Noumea…

Port Moselle, 29.11.2013

… immer noch, aber immerhin: aus-check-t  is‘!

Gerade eben haben wir unsere Tour erledigt, Immigration, Zoll, Hafenkapitän. Ganz fix, und für Abreise Montag – mal gucken, was der Wetterfrosch so spricht.  Zusätzlicher Trick am Abreisezeitpunkt nach Australien ist, dass man dann nicht unbedingt dort einfällt, wenn Overtime-Gebühren anfallen (die 350 AUS$ extra lassen sich gut im Supermarkt investieren). Also vielleicht tatsächlich erst am Montag, aber: das Wetter, das Wetter!  Was hat es „hinten raus“ zu bieten?  Egal. Weg müssen wir. Über Darwin dreht sich dieser Tage Alessia, der erst e Cyclon der Saison. Time to move on, auch für uns.

Noumea ist schön, aber es nervt auch. Gestern hatten wir uns noch einen Tag „Urlaub“ gegönnt, „fahren wir doch rasch mit dem Radl mal ins Centre Culturel Tjibaou“.  Das liegt jenseits des Flughafens Magenta, und auch jenseits einiger Berge.  Runter ist bei dieser Hitze ja fein, windig und schnell (bis auf die Tatsache, dass einem dann manchmal die Sonnenschirmkappe davonfliegt und dem Gatten an die Birne knallt).  Für mich lag die Betonung mehr auf „bergauf“ – ich glaube, ich muss dringend was an der Kondition tun. Der Schweiß fließt in Strömen, der Bedarf Wasser nachzutanken ist groß.  Vorbei am Flughafen – sehr schön anzuschauen, das wäre auch was für die VELA! Mit vielen großen und kleinen Brummern und Helis, schließlich  ist dies der Flughafen für den Lokalverkehr. Am Zaun steht ein halb amputierter amerikanischer Fighter aus Weltkriegstagen.  Auch hier ist noch vieles aus dieser schrecklich scheußlichen Zeit zu sehen – das Stadtmuseum hat während unseres Vanuatuaufenthaltes eine alte „Quonset hut“ mit Relikten und Erklärungen gefüllt und ein WWII-Museum draus gemacht, das wir am Vortag angeschaut hatten. Wirklich interessant finden wir:  Die Neukaledonier sind den Amerikanern immer noch grenzenlos dankbar für ihre Unterstützung und ihren Schutz.  Naja, und für die Stadtentwicklung sicher auch, die Stadtteile tragen immer noch eindeutige Namen wie „Motor Pool“ etc.    Nicht zu verachten allerdings auch der Einfluss den die Amerikaner indirekt auf die Kanak-Bevölkerung hatten:  durch ihre Anwesenheit wurde die verkrustete Kolonialhaltung der Franzosen so weit aufgeweicht, dass man den Kanak, den Javanern und den (weißen) Fraue n(!) peu à  peu volle Bürgerrechte zugestand.

Centre Culturel Tjibao.  Ein Renzo Piano-Bau

Centre Culturel Tjibao. Ein Renzo Piano-Bau

Das Centre Culturel war eher erschlagend, vielleicht auch weil wir/ich schon einigermaßen erschöpft waren, als wir dort eintrudelten. In einem schön angelegten Park eine wirklich imposante Architektur aus einer Reihe von riesigen, himmelragenden Holzkonstruktionen, die an Kanak-Hütten gemahnen und den Trakt der Ausstellungshäuser zum Meer hin schützen. Ein Bau/Kunstwerk von Renzo Piano, der auch das Centre Pompidou gebaut hat. Eine interessante Wechselausstellung „Je Suis Noir“, von meist pazifischen, schwarzen Künstlern und eine schöne Fotoausstellung zu südpazifischen Häusern. „Erotique Kanak“ warf ein merkwürdiges Licht auf den missionarischen Eifer, der ja die ursprüngliche Kultur so vieler, nicht nur pazifischer Völker quasi abgewürgt hat und hier, bei den Kanak, eben auch die recht freizügige Darstellung von Sexualpraktiken auf rituell genutzten Schnitzereien ziemlich schnell vernichtet hat.  Geblieben ist nur die „Robe Mission“, das züchtige Kleid der neualedonischen Frauen.
So richtig warm wurden wir mit dem Centre nicht – wenn, dann muss man sicher eine Führung mitmachen, die leider gestern nicht angeboten wurde.  Eines haben wir allerdings gelernt: die beiden Herren, die, wie im Juni hier schon gezeigt, gleich gegenüber der AKKA am Regierungsgebäude sich so freundlich die Hand reichen, sind M. Lafleur, einer der alten Grund- und Minenbesitzer und bis 2004 (recht feudaler) Präsident der Südprovinz und eben Jean-Marie Tjibaou, der Anführer der Kanak-Unabhängigkeitsbewegung.  Ganz durchschaut haben wir die Politik auf Neukaledonien noch nicht – im Moment wird eher gesagt, dass Frankreich die Kolonie loswerden will, und dass Kanak wie Caldoche fürchten, auf dem Abfallhaufen französischer Kolonien zu landen.  Es besteht Informationsbedarf.
Der Rückweg der Fahrradtour führte dann fälschlicherweise zunächst mal ins schicke, weiß-französische Siedlungsgebiet Ouem – die Küstenlinie ist ja lang. Sehr lang… .  Als Andreas („… ich guck da mal um die Ecke, sie’s weitergeht!“) mir mit einem fröhlichen „… falsch!“ entgegenkam, wusste ich dass die Stunde weiteres Auf und Ab geschlagen hatte. Puuh.  Und das bei diesem Verkehr. Radwege sind hier unter „putzig“ zu buchen – zwischen 20 und 500 m Länge, wenn es hoch kommt. Und immer endend an unbefestigten Potholes, steilen Gehsteigkanten oder „einfach so“ im tosenden Verkehr.  Davon jedes 5. Auto ein fetter 4-Radler, und von denen wiederum jeder… xte (unglaublich!) ein Porsche-Cayenne, ein AUDI Q irgendwas oder ein Touareg.  Nun gut – ein paar dicke Merc sind dabei und das eine oder andere BMW-X-Modell, Japaner auch, aber der Anteil an Porsche, auch die ganze Latte an Carrera, Panamera, Boxter und wie sie alle  heißen, ist unglaublich.  Ist das in Europa jetzt auch so??

SOnnenuntegang in der Marina Port Moselle, Nouméa

SOnnenuntegang in der Marina Port Moselle, Nouméa

Endstation der Reise war das Eiscafé Amori in der Baie de Citron. Wasser!  Wasser! Und: den Caffé Latte hatte ich mir verdient. Mein Kaffeelöffel war glücklicherweise lang genug, um mal beim benachbarten Coupe mit Nuß-, Erdbeer- und Joghurteis einzutunken. Eigentlich solte man da noch einmal vorbeispazieren – allein die, zugegebenermaßen etwas schwierig zu handhabenden, weil kleckerlastigen Eistüten, wo die verschiedenen Eissorten kunstvoll in Blütenblattform ums Hörnchen drapiert werden, ist einen Ausflug wert.  Und wir sollten nochmal rechtzeitig dort sein, bevor das göttliche Vanilleeis „aus“ ist.  Projekt für heute? Oder für nächstes Jahr?  Ach so, ja – wir sind ja schon ausgecheckt… Wie’s weitergeht wird brühwarm mitgeteilt. Hier ist nämlich SOMMER!

Wartesaal

Nouméa, 23.11.2013

Auf den Punkt genau passend zur Tide, nämlich zur Stillwasserzeit, flutschte die AKKA am Montagnachmittag durch den Pass von Havannah.  In der Lagune angekommen dachten wir zunächst, es gäbe nicht viel Schiebestrom auf der Weiterfahrt nach Nouméa, so dass wir schon einen Stopp vor dem Canal de Woodin ins Auge fassten. Aber bis wir dort ankamen, bummelig 15 Meilen weiter, war der Flutstrom in vollem Gang und presste uns durch’s Schlüsselloch. Was bedeutete, dass wir bei bedecktem Regenwolkenhimmel, vom Vollmond hinterleuchtet, Richtung Nouméa zockeln konnten.  Was daran so berichtenswert ist? Na, dass man auf solchen Reisen höchst selten Nachtansteuerungen erlebt, und dies wurde nun eine. Nicht gerade aufregend, aber ein bisschen mehr Verkehr als in „nur 2 Schiffe in 14 Tagen“-Luganville ist hier schon.  Überraschung am Rande – natürlich benötigt man, wenn man keine Nachtansteuerungen fährt, auch keine Positionslichter, also waren die seit Neuseeland nicht benutzt. Und taten es dann planmäßig in dieser Nacht nicht.  Macht nix, wir haben ja eine Dreifarben-Topplaterne, insofern waren wir nicht ganz so inkognito.
Der Hammer allerdings kam in der Baie de Citron, unserem geplanten Übernachtungsstopp.  Da kennen wir uns ja aus, und da liegt normalerweise auch ein Touristenschoner (ein Schoner, der Touristen transportiert, das hat nix mit „schonen“ zu tun!).  Nur am Montagabend nicht.  Wir schieben langsam in die Bucht, können auch die Abgrenzung für den Schwimmbereich erkennen, große, gelbe Tonnen. Ufer hell beleuchtet, Autoverkehr – weit und breit kein Boot.  Anker runter.  Rappel, rappel, Anker eingraben, Kette geben – danach kommt traditionellerweise mein Handzeichen, dass Andreas rückwärts ziehen soll. Ich drehe mich um… und da liegt 100 m hinter uns ein Geisterschiff.  „Sag‘ mal, wo kommt denn der Schoner jetzt her?!“ Wir haben glatt mit 4 wachen Augen dieses bräsig an seinem üblichen Platz vermurte Dickschiff übersehen.  Ein bisschen verblüfft waren wir schon…

Mittlerweile sind wir einklariert, haben bereits Marine Corail besucht, Chandleries sind immer einen Besuch wert: Motorraumlüfter und Deckwaschpumpe sind defekt, außerdem habe ich am ersten, etwas unruhigen Tag aus Luganville heraus einen Bootshaken und meinen schönen altgedienten Ankerkettenstökerbesenstiel aus Grenada dem Ozean geopfert, das Ergebnis eines kleinen Regelverstoßes: alles festbändseln, Sie sollten es doch mittlerweile wissen, Frau Schipperin. Ansonsten haben wir schon den erhofften Tunfisch genossen, zahlen saumäßige Preise für Saisonobst und freuen uns an Pain Rustique, Käse und Rillette.  Das durchgeschubberte Kabel von der Positionsbeleuchtung ist repariert, Motorraumlüfter und Deckwaschpumpe werden aber erst in Australien ersetzt – wofür wir allerdings erst mal ein Wetterfenster finden müssen, und das Wetter sieht immer noch komisch aus.  Anfang Dezember?! Na, dann eben Anfang Dezember.

Change of Plans

19 Grad 26 Süd, 166 Grad 58 Ost, 17.11.12013 Tschä, was wären Pläne wenn man sie nicht ändern könnte… Wir dödeln gerade mit 4 Knoten Fahrt hoch am fast nicht existierenden Wind Richtung Neukaledonien. Das Warten in Luganville auf eine bessere Wettersituation hätte sich wohl noch mindestens 1 Woche hingezogen, also haben wir kurz entschlossen um Freitag neu ausklariert und uns auf die Segelsocken gemacht, Devise: mach‘ mal ein bisschen Süd statt auf DIE Wettersituation zu warten. Was ein bisschen schade ist, weil uns auf diese Weise der Besuch bei den Vögeln und Schlidkröten in Chesterfield und Huon entgehen. Allerdings hörten wir über Funk ,dass zumindest in Huon „Gäste“ derzeit ungern gesehen sind – die französische Coast Guard verscheuchte Anfang der Woche nicht authorisierte Segler. Also alle, denn wer holt schon eine Erlaubnis für Huon ein, wenn das bedeutet, dass man nach Nouméa zum Einklarieren fahren muss… Wir werden mal ergründen, ob die Erlaubnis nicht auch über ein Telefonnummer erteilt wird – es sollte uns wundern, aber Wunder geschehen bekanntlich immer wieder. Übermorgen früh sollten wir am Passe de Havannah stehen – mal gucken was der Mörder-Springzeit-Strom für uns bereit hält. Regnen soll’s auch – aber dafür winken Poisson Cru und Fromage Blanc. Auch mal wieder fein!

Bescheid!

Luganville, 9.11.2013

… zumindest haben wir mal ausklariert, ist ja schon mal was. Und da wir versprochen hatten „Bescheid!“ zu sagen, tun wir’s mal, halbherzig.

Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage sind aber ein bisschen undurchsichtig, Tief vor der australischen Küste am kommenden Wochenende – nix für unsere Ankunft! -, die Abreise hier wird durch schwächelnde Winde erschwert.  Wir ziehen also die Abreise ein bisschen hin, auf dem Weg liegen ja auch noch die Entrecasteaux-Riffe, wo man sich in Huon aufhalten kann und die Chesterfield-Riffe. Beides neukaledonisch, und wir würden gern dort anhalten…

Immer langsam voran.

Ganz schön flach …

Blauer geht's nicht...

Blauer geht’s nicht…

Luganville, 2.11.2013

Schreibt doch einer aus Hamburg:  „… habe gerade Eure Position gegoogelt.  Da stimmt was nicht – Ihr seid in einer Lagune, die man nur mit 1 m Tiefgang erreicht!  Bisschen ungenau…“.. Ganz genau. Unsere Position – wohl eher ungenau die Googlatur.

Nix für Feiglicnge wie mich...

Nix für Feiglicnge wie mich…

Ich gebe zu – ich liebe diese flachen Pässe (was nichts mit Fußball zu tun hat); da geht einem, wo auch immer frau steht, im Bugkorb, auf dem Besan, auf den Granny-Bars, das Herz auf, selbst wenn, wie in diesem Fall, ein freundlicher Geist ein paar Baken gesteckt hat. Oder besser gesagt: es geht mein Dings auf Grundeis – wir haben dann immer ein paar angestrengte Momente, schließlich steuert der Eigner, vertraut teils auf die Elektronik, teils auch nicht, dafür ein bisschen auf meine Handzeichen, und ich vertraue auf meine Augen, ich kann nämlich besser Wasserfarben beurteilen – aber es tut mir immer gut, wenn wir über die Korallen weg sind.

Da wo wir waren – der „Cyclon-Ankerplatz“ vor Oyster Island an der Ostküste von Santo – hat nur ein ganz kurzes Stück solcher nervenaufreibenden Passage, aber es reicht dennoch. Natürlich war die ganze Zeit mindestens 2.50 Wasser. Da sind dann noch reichlich 60 cm (so breit wie ’ne Waschmaschine!) Platz bis es kratzt.

Oyster Blueholefahrt 2Dafür war der Ankerplatz selbst herrlich ungestört. Es gibt zwar ein Resort in der Nähe – Santo ist ein beliebtes Aussie- und Kiwi-Reiseziel – aber die Handvoll Gäste war ziemlich weit weg; dies ist auch der freundliche Geist, der für die Baken gesorgt hat.  Zum Lunch haben wir uns zum Dank dort eingefunden und eine Portion rohen Fisch verspiesen; mit irgendwas muss man ja die Frage nach dem Passwort für den Internetzugang rechtfertigen.
Und dann gab es einen wunderschönen Ausflug zum Blue Hole. Mit Süßwasserschwimmen nach einer langen Dinghyfahrt flussaufwärts, Dschungel pur mit allen Geräuschen, die Vanuatu zu bieten hat, schattig, kühl und klares Wasser. Das gefällt auch den Santo-Fleischrindern, denn die baden höchst genussvoll.

Blauwasser, heute mal süß!

Blauwasser, heute mal süß!

Alles easy also, und auf dem Rückweg haben wir die Tide noch besser getroffen, mit 3 m waren wir dabei – rein optisch war es jedoch immer noch das gleiche „Vergnügen“.
Die Abgeschiedenheit und Ruhe haben wir zu ein bisschen hauswirtschaftlicher Unruhe genutzt, allerlei Reinigungs- und Ordnungsarbeiten für die Australier und ihr Empfangskommittee vorgenommen und den Rumpf geschrubbt. Der ist dieses Mal ein bisschen bewachsener ist als zuvor – erstmalig hatten wir das Anschleifen der Kupferbeschichtung nicht selbst

Oder so. Riffdurchfahrt verpasst!

Oder so. Riffdurchfahrt verpasst!

ausgeführt.  Da muss frau wohl nochmal ran – möglicherweise reicht ein feiner Anschliff unter Wasser, mal schauen.  Alles muss man selber machen!

Und jetzt sind wir zurück in Luganville und fangen langsam an, auf’s Wetter zugucken. Wenn’s losgeht, sagen wir Bescheid!