Ein Hauch von Sahara

Opua, 29.4.2013

AKKA - fast reisebereit. Fehlt nur noch der Anschliff...

AKKA – fast reisebereit. Fehlt nur noch der Anschliff…

Das ist vielleicht ’ne komische Stimmung hier: es macht sich allenthalben eine subtile Hektik breit – manchmal auch ganz handfest, zum Beispiel, wenn der Travellisft schon mal vorfährt und jemand dann doch noch nicht ganz fertig ist mit den Arbeiten. Schon letzte Woche wurden wir von der Werft gefragt, wann wir denn nun ins Wasser gehen – tja, das liegt an Euch, Ihr  Ashbys; so lange AKKAs Unterwasserschiff nicht geschliffen ist, gibt es auch kein „Splash“. Und damit keinen weiteren freien Standplatz für die Schiffe, die draußen warten, dass sie „mal schnell“ an Land können, um das Unterwasserschiff zu streichen etc.  Die Yachten  gehen rein und raus wie beim berühmten Brezelbacken. Es ist halt wie gehabt, mit dem Abreisewahn kommt der Vorbereitungswahn, egal, ob man das nun technisch betrachtet oder proviantmäßig, und alle, alle müssen „schnell noch“ irgendwas. Die Motorleute haben Hochkonjunktur und die Rigger, die Elektriker. Derweil gehen die Crews einkaufen. Letzte Woche kam LOP TOs Kleinbus zurück – sehr frühzeitig und ganz cool – mit dem eigenen Kram und dem für PIPISTRELLE und die KIRA. Kerstin hatte nur einen kleinen, handgeschriebenen Zettel für eine kleine NZ-Vanuatu-NZ-Runde, aber die anderen mehrseitige Excellisten, und so wurde berichtet, dass die schlanke Beate einen Platz oben auf den Kisten gefunden hat, Sitzplätze waren auf der Rückfahrt leider nicht mehr zur Verfügung. Dahinter steht, dass vielen von uns, die wir hier faule Jahre verbracht haben, wieder einmal längere Strecken ins Haus stehen.  Und all die großen und kleinen Basis- und Komforteinkäufe (ab Vanuatu gibt’s erst mal nüscht mehr!)  wollen nicht nur herangekarrt, sondern vor allem auch gestaut werden; schon spannend, und ich dachte, das wäre vorbei!

Des Eigners Freud' : Beengte Schraubverhältnisse am Wassermacher

Des Eigners Freud‘ : Beengte Schraubverhältnisse am Wassermacher

Diese Arie steht uns noch bevor – wir beschäftigen uns derzeit noch mit Bastelarbeiten.  Neben dem Wiedereinbau der Wassermacherpatrone  – wir haben uns eine neue Membrane geleistet, 6 Jahre hat sie’s brav getan! Man gewöhnt sich wohl an die langsam steigenden Salzgehalte… –  war seit gestern auch Ruderkontrolle und -einstellung dran, ein 2-Tagesprogramm, wie sich bei solchen Tätigkeiten abseits der Routine immer wieder überraschend herausstellt.  Und da die Bretter über dem Ruderquadranten gerade mal aufgestellt waren, durfte ich „groß reinemachen“. Unter den Talaren dem Quadranten Dreck von xy Jahren.

Ready to speed. Propeller mit PropSpeedbeschichtung, Ich schwör' drauf!

Ready to speed. Propeller mit PropSpeedbeschichtung, Ich schwör‘ drauf!

Dabei fielen mir wiederum die weit weggestauten Säcke mit Moskitonetzen in die Finger – gute Idee, nächste Baustelle! Das Cockpitnetz muss noch an das neue Bimini-Segel angepasst werden, was sich als nicht so aufwändig wie gedacht erwies – und doch, ich will zwar nicht von Hektik sprechen, aber ein bisschen Spannung kommt auf.  Und wie ich so das alte Moskitonetz über’s Cockpit stülpe, bemerke ich diese ganz leicht rötliche Färbung: Das Netz war zuletzt in Gambia im Einsatz –  ach, das war schön. Und schon ist es geschehen – mit dem Hauch von Sahara kommt die Vorfreude: Papua-Neu Guinea. Solomonen, Vanuatu. Indonesien. Noch ist nichts entschieden ..

Mailschwierigkeiten

Opua, 26.4.2013

Schnell etwas Technisches:

In letzter Zeit ist es öfter vorgekommen, dass Mails an unsere Adressen mit der Endung „… @sy-akka.de“ zurückgewiesen wurden – die La Gitana hat zum Beispiel von ex-Kollegen eine entsprechende Frage erhalten, vielen Dank für den Hinweis!

Es existiert eine weitere Adresse, unter der wir zu erreichen sind:

sy-akka (@) gmx.de

Die Klammern sind natürlich wegzulassen, die Adresse ist jetzt auch unter Wissenswertes/Kontakte eingetragen.

Status von heute ist, dass man uns zwar eine Mail an haensch.fuchs… schicken kann, aber als Absender eine Meldung bekommt, dass der Empfänger nicht erreichbar ist – dennoch landet die Mail auf einem unserer Kontos; große Konfusion also.

Bitte probiert es nochmal – und zwar auf beiden Adressen, denn unsere Domain wird dieser Tagen auf einen anderen Server umgesetzt, und wir würden gern kontrollieren, ob eine Verbesserung eingetreten ist!  Vielen Dank!

NACHTRAG
28.4.2013 Der neue Mailserver läuft, und es trudeln sogar Mails aus Woflsburg ein!

… und alles gut

Roadtrains auf der Nullarborebene.  Furchteinflößend.

Roadtrains auf der Nullarborebene. Furchteinflößend.

Opua, 22.4.2013

Alle australischen Gefahren sind gemeistert, bleibt nur noch die Gefahr, in Neuseeland kleben zu bleiben.  Wir haben gestern unseren Abschiedsspaziergang in Auckland an der schicken, neuen North Wharf gemacht, nochmal die THALIA bestaunt, die nun neben der viel größeren MARIE liegt, einer Giga-Ketch der Sonderklasse.  THALIA sah ganz mickerig aus mit ihren 120 Fuß… ob die russische Flagge unter der Saling wohl fehlt, weil der Eigner den Spaß an seinem Prunkstück verloren hat?  Soll ja in Megayachtkreisen nicht unüblich sein, dass man sein Schiff verkauft, wenn der nächste Magnat ein paar Fuß mehr erwirbt.

Nullarbor Roadhouse.  Null Arbor - keine Baum?  Weit gefehlt, wir haben einen gefunden!

Null Arbor – kein Baum? Gelogen! Nullarbor Roadhouse

Zig Kilometer lang und ganz schön platt . Die Bunda Clliffs

Zig Kilometer lang und ganz schön platt . Die Bunda Clliffs

Nullarbor Links - 1200 km Golfplatz

Nullarbor Links – 1200 km Golfplatz

Nochmals Steine: Die "Orgelpfeifen" in den Gawler Ranges

Nochmals Steine: Die „Orgelpfeifen“ in den Gawler Ranges. Auch ohne Perspektive schön!

Wir hatten einen würdigen Abschluss der Australienreise.  Die Nullarbor Ebene hielt trübes Wetter bereit, was vor allem die tapferen (wie ein bisschen durchgeknallten) Radfahrer gefreut haben mag, die wir ab und an sahen. Zur Erinnerung: der „Eyre Highway“, so nennt sich die Straße über die Ebene, ist eine zweispurige Asphaltstraße, auf der obige Roadtrains mitleidlos mit Tempo 100 entlangdonnern. Auch für kleine Landcruiser wie uns ein „Seitenwindproblem“… Wuuffff! Am Nullarbor Roadhouse, trafen wir 3  Sydneysiders im Rentenalter, die hier den zweirädrigen Punkt ihrer „bucket list“ abarbeiteten, die jeweiligen Hausfrauen fuhren die Begleitcaravans.  Auch ’ne Idee, und uns schwant schon was, wenn dann bald die Great Central Road von Queensland nach Westaustralien geteert wird…

Ansonsten: Landschaft. Zum Beispiel die endlosen Baxter Cliffs. Und ganz viel Nichts mit großen Distanzen dazwischen.

Für den letzten abgelegenen Campingplatz müssen wir noch einen Preis vergeben: Minnepa.  Das sauberste, best-riechende Klogebäude der Reise, und ein extrem netter „Caretaker“ dazu, Ross, mal wieder ein Beispiel für einen nomadisierenden Aussie-Rentner, der von Job zu Job fährt, um sein Land ein bisschen besser kennenzulernen.  Viele planen das richtig…

Und dann der Abschluss: ab Minnepa hieß es: durch die Gawler Ranges nach Port Augusta“. Noch einmal unbefestigte Straßen durch schönste, aride Landschaft, mit Blick auf weite Salzseen und auf die Organ Pipes – und fast hätten wir doch noch ein Känguru auf dem Gewissen gehabt. Es sah ganz  schön knapp aus, wie es da vor uns um die Ecke peeste, aber geschafft ist geschafft.  Nach einer Weile – wir hatten natürlich  angehalten – sahen wir es aus dem Spinifex plieren und dann friedlich heimhoppeln.  Gut gemacht.

Tja...  Mt. Ive Station.  Gut geschützte Schaf-Farm in den Gawler Ranges

Tja… Mt. Ive Station. Gut geschützte Schaf-Farm in den Gawler Ranges

Pildappa Rock.  Mini Uluru in den Gawlers

Pildappa Rock. Mini Uluru in den Gawlers

Adelaide erfreute uns mit zwei ruhigen Schlusstagen, ein bisschen Baden im Südozean, Besuch in Port Adelaide, Schwätzchen mit Anglern am Großschifffahrtsweg und mit netten Deutschen auf dem Campingplatz, auf deren Fotos wir uns schon freuen. Wenn Industriefotografen reisen, muss das ja was werden mit eindrucksvollen Australienbildern. Das wissen wir ja schon Uwe von der MOMO.
Dann noch Einpacken, die verbliebenen Vorräte auf dem Campingplatz verteilen und das Auto von innen in einen abgabefertigen zustand versetzen.  Ganz schön staubig, die Kiste…

9.505 km später. Ende einer Australienreise - und Ziet für neue Hinterräder...

9.505 km später. Ende einer Australienreise – Zeit für neue Hinterräder…

Am Freitag früh rollten wir dann bei BRITZ auf den Hof, und während ich noch bei einer deutsch-australischen Familie mit einem Schwesterauto Reklame für den Oodnatdattatrack, Chambers Pillar und Grindells Hut machte, sprang der zuständige Techniker einmal kurz um unser äußerst eingestaubtes  Auto, flötete „looks brilliant!“ und gab uns die Freigabe zum Abhauen. Das war ja fix – wir sind zum „trusted customer“ aufgestiegen, solchen,  wo man gar nicht mehr genau hingucken muss.  Düvel ok…  Noch 700 m Fußmarsch zum Terminal und zu Ende war das Australienabenteuer.

Nun fühlt sich alles wieder recht heimelig an, die AKKA strahlt in neuem Glanz (am Unterwasserschiff, wo zu Andreas‘ Begeisterung man den Coppershield-Auftrag so peinlich glatt gemacht hat, dass man nicht mehr erkennen kann, wo der Stopfen für den Bilgeablauf war.  Kleiner „Schonheitsfehler“, oder das Gegenteil davon).  Sonst ist alles prima.  Noch ein bisschen Basteln und Planen und dann sind wir weg. Im Mai oder so.

Alles total gefährlich…

„Mein Fresskorb! “  …  „och, nur mal gucken!“
… und Krallen haben die… echt gefährlich!

 

Nullarbor, irgendwo auf dem Weg nach Ceduna
14.4.2013

Ha, puuh. feucht ist es auf der Nullarborebene heute, es regnet nämlich.  Uns soll es recht sein, das macht den Abschied von Australien leichter und überhaupt  hat es nun 7 Wochen lang kaum geregnet und die AKKAnauten sind  ja recht nach am Wasser gebaut. Konnten wir ja schon in Freemantle feststellen, wo sich angesichts von Hafen und Marinas ein rechtes Wohlgefühl einstellte.

Ein Driver entspannt in der Freycinet Bay

Aber das Wasser hier, and er Südküste ist natürlich auch nicht ohne, und so listen wir mal die Gefahren der letzten Woche:
Preston Beach – die CoDriverin wird vom Mann an den Strand gescheucht  „… musste mal gucken, richtig schöner Strand!“  Stimmt – auch für den ambitionierten 4-Radler im Auto, denn der darf auf dem Parkplatz Luft aus den Reifen ablassen und mal durch den weichen, weißen Sand wühlen. Keine Gefahr für Badende – die Schwimmregion ist abgesperrt. Aber wie sie so ist, die CoDriverin, kann sie einfach nicht an sich halten, reißt sich die Kleider vom Leib und stürzt sich in den Indischen Ozean – das könnte dem Fahrer nicht passieren. Was ihm dabei entgeht ist, worauf die beiden Australier am Strand deuten: „…  watch out!“.  Ein groooßer Stachelrochen, ich hatte ihn auch schon schemenhaft gesehen. Ich geb’s zu, obwohl ich weiß, dass der nur spielen will, ziehe ich mich zurück.

Gefahr zwo:  Cape Freycinet.
Am netten Picknickparkplatz, alles leer zu dieser Zeit , steht: „Rock fishing Is dangerous“.  Wir wollen ja nicht nach Felsen angeln, sondern drauf rumklettern… Also klettern wir. Eine solch unglaubliche Wassergewalt an diesem ruhigen Tag – wie mag das hier wohl bei Sturm aussehen? Wir verbringen einige Zeit und gucken uns das Wasserschauspiel an – und begutachten die edelstählernen Ankerpunkte, an denen sich Fels-Angler über der Brandung anbinden können. Können?  Müssen! Eine kleine Plakette ist in den Felsen eingelassen, zur Erinnerung an Danny Lee, 6 Jahre, swept away at this point in December 1996.  Gruselige, gewalttätige Natur.
Danach ein herrliches BushCamp, Contofields, genauer ein Campingplatz im Busch, an dem wir allerdings auch zwei Berliner Motorradler treffen, mit einer beeindruckenden Route: Balkan… Türkei… Georgien… Iran… Russland… Mongolei… Japan.  Toll. In mondloser Nacht lassen wir uns über den Iran und andere Länder erzählen.  Insgesamt aber: ungefährlich. Nur schön.

Conto Campfield. Fire rings provided (sonst kriegt man ordentlich Strafe auf die Mütze!)

Gefährlich, die nächste: Cape Leeuwin. Der Ranger am Eingang warnt uns vor den Tigersnakes, die ab und an mal durch den Bohlenweg gucken.

Wo sich der Southern und der Indian Ocean treffen.

Und wieder so unglaublich faszinierendes Wasser – hier treffen sich der Südliche Ozean und der Indik.  Mittelgefährlich. Tigerschlangen gab es keine und von der Abbruchkante hält einen die Umzäunung ausreichend ab. Gefährlich nur für vorbeisegelnde Schiffe… Drum auch der große Leuchtturm. Und im Café High Tea mit Scones, cream & jam. Leider keine Clotted Cream, sondern aus der Büchse. Ungefährlich

Cape Leeuwins Langer Lulatsch

Gefährlich vielleicht der folgende Abstecher im Karriwald. Nicht dass einem diese riesigen, bis zu 80m hohen  Eukalyptus auf den Kopf fielen, aber wenn man auf einen über 60 m hohen, früheren Feuerschutz-Baum klettert und dazu 134 in den Stamm geschlagene Sprossen unter die Füße nimmt, das ist vielleicht ein bisschen … nervenkitzelig.  Stellt sich aber – Ihr auftritt, Herr Hänsch! – als eher muskelkaterig heraus, und die Schipperin hat sowieso nur die ersten 15 m geschafft. Gefährlich?  Nö. Anstrengend.

134 Sprossen auf dem Weg nach oben

Die Gefahren von Albany lassen sich gut einschätzen: es regnet und man muss aufpassen, dass man sich nicht erkältet. Früher, ja, da war Albany richtig gefährlich, für Wale nämlich; das lernen wir in der Ausstellung „Whale World“.

Trüber Tag, trübe Historie: der Walfänger Cheynes IV

Ein bisschen blutrünstig, das Ganze, die Kommentare im Gästebuch reichen vom ewig gleichen „Great, amazing!“ bis zu „rip off“. Wahrlich, teuer ist es, und die Ausstellung lässt durchaus zu wünschen übrig.  Ein bisschen mehr zur Biologie der Wale wäre schön, und vielleicht auch eine richtige Führung über den Walfänger, mit etwas navigatorisch/walfängerischen Details. Dass die Leute hier, denen man 1978 die Whaling Station geschlossen hat, ihre alten Traditionen weiterhin zeigen, finden wir aber verständlich, und wir betrachten die teilweise brutalen Bilder (und die originalen Arbeitsgeräusche) mit durchgruseltem Interesse.

der Dimensionen wegen: Wal total…

Gut dass man das weitgehend einschränkt – aber wer „…oh, die armen Wale“ und „Brutal! Ausstellung schließen“ ins Gästebuch schreibt, um postwendend zum Steakmahl im Museumscafé einzukehren, hat vielleicht nicht zu Ende gedacht.  Gut, dass es Organisationen gibt, die dem Walfang ein Ende bereiten (wollen), das gilt auch für uns.  Ein wirklich gewalttätiges Geschäft.

Isses nicht ein wunderbarer Oberarm?! Alles dran an so ’nem Wal!
Humpback in „Whaling World“

So reiht sich Gefahr an Gefahr. Wir landen in Esperance und die junge Frau in der Touristeninformation antwortet auf meine Frage nach dem Straßenzustand des Balladonia-Track: „… really bad. Only for people who know what they do“ und pliert mich voller Zweifel an.  Als wir zwei Tage später die Küste verlassen und uns auf die gefährliche Bahn machen, stellen wir fest, dass man diesen Weg auch mit einem 2-Rad-Fahrzeug hätte bestreiten können.  Naja, das hätte sich vielleicht nicht über all das Gerüttel gefreut, aber so hochnotgefährlich war’s nun nicht.

Calida, türkis aund ausgeleiert - in bester Gesellschaft

Calida, türkisfarben und ausgeleiert – in bester Gesellschaft

Dafür haben wir pflichtschuldigst am Tor einer Farm eine Unterbux zu zig anderen und weiteren Dessous gehängt. CALIDA, Größe L.  Interaktive Kunst am Viehgatter.  Tradition fpr die, die den Balladonia-Track gemacht haben („… a Volvo didi it from Spain to her!“)

DAS Warnschild am Wharton beach, Duke of Orleans Bay. Huuh!

Und was war noch gefährlich?   Archipelago of the Recherche. Gefährlich schön. und der Strand…

Snakes? Sharks? Current? Sandbars… Gefährlich?
Nee, ein Bad im Southern Ocean…

Herrlich gefährlich.

Ziemlich geradeaus…

… geht es hier!

Internet ist nur ab und zu mal erreichbar, darum nur eine Standortmeldung – ein Bericht von den letzten Tagen (Stachelrochen und Wellen en gros!) gibt es zu gegebener Zeit.

Wir sitzen bei Pappbecher-FlatWhite und spongy sandwich im Roadhouse von Caiguna.  Die Nullarbor-Ebene hat uns erreicht, oder besser: wir sie, und Australiens längste Autostraßengerade ist gerade gemeistert:  146 km. Ziemlich geradeaus.

Bis bald!

Das Vakuum

 

Taunton Farm, 4.4.2013

Ui. Roadhouse-Kino war der letzte Eintrag…  Das ist lang her.  Nicht zeitlich, aber räumlich.

Und jetzt sind wir hier, im Land der fröhlich saufenden Bullen – rechts neben mir, hinter dem Weidezaun vom Taunton Farm Holiday Park, grasen die Angusrinder, hinter mir verschwindet der Trampelpfad zum Gutshaus-Weinkeller und -Restaurant. Sagt man.  Der Bulle am Eingang jedenfalls schaut recht weinselig aus der Kuhhaut.

Prösterchen. Bier geht hier auch gut. Aus der „Mikro-Brauerei“

Also, den noch in Leonora verfolgten Plan, noch bis zum Mt. Augustus, der Welt größtem Monolithen, zu fahren, haben wir rasch geknickt.  Wir hatten zwar noch nicht genug von Hitze und Staub, aber mittlerweile saß und sitzt uns die Zeit im Nacken, und die langen Strecken brachten uns bislang ja immer noch weiter vom Ziel Adelaide weg.  Mit ein bisschen mehr Zeit vielleicht, aber so…  Und da uns nicht nach „Perth geradeaus“ war, fiel die Wahl auf  „ziemlich geradeaus Richtung Küste“, also durch die mehr oder weniger zivilierte Wildnis.  Zunächst mal bis Sandstone, auf Asphalt durch’s Goldminenland, und tatsächlich, den dortigen Campingplatz finden wir ausschließlich von Prospektoren besiedelt, die täglich frühmorgens zu ihrem Tagwerk ausrückten, mit Metalldetektor und auf dem geländegängigen Quad.  Muss sich lohnen, denn um diese Jahreszeit füllt sich der Platz langsam und dann wird 6 Monate gebuddelt, was das Zeug hält.
Statt nach Gold zu graben besuchen wir abends „The National Hotel“, auf ein Bier – und eine Schlange.  Eine Python kam aus der Campkitchen geschlängelt, Scruffy, der unerschrockene Besitzer des Hotels wurde hinzugerufen, die Prospektorenschar in Achtungsabstand im Kreis, und Scruffy fing das Tier – um es nun den ganzen Abend herumzuschleppen und auf dem Tresen zu präsentieren. Die junge Bedienung aus Russland (Work and Travel zieht wirklich weite Kreise!) schränkte ihren Bewegungsraum schlagartig ein und kreischte auch ein bisschen.  So fürchterlich geheuer war es mir auch nicht, zugegeben, aber immerhin war es keine Gitschlange, der man wohl sogleich den Garaus gemacht hätte.
Aus Sandstone heraus erlaubten wir uns gleich die nächste Planungsänderung: nach den guten Erfahrungen mit dem bisherigen Straßenzustand statt über Meekatharra über kleine Verbindungswege zwischen den unverändert großen Farmen Richtung Küste. Tagesendstation Wooleen – endlich mal Campen auf einer Homestead.  Sehr basic, muss man sagen… Und ein schönes Farm-Kuddelmuddel, mit wild umherliegenden Werkzeugen, defekten Geräten etc. – nur der Airstrip glatt wie ein Kinderpopo. Irgendwo müssen die Luxus-Ökogäste, die auf der Farm auch bewirtet werden, ja landen.

Ganz nah einem meiner Filmidole: Das Radio Astronomy Observatory, dessen Vorläufer Star im Film „The Dish“ war

Ab Murchison begegnen wir auf diesen Seitenstraßen nun überhaupt niemandem mehr – man sieht teilweise auch keine Fahrspuren. Immer weiter – bis wir südlich von Hamelin die große Küstenstraße zwischen Perth und Broome erreichen. Die Hölle tut sich auf an der Tankstelle – immerhin ist es Karfreitag, und halb Perth ist auf dem Weg an den Strand. Sind ja nur 750 km, da macht man sich für die Ostertage schon mal auf den Weg.

Ab Hamelin (weitgehend) fliegenfreie Zone. Auch ohne „Fly Cream“, die ich zunächst mal für eine Süßspeise gehalten hatte…

Hamelin Pool war zumindest für die Codriverin ein Erlebnis, immerhin schaut man da auf Stromatolithen hinab, die ihrerseits schon Jahrtausende dort leben und andererseits auf DAS Lebensmodell, das uns im Endeffekt das Atmen ermöglicht. Cyanobakterien – die ersten Sauerstoffproduzenten. Ich bin gehörig beeindruckt .  Den Umweg über Denham hätten wir uns sparen können – wir sind ja doch verwöhnte Biester und Delfine haben wir ja schon anderswo gesehen, Strand auch, und Dünen…

Stromatolithen. Sieht nicht so dolle aus, wie seine Bedeutung ist: Ursprung des Lebens. Vor 2,5 Milliarden Jahren

Der Walhai, den ich bestellt hatte, war ebensowenig zugegen wie die Dugongs, also fiel die Enscheidung leicht, in großen Schritten die Küste hinunterzufahren. Was „Geraldton“ hieß.  Das Verlassen des Outbacks hatte ein gewisses Vakuum in uns hinterlassen: so viel Verkehr, so viele Leute (in Europamaßstäben: so wenig Verkehr, so wenige Leute…  Trotzdem!).  Geraldton bietet ein beeindruckendes Marinedenkmal, das uns mal wieder deutsche Geschichte auf den Pelz brennt. 645 Australier kamen ums Leben, als 1941 der deutsche „Handelsstörkreuzer“ HSK Kormoran die „Sydney 2“ auf Tiefe schickte; mit Mann und Maus, wie man so sagt und spurlos verschwunden, bis 2008. Zur Suche nach dem Schiff bot das Museum eine sehenswerte Ausstellung, und natürlich einiges Gedankenfutter für uns.  Allerdings hatte das Museum auch anders zu zeigen, denn hier befinden wir uns vor dem Abrolhos-Archipel, und dessen Riffe haben viele, viele Schiffe auf dem Gewissen, vornehmlich holländische Ostindienfahrer auf dem Weg nach Batavia, im 17. Jahrhundert. Kernstück: die BATAVIA, ein Jungfernfahrt-Krimi um SIlber und Fracht , um Meuterei und Massenmord. Und eben im ein lange verschollenes Wrack. Absolut sehenswert!  Wie auch die Exponate zur Natur, der uralten australischen und zur Geschichte, der jüngeren…  Zum Abschluss gibt uns unser Guide den Auftrag, die Shipwreck Gallery in Freemantle zu besuchen und das Wrack der BATAVIA zu grüßen.  Haben wir brav getan!

Letzte Wüste vor Perth: The Pinnacles Desert!

Zwischen Geraldton und Perth kam dann noch der Osterhase, der hieß Carolyn, an einem namenlosen Strand mit einer noch namenloseren Ansammlung von Blechbüdchen und einigen Caravans. Wir durften uns dazu stellen, es wurde ein bisschen geplaudert, die Schoppes sind Elektriker aus Geraldton, aber schon lange, lange in Australien ansässig, auch wenn der Familienname deutsche Bände sprach. jedenfalls kriegte ich zum Abschied eine Tüte voll Skipjack-Travalis in die Hand gedrückt; „… we have plenty…“  Des Australiers schönstes Hobby: Angeln – da lässt es sich leicht Osterhase spielen. Als wir winken, kommt Carolyn nochmal hinterhergelaufen: „… you rather have some chocolate eggs for dessert – happy Easter!“.  echt nett. Perth hat sich seit unserem letzten Besuch 1990 ziemlich verändert, aber es bleibt eben eine Großstadt, auf die AKKAnauten gerade nicht solch große Lust hatten.  Freemantle war dagegen schön, schön nah am Wasser mit Spaziergang an den Marinas, Museumbesuch, mit netten Gebäuden und noch netteren Cafés, und so füllt sich unser Outback-to-Perth Vakuum langsam. Ganz langsam.

Der dynamische Besitzer und Barista vom Einraum-Café „Blink“, Freemantle. Der Laden läuft!

Heute war Busselton dran, mit der längsten Holz-Seebrücke der südlichen Hemisphäre (1,7 Kilometer…) und einem freundlichen Unterwasserobservatorium. Ach, die verwöhnten Viecher von der AKKA. Doch, doch, interessant anzuschauen. Aber wir schnorcheln ja auch gern mal. Und an wirklich atemberaubenden Plätzen…  Aber es gab ein unschlagbar gutes Nusseis, vom italienischen Eismacher, so richtig mit italienischem Akzent und aus den Dolomiten. Nur dass die hier nicht wie in meiner Jugendzeit im Winter ihren Laden schließen und in die Dolomiten heimfahren. Nein, Herr Eismacher beteuerte: wir fliegen zum Skifahren nach Neuseeland.
Wir auch, aber wir haben noch ein kleines Stück Straße vor uns. Durch Nullarbor nach Adelaide.  Wenn das Vakuum sich gefüllt hat.

Kleine Zugabe für meine Schwester. Kameldungpapier! Wie wäre es damit!?