Phóooo

Zum Saigon Inn? Hier geht's rein... und dann noch 200 m Zick-Zack!

Zum Saigon Inn? Hier geht’s rein… und dann noch 200 m Zick-Zack!

Saigon, 22.2.2014

Phooooo (AKKAnautenenglisch-vietnamesich für: puuh!). Genau. Anstrengende Stadt, dieses Saigon. Und es gibt Phò, an allen Ecken – das ist die National-Nudelsuppe mit allerlei Kräutern, Sprossen und Rindfleisch. Und mit Krabben. Letzteres zum Beispiel heute irgendwo in den Tiefen um die alte Chinatown, Mittagrast auf der Bürgersteigkante mit Bürotätern, Familien, was alles so vorbeigerattert kommt – wir kamen zu Fuß vorbei, haben es aber mangels Sprachkenntnissen nicht vermocht, ein schlichtes Wasser zu bestellen und haben uns dann auf „tea“ geeinigt. Und so kam dann die vom Eigner als rindfleischhaltig bestellte Suppe (er hat sich beim Deuten fast die Finger verbrannt!) mit Krabben und Rindfleisch.  Ganz kurz könnte man das Problem so darstellen: in den kommenden 5 Wochen kriegen wir sprachlich kein Bein an die Erde, auch mal eine interessante Variante. Beispiel: Meine Lieblingsfrucht hier ist die Pomelo.  Wer jetzt kommt und sagt, dass die „buoi“ heißt, hat nur halb recht… Jeder einzelne Buchstabe einen hat Akzent, und was dabei phonetisch rauskommen sollte, kommt jedenfalls bei mit nicht aus der Kehle. Irgendwas im Rachen sollte man hier schon haben, und immer alles schön stimmlos.

Aber wo wir schon beim Mund sind – was da hinein soll, ist ansonsten unbeschreiblich köstlich!  Meistens jedenfalls. Warum die Damen an den Hunde-Grillstationen so böse geguckt haben, als wir das Angebot fotografieren wollten, entzieht sich unserer Kenntnis…
Doch, doch, es gibt allerlei, was vielleicht nicht auf Anhieb für westliche Gaumen gedacht ist, und so richtig Lust auf Schnecken und Muscheln macht der Blick über den schlammigen Mekong auch nicht gerade, aber sonst…  fabelhafte Küche.

Saigon bei Nacht. Das Gleiche wie bei Tag: Motos!

Saigon bei Nacht. Das Gleiche wie bei Tag: Motos!

Schon am ersten Abend hatten wir uns einen kulinarischen und optischen Vorgeschmack geholt, unser „Hostelier“ schickte uns zum Quon Ngongh, dem „BBQ-Garden“ nahe dem Unabhängigkeitspalast. Nach einem langen Spaziergang durch hammerharten Verkehr und den wunderbar und wundersam belebten Park – Massensport ist absolut in! – landeten wir an einem kleinen Tisch, in dessen Mitte ein Grillfeuer für uns entzündet wurde, auf dem wir verschiedene Sorten Gemüse und geschnetzelten Rindfleisches brutzeln durften. Das Publikum angenehm gemischt; ja, klar – viele Touristen, deren reichliche Scharen wir hier vermehren, aber auch reichlich vietnamesische Bürger aus der wahrscheinlich wohlhabenderen Ecke.  Das war ein netter Absacker nach dem langen Flug- und Wartegeschehen, und wir – siehe hammerharter Verkehr – konnten schon mal einen Blick darauf werfen, was am Mittwoch geschehen sollte…
Ich hatte schon von Australien aus eine Tour gebucht – irgendwie muss man sich ja an einen solchen Stadtmoloch annähern, wenn man nur 4 Tage Zeit hat – und deswegen standen am Mittwoch um 08:45, pünktlich wie die Maurer, Herr Ut und Herr Hoa vor der Tür.  Mit Motos. Ein Australier, Adam, betreibt hier seit einiger Zeit ein kleines Tourbüro, speziell für geführte Spaziergänge durch Saigon , für Fototouren und eben das, was er „Urban Kaos Moto Tour“ nennt.

... und wir mittendrin!

… und wir mittendrin!

Die erste Probe auf’s Exempel wird gleich in der Hotelgasse geliefert, schließlich wohnen wir nicht gerade an einer der Haupteinfallstraßen. Wer einem entgegenkommenden Moto hier ausweichen will, muss darauf achten, nicht rücklings in den buddhistischen Opferschrein in Nachbars Wohnzimmer zu treten.  Nach ein paar Zickzacks durch den „phuong“ (der Weg zum Hostel war schon zu Fuß nicht ganz einfach zu finden!) ist man dann aber schon auf der Hauptstraße, und die Mischung aus Abenteuer und Wahnsinn geht los.  Man könnte das Verkehrsprinzip als „… basst scho’…“ bezeichnen (kleine Hommage an die fränggische KASSIOPEIA!). Sich umschauen tut man eher nicht – lediglich der Hintermann schaut, was der

Spaß muss sein!

Spaß muss sein!

Vordermann tut, und „Vordermann“ ist auch der, der aus einer der Seitengassen schießt, wahlweise aus dem Moto-Shop, dem Imbissladen oder aus der eigenen Küche. Das Gros der Motos fährt ungefähr in eine Richtung, aber wer gedacht hat, es gibt keine Gegenkommer, hat sich geschnitten:  es gibt immer ein paar, die sich auf der falschen Seite den Bordstein entlangfädeln.  Diese Situation ist für den frisch eingetroffenen Fußgänger eine rechte Herausforderung, denn wer hier bremst, hat

Moto statt AKKA

Moto statt AKKA

verloren, und wer verliert schon gern. Für dusselige Besucher jedebfalls nicht. Also heißt es, als Fußgänger jede erdenkliche Lücke zu nutzen, auch dem Strom der Motos entgegenzulaufen und sich die rettende, gegenüberliegende Seite im Slalom zu erkämpfen.  Eines allerdings hilft dabei: die Saigoner reagieren auf jedes Hindernis mit einem Schlenker (nach hinten: Kettenreaktion).  Der Tourist zu Fuß hat also eine Chance!
Aber – wir saßen ja hinten auf so einem Gewinner-Mobil.  Die ersten paar Kilometer hält man sich noch fest, aber wenn man sich erst mal so angeschaut hat, was da alles transportiert wird, wer da alles auf derm Roller hockt, wird man schon ein bisschen lockerer. Beeindruckend: die Hochschwangere im Damensitz (auf dem Weg zur Entbindung?!). Die Familienkutsche, ein 5-Sitzer mit Eltern, zwei Schulkindern und einem Säugling – Andreas lässt dazu fragen, warum man die Oma zu Hause gelassen habe.
Und wir mittendrin.  Her Ut und Herr Hoa steuern uns über breite Ausfallstraßen, über Mekongbrücken, schreien uns durch’s Gewühl ins Ohr, dass „diese Hochhäuser vor 7 Jahren auf Reisfeldern errichtet“ wurden etc.  Wir schlenkern durch Marktgassen, wo man aufpassen muss, keine der Fisch-Schüsseln mit den Füßen umzustoßen. Muscheln, gebündelte Frösche, Gemüseberge.  Es ist atemberaubend in jedweder Hinsicht. Am späten Vormittag machen wir Halt. In einer Siedlung von Flußhäusern – Buden?! – lebt Herr Hoa mit seiner Familie. Seine Frau betreibt zur Straße hin eine kleine Garküche für die Büros, die immer näher an die alten Hütten heranrücken.  Wir werden nach hinten in den Wohnbereich gebeten, und was wir da sehen, macht schon einen Kloß in der verwöhnten Europäerkehle.  Wenn man das Bild auf’s Geringste reduzieren will: von unten steigt bei Hochwasser der Fluss bedrohlich unter die Bretterdielen, und bei Regen tropft es von oben durch’s morsche Blechdach.

Vietnam-Kaffee

Vietnam-Kaffee

Während uns Herrn Hoas Frau einen vietnamesischen Kaffee bereitet, schwatzen wir mit unseren beiden Moto-Helden über Familienbedingungen, und als wir vor der Tür (auf der Straße) sitzen, beschließen wir, auch den nächsten Tag auf dem Motorücksitz zu verbringen, dieses Mal am „Veranstalter“ vorbei. Die beiden freuen sich ein Bein ab, und wir auch.  Wir drehen noch lange Runden, schauen ein bisschen Kolonialgeschichte an und auch die modernen Viertel, in denen man Saigon gern Singapore-Verhältnissen annähern möchte, völlig sauber, weiträumig, luftig.  Stellenweise kann man sich das vorstellen – aber nur stellenweise!

Unsere beiden Moto-Helden: Herr Hoa und Herr Ut

Unsere beiden Moto-Helden: Herr Hoa und Herr Ut

Als uns die beiden gegen 2 Uhr  am Museum für Kriegs-Überbleibsel abkippen, sind wir ganz schön platt. Vom Motositzen, von den vielen Eindrücken.  Die beiden haben sich ihr gutes Trinkgeld wirklich verdient.
Gesamturteil: Urban Kaos Tour ist  der Einstieg in das Thema „Saigon“.

Und demnächst in diesem Theater: Landausflug mit Vietcong-Geschichten!

Ein Gedanke zu „Phóooo

  1. Toll zu lesen, aber wohl nix für mich als Feierabend-Autisten!
    Hoffentlich wurden die Helme vorher entlaust 🙂
    Viele Grüße
    Homa

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