Schnurrbart und andere Probleme

Scarborough, 17.1.2014

Jaa. Ich gebe es zu, mir fällt nx ein.

Heiner fragte neulich, ob es langweilig sei in Australien – also, weder ist Australien langweilig, noch ist es uns langweilig, aber es ist alltäglich!
Leute, denen es langweilig ist, klagen ja gern – und damit wir mal in den Chor der Problemhaber einstimmen können, hier unsere Problemliste .

Zu allererst: Mitchell Johnson hat sich den Schnurrbart abrasiert, und so fürchten die Australier nun um den Erfolg beim Cricketspiel gegen England!  Schlimm! Ob wir mal zum Cricket müssen? Wahrscheinlich. Falsch machen kann man da nichts: man schaut nur gelegentlich dem Spiel zu, das sich ohnehin lang hinstreckt und freut sich auf die ausgedehnten Teepausen der Spieler!  Klingt lustig (diese Kenntnisse habe ich von Herrn Bryson).

2. Wir mussten Passfotos machen lassen.  So richtig geeignet ist die Infrastruktur in Redcliffe nicht dafür, also stratzen wir in die Poststelle im Kippa-Ring-Shopping Centre, und nehmen schweißüberströmt, wie wir sind (es ist warm und wir tun was für die Kondition auf dem Radl…) die einzige Möglichkeit wahr, die diese mittelgroße Shopping-Mall dazu bietet, eben im PostShop. Problem: einen schönen Mann kann bekanntlich nichts entstellen und Andreas‘ Bilder sehen auch wirklich gut aus, aber die Schipperin….  Nicht genug damit, dass ich aussehe, wie aus dem Bett gefallen und außerdem die volle Wahrheit über ein 61-järiges Gesicht gut ausgeleuchtet dargestellt wird – nein, ich muss gemäß australischen Vorschriften auch noch die Brille abnehmen. Man  könnte sagen: ein Nacktfoto mit schweißglänzenden Tränensäcken.  Ein Trauma!

3. Das ALDI-Rätsel.  Wie kann Essen so vergleichweise billig sein? Warum schippert man französisches Soda-Blubberwasser um die Welt, und deutsche Lebkuchen? Deutsches Weihnachtsgebäck jetzt im Sonderangebot – Ihr ahnt, was es derzeit zum Nachmittagskaffee gibt! Und… wie konnten die Brüder Albrecht mit diesem Angebot zu den reichsten Männern in der Republik aufsteigen!? Macht es die Masse? Oder der ganze Schrott?   Im Ernst, wir haben uns gestern erstmalig unter die – vorwiegend älteren, des Rätsels nächster Teil… – Kunden des großen ALDI-Marktes an der ANZAC-Avenue gemischt, gleich neben o.a. Kippa-Ring-Centre.  Es ist wirklich, wie uns schon Heike von der VICTORIA sagte: „…der Korb ist voller als wenn man bei WOOLWORTH oder COLES einkauft…“  Wir sind baff – und wundern uns über die Organisation: „Ordnung“ gibt es nur in Maßen, die Produktgruppen sind fein säuberlich über den ganzen Laden verteilt, so dass man versucht ist, überall mal zu gucken. Ist das des Gewinn-Rätsels Lösung?

4. Telefonie.   Fast hätten sie uns dazu gebracht, ein neues, smartes Telefon zu erwerben! Das SIM-StarterPack der TELSTRA; das ich für bessere Erreichbarkeit hier erworben hatte, wollte aus unerklärlichen Gründen mit keinem unserer Telefone spielen, und so marschierte ich zur TELSTRA-Filiale (Kippa Ring, Ihr seht: alles da!). Dort hieß es dann, dass die TELSTRA die Netze umgestellt habe, und in den Ballungsgebieten nur noch 3G/4G bzw. NextG anbiete, Vodafone halte das genau so. Mit erstauntem Blick auf unsere Schlichttelefone (ohne – ohne! – Kamera und in Andreas‘ Fall noch aus dem Dienstauto von anno tuck): „… da hilft nur ein neues Telefon!“  Ich bin „verzweifelt“ und weine dem jungen Mann meinen Unglauben vor, aber es hilft nichts.  Neues Telefon.  Ich kann’s nicht fassen – meines ist doch erst 3 Jahre alt, ein Billigheimer von 2° in Neuseeland… Ich watze schon mal zum „Dicken Schmidt“ (Dick Smith, MediaMarkt für Aussies, quasi), um die Angebote zu checken, wir trinken einen Kaffee im Food Court, räsonnieren, ob es sich lohnt ein SmartPhone zu erwerben… Aber: hier im Zentrum funktioniert mein Telefon plötzlich.  Also, geht doch!  Und wirklich, auch in der Marina loggt es sich ein  – und ein Blick ins Netz, auf die Abdeckungskarte der TELSTRA, enthüllt, dass es überall 2G-Verbindungen gibt.  Ich stecke ab sofort Telefonverkäufer generell in die Schublade, in der sich schon meine geliebten VODAFONE-Vertreter aufhalten:  Verkaufsgeile Dummbätze!

Wie?  Wolltet Ihr alles gar nicht wissen?  Aber das ist der Alltag!  Radreparatur, Einkaufstouren, Auspuff schweißen (lassen).

Bis bald!

Happy New Year und all das!

Brisbane River. Pelikane...

Brisbane River. Pelikane…

Scarborough, 4.1.2014

Schwitz. Hier ist es nicht nur warm, sondern es wird einem auch noch Feuer unterm Hintern gemacht, dass es doch langsam mal vorbei sein könnte mit der AKKAnautenweihnacht.

Ein glückliches Neues Jahr also in alle RIchtungen!

Danke für den Hinweis – ja, menno, ich war schon dabei, einen Blogeintrag zu schreiben!  Aber es doch so warm…  Man kommt mit dem Wassertrinken gar nicht nach.  Und dann hat man auch immer zu tun:

Scarborough Marina ist eigentlich ziemlich am Arxx der Welt, man muss – wenn man nicht in „Morgan’s Seafood Take-Away und Fischmarkt“ Meeresfrüchte und dergleichen besorgen will – auf’s Rad steigen und 5, 6, 7 Kilometer strampeln, um einen der Supermärkte zu erreichen. Was ich gleich tun werde, denn es ist 10 Uhr am Vormittag, und seit gestern ist es wirklich grottenheiß. Zwar weht der Wind, aber ein heißer Wind ist eher wie ein Haar- oder Schleimhauttrockner, das hilft nicht wirklich.  Es kann nur heißer werden, insofern muss es gleich sein.*

Brisbane - im Park, am Fluss brandet das Sommerleben!

Brisbane – im Park, am Fluss brandet das Sommerleben!

Gestern war etwas Besonderes angesagt, nämlich Stadtbummel. In „Brizzie“, Brisbane, und der stellte sich, wenn man von den abgelatschten Füßen absieht, als erfreulicher heraus als nach unserer ersten Brisbane-Erfahrung vom (ha! Neujahrsklippe umschifft!) vorletzten Jahr.  Wir waren nicht nur bei Whitworths, dem Bootsausrüster, zu Fuß natürlich (siehe oben, abgelatschte Füße), sondern auch auf der South Bank, dem Südufer des Brisbane River, wo sich dieser Tage die halbe Stadt des Sommerlebens erfreut.  Sehr schöne (finde ich) Betongebäude für allerlei Theater- und Musikveranstaltungen, Museen etc., und das Trockendock von 1880 möchte ich auch noch näher angucken.  Doch, es ist eine interessante Stadt!

Wooloongabba. Schöne alte Runderneuerungsanstalt: Es gibt auch Betonleichen aus den 70ern...

Wooloongabba. Schöne alte Runderneuerungsfabrik: Es gibt aber auch Betonleichen aus den 70ern…

Zum Beispiel wurde anschaulich gemacht, von was für einer Art Stadtwohnung der Mensch träumen kann. Woolloongabba.  Ein eher abgewirtschafteter Bezirk am Rande der City und eine sehr „großzügige“  Straßenkreuzungs-landschaft, Häuser aus den (?!) 60ern (à  la Pater Brown : hübsch hässlich ham Sie’s hier!), ein verwitterndes altes Gummi-Produktionsgebäude von Moreton Rubber.

Oben pfui, und unten… niedlich! Ein kurzes Stück der Logan Road: kleine Läden, das Café für das Frühstück vor der Nase, ein Geigenmacher hat sich eingenistet, der Fahrradhändler bietet, was das Herz begehrt, und mit zweimal lang Hinschlagen sitzt man im Bus in die Stadt (wenn man nicht laufen will. Wir wollten nicht… mehr).

Das sind keine grünen Gardinen!  Das ist Wasser!

Das sind keine grünen Gardinen! Das ist Wasser!

 Aber das Beste, das hat Andreas entdeckt… „Guck mal, da oben…“  Ich fall um. Auf dem Dach, so ungefähr im 7. Stock, glitzert es türkis-grünlich durch die Scheiben. Ein Swimmingpool! Unbedingt merken, falls wir mal eine Altenwohnung suchen – andere Rentner stützen ihre Ellbogen auf die Fensterbank, mit Kissen natürlich, während ich dort oben Rollwende mit Verkehrs-beobachtung kombinieren könnte.

Aber auch sonst galt es zu gucken und zu staunen.

Der Handel mit Lifestyle. Kaffeeverkauf als Designaufgabe

Der Handel mit Lifestyle. Kaffeeverkauf als Designaufgabe

Ein Nespresso-Shop (ein Nespresso-Heiligtum!) hatten wir, die wir ja auch Smartphones nur von Weitem kennen, noch nie gesehen, und da fällt dem niedersächsichen Landei schon der Unterkiefer runter, auch wenn George Clooney gestern offensichtlich dienstfrei hatte.  Schicki-Micki-Jungs in dezenten, anthrazitfarbenen 3-Teilern mit weinroter Krawatte versuchen, dem kaffeesüchtigen Kunden an Aluminiummüll anzudrehen, was geht, und in dem Alumüll ist Kaffee verpackt, das Kilo für 100 Dollar.  Da kommt man ja doch ein bisschen ins Grübeln, bei aller Faszination für ’s Ambiente. Nein – wir haben weder Kapseln noch Maschinen erworben. Unsere stählerne Caffettiera tut’s!

Brisbane Playhouse. Vielleicht sind es auch nur Hitze und Sonne, die Beton für mich "schön" machen.

Brisbane Playhouse. Vielleicht sind es auch nur Hitze und Sonne, die Beton für mich „schön“ machen.

Zurück zum Alltag. Wir sind jetzt mit einer „GoCard“ bewaffnet, die wir auch schon routiniert einsetzen: man besteigt Bus/Fähre/Zug der Wahl, loggt sich mit der Karte, die man mit einem bestimmten Betrag „geladen“ hat, ein und fährt zum Ziel – nächste Woche zum Beispiel mal Sunbrellastoff in Beenleigh kaufen, Logan = IKEA wird am Wege liegen (andere Segler berichten immer davon, dass sie bei LIDL einkaufen, da müssen wir mal was in dieser Richtung beisteuern!). Das Schöne am Busfahren ist aber, dass man beim Aussteigen nicht nur das Guthaben auf der Karte angezeigt kriegt (wir hatten uns die knappe Stunde Fahrt dauernd gefragt, wie man das wohl heraus bekommt), sondern man wird vom Fahrer im Rückspiegel beim Aussteigen und Ausloggen beobachtet – und das quittiert der Fahrgast mit einem freundlichen Winken, und die allermeisten rufen: „Thanks, mate!“
Mag ja sein, dass es in Europa jetzt auch solch schnieke elektronische Fahrkarten gibt, aber ich glaube, dass ein deutscher Busfahrer sich wohl von einem Abschiedsgruß vergackeiert fühlen würde. Oder?  Müsste man in Berlin mal probieren:  „… mit den Fahrrad nich‘ in’n ersten Wagen!“.

Roter Kontinent, roter Himmel...

Roter Kontinent, roter Himmel…

Jetzt setzt der Abendwind ein, will sagen: es pfeift in den Wanten – wenn Sie mal schauen wollen: Wolkendrama gibt es hier öfter mal!  Und schön warm ist es immer noch, dazu riecht es leicht nach Buschbrand.

Drum zum Abschluss noch ein Wasserbild, denn unsere Kollegen, die Quallen, dürfen den ganzen Tag baden.

Ja, ja, mit PICASA auf Kontrast gebracht - aber sie sind einfach wunderschön!

… Beneidenswert! Und wirklich schön!

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*  Nix war mit „gleich losfahren“.  Wir haben lieber die Mittagshitze gewählt!