Sie näht!

Beratungsgespräch

Beratungsgespräch

Port Sandwich, Malekula/Vanuatu, 28.9.2013

Der Titel sagt’s und der Eigner sagt dazu: „Montag reisen wir ab!“
Sie, das ist die alte handgetriebene Kurbelnähmaschine von Marcelline, und Marcelline ist unsere erste Kundin im neuen Geschäft, denke ich mir: Nähmaschinenservice.  Ich habe allerdings diese Denke ohne den Eigner gemacht, denn der sagt, wie schon erwähnt, das wir schleunigst abreisen. Nicht nur um möglichen Reklamationsansprüchen zu entgehen, sondern… „… ehe sich das rumspricht!“  Mit den AKKAnauten ist also kein Nähmaschinengeschäft zu machen, so schaut es aus. Dabei hatte ich mir gestern noch eine schöne Anleitung für diese alten Teile heruntergeladen (ja, gibt es hier in Port Sandwich, Internetanschluss! Irgendwo auf dem Hügel steht die Vanuatu Telecom-:-Antenne und erfreut uns!)  Diese Anleitung lege ich allen ans Herz, an die ähnliche Wünsche herangetragen werden. Autonopedia ist sowieso eine schöne Seite.
Und Marcellines Maschine – die hatten einen kleinen Schaden am Korpus, jemand hatte lustig (=ohne Sinn und Verstand) versucht, die Oberfadenspannung zu „reparieren“ (einzig den kleinen Bambusspan, der die Spannschraube spreizte habe ich übernommen).  Der Eigner hat das Gummitreibrädchen für den Spulvorgang AKKAnisiert (mit selbst vulkanisierendem Band).  Ach. so allerlei war nich zu tun, aber nun macht sie es wieder.  Als kleinen Anreiz, diesen Servicebetrieb weiter zu empfehlen, gab es frische Nadeln und eine Spule Polyestergarn als Beigabe.

Wie Ihr am Namen der „Kundin“ sehen könnt, wird hier in der Gegend von Lamap französisch gesprochen, aber wirklich nur hier – in den Maskelynes, nur wenige Meilen von hier lachte man verlegen auf die Frage, ob wir lieber französisch parlieren sollten. Aber hier heißen sie Elisabeth und Bettina, und bei Noella und Roc hört man gut heraus, dass ihr Englisch auf dem Bislama basiert.  Zu den beiden rücken wir morgen mit der TRAMP ein, die neben uns liegt und hier schon einige Wochen „abhängt“, Motto: es gibt immer was zu tun, Papaya-Kompott kochen oder Limonensirup. Oder ganz einfach im Garten sitzen und schwatzen. Für uns ist von den Früchten der TRAMP-Arbeiten auch was dabei, wir werden nämlich morgen den Backofen ausprobieren, der mit vereinten Kräften im Garten aufgebaut wurde, aus Fundstücken wie rostigen Öltonnen, Ziegelsteinen und Zementresten. Port Sandwich im Kuchen-, Brot- und Pizzarausch. Laplap kann man auch reinschieben, also räuchert der kleine Kokosbast-gefeuerte Ofen zur Zeit ganztägig. Wir werden berichten!

Der Ofen!

Der Ofen!

Und jetzt verschwindet die Nähmaschinenmechanikerin in die Koje. Nicht ohne zuvor einen Kardinalfehler gestanden zu haben: wir haben Marcellines Maschine, in eine alte Vanuatuflagge gehüllt, mit an Bord genommen.  Und hoffen nun inständig, dass sie keine weiteren Spuren als ein bisschen Ölduft hinterlässt – beim Nähgarn lag nämlich eine tote und in der Holzkiste eine äußerst lebendige Küchenschabe.  Nee, nee – wenn wir weitermachen mit der Geschäftsidee. dann suchen wir uns ein externes Ladenlokal.  Bis dann!

Vanuatu Light

Zurück vom Garten. Bananentransport in den Maskelynes

Zurück vom Garten. Bananentransport in den Maskelynes

Awei anchorage, Maskelyne Islands, 21.9.2013

Herr Maskelyne, Herr Maskelyne…  Sie waren doch dieser Längengrad-Ignorant, und trotzdem benennt man eine ganze Inselgruppe nach Ihnen. Womit haben Sie das verdient – nur mit dem Titel „Königlicher Astronom“? Ts, ts, ts.

Wir fragen uns auch des öfteren mal, womit wir das Glück dieser Reise verdient haben und diesen geradezu obszönen Reichtum (wir denken jetzt mal nicht an das „kleine“ Schiff vom russischen Oligarchen, das neulich mit seinem Bordhelikopter in Vila lag).
Die AKKA liegt an der Südspitze der Insel Malakula vor Awei Island, einem Inselchen der Maskelynes-Gruppe, und es dauerte heute nicht lang, bis die ersten Auslegerkanus bei uns an der Reling hingen. Freundliche Angebote hin und her: Nüsse, Bananen, Kokosnuss gegen… Nadel und Faden. Angelhaken. T-Shirts.  Dies ist das „Ende von Malakula“, und es ist schon recht weit ab vom Reichtum dieser Welt.

In der Lamen Bay auf Epi war es noch ein bisschen anders – Epi könnte man vielleicht unter „Vanuatu light“ laufen lassen. Ein recht reiches Dorf, dessen Männer zu einem erklecklichen Teil gelegentlich zur Erntearbeit nach Australien oder Neuseeland reisen; es gibt ein paar bescheidene Stores. Verkaufsmethode: „Eier?  Moment, wir schauen mal draußen, ob eine Henne gelegt hat!“, wobei allerdings am selbst gezimmerten Regal auch 2 moderne SD-Karten der 4GB-Größe hingen.  Tja, ja – die moderne Technik und der elende Zwang zu mobilen Kommunikation – hatten wir ja schon in Tanna. In Epi hörten wir zum ersten Mal, dass es auf außenliegenden Inseln Ansätze gibt, für das Bananenbüschel statt eines T-Shirts eine kleine Portion Mobiltelefonkredit zu verlangen.  Voilà .

Auch wenn es „Vanuatu light“ war, haben wir die Woche in der Lamen Bay sehr genossen. Zunächst mal ein Segler-Schmankerl: am Montag erschienen am Horizont diverse Segel.  Haaah! Die ICA-Rally naht, man hörte es schon auf dem UKW-Funk.  Plötzlich waren wir statt 5 Booten, was ja eigentlich schon reichlich ist, 17.  Lärmpegel ungefähr wie im südwestfälischen Freibad meiner Jugendtage, denn nach dem unisonen Ankerkettenrasseln (mit „Ferngespräch“ von Reling zu Reling, man liegt ja nur 100 m auseinander…) sprang alles schlagartig ins Wasser und suchte nach dem Dugong. Die vielen Schildkröten ließen sich merkwürdigerweise wenig stören. Der Dugong blieb allerdings unsichtbar.
Für uns war es lustig anzuschauen, ich erhielt auch beim Paddeln eine Kiwi-Ansprache zur Lage unseres Ankers („… well, really battered in!“) und Erstaunen darüber, dass wir es eigentlich darauf anlegen, den Anker immer so tief einzugraben. Lohnt sich natürlich nicht für nur eine Nacht, offensichtlich einer üblichen Aufenthaltslänge. Landgang? Fehlanzeige.

Uns war es aber gleich, der Abend gehörte der Abend ohnehin Pfarrer Attis, der die Gruppe der Segler schon am Sonntag zu einem Abendessen eingeladen hatte – das wollten wir uns nicht entgehen lassen und stiefelten also mit 8 der weiteren Verdächtigen (2 Australier, 4 Kiwis, 2 Kanadier) bergan. „15 minutes and for the return we put you on the truck“ hatte es geheißen.  Der Gang erinnerte mich an eine Samoa-Exkursion der Crew von Mahina Tiaré im vergangenen Jahr, von denen einer mir steckte: „… ein Todesmarsch!“  Hier auf den Inseln geht es wirklich bergan, wenn es bergan geht, und das tut es mehr als häufig, noch dazu auf Waldpfaden. Für abgelatschte Crocs-Sohlen  wenig geeignet und für ungeübte Seglermuskulatur und -lungen ebenso. Will sagen: ich war schweißüberströmt als uns Attis‘  Sohn in seinem Gehöft begrüßte.

Der Abend war lustig, es gab ein geröstetes, frisch erschlagenes Schwein, das Mama Helen in Stücke haute und dazu eine Menge Yams und Bananen, Kürbis und „Island cabbage“ , eine strohige, aber schmackhafte Blattpflanze unbekannter Art, servierte.  Attis konnte uns mit einigen Stories zu Lamen Island und der Bay erfreuen, darüber hinaus war das Zusammensein besonders mit den „Reflection“s besonders sinnreich, denn die erstellen gerade einen neuen, staatlichen Segelführer für Vanuatu.  Dass uns zum Schluss dann kein Truck ins Dorf brachte, sondern wir auf den abgelatschten Crocs wieder bergab rutschten, war schon fast erwartungsgemäß „Vanuatu“.  Schöner Abend mit Attis, Helen und der (Enkel)Kinderschar.

Yams-Laplap in der Vorbereitung

Yams-Laplap in der Vorbereitung

Schon am Sonntag hatte uns auf einem ersten Schnuppergang durch’s feiertägliche Dorf ein Junge angesprochen, der uns Früchte versprochen hatte, da sagt der Segler ja nicht nein und fängt gleich an zu grübeln, was denn als Gegengabe opportun wäre – und als wir dann mit Minimal-Gabe (ein schönes Handseifen-Refill plus Volkwagen-Motorsport -Knick-Kuli, der mittlerweile mit seinem Knick-Knack-Geräusch weltweit Lehrer in den Wahnsinn treibt) beim Gehöft ankamen, gab es natürlich einen ganze Rucksack voll Grapefruit und Christofinen und Pfefferschoten und Kokosnüsse etc. p.p.). Nachbesserung „Gegengabe“ war angezeigt – auch wenn eindringlich betont wurde, dass dies ein Geschenk sei.  Das netteste Geschenk allerdings war die freund(schaft)liche Beziehung, die sich nun entspann, mit reichlich Gesprächen hin und her, Abgleich der Lebenssituationen, Spaziergang mit William (siehe oben, wenn es bergan geht…) ins nächste Dorf samt vielen Stopps zum Betrachten von Nutzpflanzen, Besuch am Hospital mit Ernte einer apfelartigen Frucht, deren Namen ich leider vergessen habe, aber hier kriegt man, wie heute beim Thema „Nüsse“ öfter mal Unbekanntes aufgetischt.  Eigentlich war es so, dass wir bei jedem Besuch wieder sagten: „… wir kommen dann morgen wieder!“  Das Ganze endete mit einem echten Ereignis…  Ziemlich Vanuatu.  „William erzählte, dass Ihr noch kein Laplap gegessen habt, und wir dachten, wir machen eines!“ Es war sowieso „Feiertag“ = schulfrei = gartenfrei gewesen: auf Lamen Island hatte es einen Todesfall gegeben, so dass, wie wir am reichlichen Ausleger- und Motorbootverkehr ablesen konnten, wer immer sich losmachen konnte, sich auf die Insel kutschieren ließ. Die Einladung nahmen wir – mit der üblichen Portion „Euro-Skepsis“! – gern an.
„Vanuatu“ war zunächst mal die Zeit:  wir hatten angekündigt, wir würden zum Airstrip laufen und ein bisschen computern (nur dort hin strahlen die Antennenmasten von Revolieu!) und dann zurückkommen. Funktionierte auch gut – es war danach zwar noch wenig vorbereitet, aber immerhin glühte das Holzkohlefeuer.
Lektion 1: „Zeit“ ist hier ein sehr vager Begriff, Schüler oder Kirchgänger zum Beispiel werden akustisch (Glocken- =Gasflaschen- oder Schlitztrommeltönen) zum Termin gerufen.  Wenn die Fähre „Big Sista“ kommt, weiß man ungefähr, dass es am Vormittag oder in der Nacht sein muss, was beinhaltet, dass man stundenlang am Strand wartet und ein soziales Stelldichein genießt.
Lektion 2:  Bananenblätter für das Laplap müssen abgeflammt werden, wegen der Ameisen.
Lektion 3: ein Familien-Laplap ist eine ziemlich große Angelegenheit…

Ich mache es so kurz wie möglich: Rosy und Mutter also saßen, als wir kamen, um eine Lage eben dieser Bananenblätter, auf dem (schlau! unterwuchsbremsenden) Korallenschuttboden des Hofes. Lap-lap-Durchmesser um die 1 m  plus Blattüberstand („… it will be a small lap lap for a small family!“).  Williams Bruder Charlie (Sohn von Charlie und Enkel von Charlie) reibt Kokosnuss, und zwar eine nicht unbeträchtliche Menge, William macht sich am Feuer zu schaffen, drückt Milch aus den Kokosraspeln und schleppt mit den Schwestern schließlich eine große Wanne gestampften Yamsbrei heran.  Während Mutter und Großmutter den Brei auf den – zuvor mit Kokosmilch befeuchteten – Blättern verteilen, spaziert ein Huhn vorbei. Ein nacktes Huhn, natürlich, das von zwei weiteren Kindern in Stücke geteilt wird. Mit geübter Hand wirft Rosy kleine Hühnerstücke auf den Brei, kleine, aber penible Positionskorrekturen von der Großmutter folgen, dann noch ein paar Handvoll Kirschtomaten aus dem Garten (eigentlich mehr Rosinentomaten, rein größenmäßig), darüber reichlich dicke Kokosmilch, und zum Schluss ein mehrlagiger Deckel aus Bananenblättern. Fertig ist das Laplap für das Feuer!  Jetzt heißt es eine Stunde warten, Zeit für „storiem“, Geschichten erzählen, auf Omas schönen Pandanusmatten. Die Kinder finden sich ein, der ganz Kleine schon mit Kuscheldecke, die große Schwester wiegt das Baby im Arm, und Rosy zeigt uns die Herstellung von Wassertaropaste „nach Santo-Art“. Dazu werden noch warme, gekochte Yamsstücke – kalte sind zu zäh und ergeben keine glatte Paste! – auf einer flachen Holzschale mit einem Stößel gestampft. Die Schale hat eine besondere Form – mit zwei langen „Henkeln“, auf die man die Kinder setzt, zum Beschweren.  Männer, die den Yams stampfen, dürfen diese die Henkel mit den Beinen festhalten, nicht so die Frauen, das wäre unschicklich… Die fertige Paste wird glatt gestrichen und erhält traditionell ein rautenförmiges Loch, in das wird Kokosmilch gegossen wird. Als Ehrengäste bekommen wir Löffel gereicht, obwohl man eigentlich die Paste mit den Fingern abteilt und die Milch auftunkt. Geschmack und Konsistenz ungefähr wie roher Hefeteig – wirklich gut.

Rosys Küchenfeuer. Im Hintergrund schmort schon das Laplappaket!

Küchenfeuer. Im Hintergrund das Laplappaket!

Wir packen aus!

Heiße Phase…  Wir packen aus!

 

 

Dann ist es so weit: Andreas schleppt mit den Söhnen dieses Laplap-Ungetüm heran, das nun feierlich und mit spitzen Fingern aufgedeckt wird – eine wirklich heiße Angelegenheit.  Rosy teilt – es ist schon lange stockduster! – beim Funzellicht der Solar-LED die Hühnchen-Felder ab und schiebt uns große Stücke zu: ein kleines Laplap für eine kleine Familie… für nur 14 Personen eben.  Vanuatu medium light!

Fertiges Laplap, mit Kokosmilch beträufelt

Fertiges Laplap, mit Kokosmilch beträufelt

TO, TO

Maskelynes Islands, Malakula/Vanuatu, 21.9.2013

Unglaublich, aber wahr: soeben kommen 3 Frauen auf dem Weg zum Garten mit Auslegerkanus vorbei, die heute Nachmittag unsere Fruchtversorgung verbessern werden und dafür Nadel und Faden gewünscht haben. Sie haben sich gerade schon über unsere leeren Plastikflaschen zum Wassertransport gefreut. Sehr abgeschieden ist es hier  – aber über den Bergkamm schaut ein Antennenturm.  Will sagen: wir haben im Nirgendwo Internetzugang, langsam, aber dennoch.

Das will ich nutzen, um vielleicht das eine oder andere TO-Mitglied zu erreichen.  Unsere Motivation, dem Verein Trans-Ocean die Stange zu halten schwindet täglich, aber so lange die Sache DRIFTER* nicht geklärt ist, ist mit uns zu rechnen. Darum geben wir die folgende Bitte um Unterstützung in bereits bestehenden und möglicherweise entstehenden Konflikten weiter.

Uwe Röttgering schreibt:

 

… im Nachgang der Mitgliederversammlung 2012 kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen einigen Mitgliedern und dem Vorstand. Es ging dabei um das Erfordernis einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die Gültigkeit der Wahl von Herrn Frisch und die Frage, ob eine neue Satzung angenommen wurde, oder nicht. Diese drei Punkte sind bis heute nicht geklärt bzw. den Mitgliedern gegenüber in einer befriedigenden Weise begründet worden. In der Satzungsfrage ist eine Klage anhängig, die den Vorstand zur Eintragung der neuen Satzung verpflichten soll. Aufgrund der Verzögerungstaktik des Vorstandes ist bis zur Mitgliederversammlung 2013 nicht mit einem Urteil zu rechnen. Die beiden Kläger im Satzungsprozess werden von einer Reihe von TO-Mitgliedern bzw. ehemaligen Mitgliedern unterstützt. Die Finanzierung des Prozesses ist gesichert, auch wenn der Vorstand mit seinem Antrag, den Streitwert des Verfahrens (im Ergebnis evtl. sogar auf Kosten der Mitglieder) zu erhöhen, durchkommen sollte. In rechtlicher Hinsicht bietet die kommende Mitgliederversammlung aufgrund der Vielzahl an dort zu behandelnden Anträgen einiges an Sprengstoff. Da sich gezeigt hat, dass der Vorstand nicht zum Dialog mit seinen Kritikern bereit ist und sich lieber auf die fragwürdige Expertise seines Anwaltes verlässt, ist nicht auszuschließen, dass auch die Mitgliederversammlung 2013 Anlass für gerichtliche Auseinandersetzungen geben wird. Um sich nicht wie im Satzungsprozess vom Vorstand vorhalten lassen zu müssen, mit einer Klage zu lange gewartet zu haben, wird der Unterstützerkreis – natürlich nur sofern dazu ein fundierter Anlass besteht – unverzüglich nach der MV 2013 den Rechtsweg gegen den Vorstand beschreiten. Dies kann z.B. die Korrektur von Abstimmungsergebnissen, des Protokolls oder auch die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung betreffen. Es soll ausdrücklich nicht darum gehen, Menschen, die ein Ehrenamt ausüben, in querulatorischer Weise das Leben schwer zu machen. Es geht nicht einmal um die Durchsetzung einer bestimmten Agenda. Das Ziel ist vielmehr etwas, was man eigentlich für selbstverständlich halten sollte: dafür zu sorgen, dass sich der Vorstand an die vom BGB und der Satzung festgelegten Regeln hält. Wer sich dem Unterstützerkreis anschließen möchte, kann sich gerne per Mail an mich wenden: Uwe.Roettgering@seefieber.de
Die Weiterleitung dieses Postings ist ausdrücklich erwünscht.

Gruß Uwe Röttgering

 

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*  für nicht-TO-ler (TO ist eine Vereinigung für Langfahrtsegler) ganz grob zum Fall DRIFTER:  Der Verein Trans-Ocean bot als Service für die Mitglieder lange an, Auslandskrankenversicherungen zu vermitteln und u.a. auch die Zahlungen zu kontrollieren.  Dazu liefen die eingehenden Prämien über Vereinskonten an die Versicherungsagentur.  Nun sind die versicherten Mitglieder ja zumeist unterwegs, und es geschah, dass 2007 in mehreren Fällen die Versicherten nicht mitbekamen, dass der Versicherungsvertrag seitens der Gesellschaft gekündigt worden war, es wurden weiterhin Prämien gezahlt und von TO reaktionslos einbehalten (Stichwort: „Kontrolle der Zahlungen“…), obwohl kein Versicherungsschutz mehr bestand.  Während in zwei Fällen kleinere Beträge als Schadensausgleich vom Verein getragen wurden, weigert sich dieser, im Fall DRIFTER auch nur irgendeine Verantwortung für einen Schaden zu übernehmen, der aus einer stationären Notbehandlung in Panamà¡ entstanden ist – die Höhe des Betrages beläuft sich auf um die 80.000 ‚¬.
Wir sehen, wie viele andere, eine wenn nicht juristisch, so doch  moralisch begründete Verpflichtung des Vereins zum Schadenausgleich, und der Vorstand wehrt sich mit Händen und Füßen, nutzt merkwürdige Rechtsmittel, versucht die Diskussion abzuwürgen und duldet oder fördert gar die Verbreitung von Scheixxhausparolen zu diesem Thema.  Ziemlich übel, wie wir finden, aber wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die Sache bereinigt werden kann.

Tick the Box: Dugong

Lamen Bay, Epi/Vanuatu, 15.9.2013

Reinfahren, Ankerdippen – und schon war er da, der berühmte Dugong von Epi. Ganz kurz die Nasenlöcher gezeigt, und ehe ich den Eigner auf die Stelle aufmerksam machen konnte, war er auch schon wieder abgetaucht. Scheues Gesindel. Das nachfolgende Schwimmen brachte leider keine weitere Sichtung, obwohl es doch heißt, dass der hier lebende Dugong ein zahmer ist und Dugongs im Allgemeinen auch ganz neugierig sind. Mal gucken, ob wir ihn atmen hören, wenn alle neugierigen Segler unter Deck sind. Pfuu-uu.

Die Woche in Nord-Efate war ruhig und zeigte – nur ein paar Kilometer abseits von der 40.000-Einwohner-Metropole Vila – ein ländliches Vanuatu. Zugegeben, „rural Vanuatu“ sieht man schon, wenn man nur die (beiden) Hauptstraßen von Vila verlässt – es sind nur wenige Schritte bis in die Gegend, in der man unter dem traditionellen Palmblattdach lebt und sein Gärtchen pflegt, wo Kinder auf dem unbefestigten Hof die selbst gebastelten Stock-und-Draht-Autokonstruktionen „fahren“ und man sich seinen Weg um Hunde, Hühner und das eine oder andere Schwein bahnen muss. Aber das Stadtleben brummt im Hintergrund, was in Ulei und den umgebenden Dörfern, die wir am Montagabend erreichten, gänzlich entfällt. Man sieht es nach Sonnenuntergang: Beleuchtung? Null. Nur die Yachten, die sind bislang allgegenwärtig. Verständlich, denn es ist attraktiv hier, eine wirklich ansehnliche, vulkanisch-bergige Landschaft, üppig grün mit grauen Regenwolken um die Berggipfel, mal vor schwarzem Vulkans trand, mal im blauen Korallenwasser. So ist Havannah Harbour.

Aber auch der Havannah Harbour ist nicht ausschließliches ni-Vanuatu-Gebiet – historisch ein ex-US-Marinestützpunkt aus Weltkrieg-II-Tagen, sehr eindrücklich zu erkennen an einer Seekarte, die im Resort „The Havannah“, hängt: die ganze, mehrere Meilen lange Bucht war in 600-yard-Mooringkreise aufgeteilt, für die Kriegsschiffe, und diese Verwendung hat Spuren hinterlassen. Zum Beispiel in Form einer niedlichen Strandhütte, die als „WWII-Museum“ firmiert und außer Geschossschrott, Militärbesteck und anderem Strandgut zahlreiche Coca-Cola-Flaschen zeigt, vornehmlich von den Abfüllstellen in Oakland und San Francisco. Übrigens hat hier der John-Frum-Kult* seinen endgültigen Schwung bekommen, denn Jon-Frum bedeutet nichts anderes als „John from (America)“. Mittlerweile wird die Gegend um „Port Havannah“ für gehobene Feriendomzile (in Planung) genutzt. Dennoch haben wir im „The Havannah“ einen Fruchtpunsch geschlürft, trotz „no kids“-Regel eine sehr nette Umgebung. Netter noch allerdings war der Gang dorthin, denn man kommt immer wieder mit diesen unglaublich freundlichen Leuten ins Gespräch. Die Gemüseverkäuferin am Straßenrand, den Stand gleich am Rande des Gärtchens, die ihre mit genauen Preisen ausgezeichneten Gurken, Tomaten und Bohnen ebenso im Auge hält wie den kleinen „Kindergarten“ zu ihren Füßen. Hier draußen wird es sprachlich übrigens schon ein bisschen schwieriger, mit „nur-Englisch“, wahlweise „nur-Französisch“. Etwas Bislama wäre nicht schlecht – an die lokalen Sprachen wollen wir uns ja gar nicht erst wagen, das bekommt Vagabunden hier schlecht: alle paar Kilometer etwas Neues. Wir treffen Schüler auf dem Weg von der Schule (klar, Englisch!). In Elony und Betty auf dem Heimweg vom Resort vereinigen sich zwei Welten – die dezent geblümte Dienstbluse mit „The Havannah“-Schildchen und dazu ein Protestgeschrei aus Bettys linker Hand: entweder ist dem an den Flügeln gehaltenen, frisch eingefangenen Hahn die Schwatzpause mit uns langweilig, oder, wie der Eigner eher meint, ihm schwant, dass er noch heute „Mittelpunkt der Party“ sein wird. Bettys Tochter hat nämlich 12. Geburtstag, und da soll es etwas Gutes zum Dinner geben…

So stapfen wir ein paar Tage durch’s Gebüsch, lösen das Rätsel der immer wieder beobachteten Feuer – kleine Rodungsfeuer, nichts Schweinebedrohliches, stattdessen machen die Ascheflocken eine Schweinerei an Deck der AKKA (also heißt es: verholen…). Wir nehmen die Parade der Nakamals ab, der Kava-Buden, an denen sich abends die Männer die nötige Bettschwere holen – Petroleumlampen leuchten einem den Weg zur nächsten Kava-Tränke. Ich las gerade noch einmal über die Kava-Herstellung auf Tanna, und ich bin mir sicher, dass ich kein Getränk probieren muss, das schon mal jemand vor mir im Mund gehabt hat. Selbst wenn vielleicht die Kavawurzel nicht überall gekaut und der Brei dann zur Weiterverarbeitung in die Schale gespien wird: unsere Abenteuerlust wird an dieser durch den endlichen Antibiotikavorrat in unserer Medizinkiste begrenzt.

Den türkisfarbenen Paradiesankerplatz im Westen von Lelepa-Island verlassen wir sehr rasch wieder: zu schwierig, hier den Anker zu platzieren, ohne mit heilen Korallen in Konflikt zu geraten; mehr ein Ziel für das Dinghy als für das ganze Schiff. Und so weiter, und so weiter. Eine ganz normale Ruhewoche im Westpazifik. Und nun der Dugong. Ich werde mal das Kayak aufpusten. Wir müssen doch schauen, ob der Dugong, falls es ein Männchen ist, Paarungsverhalten zeigt. Das muss toll anzuschauen sein: die dicken Tönnchen (400-900 kg!) machen Unterwasser-Situps, wenn sie die Mädels beeindrucken möchten…“sixpacks“ gelten ja auch in Menschenkreisen etwas, dürften hier aber schwerlich zustande kommen.

————— *Jon Frum. Dazu hätte ich aus Tanna etwas sagen sollen. Lässt sich ergoogeln, aber ganz grob ist es ein „Cargo“-Kult, der zwar christlich beeinflusst ist, sich aber gleichzeitig auf die traditionelle Lebensweise beruft. Die Amerikaner hatten Tannaesen für die Arbeiten auf Efate beschäftigt und wurden wegen der vielen technischen Segnungen, die sie mitbrachten, als Gesandte von „Jon Frum“, dem Messias, begriffen, der im Vulkan lebe. Als nach dem Krieg weiterer „Cargo“, sprich: Konsumneuerungen, ausblieben, versuchte man Kontakt mit Jon Frum aufzunehmen, indem man „Funkanlagen“ , Kopfhörer und andere „Lockmittel“ aus Konservendosen fertigte. Der Jon-Frum-Kult ist mittlerweile eine annerkannte Religion.

Vom Edgar und so …

Mele, 8.9.2013

Da liegt sie noch, die AKKA. Mooring vor der Waterfront, Port Vila

Da liegt sie noch, die AKKA. Mooring vor der Waterfront, Port Vila

Nein, wir sind nicht mehr in Port Vila. 2 1/2 Wochen abzüglich der Reise nach Tanna reichen gewiss, auch wenn wir den Vila-Hass anderer Segler nicht nachvollziehen können. Immerhin gibt es doch ein LEADER PRICE, das Aldi-Pendant für den Franzmann…  Gestern traf ich die Crew der Victoria ebendort, die völlig aus dem Häuschen waren, dass es die Leberwurstdosen aus Martinique hier zu kaufen gibt. Haben sie auch gemacht, sogar reichlich, denn die beiden siebenköpfigen Raupen names Niklas und Hannes wollen ja gefüttert werden. Es war überhaupt ein schöner Einkauf dort, Hannes, der mich virtuell mit Schlamm bespritzte und damit die lokalen Damen anlockte, die sich versammelten, um das Schauspiel bzw. die Schauspielerei zu verfolgen.  Eindeutig: mit Kindern hat man einen Kinderbonus.  Echter Spaß.  Und wenn Hannes mal Sendepause hatte (irgendwann muss er ja Luft holen…) und nicht gerade das ni-vanuatu-Publikum unbedingt erklärt haben wollte, wie die Kinder heißen und was für eine Sprache wir sprechen, kriegte ich von Niklas brühwarm aus dem Museum berichtet. Womit wir beim Thema wären, davon kann ich nämlich auch erzählen.

Vila Sandroing2Das hier ist die Hand vom Edgar, und der Edgar arbeitet im Nationalmuseum von Vanuatu in Port Vila.  Was macht er da?  Ich würde sagen: er übt seine Kunst aus. „Sandroing“ nennt sich das, und wie man als geübter AKKABlog-Leser mittlerweile leicht verstehen kann ist das Bislama und heißt – genau: sand drawing. Sandzeichnung.  Klingt schlicht, ist aber wirklich eine Kunst, und es ist eben nicht nur das Malen von Figuren im Sand.  Mir war schon beim Betreten des bescheidenen Museums die große Palmblattmatte mit dieser Sand-Platte aufgefallen, auf der einige junge Besucher saßen und Figuren malten.  Und dann kam Edgar, fragt ein bisschen schüchtern, ob wir so etwas sehen wollen, es handele sich um eine Art der mündlichen Überlieferung – wir wollten.  In den Sand, mit geübter Hand kurz glatt geschüttelt, zeichnet er ein Raster und beginnt zu erzählen – von Männern und Frauen, Zuneigung, Verpflichtung, von Kindern und Liebe…  Es ist eine lange Erzählung, und während der ganzen, langen Rede hebt er nicht einmal den Finger, sondern malt in völlig gleichmäßiger Geschwindigkeit  eine äußerst komplizierte Figur, eine Figur, die für jede Geschichte, zumindest aber für jeden Erzähler immer gleich ist. Die Geschichte ist übermittelt, mündlich, aber „illustriert“, und Edgar schüttelt die Platte, die Zeichnung verschwindet. Neues Raster: die heilige Schildkröte. Wir sind völlig gebannt, und auf sein „das sollte genügen, oder?“  wird gleich noch eine Geschichte gefordert, Und das ist die Legende von der Entstehung der Kokosnuss und des Kavastrauches, die Geschichte vom reichen Mann mit der hässlichen Frau.  Edgar sagt, er macht es kurz, aber es dauert, und was dabei rauskommt, ist eine Zeichnung, die so kompliziert ist, dass wir sie vor Verblüffung gar nicht fotografieren. Jedenfalls: man findet diese Zeichnung an manchen Stellen auf Ost-Pentecost, da wo Edgar herkommt, auch in Koralle gezeichnet, wir werden suchen und dort ein Bild machen – aber da es sich ja im Wesentlichen um mündliche Überlieferung handelnt, wissen wir auf diese Weise endlich, woher die Kokosnuss  kommt: sie entsprang dem Kopf mächtigen und schönen Mannes, nach seinem Tod.  Woher der Kavastrauch kommt? Zu irgendwas müssen Frauen ja gut sein, auch die hässlichen… Und wieso die Ni-Vanuatu-Frauen kein Kava trinken?  So ganz schlüssig wurde das nicht erklärt, aber immerhin wuchsen die Kavawurzeln aus den weiblichen Genitalien. Ach, was…

Wunderbare Schlitztrommel... und ganz schön groß - das Weiße ist eine Tür

Wunderbare Schlitztrommel… und ganz schön groß – das Weiße ist eine Tür

Edgar konnte noch mehr – natürlich von Pentecost erzählen, so dass wir doch jetzt schon ganz gespannt sind, von Stammesgebräuchen, von Nambas (Penishüllen), Baströcken, Trommeln und Fruchtbarkeitstänzen. Wer übrigens seine Frau besonders schätzt, haut ihr in einer ebenso heimlichen wie heiligen Zeremonie zwei Schneidezähne heraus. Ich muss annehmen, dass mein Mann mich nicht besonders schätzt.

Edgar ist auch ein Musiker und assistierte mir, als ich am, wie Niklas sagt, Hängeklavier aus Bambushölzern mit „Hänschen klein“ begann, um dann so richtig in Fahrt zu kommen, mit allerlei Nationalhymnen – immerhin waren noch ein Kiwi- und ein Ozziepaar zugegen – und auch die Vanuatuhymne durfte nicht fehlen. Eine deutsche Nationale (samt der Frage nach dem Text!) kam zum Abschluss für uns auf einer Bambusflöte.

Wer betrachtet hier wen?

Wer betrachtet hier wen?

Gesamturteil: ein echtes Stück Vanuatu, wirklich toll. Und ringsum standen die erstaunlichsten Gestalten und beobachteten die Szene. Meine Favoriten: die ultimativen Musikinstrumente, fein gestimmte Schlitztrommeln. Hat schon was, Vanuatu – und besonders, wenn man nicht weit herumkommt, ist das Museum ist einen Besuch unbedingt  wert.

Aber wir wollen ja weiter herumkommen und machen uns jetzt auf die Reise – langsam wird es hinsichtlich der Abreise nach Australien auch Zeit. Erst mal nach Havannah (das liegt noch auf Efate) und dann zu den Dugongs in der Lamen Bay/Epi.
Malekula liegt auch am Weg. Letzter Kannibalismusfall: 1969.  Wenn dort der Appetit groß genug ist und Ihr nichts mehr von uns hört…  vielleicht sollte man die Betonung auf „bekannter Kannibalismusfall“ legen? You never know.

Bücherei und Archiv...  We love Bislama!

Bücherei und Archiv… We love Bislama!

Zum Bislama – übrigens eine der ganz wenigen Kreolsprachen, die zur Amtssprache erhoben wurden! – muss ich noch einen Nachhack loswerden.  Es fasziniert uns ja immer wieder neu, all die schönen Beschriftungen („Plis sarem doa slo!“ – bitte die Tür langsam zuhauen…) Oder, wie hier zu sehen, der Hinweis auf’s Nationalarchiv.  Aber für eines habe ich richtig lange gebraucht: „Kafman blong ripablik blong Vanutatu“.  So weit, so einfach – zumindest der Schluss. Irgendetwas “ … der Republik Vanuatu“. Aber Kafman?Wer googelt, findet einen Hinweis auf fragwürdige Rechtschreibung: „kafman“, das müsste „gavman“ heißen – The Government of the Republic of Vanuatu.  Ich lern’s noch!