, aber da weiß ich ja nun Bescheid: meine Jacke ist leer, also muss ich mich aktiv bemühen, nicht aufzutauchen – anstrengend. Und dann: schon vorbei.
Die weichen Knie stellen sich erst später ein – um es genau zu sagen: zurück auf der AKKA bin ich absolut platt.
Ich hab nicht mal mehr Zeit und Lust, Ausschau nach unserem Besuch vom Vortag zu halten. Da kam nämlich eine Art Koprasack vorbeigeschwommen. Dick und ohne Flossen, ohne Fluken, dafür mit einer gummeligen Nase und bräunlich in der Farbe. Ich hatte Nadja das beschrieben, denn wir hatten einen Verdacht, und sie sagt prompt: „… hab‘ noch nicht gehört, dass die hier heimisch sind, aber das kann nur ein Dugong gewesen sein!“  Genau – hatten wir auch gedacht. Eine verirrte Seekuh oder ein Seebulle, vielleicht aus Vanuatu. Und keiner außer uns beiden Flaschen hat’s gesehen.

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* Automatic Teller Machine, der Geldautomat

** PS: das Rätsel des Automaten wurde am Montag nach unserem Tauchgang gelöst.  Nachdem wir uns für eine Weile in die (lange!) Schlange der Bankkunden eingereiht hatten, kam einer der Angestellten und bediente die Maschine von hinten, aus dem Bankraum heraus, was für uns das Zeichen war, dass man auf die Fehlleistung hinweisen könnte.  Und nach wenigen Sekunden hatten wir unser Geld in der Hand. Hätten wir auch selbst drauf kommen können: es gibt zwar diesen informationsfreien grey screen, aber man muss einfach den am meisten abgegrabbelten Knopf drücken, um im nicht sichtbaren Menu weiterzurücken.  Mal wieder ein Rezept für’s Leben!

The Sixties

Taveuni, 2.10.2012

Kleine Blogpflichtveranstaltung aus Taveuni…  wir wollen ja nicht, dass die etwaige Leserschaft ins Schnarchen gerät.

Nach 2 völlig und mehreren fast verregneten Tagen vor „Cousteau“ haben wir uns am Sonntagmorgen angeguckt und…  „… es regnet gerade nicht, und überhaupt sieht es doch ganz gut aus?!“. So gut nun auch nicht, Regenbögen, dicke Wolken, Regenschleier über den Bergen, und der Wetterbericht verhieß nur Erleichterung, kein Ende der Schlechtwetterzeit, aber wat mutt, dat mutt. Los. Wir gucken als Tagesziel die Dakuniba-Bay aus, ein kleines Hurricane Hole, ungefähr 3/4 des Weges zu Vanua Levus Ostkküste.  Interessant der Seegang, der vor dem Riff südlich von Vanua Levu stand: wir hatten mehrere Tage keinerlei Wind, aber es stand ein fieser, alter Schwell genau gegenan.  In Dakuniba niemand weit und breit, nur Vogelgebrüll aus den Mangroven, das später von dem immer wieder herrlichen Gezanke der Flughunde um den besten Abhänge – und Schlafplätze abgelöst wird. Ein schöner Flughundwitz soll hier nicht verschwiegen werden:  Es hängen zwei nebeneinander… „Weißt Du, wovor ich im Alter am meisten Angst habe?!“  „Nee…“  „… vor…  Inkontinenz!“  Pfui.  Dieser Scherz leitet nahtlos zum 1. 10. über, der mein 60. Geburtstag werden sollte, und mit einer wirklich fantastischen Durchfahrt durch’s Innenriff zwischen Dakuniba und Viani begangen wurde, die Schipperin und Jubilarin auf dem Besanbaum balancierend und zeitweise, der besseren Sicht zuliebe,  auch ein Stück mastaufwärts (das üben wir noch mal – auf einem bewegten Schiff in den Mast, und sei er noch so niedrig; kommt nicht so häufig vor bei uns, und wenn, dann ist es der Eigner. Ich hebe den Hut vor allen Riggern, die bei Wind, Wetter und, puuh, unter Regattabedingungen da oben arbeiten).  Jedenfalls war es windig und sonnig, mit blauem Himmel, grüner Insel zur Linken, das ebenso grüne Taveuni voraus – und türkis-türkis-türkis ringsum. Ein echtes Geschenk – leider trug ich kein goldenes Krönchen mit einer 60 im Haar.

Die letzte Woche, das sei noch gesagt, haben wir natürlich nicht völlig untätig verbracht – und ich pflege noch immer Blasen an den Füßen und den Händen, die ich mir bei stundenlangen Tauchgängen am Rumpf zugezogen habe, genauer: 2 x 2 Stunden, mehr ist weder meinen Schrubberarmen noch dem Kompressor zuträglich, aber nun ist die Kielsohle endlich frei von der verbliebenen Schicht Seepocken, die wir nach Abtragen der Austern aus Neuseeland noch übrig gelassen hatten.  Ein mühsames Geschäft – und gleichzeitig ist es der Beweis, wie gut doch unser Coppershield-Antifouling funktioniert, denn das fehlt auf der Kielsohle (da steht die AKKA nämlich drauf, wenn man sie an Land stellt…).  Und während die eine taucht, repariert der andere den Schnitt, den wir uns in Halalo/Wallis am Dinghy zugezogen haben. Und vielerlei schöne Dinge.
Zwei Scherze hatten die Tauchgänge auch bereit: am Tag 1 rumpelte ich beim Aussteigen unseren „Pümpel“ über Bord, der auch gemütlich abwärts trudelte, und so schnell hatte ich die Brille nicht wieder vor der Nase, dass ich ihn noch erwischen konnte.  Also: Tauchkompressor wieder an und ein Tieftauchgang, bitteschön. 10 m, das mache ich auch nicht jeden Tag.  Hat auch schön geknirscht im Ohr, dabei war Ehrgeiz gar nicht angesagt, der Pümpel war schließlich nicht in Lebensgefahr.  Und dann Tag 2:  „… ach, reich‘ mir doch bitte noch einen Schraubendreher, in einem Seeventil sitzt eine große Muschel…“  Und warum auch immer, der Schraubendreher kommt geflogen, landet natürlich nicht auf der Badeplattform, sondern säuft noch schneller ab als der Pümpel.  Tieftauchgang zwei – aber mit der Erfahrung vom Vortag mache ich langsam, kann es geradezu genießen, schau‘ mich am Boden um – schöne Fische!  Mit dem kostbaren Schraubendreher tauche ich auf, und mit dem Plan, vielleicht doch noch einmal einen Tauchgang mit Flasche irgendwo zu buchen. Die Gelegenheit ist da – hier an der Somosomo Strait taucht’s gewaltig. Und wenn Leni Riefenstahl das mit 90 konnte, werden sie ja wohl nichts gegen „The Sixties“ haben.