
Vorsicht! Quarantänesteg!
Bundaberg, 12.12.2013
Nix da: „Ankunft gegen Abend“ stellte sich als „kurz nach Mittag“ heraus, wir mussten sogar noch in die Lunchpause der Marina hinein bremsen…
Alle verantwortlichen Wettergurus hatten nämlich dafür gesorgt, dass entgegen ihren Vorhersagen der Wind mit knapp 15 Knoten durchstand und uns in die Mündung des Burnett River hinein schob. VMR (Voluntary Marine Rescue) Bundaberg nahm uns per Funk in Empfang*, informierte Marina und Customs. und natürlich Joel Kraut, ich schrieb ja davon. Ein bisschen mussten wir hinter verschlossenem Gatter warten, Platz 16 am roten Ponton, aber um 14:30 war er da. Strahlt, schnackt – und horcht uns aus… Unsere Reisegeschichte bitte! Stolz wie Oskar berichten wir von Westafrika und 2 Jahren Südamerika – „oh, that’s great! Fantastic!“ Aber wie er das so sagt, sehe ich es in seinen Augen aufleuchten: Termitenalarm! Und dann geht es los. Ganz systematisch: Pantry zuerst, und dort zunächst mal alle Schweinereien inklusive Gemüsereste einsammeln.

Joel bei der Arbeit
Und schon zückt er seine Instrumente, Spiegel und Taschenlampe. Jede (jede!) Ecke wird abgeleuchtet. „klatsch“ sagen die Hände – was war das? „Eine Motte…“ Hm. Am Couscous sitzt in der geschlossenen Lock&Lock-Dose eine Mehlkäferlarve – „… oh, die sitzt drinnen! Weg damit. Macht nichts!“ Langsam wird mir mulmig – kommt da noch was? Ich hatte vor Tagen tatsächlich eine Tüte mit Arborioreis entsorgt, war aber einigermaßen sicher, dass das alles war. Joel arbeitet sich vor – was er da macht ist Schwerarbeit. Ich wuchte alle Kisten und Segelsäcke aus dem Vorschiff, während Andreas (der hat „Schulter“, der Glückliche!) oben im Cockpit mit Liza von Customs und Immigration scherzt. Alle Polster gehen hoch, alle Bodenbretter, und unter die nicht entfernbaren wird gespiegelt. Es wird hinter die Wegerung geleuchtet – und (haha! des Eigners Revier!) bei den Ölvorräten wird Joel endlich fündig. Nein, keine Termiten, aber eine kleine Gruppe von verzweifelten, hungerleidenden Mehlkäferlarven muss irgendwann mal als Gruppe auf Nahrungssuche gegangen sein. Ihre längst vertrockneten Leichen bezeugen es.
Nach knapp zwei (!) Stunden ist Joel fertig – oh, sagt er, das ging ja schnell. Ihr wart ja auch gut vorbereitet. Schönes Schiff, und ziemlich sauber.

Ei, wo ist denn die Termite??
Liza hat sich zu diesem Zeitpunkt längst verabschiedet, nachdem sie uns großzügig unsere zwar mageren, aber doch über dem Limit liegenden Weinsäcke aus Neukaledonien gelassen hatte. 2,25 l Alkoholika, ganz gleich ob Leichtbier oder Strohrum, sind erlaubt, pro Person. Wir haben 2 x 5 l Rotwein und ein bisschen Wermut und Campari. Nich tzu vergessen eine kleine Flasche Rum, aus Panamà¡. Nein, sagt sie – hellhörig werde ich erst, wenn jemand mit einem „richtigen“ Alkoholvorrat aufwartet.
Unser Urteil: von dieser Gründlichkeit kann sich New Zealand Quarantine eine ziemliche Scheibe abschneiden. Und das Nette: nach optischer Kontrolle dürfen wir alle Vorräte an Mehlen, Nudeln, Reis behalten. Alle Kräutergläser wurden angeschaut – aber keines geht von Bord.
Das war das Check-In in Australien. Aus unserer Sicht. alles halb so schlimm.
Jetzt machen wir Zuckerrohrland unsicher, und da es Zuckerrohrland ist, heben wir einen hiesigen Rum auf die Prozedur. Oder ein Gingerbeer – eine Spezialität der Gegend: zuckersüße Brause.
———————
* – das ist hier alles ziemlich gründlich geregelt, mit stetem An- und Abmelden… à la: “ o.k. – wir nehmen Dich auf’s Log. Wenn Du an Tonne blabla bist, melde Dich bitte bei uns ab und logg Dich bei VRM xyz an…“ Strenge Sitten! ABer: wenn einen unterwegs ein Salzwasserkrokodil gefressen hat, wird wenigstens nach einem gesucht, oder nach dem, was von einem übrig ist. Ich hoffe, wir vergessen nie, das alles zu beherzigen, denn der Ärger nach unnötigen Suchaktionen soll groß sein.