Frohe Weihnachten!

Elbow Point anchorage, Fraser Island, 24.12.2013

Allen freundlichen Leser wünschen wir frohe Weihnachten!
Wir sind heute die 30 Meilen durch die Sandy Straits von Kingfisher Bay zur Südspitze von Fraser Island gelaufen, damit wir morgen pünktlich zum Hochwasser über die Barre raus in den Pazifik flutschen können. Ein instruktives Gespräch mit der Coast Guard Tin Can Bay hat es schon gegeben, mit Wegpunkten und allerlei Tipps zu Zeitpunkt und Tide.
Wird schon klappen – die letzten Pässe waren ja auch nicht so schlecht abgepasst (kann mir mal jemand sagen wie man „getimet“ richtig schreibt? Da muss ich mal orthografisch upgedatet werden! *) Über Nacht werden wir dann die Meilen Richtung Moreton Bay machen, wo wir dann unser Jahresziel erreichen.
Unglaublich: gestern hatte ich auf Facebook Thomas von der SANNY, der sich in Malaysia rumtreibt, und gerade zuvor hatte ich den Standort der WIGWAM gecheckt: kurz vor Kapstadt. Warum ich die erwähne? Na, weil wir Anfang Juni alle zusammen noch am Steg in Noumea gelegen haben. Was sind wir für faule Hunde.
Faul – aber glücklich! Das wünschen wir Euch auch! Genießt ein paar ruhige Tage!

Bis bald – viele herzliche Grüße von den AKKAnauten

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* Danke an die Vela, es heißt „getimed“.

Group 4…

Bundaberg*, 17.12.2013

Liz, "VMR 488" liest den Wetterbericht

Liz, „VMR 488“ liest den Wetterbericht

Der Wind lässt uns nicht raus, oder wir wollen nicht in diesen Wind kreuzen, also warten wir noch ein Weilchen mit der Abreise Richtung Brisbane.  Und gucken uns in dieser aufregenden Gegend um: Zuckerrohr auf plattem Land, wohin man schaut.  Nein! Da! Ein Melonenfeld!  Toll…

Mon Repos - DER Loggerhead-Schildkrötenstrand

Mon Repos – DER Loggerhead-Schildkrötenstrand

Da war der Sonntagsausflug schon ein richtiges Highlight – nicht nur, dass wir bei VMR 488(Voluntary Marine Rescue, ich schrieb davon) vorbeigeschaut haben, mit den „Diensthabenden“ Doug und Liz gequatscht, uns Tipps für das Befahren der Sandy Strait gholt und Tee getrunken haben, nein, wir sind den Küstenweg Richtung Bargara gefahren, bis zum Mon Repos-Strand.  VIel gähnende Leere hinter’m Busch, eine Handvoll Badende vielleicht.  Das Besondere an diesem Strand wurde uns dann gestern Nacht vor Augen geführt:  Mon Repos Turtle Watch war angesagt.  Bis unsere Gruppe 4 aufgerufen wurde – Touristen gibt es deutlich mehr als Schildkrötendamen bei der Eiablage! – dauerte es bis ungefähr 21:30.  Fast-Vollmondnacht, lauer Seewind – und

Frau Loggerhead

Frau Loggerhead

da war sie, diese Panzerspur von der Wasserkante  hinauf zur Hochwassergrenze.  Wir hatten ja schon Leatherbacks in Trinidad gesehen, aber auch die „kleinen“ Loggerheads sind wirklich wert, sich das Schauspiel anzuschauen. Schon der lange Weg den Strand hinauf ist eine schreckliche Mühe für diese 100 kg ungelenke Masse Tier, das Buddeln des Nestes erst recht.  Und dann das Loch mühsam wieder zuschaufeln – um kurz nach 11 war die Dame fertig.  Wir schätzen sie auf etwa 50 Jahre – getaggt wurde sie zum ersten Mal im Jahr 2000, da muss sie um die 30, 35 gewesen sein – und, wie die Ranger per Funkverbindung zum Informationszentrum  feststellen konnten, es ist das erste Mal seit 2006, dass sie wieder an diesen Strand zum Legen kommt. Möglicherweise bzw. sehr wahrscheinlich hat sie sich andere Stründe in der Gegend gesucht.  Nachdem die 120 (genau, wir haben sie gezählt) Eier abgelegt und das Nest schön glatt gestrichen wurde, zog sich Madame zum Wasser zurück – leider hatte sie sich ausgerechnet einen felsigen Abschnitt ausgesucht… Oh, Mann.  WIe man da zwischen die Steine rumpelt.  Arme Schildkröte – arme „Bodengruppe“.  Während sie noch mit den Steinen kämpft ist bei uns oben am Nest „action“. Die Ranger hatten die Idee, dass das nest vielleicht ein bisschen zu dicht an

Ein neues Nest für eine gefährdete Art. Daumendrücken1

Ein neues Nest für eine gefährdete Art. Daumendrücken1

einem potenziellen Sturm- Hochwasserstand liegt, hatten noch während der Ablage etwas höher ein entsprechendes Loch gebuddelt, und so durften wir dann – bitte nicht drehen oder wenden, nicht von einer Hand in die andere legen!  NUR GUCKEN! – 120 Loggerhead-Schildkröteneier „umpflanzen“.  Es geht ans Herz, wirklich, die Vorstellung, dass sich in ein paar Wochen 120 strampelnde Schildkrötchen in tagelanger Arbeit ans Licht wühlen (16 davon gingen auf mein Konto!). Nicht wirklich ans Licht – im Endstadium bleiben sie so lange unter der Oberfläche, bis sich der Sand abkühlt, das ist das Zeichen dass es Nacht geworden ist. Und dann, im Schutze der Dunkelheit schnell zum niedrigsten Horizont rennen: das Meer. Hoffentlich schlafen Hunde, Füchse und Möwen schon!  Ein Fuchs würde gern nicht schlafen – ich wäre gern dabei.  Übrigens: diese Schildkrötendame wird noch 3-4 Mal, im 2-Wochenabstand zur Eiablage kommen. Macht rund 500 Eier. 500 Versuche, eine kleine Loggerheadschildkröte durchzubringen.  Jeder 1.000 Versuch gelingt – der Rest ist für… die Fische. Oder die Orcas. Oder Kalmare. Oder…

Mühsam mehrt sich das Schildkrötchen!

So wollen wir das sehen. In 30 Jahren!

So wollen wir das sehen. In 30 Jahren!

 

 

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*PS – eigentlich sind wir ja gar nicht in Bundaberg… WIr sind in der Bundaberg Port Marina, und die liegt in Burnett Heads…

Gingerbeer and Rhum

Vorsicht! Quarantänesteg!

Vorsicht! Quarantänesteg!

Bundaberg, 12.12.2013

Nix da:  „Ankunft gegen Abend“ stellte sich als  „kurz nach Mittag“ heraus, wir mussten sogar noch in die Lunchpause der Marina hinein bremsen…
Alle verantwortlichen Wettergurus hatten nämlich dafür gesorgt, dass entgegen ihren Vorhersagen der Wind mit knapp 15 Knoten durchstand und uns in die Mündung des Burnett River hinein schob.  VMR (Voluntary Marine Rescue) Bundaberg nahm uns per Funk in Empfang*, informierte Marina und Customs. und natürlich Joel Kraut, ich schrieb ja davon.  Ein bisschen mussten wir hinter verschlossenem Gatter warten, Platz 16 am roten Ponton, aber um 14:30 war er da.  Strahlt, schnackt – und horcht uns aus…  Unsere Reisegeschichte bitte!  Stolz wie Oskar berichten wir von Westafrika und 2 Jahren Südamerika – „oh, that’s great! Fantastic!“  Aber wie er das so sagt, sehe ich es in seinen Augen aufleuchten: Termitenalarm! Und dann geht es los.  Ganz systematisch: Pantry zuerst, und dort zunächst mal alle Schweinereien inklusive Gemüsereste einsammeln.

Joel bei der Arbeit

Joel bei der Arbeit

Und schon zückt er seine Instrumente, Spiegel und Taschenlampe. Jede (jede!) Ecke wird abgeleuchtet. „klatsch“ sagen die Hände – was war das?  „Eine Motte…“ Hm. Am Couscous sitzt in der geschlossenen Lock&Lock-Dose eine Mehlkäferlarve – „… oh, die sitzt drinnen!  Weg damit. Macht nichts!“  Langsam wird mir mulmig – kommt da noch was? Ich hatte vor Tagen tatsächlich eine Tüte mit Arborioreis entsorgt, war aber einigermaßen sicher, dass das alles war.  Joel arbeitet sich vor – was er da macht ist Schwerarbeit.  Ich wuchte alle Kisten und Segelsäcke aus dem Vorschiff, während Andreas (der hat „Schulter“, der Glückliche!) oben im Cockpit mit Liza von Customs und Immigration scherzt.  Alle Polster gehen hoch, alle Bodenbretter, und unter die nicht entfernbaren wird gespiegelt. Es wird hinter die Wegerung geleuchtet – und (haha! des Eigners Revier!) bei den Ölvorräten wird Joel endlich fündig.  Nein, keine Termiten, aber eine kleine Gruppe von verzweifelten, hungerleidenden Mehlkäferlarven muss irgendwann mal als Gruppe auf Nahrungssuche gegangen sein. Ihre längst vertrockneten Leichen bezeugen es.
Nach knapp zwei (!) Stunden ist Joel fertig – oh, sagt er, das ging ja schnell. Ihr wart ja auch gut vorbereitet.  Schönes Schiff, und ziemlich sauber.

Ei, wo ist denn die Termite??

Ei, wo ist denn die Termite??

Liza hat sich zu diesem Zeitpunkt längst verabschiedet, nachdem sie uns großzügig unsere zwar mageren, aber doch über dem Limit liegenden Weinsäcke aus Neukaledonien gelassen hatte.  2,25 l Alkoholika, ganz gleich ob Leichtbier oder Strohrum, sind erlaubt, pro Person. Wir haben 2 x 5 l Rotwein und ein bisschen Wermut und Campari. Nich tzu vergessen eine kleine Flasche Rum, aus Panamà¡.  Nein, sagt sie – hellhörig werde ich erst, wenn jemand mit einem „richtigen“ Alkoholvorrat aufwartet.

Unser Urteil: von dieser Gründlichkeit  kann sich New Zealand Quarantine eine ziemliche Scheibe abschneiden. Und das Nette: nach optischer Kontrolle dürfen wir alle Vorräte an Mehlen, Nudeln, Reis behalten. Alle Kräutergläser wurden angeschaut – aber keines geht von Bord.

Das war das Check-In in Australien.  Aus unserer Sicht. alles halb so schlimm.
Jetzt machen wir Zuckerrohrland unsicher, und da es Zuckerrohrland ist, heben wir einen hiesigen Rum auf die Prozedur. Oder ein Gingerbeer – eine Spezialität der Gegend: zuckersüße Brause.

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* – das ist hier alles ziemlich gründlich geregelt, mit stetem An- und Abmelden… à  la: “ o.k. – wir nehmen Dich auf’s Log. Wenn Du an Tonne blabla  bist, melde Dich bitte bei uns ab und logg Dich bei VRM xyz an…“  Strenge Sitten!  ABer: wenn einen unterwegs ein Salzwasserkrokodil gefressen hat, wird wenigstens nach einem gesucht, oder nach dem, was von einem übrig ist. Ich hoffe, wir vergessen nie, das alles zu beherzigen, denn der Ärger nach unnötigen Suchaktionen soll groß sein.

… noch ’n Kontinent

24 Grad 21 Süd – 153 Grad 08 Ost, 11.12.2013

Gerade ist die AKKA auf’s australische Kontinentalschelf geklettert, das Echolot schnackte von unendlich auf 200 m, und nun, 2 Meilen danach, sind es nur noch 20m und die Nordtonne an der Einfahrt zur Hervey Bay liegt querab. Spannend im Dunklen – man fragt sich im finsteren Teil von Halbmondnächten dann schon, ob da nicht vielleicht böser Strom steht oder vielleicht eine ordentliche Welle. Alles Fehlanzeige. Der Himmel im Nordosten färbt sich bereits orange, die Sonne wird nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Leer, das kann man sagen, ist es hier nach so vielen begegnungsarmen Monaten im weiten Pazifik nicht mehr: diverse Frachter und Tanker, die die australische Küste rauf und runter nudeln, machten die letzte Nachtwache spannend.
Völlig albern eigentlich: früher hat man beim Rundumblick je nach Sichtverhältnissen einen Quer-/Auf-/Gegenkommer vielleicht auf 5, 6 Meilen sehen können – heute beschäftigt man sich schon ein Stündchen vor der Begegnung mit dem „closest point of approach“ und dem Begegnungszeitpunkt, alles dank AIS, eine schöne Einrichtung und so kurzweilig! Und noch schöner zu sehen, wenn ein dicker Pott für uns den Kurs wechselt. Ganz knapp – 1 Grad, 2 Grad, gerade so dass es „passt“ – machen sie das, die freundlichen Kollegen von der Berufsschifffahrt; das kommt, weil wir ja selbst eine AIS-Position senden – eine äußerst günstige Konstellation für funk-schüchterne Schipperinnen, denn früher hätte man die Schiffe angerufen, nach ihren Absichten gefragt und ob sie einen „auf dem Schirm“ haben. Heute gegen Abend werden wir in Bundaberg sein – dann kommt die große Zoll- und Quarantine-Arie, auf die wir gespannt sind; Joel Kraut freut sich schon, hat er geschrieben. Worauf bloß? Auf die auch unter den Bodenbrettern gewischte AKKA? Wahrscheinlich. Leider ist nur punktuell gewischt: nämlich da, wo ich gestern zur Frühstückszeit einen Milchkaffeeregen veranstaltet hatte. Aufwischen bedeutete das Aufschrauben eines Bodenbrettes, wegen möglicher Entwicklung von Käseduft… Ganz dringend hätten wir das nicht gebraucht, aber man lernt ja nicht aus: die Alu-Caffettiera ist natürlich kopflastig und haut, wenn man sie geschickt positioniert, im Seegang auch gleich noch die bereits gefüllten Kaffeebecher mit „ins Publikum“. Schöne Schweinerei. A propos Schweinerei… wir müssen noch Schinken vernichten. Schwein darf nämlich gar nicht nach Australien. Das wird ein üppiges Frühstück. Mit neuem Versuch: Kaffeekochen ohne Schweinerei, dafür ein bisschen Schweineschinken an reichlich Spiegelei. Eier gehen nämlich auch nicht… Cooking the food does not help, heißt es. Also auch kein Kuchenbacken.

… und tschuess…

Ilot Maitre, 4.12.2013

Dass es nun noch so lange dauert, hätte ja wirklich niemand gedacht: gestern schrieb der freundliche Joel Kraut aus Australien, wann wir denn nun endlich ankommen.  WIll sagen: Customs und Joel Kraut als Vertreter der Quarantine trommeln schon mit den Fingern.

Das Abschiedskommittee dreht ab.

Das Abschiedskommittee dreht ab.

Also sagen wir jetzt tschüss, Noumea – und zum Abschied kam heute auch noch eine Schildkröte zur AKKA, die sich noch einmal extra verabschieden wollte.  Isse nich‘ nett?
Wir rechnen mit 6 Tagen, es fängt ein bisschen schlapp an, um nach einigem Wind in der Mitte wieder schlapp aufzuhören. Klingt nicht gar so schlecht.

Positionsberichte gibt es von unterwegs – und dann bis dann!