Oodnadatta und so weiter

Oodnadatta Track. Laaaange Gerade

26 Grad 04.25 S
135 Grad 14.89 E

17.3.2013

Diese Position ist Mount Dare, und das ist genau, was man hier im platten Australien so „Mount“ nennt. Eine Erhebung eben, so um die 150 m über dem Meeresspiegel. Ich sitze auf dem Campingplatz hinter dem Auto, noch im Schatten unter’m Eukalyptus, der Fahrer versorgt das Frühstücksgeschirr; wenn man sich so umschaut, kann einem schon der Gedanke kommen, dass es hier, wenn/falls es mal regnet, ganz schön matschig wird – aber bisher war alles fein und trocken, bis auf die gelegentliche Pfütze, wenn es durch die Creeks geht. Als mich in Wilpena eine deutsche Touristin nach unseren Plänen befragte (klar, ein dickes MAUI-Mobil… – was machen die Leute damit?), und sie von unseren Plänen hörte, die da „Oodnadatta-Track“ hießen, ging gleich eine Warntirade los:  soo schwierig zu fahren, gefääährlich („…habe ich gelesen“), während ich eher die Prognose „unproblematisch“ gestellt hatte.  Und tatsächlich: dramatisch war an unserer Fahrtstrecke nur die Landschaft, denn nach den Regenfällen vor 10 Tagen weiter im Süden war alles frisch gegradert, Peanuts also, fahrerisch. Aber die Weite, die Leere, das geht einem so richtig erst abseits der großen und im vorigen Jahr noch als ach, so leer empfundenen Straßen wie dem Stuart Highway bewusst.  Zwischen Balcanoona und Copley konnten wir auf 100 km 2 weitere Fahrzeuge begrüßen, das tut man hier tatsächlich, indem man den linken Zeigefinger hebt.  In Leigh Creek, dem synthetischen Kohleabbaustadtchen (wer nicht bei der Mine oder in der erweiterten Infrastruktur arbeitet, hat auch kein Wohnrecht!) gab’s schon ein paar (ein paar!) Autos mehr, eher augen- und ohrenfällig war aber der nächtliche Kohlenzug nach Port Augusta. 2,8 km lang, mit 10.000 Tonnen Kohle täglich, für das Kraftwerk ebendort.  Aber von Leigh Creek nach Norden wird es endgültig abgelegen.  Denkt man – bis man in Marree (ehemals, bis sich die Deutschen 14/18 das erste Mal daneben benahmen, „Hergott Springs“ genannt) auf ein regelrechtes Autogewimmel trifft. „Hollywood“, sagt Phil, der Betreiber des Marree Hotels und entschuldigt sich vielmals dafür, dass er uns nur ganz kurz ins Allerheiligste des Hauses führen kann, denn der Tom Kruse-Showroom, sonst ein Esssaal, ist zum Produktionbsüro einer Aussie/US-Produktion umfunktioniert.  Trotzdem schön zu sehen, dass man hier dem „Mailman of the Birdsville Track“ ein kleines Museum eingerichtet hat, und auch unsere Begeisterung für’s Thema wird gern gesehen.

The Pink Road House. Steht zum Verkauf – ob wir vielleicht ins Outback ziehen sollten?

Am nächsten Morgen – nach einer langen Internetsitzung in Sachen Kreditkartenzahlung * –   rollen wir weiter.  Jetzt geht es wirklich auf den Oodnadatta-Track. Schwerst befahren, 200 km, 2 Gegenkommer. Stops an den Aussichtspunkten auf den Lake Eyre, atemberaubend, und an „Coward Springs“, letzterer mit Spaziergang und Bad in der artesischen Quelle. Eigentlich eine warme Quelle, aber gemessen an den Außentemperaturen fast erfrischend.
Wir halten in Williams Creek – eine Tanke mit Hotel und Campingplatz – und fahren mit unsererm Kreditkartenproblem fort.  Das Kartentelefon der Telstra behauptet, dass unsere Guthabenkarte leer ist.  Merkwürdig. Ein richtiges Telefon muss also her, und wir kriegen es, an der urigen Bar, wirklich nett. Ich denke, wer so weit draußen lebt und in dieser Weite, hat auch ein weites Herz – naütlrich kommen hier immer wieder Touristen vorbeigetröpfelt, aber ein „Strom“ ist das sicher nicht.  Nach getanem und erfolgreichem Anruf das Abendessen in der Kneipe. Es war schon angekündigt worden, dass es lediglich „take away Fish and Chips“ geben würde, plus „a little salad“, und wirklich, man stapelt große Papierpakete auf den Tisch, den wir uns mit 4 Australiern teilen. „Merkwürdige Umgebung“ meinen John und Donna, aus Melbourne, die hier unterwegs sind, weil sie schon mal in Alice waren, aber mit dem Auto auf dem Zug, und nun ein bisschen „Outback“ fahren wollen. Sie sind ein bisschen Melbournian. Johns  Ziel ist, wenigstens einmal das berühmte Pink Roadhouse in Oodnadatta zu sehen. Dies mögen wohl Exemplare der Städter sein, für die auf Adam Plates Faltblättchen zum Track ein bisschen spöttisch vermerkt ist: „…leave you roof racks and high jacks at home in Victoria…“.  Die beiden sind dann auch ganz aufgeregt, dass wir Segler sind, und wir vier zusammen wieder sind aufgeregt, weil unsere Mitesser Robyn und Bruce noch eine andere Art des Reisens pflegen: sie fliegen hier umher, von Airstrip zu Airstrip „…halt dahin, wo man Sprit bekommen kann!“.  Das ist mal wirklich etwas ganz Neues und Faszinierendes für uns, und wir fangen gleich an über Wetter zu reden, Thermik, Notlandungen, Navigation.  Letzteres sehr „modern“, natürlich mit Karte auf dem Schoß und GPS, aber Robyn grinst: “ … seit Neuestem macht das mein iPad…“  Und ich fummele hier im Auto mit Laptop und GPS-Maus herum (natürlich wackelt der USB-Anschluss und für eine Position muss man anhalten. Also navigieren wir klassisch mit Karte.  Optimierungsbedarf!).  Zum Abschluss des Abends wird noch das Rätsel gelöst, was es mit dem Fish-and-Chips-Mahl auf sich hat. wir sind zur falschen Zeit hier.  „Am Tag vor dem Versorgungstruck haben wir meist nur noch eine halbe Karotte und einen Apfel…“  Alle 2 Wochen, falls überhaupt, kommt der Versorger.

Freie Auswahl: Fish and Chips oder Jam and Flies??

Am Morgen entschweben Bruce und Robyn in Richtung Innamincka, und dieses Flugzeug bleibt dann auch das einzige Fahrzeug auf dem Weg von Williams Creek nach Oodnadatta. Das Pink Roadhouse ist ein bisschen traurig, man kann zwar inmitten der Aborigine-Bevölkerung ein bisschen einkaufen, sogar frisches Obst und Gemüse, aber insgesamt ist es abgewirtschaftet. Und es ist wirklich teuer – die Camp (und Dusch-)möglichkeit kostet uns satte 33 Dollar die Nacht, der mittlere Preis für „Big4“-Plätze, mit Swimmingpool und Hopskissen für Kinder…

… Esstechnik „outback style“

Aber nun, in Mt. Dare ist alles wieder im Lot. David is begeistert, dass wir uns für sein Hotel (australisch für Gaststätte) begeistern, für Natur, Straßen und ihm Löcher in den Bauch fragen und will auch nur 16 Dollar haben.  Die geben wir gern und kriegen noch ein paar Off-Road-Tipps dazu. Und die Versicherung, dass der Weg nach Chambers Pillar völlig easy sei.  Dann also: auf geht’s!

… oder so! Die letzte Alternative!

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