Das letzte Fest

Aus dem Cockpit. Suva: die einen schwimmen, die anderen nicht

Suva, 13.11.2012

Mittendrin im Gewühl. In ein bisschen Gewühl jedenfalls: wir liegen vor dem Royal Suva Yacht Club und lassen die „Großen“ an der Pier vor sich  hin wummern, und heute abend kommt wieder das große Geknalle hinzu, das uns schon seit Sonntag begleitet: die Inder feiern Diwali, das Lichterfest, und lassen reichlich Feuerwerk in die Luft steigen. An diese Geräuschkulisse muss man erst wieder gewöhnen, nach Wochen in absoluter Stille.

Mbales Tagwerk. Noch mehr Körbe für noch mehr Palolos!

Still war es auch in der Hidden Lagoon letzte Woche, als der erste bemerkenswerte Sturm im Süden durchzog, stilles Wasser, Windstille, niemand außer uns – ein sehr schöner Platz um sich mal zu verstecken.  Leider fiel dem die Sache mit der „Wurmarschsuppe“ zum Opfer, eine once-in-a-lifetime-Gelegenheit, aber so ist’s nun mal, man kann nicht alles sehen, und ein sicherer Ankerplatz ist uns allemal lieber.

Den Zahnpastavorrat haben wir großzügig aufgestockt. Schul-Zahnhygiene

Als wir am Donnerstag unseren alten Platz vor dem Dorf Susui wieder bezogen und uns an Land aufgemacht hatten, mussten wir feststellen, dass das Palolofangen eindeutig erfolgreich gewesen war, denn außer den Kindern, einem Lehrer und einer Frau an der Chief-Behausung war das Dorf leer. Man war zur zeremoniellen Paloloübergabe nach Vanua Balavu ausgerückt, und die Boote kamen erst in der Dunkelheit heim – unsere Marmorkuchen- und Zigarettenübergabe fand dementsprechend auch nicht statt. Aber am Folgetag!

Tägliche Fitnessübung: das Pani (?)-Spiel

Nach einem ausgedehnten Schulbesuch mit Einsicht in den Sportunterricht und Schulraum-Schnüstern, sitzen wir bei Mbale auf der Matte und kriegen doch noch ein hübsches Bananenblattpaket vorgelegt. „Mbalolo“ sagt Mbale, “ we kept it for you – that’s how we have it for breakfast, with onions and tomato. If there are any“.  Spricht’s und öffnet das Bananenblatt.  Eine schwarze, fädige Masse, Konsistenz eher trocken. Geschmacklich?! Öh, ja. Kann, muss aber nicht.  Nicht unangenehm, aber insgesamt vielleicht doch nix für den Europäergaumen. Aber wenn’s hilft – soll ja sehr gesund sein und auch aphrodisiakisch wirken.  Wir lassen Jacob und Mbale den Rest, aber für’s tapfere Probieren werden wir gleich zum Abendessen eingeladen: ein Todesfall in Suva, und daher gibt es eine Gedenkfeier in Susui, das lassen wir uns nicht entgehen.  Wieder sitzen wir, dieses Mal in der Dunkelheit, um eine reichlich  mit Fisch, Süßkartoffeln und Taro gedeckte Matte.  Der gebratene Waloo mit Lolo schmeckt uns köstlich, und es gibt auch keine Palolos. Während Andreas mit einem Teil der Dorfhonoratioren schwatzt und ich mit Mrs Said, der Lehrerin, kommen aus dem Haus dumpfe Stampfgeräusche. Es wird Kava gestampft, untermalt von Männer-Gemurmel – die Honoratiorenschaft sitzt um die Schale und „gedenkt“.  Vielleicht geht gerade unser Kavastrauß durch Kehlen?  Plötzlich wird es hell: der Dorfgenerator, der totgesagte, ist angesprungen. Für besondere Gelegenheiten kann man ihn offensichtlich für eine Weile zum Funktionieren überreden, wird uns gesagt.  Zeit zur AKKA aufzubrechen. Als wir uns Jacob und Mbales Haus nähern, sehen wir auch dort Licht, Musik dringt aus der offenen Tür. Ist es nicht wunderbar: da stirbt jemand in Suva, man richtet ein Gedenkessen aus und die Kids kriegen als Abfallprodukt 1, 2 Stündchen DVD-Gucken verabreicht.  EIn echtes Fest, und unser Marmorkuchen (mit Vanillesauce) findet auch noch Verwendung.

Und dann kommt der Abschied aus der Lau-Gruppe – am nächsten Morgen suchen wir nochmals die Lehrer, die gerade beim Frühstück sitzen, und überreichen Sorovake eine alte externe Festplatte mit dem WikiTaxi drauf, denn ich konnte Mrs. Said gestern außer mit unserer letzten Portion Buntstifte, Hefte und Zahnpasta mit Kenntnissen über den Palolowurm überraschen. Woher ich das wisse?! Na, aus dem WikiTaxi! Begeisterung brach aus, und so habe ich für die Schule eine Platte geleert.   Mal gucken, ob sie das hinkriegen, die beiden.  Voraussetzung ist, dass mal wieder eine generatorpflichtige Veranstaltung ausgerichtet wird, dann ist auch Strom für den Schulcomputer da.  „Habt Ihr noch einen Wunsch für die Schule?!“ Oh, ja, sagt Soro, wir leben auf einer kleinen abgeschiedenen Insel, und wir wollen den Kindern handwerkliches Arbeiten beibringen.  Holzwerkzeug aller Art wäre willkommen.  Neues AKKA-Projekt: Säge, Zange, Hobel. Von der nächsten AKKA-Station, aus Opua.  Wir fangen an aufs Wetter zu schauen und denken mit Spaß an unsere Feste in der Lau-Gruppe zurück.

Geografie am Strand. WO ist Europa?!