Private Pool und Sevusevu

€¦ der erste (?!) Fall, dass mir das Winlink einen Blog nicht verschickt hat€¦ Also schnell nachgeschoben *.

 

Niedrigwasser in der Bay of Islands

Bay of Islands, Vanua Balavu, Lau Group/Fiji, 26.10.2012

Nicht mehr viele Schiffe in der Gegend. Sind da überhaupt noch welche?!
Die Spannung steigt an den Abfahrtsorten, wir hören es in den Funkrunden aus Tongatapu, Port Denerau, Lautoka, und alle, alle fragen sie, wann es denn losgehen kann nach Neuseeland. Ein großes Seglerbündel ist unterwegs nach Bundaberg/Australien, aber, ach je, kein Wind in der Gegend, wahlweise sehr widriger€¦
Insofern haben wir es in der Lau-Gruppe sehr gut getroffen: Unsere Bucht ist so eine Art privates Schlaf- und Schwimmzimmer zwischen steilen, überwachsenen Vulkanfelsen, die pilzförmig aus dem Wasser ragen, der Jahrtausende alte Zahn der Wasser-Zeit hat sie unten ausgehöhlt. Bei auf-oder ablaufendem Wasser schmatzt und plätschert es mächtig unter den Überhängen – was das „guh-guhugu-guh€ aus den Bäumen ist, weiß ich nicht nicht; vielleicht Tauben, obwohl das Geräusch mehr affenartig ist. Hmmh. Nur das kreischende Gezanke ist eindeutig: Flughunde.
Gestern hatten wir unser erstes Sevusevu. Was das ist?! Sagen wir mal: die Empfangszeremonie für Gäste in den fijianischen Inseln. Dazu muss man sich schon in Savusavu oder anderenorts (schwerlich€¦) Kava-Wurzeln besorgen, die in kleine Sträuße gebunden werden, so 300-400 g pro Bündel; unser Hauswirtschaftsraum riecht wie der fijianische Markt in der Kava-Ecke! Als wir in Rabi waren hatte uns die Guava Jelly schon ein bisschen über die Zeremonie aufgeklärt, aber gestern saßen wir dann doch recht dusselig da. Ankerwerfen im Geröll vor Daliconi, Sam winkt uns heran, als wir uns im Dinghy dem Ufer nähern; kleine Pause, denn nach achtern wird etwas zwischen die Häuser gerufen, man sieht wie ein älterer Herrn sich in den Zeremonie-Sulu schwingt. „€¦bitte sehr, tretet ein!€. Wir, auch „ordentlich € gewandet – selbst die gnädige Frau hat auf ihre ewigen Bermudas verzichtet und sich einen stickig warmen, langen Sulu angetan€¦ – sitzen rings um die Matte, auf der der Herr Platz genommen hat. Glücklicherweise ist Sam an Neulinge und Dussel gewöhnt und verlangt mir mit einem freundlichen Lächeln den Kava-Strauß ab. Er ist der Sprecher, der freundliche lachende (bis kichernde) Alte ist der Vertreter des Chiefs, der seinerseits gerade in Suva weilt. Sam hält eine längere Rede und dreht dabei den Strauß in der Hand – ich habe den Eindruck, dass er ihn kommentiert?! Lediglich ein „AKKA€ und mehrere „sevusevu€ kann ich in dem Redeschwall ausmachen – der Alte nickt dazu wohlwollend und ehrenvoll und brummt ab und zu. Dann kommt eine „typische Handbewegung€, die auch ein typisches Geräusch erzeugt: die Hände werden hohl zusammengeschlagen. Plop! (das hatten wir schon von der Guava Jelly gelernt – nur wann geploppt wird, hat uns noch nicht erschlossen€¦) Der Strauß wechselt zum Chief(vertreter) über. Sam macht „plop-plop-plop-plop€ mit den Händen, und nun beginnt der Alte mit seinem Teil der längeren, zeremoniellen Rede. Noch einmal „plop€ und plop-plop-plop€ und wir sind freundlich in der Dorfgemeinschaft willkommen geheißen. Um eine Spende für Dorfprojekte wird gebeten, und wir entscheiden uns für die Alt-Jung-Variante: ein paar Dollars für den Schulcomputer, ein paar für die Pflege der von Landkrabben unterwühlten Wege, damit der gesetztere Teil der Dorfbevölkerung unfallfrei zur Kirche und anderswohin schreiten kann. Nun dürfen wir „frei herumlaufen€, ankern, fischen, whatever.
Das lassen wir uns nicht lange sagen und drehen eine große Dorfrunde – Daliconi (phonetisch: „Dalithoni€, das „c€ wird gelispelt) ist eine recht aufgeräumte Siedlung mit schön gepflegten Grasflächen und -wegen. Von einem Papayabaum werden uns 4 große Früchte („Hausfrauenmischung€ in unterschiedlichen Reifegraden für die kommenden Tage) heruntergeworfen. Schüler kommen uns uber€™n Berg entgegen, und nicht nur irgendwelche, auch die Haute Volée: eine kurze, aufgeweckte „class captain€ und kurz drauf the „head girl€, man liest es an den kleinen Broschen an der Uniform. Wir quatschen, der Schwanz von Schülern, der hinter uns her trottet, gackert und kichert, wir haben Gelegenheit zur Schuhreparatur, denn an einem der unvermeidlichen Crocs-Imitate hat sich ein Riemen gelöst – das macht doch gleich den Kontakt intensiver und lockerer.

The Class Captain!

Zu dumm, dass wir schon los müssen, ein bisschen mehr Dorfkontakt wäre uns lieb – aber leider kann man an diesem gerölligen Ankerplatz nicht guten Gewissens liegen bleiben, schon gar nicht, wenn man nicht weiß, ob es nun gewittern wird oder nicht, ob ein Squall kommt€¦ Ach, die Wetterlage, die ungewisse. Wir kommen sicher noch einmal für einen längeren Besuch zurück, in den nächsten Tagen. Wir haben noch ein bisschen Zeit hier in Vanua Balavu, bevor auch wir in Suva sein müssen, zwecks demnächstiger Weiterreise. Aber, zugegeben, auch wir fangen schon an, auf€™s Wetter zu schauen. Wie sagte Bob McDavitt neulich: diese Jahreszeit ist die der „Wetter-Analysen-Paralyse des Minerva-Yachtclubs€. Man liegt im Minerva-Riff (und anderswo), jeder holt Wetterinformationen, gibt sie fleißig weiter, und aus dem Gemisch ergibt sich, dass jeder „bewegt€ ist, aber die meisten sich nicht fortbewegen mögen.
Stimmt – wir bleiben gern noch ein bisschen hier!

Jetzt wird das Sonnensegel aufgespannt, es ist – hallo Euro-Herbst! – warm. Wir werden den privaten Swimmingpool weidlich nutzen, die steuerbordsche Bordwand polieren (der Weg hierher war reine Motorsegelei, und das hinterlässt einen grauen Auspuffgasbelag). Und dann werden wir noch Gemüse vernichten. 2 Pools weiter hat sich der segelnde Zahnarzt eingenistet, wir sind also doch nicht allein, und Michael kann richtig kochen. Luxus pur – eigenes Schlafzimmer mit Pool und Haute Cuisine€¦

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* Das war eine Überraschung. Für alle WL2K-Nutzer:  Die Blog-Mail war „durch“, es fehlte nur die Sendebestätigung. Beim nächsten Connect war die Mail dann sofort bestätigt und danach wurde sie sofort veröffentlicht.

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