Nochmals TO

Luganville, 26.10.2013

Nochmals eine Adresse an Mitglieder des Vereins Trans-Ocean.  Die Hauptversammlung naht, der Vorstand wünscht sich dort viele Mitglieder „zur Meinungsbildung“, wie es im Editorial des Vereinmagazins heißt – wir wünschen uns das auch, nur verbreitet der Vereinsvorstand über das Magazin nur die halben Wahrheiten zu verschiedenen Vorgängen, die aber auf der JV entschieden werden sollen, und diese Informationen sind für viele Beteiligte die einzigen, die ihnen zugänglich sich.

Bitte schaut Euch Uwe Röttgerings Zusammenfassung der Vorgänge an.
TO-Mitglieder, die nicht für den geschlossenen Bereich des Forums freigeschaltet sind, sollten sich freischalten lassen und alle sollten sich geduldig durch die Beiträge arbeiten, um sich einen Eindruck zu verschaffen. auch im öffentlichen Bereich steht ein Thread in gleicher Sache.

Wir machen uns jetzt auf die Segelsocken und werden noch ein paar Tage Santos Ostküste erforschen, ehe wir uns in Richtung Australien begeben – und dann gibt es auch wieder „normale“ Beiträge…

Restposten

Ganz weit unten.  Eine AKKA in Loltong

Ganz weit unten. Eine AKKA in Loltong

Luganville, 17.10.2013

Zeit für Restposten. Höchste Zeit!

Und da es heute so wunderbar schwül-warm ist bei bedecktem Himmel (aus dem es auch tropft), kann mit der Resteverwertung nichts schief gehen.  Zunächst mal: ich habe gekocht, und zwar einen kleinen Nachschlag Hackfleisch im Glas und Köttbullar, denn auch an der Stelle waren wir bei „Restposten“ angekommen, bei den mageren Resten des Gläservorrates nämlich. Gähnende Leere im Schapp – nix mehr Roulade, Huhn oder Gulasch. Also muss vor Australien doch noch einmal Vorrat geschaffen werden, wer weiß, wie lange wir hier noch hängen?! „Ganz prima“, die Kocherei,  bei 3-stelligen Luftfeuchtigkeitsprozenten und der entsprechenden Wärme, vom Ofen und von draußen. Ganz prima aber tatsächlich in Luganville, denn für gutes Rindfleisch ist Vanuatu berühmt, die Insel Santo gilt als die Rinder-Insel, und Luganville ist das Filetstück des Rindfleischhandels, sozusagen.  Das geben wir uns – und werden uns bemühen, vor Einreise nach Australien wieder auf Resteverwertungsniveau zu sein., die Australier wollen keine selbst gemachten Konserven sehen. Und schon gar nichts Frisches, aber das kennen wir ja schon.  Warum wir Fleisch einkochen?  Weil alle anderen Boote fleißig Bisse an der Angel haben – wir nicht.  Zweimal in den letzten Wochen hatte sich jemand an unseren schönen Köder verirrt, konnte sich aber losmachen. Der Eigner sieht es mit einem lachenden („… ich kann die nicht totmachen!“) und einem weinenden Auge („… Salade Tahitienne wäre auch mal wieder schön…“).  Wir probieren’s weiter.

Ein "Yachtclub" im Grünen. Loltong, North Pentecost

Ein „Yachtclub“ im Grünen. Loltong, North Pentecost

Restposten müssen  natürlich auch bei den Reiseerlebnissen abgearbeitet werden, schließlich waren wir in Loltong stehen geblieben, und da muss ich glatt grübeln, was an Erinnerungsresten noch verblieben ist.  Ach, ja – wir hatten uns am Sonntag mit Marie und Mathew zum Lunch verabredet, ein kostenpflichtiges Vergnügen im „Yachtclub“, das sich als echtes Vergnügen und als äußerst füllend herausstellte.  Es wurden uns 10 unterschiedliche lokale Gerichte präsentiert. Favorit: die frisch grünen Röllchen aus Island Cabbage, dem wilden Kohl, die mit Maniok-Laplap gefüllt waren. Auch nicht schlecht: Island Cabbage in dicker Kokosmilch. Und der Watertaro!  Doch, das war nicht nur sehr nett, sondern lehrreich und lecker.  Danach noch ein Weilchen „storiem“, erzählen und dann ab in die Mittagspause.

Mit Marie und Mathew bei der Arbeit

Mit Marie und Mathew bei der Arbeit

Am nächsten Morgen hatten wir uns nochmals verabredet, denn die beiden wollten uns unbedingt das kleine Haus zeigen, das vor Kurzem mit Hilfe der TAURUS oben am Berg entstanden ist.  Und wurden natürlich gleich zur Gartenarbeit eingeteilt:  es war Taro zu pflanzen und Kohl.  Tiefe Löcher graben, und „bitte die Steine entfernen“ (ein schöner Mix aus Vulkan und Koralle…).  Der Taro wurzelt nämlich ungern auf Stein.  Wird gemacht. Junge, Junge, ganz schön heiß… Während Mathew und ich mit spitzem (Rost)Spaten und Grabstock werkeln (der Eigner beschränkt sich auf die Fotodokumentation) steigen aus dem Gartenhäuschen Rauchfahnen auf: Marie brät frisch geerntete Maiskolben und Bananen, und wir können mit unserer Flasche gekühltem AKKAWasser erfreuen; „kühl“ geht immer gut, auch wenn es kein Softdrink ist. Leider haben Marie und Mathew am Abend schon wieder „Gäste“, dieses Mal zum Dinner, denn neben uns liegt die TIGER LILY, und da sie die Australier bekochen müssen, schreiten sie frühzeitig davon – was uns zum Aufstieg zur Bergkante veranlasst.  Da oben hat die Gemeinde von Loltong ein neues Gartenareal geschaffen und dazu eine ganze Bergkuppe gerodet. Jetzt wächst dort zwischen den verbliebenen Kokospalmen alles, was das Pentecostlerherz begehrt. Ihr wisst schon: Taro, Maniok, Yams. Und Kaaaava.

Obere Reihe: Marie. Untere Reihe: Babs/TAURUS

Obere Reihe: Marie.
Untere Reihe: Babs/TAURUS

Eigentlich wären wir gern noch geblieben, zumal auch auf dem Weg bergan sich freundliche Kontakte ergaben – man hat ja auch reichlich Zeit, zu schwatzen, denn der Weg „in den Garten“ ist weit.  Im ni-Van-Tempo gelaufen braucht man mindestens eine Stunde. Und dann muss man immer noch anhalten – es ist wirklich grottensteil! – und mal versonnen die Aussicht genießen (tatsächlich!). Oder abbiegen, weil die mitgebrachten dicken Bambusrohre mit Trinkwasser gefüllt werden müssen – da helfen wir dann natürlich gern tragen und lassen uns befragen. Das Übliche: woher, wie lang, wie viele Kinder?  Wir lernen, dass man beginnt, den Bevölkerungsdruck zu spüren – immer mehr Kinder, immer weniger Gärten in der Umgebung. Und natürlich immer mehr Abwanderer…  Es ist ein toller  Marsch mit Patrick und Liza und diversen anderen. Vanuatu ist schon sehr schön – auch so ganz persönlich gesehen.

Aber für uns ist Weiterreise angesagt – es soll demnächst westlich wehen, also sucht man sich einen der wenigen geschützten Plätze für diese Wetterlage, und genau so einer ist „gleich um die Ecke“, auf der Insel Ambae.  Nur 20 Meilen weg, ein hochgefährliches Vulkangebilde von fast 1500 m Höhe. Und nicht zu sehen – typisch Ambae, denn ihren „Rauch- und Nebelmantel“ legt die Insel nur ab, wenn es geregnet hat. Lolowai heißt der kleine Ort und bietet eine kreisrunde Bucht – geschützter geht’s kaum. Wenn man mal

Inselfrachter Tina

Inselfrachter Tina

davon absieht, dass zum Wochenende der Inselfrachter  „Tina1“ einläuft und ganz schön um uns herum zirkeln muss. Der Käpt’n signalisiert uns zwar „alles klar“, aber wir rücken doch lieber ein paar Bootslängen vom Landestrand ab. Das wiederum freut die MAKILA, die am nächsten Tag ihren Besuch in Lolowai macht und die wir schon in Epi als Frachter mit Motorschaden kennengelernt hatten.  A propos geschützt – wenn man sich die Reste der eingefallene Mole und  das Wrack davor anschaut, muss wohl doch – cyclonbedingt? – hier mal eine brutale Welle hereingelaufen sein. Auch die Korallen auf der Innenseite der schützenden Felsinselchen sind kaputt.  Aber sonst: ein prima Platz. Man kann nach Saratamata, ins Verwaltungszentrum laufen. Sehr schick: World Vision veranstaltet einen Kindertag mit Sport und Spiel, und wir kriegen vom Lunchbuffet was ab, Hühnchen mit Reis und dazu eine Kokosnuss zum Trinken, gegen Spende, versteht sich. Leider sind wir ein bisschen früh, denn während wir schon stopfen, werden ganze Ladungen an kunstvoll in Bananenblatt gehüllte Laplaps angeliefert.

Auf der Straße nach Hause gibt es dann zweierlei Gespräche: Patrick, seines Zeichens Pastor und Verwaltungsangestellter mit Rechts-Hintergrund, berichtet von den alten Zeiten, als man noch unliebsam auffallende Personen auf der Straße fragen musste, ob sie frankphon oder anglophon seien (um dann auf den jeweiligen Polizisten, den britischen oder den französischen, zu warten!  Ein schönes „Condominium“, das…). Und er berichtet uns mit Begeisterung, dass man auf Ambae versucht, das alte Chefsystem wieder mit Leben zu füllen.  „Wir brauchen das! Im Nakamal muss entschieden werden – da geht es nicht um geschriebenes Recht, das immer nur einen Gewinner und einen Verlierer produziert. Im Nakamal wird entschieden, und dann reicht man sich die Hand und alle sind glücklich!“  Wenn das mal nicht am Kavarausch liegt.  Und daran, dass die Frauen außen vor sind.
Der nächste Gesprächspartner knüpft indirekt an dieses Gespräch an… Thema: Pastor. John ist ein freiwilliger Helfer aus Neuseeland und kann sich wunderbar über die Gesellschaftsstruktur der Ni-Van aufregen.  Das Schlimmste: „… und die erhalten ihren gesellschaftlichen Rang alle durch die Kirche – wer Pastor ist, hat das Sagen, auch wenn er nix zu sagen hat. Und das haben die meisten nicht, denn von Sachfragen haben sie keine Ahnung!“  Unnks; das sitzt.  Eine nachvollziehbare Klage. John kann aber gleich auch noch nachlegen: „… und dann muss man sich mal die Kiwis vorstellen. Das sind Christen, und die spenden natürlich; ganz großmütig. Zum Beispiel stumpfe, rostige Sägen, alles was man so auf dem Flohmarkt und bei Haushaltsauflösungen findet.  Für die Inseln gut genug – davon haben wir also kistenweise. Was wir brauchen, sind kiloweise Nägel, Schrauben. Funktionierende Werkzeuge.  Und gute Lehrer… meine „Lehrlinge“ hatten in 2 Jahren Tischlerausbildung noch nicht einmal ein Werkzeug geschärft.  Und der Hammer: der Pastor, der mein Großprojekt leitet, hat den Mann, den ich zum Ausbilder ausbilden sollte, für 16 Monate nach Fiji geschickt. Pastorenausbildung.  Naja, vielleicht isses ganz gut so, ich bilde jetzt die Jungen aus, und die geben dann fundierte Kenntnisse weiter…“  Klerikaler Frust im Tropenparadies.

Lolowai. Wir warten auf die Fähre...

Lolowai. Wir warten auf die Fähre…

Da kümmern wir uns doch gleich mit besonderer Hingabe um die Restposten am Strand: seit unserem Ankunftstag stehen am Schiffslandeplatz im Halbschatten  3 Schweinekäfige, 6 größere und kleinere Bewohner inklusive (und ein paar Säcke Kava, aber da geht nix mehr ein).  Wir geben die hilfreichen Europäer und erregen sicher ein bisschen Verwunderung.  Unsere Gemüsereste und Obstschalen werden verfüttert, wir bringen den „Patienten“ Wasser ans Holzgestänge, und zumindest bis wir 7 Tage später abreisen, sind die Herrschaften Schwein noch lebendig. Um nicht zu sagen: fröhlich. Ob die nun noch jemand weiter gefüttert hat?  Die Nachricht hatten wir im nahe gelegenen Hospital hinterlassen, bei den Kindern am Strand, beim Lädchen.  Wahrscheinlich ein Fall für durchgeknallte tuturangis. Weiße. Über was sich die alles aufregen !  Sind doch nur Schweine!

Markt 24/7 in Luganville. Man lebt unter den Tischen...

Markt 24/7 in Luganville. Man lebt unter den Tischen…

Und nun sind wir in Luganville.  Espiritu Santo.  Was macht man da? Man liest pflichtschuldigst Micheners „The Tales of the South Pacific“, und es gefällt, was für eine Überraschung. Das Ende dieser Erzählungen ist – wie bei Kriegsgeschichten nicht anders zu erwarten – deprimierend, aber ansonsten hat Michener Stimmung und Charaktere der US-Navy hier im Pazifik sehr schön festgehalten, fast maughamhaft. All die schrägen Typen. Die Pflanzer und ihre Gepflogenheiten. All die verbissenen Bemühungen, der Japaner Herr zu werden. Die immensen finanziellen und personellen Mittel für diesen Krieg. Und natürlich die Erzählungen von den gelangweilten Soldaten, die auf den großen Schlag warteten – und die gruseligen Einblicke in die Schlachten, wo es dann nicht mehr ganz so langweilig war. Michener sagt dazu, dass es ein Roman sei, aber nichts davon sei wirklich Fiktion.  Drum findet er abgesehen von den großen Orten wie Vila oder Nouméa oder Guadalcanal  für alle „seine“ Plätze eigene Namen – sonst könnte man die geschilderten Blödheiten und Heldentaten ja nachverfolgen.  Interessant!

Luganville. Quonset Hut der Amerikaner - 70 Jahre alt !

Luganville. Quonset Hut der Amerikaner – 70 Jahre alt !

Luganville entstand tatsächlich 1942 an der Stelle eines kleinen Urwalddörfchens, und hatte nach 5 Monaten Hafenanlagen, 3 Bomberlandebahnen sowie Furz und Feuerstein.
Also wandeln wir durch Luganvilles Straßen (die Hauptstraße ist Vanuatu-untypisch so breit, dass Panzerfahrzeuge wenden konnten!) und sehen überall „Restposten“, z.B. die Quonset Huts, die Weiterentwicklung  der Nissenhütten, die heute noch genutzt werden, als Lagerhalle, Reifenwerkstatt etc.

Restposten, die man nicht auf den ersten Blick sieht, gibt es auch: am „Million Dollar Point“ haben die Amerikaner nach Abschluss des Krieges ihre gesamte Ausrüstung ins Meer gekippt. Die Pflanzer wollten es nicht haben (bzw. bezahlen), die Ni-Van konnten es nicht gebrauchen, also „hau weg den Scheiß“.  Was davon übrig ist – und die auf eigene Minen gelaufene „President Coolridge“ – stellt heute eine der Hauptattraktionen dar. Taucher aus aller Welt gucken sich das an.
Mit dieser Art Restposten haben wir’s nicht so – O-Ton Eigner: „Unterwasser-Schrotthalde“. Aber vielleicht halten wir ja doch unsere Schnorchelbrille noch in diese Richtung.

Zau-ber-haft

Tamtams am Strand

Tamtams am Strand

Loltong, Pentecost, 6.10.2013

Sonntagmorgen. Sie singen, die Kirchgänger im Dorf!  Das machen sie ja immer sehr schön hier in der Südsee.  Wie wir gestern beim Antrittsbesuch beim Chief erfuhren, ist man hier anglikanisch oder katholisch, und wie Marie uns vorführen konnte, spricht man Englisch oder Französisch. Oder Bislama. Oder Raga, oder Saa oder, oder, und…

Port Sandwich. NähmschinenparadeDie Nähmschinenepisode vom letzten Beitrag braucht noch einen Nachklapp: es war nämlich zu spät, die Einlassung des Eigners, dass er abfahren möchte „bevor sich das rumspricht“ .  Am Sonntagabend haben wir die Marcelline-Maschine wieder in ihre Vanuatuflagge gewickelt und sind zum rotten Anleger gepaddelt, und da saß sie schon, gemeinsam mit der Direktorin von der Missionsschule oben am Berg. Ob wir vielleicht mal nach deren Maschine gucken könnten?  Eine Tret-Maschine, aber leider ohne  Riemen.  Zumindest das konnten wir fix erledigen, denn wir haben weder Ersatz-Treibriemen an Bord noch Nylonstrümpfe für eine kleine Improvisation.  Immerhin konnten Anke und Günter von der TRAMP insofern einhelfen, als sie versprachen, in Vila mal nach Ersatzteilen zu schauen.  Aber dann wurden wir doch weiter zu Marcellines Gehöft gelockt, und da standen schon die nächsten „Kandidatinnen“. Eine schön ausschauende, aber vom vielen Kokosöl völlig festgeklebte Handkurbelmaschine, und eine weitere mit gebrochener Platte und chronischem Fadenreißen.  Die festgeklebte Kurbelage konnten wir losbrechen, aber das war nicht das einzige Problem: Fadenhebefedern, oder wie immer man das nennen mag, sind wohl eine Sollbruchstelle und augenscheinlich ein Muss für die Ersatzteilbox „Nähmaschinen“, die ich für’s nächste Jahr plane.  Aber helfen konnten wir leider nicht wirklich.  Als ich am Montag noch schnell zum Treff der Marktfrauen unterm Banyan-Baum (von der westlichen, der anglophonnen Seite des Fjordes)  fahre und ein großes Bündel Lauchzwiebeln kaufe, bittet die Verkäuferin:  „… but you come back next year?!  You know, my sewing machine…“  Wie der Eigner schon sagte:  „… ehe sich’s rumspricht!“.  Immerhin – Anke, die wirklich nächstes Jahr zurückkommen will, plant ein Nähmaschinentechnikworkshop.

AKKA at NopulDie weitere Reise führte nach Ambrym, Insel der aktiven Vulkane, der Hexer, der Holzschnitzer. Und meine Geburtstagsinsel. Nach einer unruhigen Nacht vor Raventlam (für diese Fallböen braucht man wirklich starke Nerven, der Schwell tut ein Übriges!) haben wir uns schnell nach Nopul verlegt – ich hatte meine Zweifel, ob das so viel besser ist, aber es war, und der erste Gratulant war auch gleich ein Dugong mit einer bildschönen Schwanzflosse.  Und was war noch?  Livemusik!  Der Chief von Nopul, Masi, hielt genau an diesem Tag ein „Kava Fund Raising“ ab, es war schon vom Ankerplatz aus ein Gewusel an Leuten zu beobachten, Stampfen zu hören und eben Musik.  Ganz nach meinem Geschmack, was sich da abspielte (das Spielen, nicht das Stampfen…)  Um einen Teekistenbass hatte sich eine nicht ganz übersichtliche Zahl an Sängern aus dem

Meine Geburtstagsmukke: The Marum Local String Band

Meine Geburtstagsmukke:
The Marum Local String Band

Nachbardorf versammelt und schmetterte zu den Klängen von 3 Gitarren (insgesamt 13 Saiten, ich hab‘ sie gezählt!) und einer selbst gebauten Ukulele fetzige Südsee-Folk-Pop-Schrei-Lieder. Im Hintergrund wurde reichlich Kava gestampft und auch genossen; bei so einer Gelegenheit wird schon nicht mehr mit halben Kokosschalen hantiert, nein, es werden ganze Wasserkessel voll geschöpft, die man gern in alte Bierflaschen umfüllt.  Gluck-gluck.  Männersache, also verzog ich mich zu den Frauen, die diverse (obskure) Speisen zum Verkauf boten, mir aber auch freudig eine riesiges Bündel Bok Choy verkauften.  Mein mitgebrachter Geburtstagskuchen – ein Produkt aus der Reihe „… die Bananen müssen weg!“ – wurde sofort vereinnahmt und ebenfalls meistbietend verkauft. So macht man sich beliebt!  Der Eigner steuerte auf der Männerseite zum guten Zweck (Schulgebühren!) einen 1.000er bei. Man könnte auch sagen:r  erkaufte sich das Recht auf Nicht-Genuss der Kavabrühe. Ja, ja, wir sind Kava-Weicheier.

Kavas. Immer wieder lecker!

Kavas. Immer wieder lecker!

Am Folgetag hatte sich Chief Masi so weit erholt, dass wir uns lange unterhalten konnten, über dieses abgeschiedene Leben, über die Kinder, die Schulen, die Kosten. Wir wandern zum Ort Olal hinüber (hier wird’s francophon!) begucken uns den dortigen Ankerplatz (nur für Mutige oder Wracklustige…) und bedauern ein bisschen, dass wir das berühmte „back to my roots“-Festival im August versäumt haben. Kastom Dance und Zauberei.

So geht die Zeit dahin.

Der Marsch nach Ranon stellt sich, noch dazu in der Hitze des Tages, als ziemliches Auf- und Ab heraus, mit einem tollen Rastplatz mit Blick auf zwei junge. spielende Dugongs, die ganz untypisch relativ lange an der Wasseroberfläche verweilen.  Hauptattraktion in Ranon sind die Holzschnitzer, die überall im Gebüsch sitzen und Schlitztrommeln fertigen – der ganze schwarze Lavastrand ist voll.  Es soll mit dem nächsten Schiff eine Lieferung verladen werden, man verkauft die Tamtams und Farnwurzelfiguren für gutes Geld nach Neukaledonien.  Interessant: während die Schnitzer am Strand letzte Hand anlegen, schwappen plötzlich große Wellen heran und reißen die Figuren mit sich, so dass sich kurze Hektik breit macht, um die wertvolle Ladung wieder einzufangen.  Hm.  Was das wohl war?  Mini-Tsunami? Zauber? Hier weiß man nie…
Als der Wind zu schwächeln anfängt, verholen wir uns die 35 Meilen nach Pentecost. Wo die Hexer die Erde beben lassen (Erklärung für die zerstörte katholische Kirche!) und das Wetter machen. Was mich zur Vorsicht für die Weitergabe von GFS- oder Wetterweltprognosen veranlasst – nicht dass man mich mit den Hexern in einen Topf wirft!

Zauberei, das ist eine Sache, die uns schon seit Epi verfolgt…  Meist wird einem versichert, dass man an „black magic“ nicht wirklich glaube, aber diese Todesfälle, Stürme, Erdbeben…  Von unserer derzeitigen Nachbarinsel Maewo heißt es, dass man sich in jedem Fall einem local guide anvertrauen soll, dem unbedingt FOlge zu leisten ist, wohin man darf und wohin nicht.
Soll ich meinen Fettnapf von gestern beichten?  Ich habe mich im Nakamal, dem Versammlungshaus, in dem Frauen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen, auf eine Schlitztrommel gesetzt (ich habe sie nicht mal als solche erkannt in der Dunkelheit).  Ganz schlecht. Übrigens wäre es nicht angesagt für Andreas, unter der AKKA hindurch zu tauchen, so lange ich – als Frau – mich an Bord befinde.  Gesamteindruck: je Vulkan umso Hexerei.  Drum fahren wir auch bald weiter nach Ambae. Die Insel mit den zeitweise kochenden Süßwasserseen.  Huuuh. Tabuu!

Im Moment aber ankern wir sehr friedlich vor dem „Yachtclub“ von Loltong, hinter einem kleinen Riff. Der wirklich sehr alte Chief Richard empfing uns gestern zwar im Rollstuhl aber mit dem traditionellen Schweinezahn um den Hals und freute sich grundsätzlich über unseren Besuch („… so muss es sein!  Er lebt doch noch!“ sagt seine Frau strahlend) und über den Kaffee, den wir als Geschenk darboten:  „… oh, dafür haben wir oft kein Geld…“  Es ist, trotz des Prädikats „Verwaltungszentrum“ doch sehr abgeschieden hier, und viel mehr als die Gärten hergeben, gibt es nicht, auch nicht im Lädchen.  Doch. Frisches Brot! Sehr willkommen…
Jetzt freuen wir uns auf Sonntagslunch mit Matthew und Marie.  Unser Nachtisch ist schon fertig (Panna Cotta aus der neuseeländischen Tüte, mit Wildbeerenaufstrich von ebendort), den Rest besorgen die beiden. Und morgen müssen wir das neue Haus begutachten, das vor kurzem unter der Mithilfe der TAURUS entstanden ist.  Mal wieder ein Marsch in die Senkrechte, rauf zum Kraterrand.
Und dann hatte Matthew etwas angedeutet zum Thema Nähmaschine…  Ganz schön anstrengend, dieses Vanuatu.

PS: ja, ja – es wird Zeit dass wir Bilder einstellen können, aber das gibt der TVL-Stick und das Netz einfach nicht her!