Matilda, Emma und mehr

Nouméa, 27.6.2013

Tataaaa! Sie ist, da, die kleene Berliner Göre namens Matilda! Mal gucken, wie oft wir auf dieser Reise noch Großonkel/-tante werden… Jedenfalls wünschen wir Matilda samt Eltern, Großeltern und der versammelten Tanten- und Onkelschaft und Cousins und Cousinen ein glückliches Leben zusammen!
Wir hätten ja beide was drum gegeben, in einem Schokoladenladen aufzuwachsen…

Ansonsten haben wir hier in Nouméa auch Zuwachs, wie man sieht:

AKKA und EMMA... Sehr nett.

AKKA und EMMA… Sehr nett.

Die Möwen sehen alle aus, als ob sie EMMA hießen...

So sehen die Möwen die EMMA …

Das ist die EMMA, aus Hamburg, und da sieht man dann, was die AKKA doch für ein „erwachsenes Schiff“ ist.  Unglaublich – EMMA ist gerade in Sturm und Welle aus Wellington eingetroffen.

6 m lang, die kleine, tapfere!

Es war einmal...

Es war einmal in Kanaky …

... et voilà : Ganz züchtig und dem Nacktheitsgebot entsprechend - die Robe Mission!

… und heute? Ganz züchtig  – die Robe Mission!

Vom Luxus in Nouméa zu weilen: Un bol de café au lait.

Vom Luxus in Nouméa zu weilen: Un bol de café au lait.

Nickelig

oder:  Hinter Koumac wird es besser!

Nouméa, 25.6.2013

Da sind wir wieder, und Frau Fuchs schreibt von einem funktionierenden Rechner (vive la France und vive Jérà´me, der es möglich machte!).  Klitzekleiner Schönheitsfehler: ich habe es fortan mit „Démarrage“ zu tun statt mit einem Startvorgang, ich muss „enregistrer les fichier“, muss das „panneau de configuration“ aufrufen  und so fort. Nicht schlimm – es wird mich manchmal ein bisschen aufhalten, weil ich erst mal überlegen und übersetzen muss, was mir das französische Windows da abverlangen will.  Auch hat es eine Weile gedauert, bis ich die Möglichkeit, die „Barre de langue“ wirksam zu verändern, so dass ich mein „clavier“ auf deutsche Tastaturbelegung umstellen konnte.  Im Endeffekt finde ich es aber sogar ganz lustig, wer hat schon einen Rechner, der Französisch mit einem spricht. Alors, à§a marche…

 

Flussfähre Ouaià¨me

Flussfähre Ouaià¨me

Und „da sind wir wieder“ heißt aber auch, dass wir eine kleine Landreise unternommen haben. Kleines Chevrolet (=Daihatsu?!) -Leihauto für 4 Tage und mit den üblichen AKKAnauten-Utensilien gefüllt: natüüürlich, die Plastikkiste mit Fressalien und Zubehör, Klamotten, Zelt, Wanderstiefel, Isomatten, Kopfkissen.  Da fehlt was?  Da fehlte was: bevor wir in Boulouparis ins Landesinnere abbiegen, müssen wir noch im „Libre Service“ von Monsieur Than Duc anhalten.  Ein paar Äpfel und Kekse und andere Schleckereien – aber vor allem auch eine schicke, chinesische  mit Dacronwatte gefüllte Decke musste es sein, man weiß ja nie, ob man wirklich eine adäquate Unterkunft findet.  Und siehe da – man wusste es tatsächlich nicht…

Wo der Nickel eine Abfuhr kriegt

Wo der Nickel eine Abfuhr kriegt

Vorbei an den ersten angekratzten Bergen – von wegen nickelig, hier wird Nickel abgebaut, dass es nur so kracht! Lange Transportbänder – viele Kilometer lang!- schlängeln sich zu Tal. Sagte ich es schön? Auf meiner inneren Landkarte war Neukaledonien eben Neukaledonien „irgendwo im Südwest-Pazifik und eine französische ex-Kolonie“.  Dass dies die 4.-größte Insel des Süd-Pazifik ist, nach den beiden Neuseelandinseln und Papua-Neuguiniea, war uns nicht bewusst. Bis in den Norden haben wir knapp 500 bergige Kilometer vor .
In Thio sehen wir den Endpunkt eines solche Förderbandes, eine leere Hafenanlage und augenscheinlich eingelagerte erzhaltige Erde.  Dazu einen vergitterten Laden und außer dem eigentlich (fast) nichts.  Schlichte Behausungen für Minenarbeiter, ein paar einsame Verwaltungsbauten im Hüttenmaß. Ein bisschen – trostlos…  Aber Thio hat Geschichte: es war 1984 das Zentrum des Aufstandes der Kanak – hier ließ man von der Politik der Gewaltfreiheit ab und die Nickelminen hochgehen, nachdem Siedler ein Massaker an 10 Kanak-Widerständlern angerichtet hatte.

Hm. Grauer Himmel, trauriger Ort – und die AKKAnauten noch ohne Platz für die Nacht. In Thio mochten wir nicht bleiben, es war auch so ganz augenscheinlich keine Unterkunft zu

Palmen, Lehmhütten, Einsamkeit. Ouroue

Palmen, Lehmhütten, Einsamkeit. Ouroue

entdecken,  bis wir ein paar Kilometer nördlich die Beschilderung zu den Gà®tes von Ouroué entdeckten, der wir für ein paar holperige Kilometer Richtung Strand folgen.  Die Besitzerin ist nicht da, aber Gäste, die wohl alle Freizeit hier verbringen, weisen uns stattdessen ein:  die Gà®tes seien nicht so lecker, „Euch geht’s im eigenen Zelt besser“.  Huch – da bauen wir doch schnell das Zelt auf und blicken unter den Kokospalmen hindurch auf den friedlichen Pazifik, die vorgelagerten Inseln und Riffe.  Kokospalme?! Uaa –  schnell noch das Auto so geparkt, dass es im Fall des Kokosnuss-Falles keine Beule gibt.  Und tatsächlich macht es in der Nacht ab und zu „plopp“.
Am nächsten Morgen treffen wir auch Francoise, eine Kanak-Frau, die den Campingplatz führt, entrichten unseren Obulus (1000 CFP pro Auto und nochmal 150 pro Person), das macht ganz grob 10 Euro für eine Schlichtest-Unterkunft, aber immerhin mit Klo und kalter Dusche (die Gasflasche für das warme Wasser fehlt, zum großen Bedauern des Eigners).  Für Neukaledonien kein schlechter Deal. Wir hätten vielleicht dort frühstücken sollen – in größerer Runde, und mit der Möglichkeit, dem einen oder anderen ein Loch in den Bauch zu fragen, oder zwei, denn am Vortag hatten sich schon einige Fragen ergeben.  Vertan, die Gelegenheit, und das ist schade, denn ab hier wird es ruhig, sehr ruhig.  Zunächst mal die „Route à  l’horaire“, eine alternierende Einbahnstraße durch’s

Nickelige Berge

Nickelige Berge

Minengelände nach Norden.  Gerade Stunden südwärts, ungerade nordwärts, Ausfahrt jeweils um 10 Minuten vor der vollen Stunde.  Angesichts des unglaublichen Verkehrsaufkommens (nämlich 0)  nehmen das Risiko auf uns und fahren noch um 9 h 17 hinein („Fermeture des vitres obligatoire“ – Fenster sind zu schließen und die Belüftungsanlage auf Umluft zu schalten. Giftige Gegend, das…).  Als das geschafft ist, geht es weiter die Ostküste hinauf. Leider ist das Wetter zum Heulen, es ist ein gritzegrauer Samstag, auch wenn es nicht regnet, und das macht nur bedingt Spaß. Und einsam ist diese Küste, jedenfalls, wenn man aus dem quirligen Nouméa kommt – dies ist Kanak-Land. Canala. Stop am Supermarkt, der „Alimentation“, sehr kanak, muss man sagen – der Lebensstil erinnert uns an eine Mischung aus Tonga und Samoa.  Eine wichtige Sache lerne ich dort jedenfalls:  Das Kleid das hier noch sehr viele Frauen tragen, nennt sich, man mag es kaum sagen; „robe mission“.  Alles klar?  Ui je.

Zeltplatz Tiakan

Zeltplatz Tiakan

Wir kommen an diesem Tag noch bis Houailou, einen längeren Stopp auf einer Brücke über den Koua inklusive, wo wir unsere Campingstühle (3 cheers for Warehouse New Zealand!) auspacken und uns das aus Canala mitgebrachte Hühnchen einverleiben. Und wieder: keine Unterkunft weit und breit, aber dafür der wunderbar weitläufige Campingplatz von Tiakan, wir sind völlig allein und genießen nun auch eine warme Dusche im frisch aufgestellten Klohäuschen.  Na, toll!  Nur leider – getroffen haben wir überhaupt niemanden an diesem Tag… Und das muss anders werden, beschließen wir.

Aber auch am nicht mehr ganz so trüben, aber doch immer noch grauen Sonntag wird das nix mit den zwischenmenschlichen Kontakten. Zumeist hockt Familie Kanak wohl daheim, man sieht einige – aber längst nicht so viele wie in Tonga – „bougnar“ qualmen, Erdöfen.  Sonntag eben. Dann Hienghà¨ne. Ein winziges Örtchen und von allem Leben verlassen.  Es gibt eine 6-Boote-Marina, Pharmacie, Patisserie, Bank, Andenkenläden – alles da, aber wohl nur für den gelegentlichen Ansturm von Cruiseliner-Touristen – am Sonntag jedenfalls ist hier keine Menschenseele (dafür eine interessant anzuschauende, echt schwierige Zufahrt über eine Barre). Wir verfallen langsam ins Fantasieren – der dritte Tag ohne einen guten Kaffee! Wir konnten zwar in Canala ein Paket „Cappucino-Sticks“ der Marke Maxwell ergattern, die wir mit kühlem Wasser aus der Flasche anrühren und uns als Kaffeeersatz zu Gemüte führen, mit Betonung auf „Ersatz“. Aber dann sehen wir in Poindimié ein Schild „Snack, 10 km“.  Oh toll – das schaffen wir gerade noch so!  Noch 2 km…  Da gibt’s bestimmt einen Café au Lait!  Noch 1 km – hier muss es sein!  Zufahrt – zu einem Resort.  Gesperrt, da Öffnung erst um 14:30.  Aber nein! Da hinten, ein paar hundert Meter weiter, ist das Snack-Schild. Auch hier, wie schon in Poindimié  mit dem Zusatzvermerk: „Fermé du 31 Mai au 3 Juillet!“. Ferienzeit. Schön blöd, die AKKAnauten, wenn sie so etwas übersehen, und leicht frustriert. Also weiter – wir sinnieren über die Kanak-Schulbildung, denn wir passieren einige größere Schulen, das Lycée Professionel in Puebo, ein College-Internat in Hienghà¨ne; am Wege liegt noch der Ort, wo Cook 1774 anlandete und später, 1847, auch die Missionierung der Kanak durch die Franzosen begann, eigentlich der Anfang der Kolonialisierung. Ein paar Wasserfälle zum Spazierengehen. Und schließlich eine weitere Dosis kalten Maxwell-Kaffee auf dem Col d‘ Amos.  Da haben wir die Ostküste schon verlassen und sind auf dem Weg nach Koumac.  Die Landschaft ändert sich – zwischen zwei Bergketten liegt eine frruchtbar erscheinende Ebene mit Weidewirtschaft, und ganz eindeutig weniger Kanak-Besiedlung.  Zum Abend rollen wir in Koumac ein, gucken uns die dortige Marina an, und sehen, siehe da, Bootsbetrieb, Tauchbetrieb.  Guess what.  Natürlich! Wir sind zurück im „weißen“ Teil von Neukaledonien. Nicht so bedingungslos weiß, im Supermarché treffen wir auf eine Gruppe Kanak-Schüler, die sich noch mit dem Nötigsten versorgen (Cola, Schokolade, Baguette), ehe sie für die Woche ins Internat einrücken.  Aber insgesamt: die Campingplatzverwalterin ist eine weiße Französin, das Städtchen voller Minenarbeiter und ihrer Familien…  Kurz gesagt:  Neukaledonien zerfällt einfach in zwei Hälften. Hie Kanak, dort Franzmann. Wobei es politisch nicht ganz so  „Ost-West“ ist, wie es einem die Bevölkerungsverteilung vorgaukelt:  Neukaledonien besteht aus einer kanak-lastigen Nordprovinz und der eher konservativ (bis front-national)-lastig gesonnenen Südprovinz, mit dem ganz starken, weißen Zentrum in Nouméa. Plus einer dritten Provinz, den àŽles de Loyauté, der Inselgruppe im Osten.

Am Montag fängt es dann endgültig an zu regnen, und wir entscheiden nach Zeltabbau im Feuchten, ohne weitere Übernachtung bis nach Nouméa zurückzufahren.  Zumal die Landschaft – bis auf interessante, riesige Minennarben im Berggelände, auch wenig Abwechslung bietet. Aber immerhin hat Koné ein richtiges Café, die Schipperin bricht – außer über den Kaffeegenuss – in Begeisterungsstürme aus, weil die Deko sich aus Putumayo-World-Music-Plakaten zusammensetzt und in der Ecke ein wunderbares Photo von Compay Segundo hängt. Und dann ist da noch die nette Bedienung, mit der man endlich, endlich mal über das Leben hier reden kann. Vor allem über das anstehende Unabhängigkeitsreferendum, und was da so an Hoffnungen und Befürchtungen dran hängt. Diese junge Frau weiß nicht so recht:  es wäre schön, unabhängig zu sein, aber wenn die ganzen Franzosen dann weggehen… Und was wird aus den Minen?  Schwer wird das alles, und schwer zu beurteilen, ob und wie es gut wird.

Was man so an Beefestigung braucht in Kanak-Land

Was man so an Beefestigung braucht in Kanak-Land

Gegen Ende der Reise sagt der Eigner: Ah!  Ein Fort – Téremba, das schauen wir uns noch an, dieses Highlight leisten wir uns. So ist er halt, immer zu einem Scherz aufgelegt an solchen trüben Regentagen… Und was ist?  Es ist ein Highlight!  Ein ehemaliges Gefängnis für französische Verbannte, das man 1878 zum Fort befestigt hat, um sich nach einem weitreichenden und heftigen Aufstand gegen weitere Kanak-Angriffe schützen zu können. Denen wurde es nämlich plötzlich zu eng mit der zunehmenden französischen Besiedlung: ehemalige Häftlinge, Neuankömmlinge aus dem Mutterland, alle wollte sie Land, und als es zu einer Trockenheit kam, entschlossen sich die umgebenden, oder besser umzingelten Kanakstämme zur Gegenwehr. Den Erfolg der im Endeffekt obsiegenden Franzosen kennen wir: weitreichende Bewegungseinschränkungen für die Kanak-Bevölkerung, Verdrängung aus den angestammten Gebieten, mit „Nacktheitsverbot“ (siehe „robe mission“…) und Fisch- und Jagdverbot belegt, und bis 1953 hatten Kanak keine Bürgerrechte… 1984 flammte die letzte Revolte der Kanak auf – FLNKS (die Front de Libération National Kanak et Socialiste) hatte eine provisorische Regierung eines unabhängigen Kanaky geplant, und das rief brutalen Widerstand der Franzosen hervor – so brutal, dass Neukaledonien auf der UN-Liste der zu entkolonialisierenden Länder erschien.
PaixDie Vorgeschichte dazu und noch mehr sehen wir in der Ausstellung im Fort und können mit dem Museumsdirektor sprechen, auch darüber, wie er die Chancen für (oder gegen!) die Unabhängigkeit sieht. Und nun sitzen wir wieder in Nouméa – zum Regierungsgebäude können wir spucken, und AKKA liegt unter einem haushohen Plakat:  „1988-2013.  25 Jahre Frieden“. Heute nämlich jährt sich der Vertrag von Matignon zum 25. Mal. Und nächstes Jahr, oder übernächstes, spätestens aber 2018 wird abgestimmt: Frankreich ja oder nein. Neukaledonien ist ein deutlich gespaltenes Land – wir rätseln noch an den politischen Verhältnissen. Trotz der beiden freundlichen Herren…
Aber vielleicht sollten wir nicht so… nickelig sein?!

 

Inkasso

Nouméa, 20.06.2013

Richtig gelesen: wir waren im Inkassobüro.  Herrlich, sowas!  Busfahrt durch Nouméa, schon deutlich mehr „kanak-style“ als hier unten am Hafen. Rue Arnaud Ohlen No. 344 – die freundliche Dame im Kanak-Kleid hinter uns beobachtete, wie wir die Busfahrt auf der Stadtkarte verfolgten (so ganz sicher waren wir uns mit der Nummer der Linien und den Farben, die man wählen kann nicht…  jeder Straßenplan bietet andere Details…), und sie startete Versuche einzuhelfen, sehr lustig. Aber eigentlich war alles unter Kontrolle, bis auf die ultimative Haltestelle, die wir dann doch verpassten. So richtig ham se’s nicht mit den Hausnummern hier.

Was an unserem Ziel das Firmenschild „CRDC“* bedeutete, wussten wir natürlich nicht, aber man konnte es schon ahnen – die beiden Kundinnen, die den leicht pazifisch-afrikanisch angehauchten „Empfang“ mit den vielen Aktenbergen, betraten, lachten ein bisschen verschämt und machten Scherzchen, es ging um Zahlungen und Mahnungen. Nein, ich bin überhaupt nicht neugierig.
WIr dagegen wollten zu Herrn Clasen, und der ist Honorarkonsul der Bundesrepublik, mit Sitzin eben diesem Büro.  Wie konnten wir im Vorbeifahren eigentlich die Bundesadler übersehen und die riesige Schwarz-Rot-Goldene auf dem Dach (der Eigner merkt dazu an, dass ein bisschen Wind die Sache deutlicher gemacht hätte).
In einem Seitenraum trafen wir auf weitere „Adenauer“, eine über das Mobiliar gebreitete Bundesflagge und dazu noch zwei an der Wand – den Tresor bewacht ein freundlich lächelnder Herr Gauck, und aus dem Tresor holt Dr. Clasen – ein echter Pazifikbewohner mit Tahitiperle um den Hals! – dann „die Republik“: ein Schließkästchen voller Stempel.  Der Eigner muss nämlich, seit wir im Januar den Wohnort in Deutschland aufgegeben haben, einmal im Jahr nachweisen, dass er noch lebt, und das hat Monsieur Clasen dann auch getan.  Die Rente darf weiter fließen.  Und wir sind um ein Lokalkoloriterlebnis reicher.

Inkassobüro in Neukaledonien  – wer hätte uns da vermutet.
Weitere Erlebnisse folgen.  Zum Beispiel, dass ich heute schon in der Früh einen weiteren Schluck Lokalkolorit zu mir nehmen durfte: Besuch in einem  Büro-Container auf dem Hof von „Digital Planà¨te“.  So ein Mist…  Bootsektor an meinem Rechner defekt – mal gucken, wie meine Reparaturversuche ausgehen werden, nach den französischen Instruktionen. Oh, là là .

* CRDC – Contenieux Récouvrement de Créances
„Rechtsabteilung zur Eintreibung von Außenständen“

Nouméa

Nouméa, 13.6.2013

Kleines „arrgh!“…  Warum? Internet.  Es quält!  Ich glaube alle greifen hier auf den gleichen Router zu.
Seit heute 15:00 h sind wir in Nouméa, Neukaledonien.  Genau 7 Tage nach dem Start standen wir im Pass „in das größte Atoll der Welt“ , drei Stunden später waren wir fest in der Marina „Port Moselle“. Zunächst hatten wir die Ankerplätze vor  Nouméa abgeklappert, aber dass es hier so voll ist, hatten wir nicht erwartet.  Und so liegen wir denn zwischen WASABI, der ex-deutschen, nun australischen, und einer weiteren Ozzie-Yacht und genießen das Stadtleben (so eine Art Stadtleben: eines wo um 19:00 der Bürgersteig hochgeklappt wird…).

Einklarieren war bislang unkompliziert, die gelbe Flagge konnte ich schon um 16 Uhr herunterholen, nach Quarantänebesuch und den obligatorischen, verschmerzbaren Opfergaben (ein Stück ohnehin trockenen Ingwers, eine Knoblauchknolle und drei älteren Limetten. Die Möhren- und Kartoffelreste hatte ich gut versteckt …) Zoll war ein leichtes: die Marinaverwaltung faxt die Papiere, und wenn der Zoll nicht binnen 2 Stunden am Schiff aufschlägt, kann man davon ausgehen dass es heißt „c’est fini“.  Und sie schlugen nicht auf. Morgen noch die Immigration, und dann sind wir „drin“ in Neu-Schottland.  Trà¨s francais, und wir werden dementsprechend den Gang zur Immigration mit einem gehörigen „bol“ café au lait beginnen.
Die Reise war leicht(windig) und fluffig, 7 Tage vergingen wie nix.  Schlafen, lesen, wachen, kochen, essen, schlafen, lesen…  und schon waren wir da.  Es war eine Menge Motorsegeln im Spiel, aber wenn wir uns hier am Steg so umgucken, Riggbau- oder andere Reparaturarbeiten sehen oder die noch immer nicht trockenen Polster der WASABI anschauen, wollen wir über leichten Wind und Motorsegeln nicht meckern – zumal das Motoren gefühlt auch gar nicht so unangenehm war. Kleiner Schreck am Anfang der Reise: die hydraulische Rollreffanlage für’s Groß, die uns nun fast 10 Jahre beste Dienste geleistet hatte, wollte das Großsegel nicht ausspucken. Elektromotor läuft, Pumpe arbeitet aber Spindelumdrehung: null.  Ich machte mich nach 5 Meilen schon auf den Rückweg nach Opua gefasst, zumindest aber seelisch auf konstanten Handbetrieb des Segels, als ich – der Eigner bearbeitete die Umschaltung von „Handbetrieb“ auf „Motor“ mit einigem Ingrimm …  – dieses wunderbare, vertraute „klack“ hörte, mit dem wohl die Kupplungsklauen zueinander fanden. Und summend kam unser Großsegel herausgefahren.  Sehr schön. Glück gehabt. Das war so aufregend, dass uns gar keine Zeit blieb, melancholisch auf die sich entfernende Bay of Islands zu schauen, dabei hätte man ein Foto machen sollen (ich speichere das Foto als inneres Bild ab, gleich neben der ersten Elefantenherde in Afrika, die wir auch nicht fotografiert haben…).  Das war’s, Neuseeland!  Wir haben Dich gemocht – wir mögen Dich immer noch, aber werden wir Dich wiedersehen?!

Der Rest war segeltechnisch auf Wachegehen und „Ausbaumen, Bäume abbauen, wieder Ausbaumen“ beschränkt, und darauf, zur rechten Zeit den Motor mitlaufen zu lassen oder ihn – hurray! –  abzustellen. Plus 4 (vier!) tägliche Funkrunden.  Da sag noch mal einer, Segeln sei kein Stress.
Wir wissen übrgens immer noch nicht wie es weitergeht. Außer Krimis (ich habe zum zweiten Mal die Lisbeth-Salander-Reihe gelesen, immer noch spannend und sehr „Pipi-Langstrumpf für Erwachsene“…) gab es auch noch Segelliteratur, und so was verwirrt nur, definitiv. Solomonen, Palau – oder doch Great Barrier Reef?!
Also lassen wir es erst mal entspannt angehen. In Neukaledonien.

UnterwegeNZ

29 Grad 03 South, 170°38 East, 9.6.2013

Da der Positionsreport auch gestern nicht funktionierte, hier die aktuelle Position, siehe oben.
Wir haben heute einen prima Segeltag gehabt, und kurz vor einer dicken Regenwolke mit dem extra-Püster gab es sogar noch einen rituellen AKKA-Kaffee mit dickem Milchschaum. DAS ist Kunst am Kaffee! Man könnte das als „Caffਠlatte con salto“ bezeichnen. Zu Mittag, falls es jemanden interessiert hatte es die letzten Pastinaken als „Stampfpastinaken“, mit Blumenkohl und Hackfleisch als „schöne-Melusine-Fake“. Nicht schlecht…
Gerade sind wir in Höhe von Norfolk. Schade, dass wir nur zu zweit sind, sonst hätten wir mal dort angehalten. Schöne autralische Offshore-Insel, leider ohne wirklich gute Ankermöglichkeit, und darum muss immer eine Person an Bord bleiben. Es bleibt dabei, dass wir nur rüberwinken, auch wenn Christian, der auf dieser Strecke unser Wetter „macht“ und ein Routinebesucher der Insel ist, uns gern dort hingeschickt hätte. Vielleicht „andermal“…

The Winlink Database…

… is currently not available, drum gibt es auch keinen Positionsreport, aber hier ist einer: 32 04 Süd und 172 20 East, am Samstagmorgen um 03:50 Wir kommen gerade rein vom Wegnehmen der Bäume, bei Dunkelheit immer ein besonderes Gewurschtel, und jetzt hoffe ich auf baldige warme Füße. Der Eigner holt sie sich aus meinem noch warmen Bett, ich muss „wachen“. Freundliche Grüße von „unterwegs nach Neukaledonien“! Neuseeland liegt gut achteraus. Schade! Gut so!

New Zealand – The final dose

 

Das ist (immer noch) Kiwi: Schaaaaafe

Das ist (immer noch) Kiwi: Schaaaaafe

Opua, 3.6.2013

Nun haben wir unsere „Tschüss“-Runde gedreht.
Während sich die Fiji-Reisegruppe vom letzten Mittwoch an einer tropical depression vorbeiquetschte (was für ein Glück, dass wir nicht mitgereist sind!), haben wir noch einmal unser Autochen bestiegen und ein paar Versäumnisse der letzten Jahre aufgearbeitet.  Hokianga Harbour, einer dieser unglaublich langen Einschnitte von der Tasmansee ins Innere der Nordinsel. In Omapere konnte man vom Schooner-Café aus auf die Barre schauen und sehr lange rätseln, wo, wann und wie man da mit einem Schiff wohl drüber kommt. Auch der Gang auf die Landspitze brachte keine Erleuchtung – aber wir haben ja sowieso keine Absichten in dieser Richtung.

Die Herren des Waldes: der Eigner vor dem 2400 Jahre alten Tane Mahuta

Die Herren des Waldes: der Eigner vor dem 2400 Jahre alten Tane Mahuta

Tane Mahuta, der Herr des Waldes, war noch zu besuchen, im beeindruckenden Waipoua Forest. Dieser ältere Herr ist bummelig 52 m hoch (nicht soo hoch, gelle?), hat die ersten Astansätze in 18 m Höhe und misst am Stammansatz 14 m.  Und ist tatsächlich etwas älter.  Die Maximalschätzungen gehen auf 2500 Jahre – gern wird er natürlich auf 2000 Jahre geschätzt, 2013 genauer gesagt, aber in jedem Fall ist er älter als die ältesten Maoriansiedlungen. In diesem Sommer ging es ihm nicht so gut – man musste eigens einen Bach zu ihm umleiten, damit er nicht dehydriert. Wie ältere Mitbürger eben so sind.

Von Kauri dann zu Kauri – auch das Kauri Museum in Matakohe lag immer abseits unserer Wege, und es wäre schade gewesen, diesen Besuch nicht noch nachgeholt zu haben. Um 10 rücken wir ein und es ist – mit Kaffeepause – 15:30 als wir uns entschließen, die „Gum“-Ausstellung Gumausstellung sein zu lassen und den rauchenden Köpfen einen weiteren Kaffee zu gönnen. Absolut lohnend anzuschauen, diese Sammlung zu Neuseelands Siedlerhistorie, zu Kauri- und Kaurigumwirtschaft.  Nebenbei wird einem im wahren Sinne des Wortes bildhaft vor Augen geführt, was für ein Kahlschlag da an der ursprünglich ungebrochenen Waldlandschaft angerichtet wurde.  Sehr interessant, und traurig zugleich.

Ich? Ich war's nicht... Boy und Sam mit Schäfer John

Ich? Ich war’s nicht…
Collie Boy und Huntaway Sam mit Schäfer John

Und wo wir so schön im Touristenzielschwange waren, durfte der Ort nicht fehlen, den wir so oft passiert hatten – ein klein bisschen Nase rümpfend: die Sheep World gleich hinter Warkworth.  Man sollte eben nicht die Nase rümpfen, nur weil auf der Weide ein mit Pflanzenfarbe pink eingefärbtes Schaf als Blickfang steht – der Besuch hat sich nämlich tatsächlich gelohnt.  Allein Boy und Sam bei der Arbeit zuzusehen und vorgeführt zu bekommen, was einen Hütehund von einem Huntaway unterscheidet, war ein Erlebnis.  Wer interessiert ist, sollte hingehen. Viel besser als „Agridome“ in Rotorua, fanden wir, viel informativer, und sehr nett und familiär gemacht.

Ein Huntaway in Aktion

Ein Collie-Sheepdog in Aktion

Sam findet Schafscheren ermüdend...

Sam findet Schafscheren ermüdend…

Kulinarisch war die Reise durch neuseeländische Landstädtchen natürlich auch herausragend. Nach Dargaville (Chinese) und Matakohe (Pilzsuppe mit Blauschimmelkäse, das war nun wirklich gut!) bot Wellsford ein weiteres Highlight des Kiwilebens: das Abendessen im „Ready Roast“, Lamm- und Schweinebraten und so richtig britische Wassererbsen!  Toll.  Was am Folgetag durch die Kuchenschlacht in „Bennetts Chocolate Factory“ nur geringfügig gutgemacht wurde – qualitativ bedeutsamer waren Vanilla Cheesecake und Pistachio-Chocolate Slice schon, aber nach beiden Mahlzeiten stellte sich ein gewisses Völlegefühl ein, und es blieb nur ein kleines Loch im Bauch für eine winzige Pizza im AMICI, Bine/Enolas neuer Wirkungsstätte.  Auch das ein Abschied – die Enolaner bleiben vorerst mal in Whangarei und erarbeiten sich das residence-Recht…

Und wir?? Reisen weiter.  Am Donnerstag, vielleicht, vielleicht und hoffentlich.  Sonst müssen wir doch noch zur Wärmflaschenattacke blasen. Oder ins Motel ziehen. Wegen der Heizdecken.