Touri-Tour

Zwischen Cairns und Port Douglas, 28.6.2014

Im Epiphytenrausch

Im Epiphytenrausch

Stippvisiten erlauben ja nur wenige Highlights, enes war gestern. Oder sogar zwei:  zunächst das Besorgen der jährlichen „Lebensbescheinigung“ für den aushäusigen Pensionär, dieses Mal im schicken Büro der deutschen Honorarkonsulin in Cairns, aber so high war dieses light nun nicht. Nicht wie in Nouméa – keine Tahitiperlen um kernige Männerhälse, keine deutsche Flagge, die den ramponierten Tresor mit den Dienstsiegeln schamhaft verhüllte.  Nicht mal ein Gauck an der Wand, nur ein kurzes Fußballgespräch, und selbst dem konnten wir nicht so recht folgen.  Aber den Stempel, den haben wir! Die Rente ist sicher; hat Norbert Blüm schon immer gesagt.
Abends dann warmer Entenbrustsalat und fish&chips mit Frank und Bine von der ENOLA, das war eine ehrliche Freude.  Die genossen ihre Abwesenheit vom neuseeländischen Winter sichtlich, schließlich sitzt man in Cairns auch winters am Abend im Straßenlokal.  Gut, echte Kiwis sitzen immer draußen, barfuß und in kurzen Hosen, aber bis dahin haben die Enolaner noch ein Stück Anpassungsarbeit vor sich.  Schön war es jedenfalls, Seglerpläne mit Kiwi-Landlubber-to-be-Plänen abzugleichen!

Stahl und Holz -  ganz viele Brücken!

Stahl und Holz – ganz viele Brücken!

Unser wahres Cairns-Touristenhighlight fing am Bahnhof an, denn außer der Küstenlinie nach Brisbane (und darüber hinaus) gibt es eine historische Linie, die früher das Minenstädtchen Herberton mit dem Hafen verbunden hat, und die haben wir bestiegen.  Die Bahn zockelt heute nur noch bis Kuranda.  Unzählige Tunnel hat man (mit Hacke und Schaufel) in die Berge gegraben, teilweise wurden die Arbeiter an Seilen von Felsen abgelassen, um die Bahntrasse in den Berg zu hauen.  Unnötig zu sagen, dass dabei – Ende des 19. Jahrhunderts – nicht wenige umkamen, durch Unfällen, Schlangenbisse, Malaria.  Was dabei herauskam ist eine sehenswerte Bahnstrecke, mit besagten Tunneln, in denen heutzutage der Dieselmief durch die geöffneten Fenster hereinweht und einem eine Idee gibt, wie das wohl zu Zeiten der Dampflok war. Mit so engen Kurven, dass man Lok und Zugende fast mit einem Blick erfasst. Mit zahllosen Brücken, von denen man tief hinab ins Grün-Gün-Grün schaut.  In der Ferne immer mal wieder die Coral Sea.  Schön, und eine atemberaubende Konstruktion!

Wald und Wasser

Wald und Wasser

Kuranda selbst ist eine klasse Touristenattraktion, was wir zunächst mal gar nicht mitgekriegt haben, weil wir nicht der Hammelherde vom Bahnhof in den Ort folgten sondern uns Richtung Barron River bewegten und von dort 3 km durch den „Dschungel“ marschierten – ein wirklich lohnender Gang. durch ein Stück Weltnaturerbe „Regenwald“.  Gegen Ende kamen uns tatsächlich ein paar Touristen entgegen, ansonsten ist das Interesse an Eukalyptus, Palmen und Rauschebächen wohl nicht so dolle – wohingegen sich Frau Fuchs im Epiphytenrausch befand…

Selbst am Ortseingang fühlten wir uns bemüßigt, vor dem verdienten Mittagsbrot links statt – Hammelherde! – rechts abzubiegen und noch schnell den „Gifttierzoo“ anzuschauen. Bedauerlich, bedauerlich so ein Zoobesuch – aber irgendwie

Schlangenbändiger mit Mini-Python

Schlangenbändiger mit Mini-Python

doch auch interessant, denn lebende Taipane, Brown Snakes und Todesottern kriegt man sonst nicht zu sehen.  Taranteln hatten wir schon in freier Wildbahn in Venezuela, und Skorpione muss ich nicht unbedingt auf der Handfläche tragen. Bush cockroaches waren interessant – und ungiftig.  Ei, doch, es war interessant, auch wenn dieses schale Zoo-Gefühl überwog.
Dann aber!  Rein ins Gewühl.  Du liebe Güte – deswegen werden alle die Leute den Berg hinauf gekarrt.  Und wieso gehen die nicht mal in den Wald?  Ach, na klar, weil man auf diesen Märkten und Basaren so wundervollen Chinaschrott kaufen kann, falsche Borkenmalerei, Windspiele aus gläsernen Würfelquallen, nachgemachte Didgeridoos und Bumerangs im Zehnerpack.  Es war ein bisschen wie Hahndorf bei Adelaide!  Nur schlimmer.

Rückfahrt um 14:30 – dazu hatten wir uns die „Skyrail“ gebucht – man kann entweder mit dem Zug zurück, einen Bus nehmen oder mit der Gondelbahn über dem (nicht ganz urigen, sondern teilweise wieder aufgeforsteten) Urwald zu Tal schweben. Nicht wirklich sensationell (die Sensation in der Kabine waren wir, die Langfahrtsegler, die den Melbournians einen vom Pferd erzählten konnten), aber doch sehenswert, weil man den Blick über die endlos grüne – und nicht rote! – Weite der Berglandschaft Nordqueenslands schweifen lassen kann.
An der Talstation noch einmal eine Souvenirattacke, dann Bus und AKKA.  Ein Touristentag in Cairns!
Wem der Sinn nach abenteuerlicheren Dingen steht, dem möchte ich heute mal einen Seglerblog auf Abwegen empfehlen: Lop To  / Kerstin und Helmut schreiben wunderbare Sachen von ihrer Landreise durch Südostasien!

Jaa, jaa, jaa…

Cairns, 26.6.2014

Jahaa!  Es wird Zeit mal wieder was zu bloggen.  Gelegenheit dazu ist heute, denn es trübt sich ein, und vor uns hat gerade ein neuer Katamaran geankert, den wir noch im Auge behalten müssen: auch unsere Ankerkette hat sich in der ersten Nacht rätselhaft „gestreckt“.  Wir haben es hier mit Wind und Tide zu tun – und mit dem Fluss, in dem wir ankern.  Landausflug verschoben – während ich mir hier Märchen ausdenke, plant Andreas den weiteren Verlauf der Reise.  Auch dazu wird es Zeit: weiter nach Norden zu rücken – allerdings dauert es doch noch den einen oder anderen Tag, morgen reisen nämlich die ENOLAner aus Whangarei an, die eine Campingreise vorhaben und sich mit uns zum noch zu definierenden Abendessen verabredet haben. Wer hätte gedacht, dass wir uns auf unserer Reise noch einmal treffen…  Es macht mich, mal ganz nebenbei bemerkt, ein bisschen nachdenklich/melancholisch, dass wir uns aus dem Pazifik zurückziehen.  Es ist das Syndrom, das ich bei anderen Seglern beobachtet und über das ich gern gelacht habe: das „Oh nein! Noch immer die halbe Welt vor uns!“-Syndrom, ich bin vom Gegenteil befallen, der „oh, nein – wir sind auf dem Rückweg!“-Neurose.  Von Heimweg will ich gar nicht sprechen. Ganz im Gegensatz zur Wigwam übrigens, die mit 7-Meilenstiefeln den Atlantik hinauf marschiert. Vor gut einem Jahr haben wir „tschüss“ gewunken, in Nouméa.  Schaut selbst wo sie sind
Aber wat mutt, dat mutt, und das gilt auch für AKKA. Von hier aus sind es noch 450 Meilen „as the crow/kakadu/pelican flies“ bis zum Cape York und in den Indischen Ozean hinein; wir werden uns die Strecke in ein paar Häppchen aufteilen.  Ich las zum Beispiel gerade bei einem anderen Schiff von einem Ankerplatz, den wir auch ins Auge gefasst hatten: „… idyllisch, aber nicht zum Anlandgehen. Unser erstes Krokodil. 5 Meter, am Strand“.  Da müssen wir hin, auch wenn wir die rote Laterne haben, was den Zug der Yachten Richtung Indonesien betrifft. Ein holländisches Schwesterschiff, die GIGGLES, ist gestern hier abgereist, aber tröstlicherweise liegt hinter uns die MOET, die das gleiche Ziel hat. Dennoch ist der restliche Weg überschaubar, ab Cape York sind es noch 800 (+) Meilen nach Darwin.

Unsere Stippvisitentour entlang der Queenslandküste hatten wir zuletzt in Cid Harbour unterbrochen – da wäre schon ein Blogbeitrag angesagt gewesen; Arbeitstitel „Die Niederlage „.  Also gut:
Whitsunday Island. Vom Ankerplatz sind es nur wenige Minuten bis an einen kleinen Strand, wo zwei Wanderwege durch den nationalpark-geschützen Wald starten: zur Dugong Bay („…nehmen Sie sich eine Stunde, leicht!“) und zum Whitsunday Peak („Schwierig!  4 Stunden…“)  Also, soo schwierig kann ein Waldspaziergang nicht sein, sagt der Eigner, und nach einer Weile, die ich hinter ihm her keuche, sprintet er los. Ich marschiere gemächlich weiter, vertreibe mir die Zeit, indem ich mein Smartphone anschmeiße, schließlich erwartet frau bessere Empfangsbedingungen, je höher sie steigt, und es gilt, vorsichtigen Kontakt mit der Australischen Einwanderungsbehörde aufzunehmen: unsere Visa laufen aus, und wir möchten wissen, ob, wie und wo wir die verlängern können.  Das Verfahren „Behördenanrufe“ scheint global gleich zu sein: „…für xy drücken Sie die 1…“  Während ich 1, 4 ,5 , 1 und nochmals die 1 drücke, stapfe ich den Erdpfad hinauf und umsteige – Nationalparkgelände! Naturbelassen… – das eine oder andere Holzbruchhindernis.  Gut, dass ich mittlerweile weiß, wie man den Lautsprecher des neuen Telefones aktiviert, so kann ich balancieren und es geht mit jazzigen Klängen durch’s Gehölz. Zwei ältere Männer kommen mir entgegen: „oh, not too far, not difficult!  30 minutes or so“.  Der zweite raunt mir im vorbeisteigen zu: „… von wegen.  Glitschig und steil!“ und hechelt demonstrativ. Das ist der mit dem Schmerbauch, natürlich.  Das Telefon macht „tüdelü, schwa-bap-di-duu“ – immer unterbrochen von interessanten Ansagen wie „… wenn sie weitere Informationen benötigen, gehen Sie auf unsere Website!“ (nicht unter diesen Umständen!). „Sie benötigen für das Gespräch mit uns dringend die Referenznummer und ihre Passdaten!“ (alles an der Frau, auch im Walde); „…für Familienzusammenführung…“ (nö.),  „… wollen Sie studieren?!“ (neienn!).  Als ich „…checken Sie Ihre Visadaten auf unser vevo-Seite“ das vierte Mal höre, wird die Stimme kratzig. 30 Minuten sind mindestens verstrichen, ich habe keine Ahnung, wie weit ich bergauf vorgedrungen bin, aber hier oben kann der Empfang eigentlich ja nur besser werden… „beeeep“ sagt das Telefon.  Keine Netzabdeckung.  Aha, ich bin auf der felsigen Abseite des Gipfels angekommen, wahrscheinlich genau über der AKKA, die auch schlechten Telefonempfang bietet. Jetzt kommt wohl der glitschig-steile Teil.  Muss ich das?! Muss ich nicht.  Ich lasse mich nieder, lasse mir vom Telefon den GPS-Standort anzeigen (richtig geraten, knapp unter dem Gipfel), da knackt es im Unterholz: „… oh, Du bist ja weit gekommen! Von hier sind es nur noch 10 Minuten!“.  Der fröhlich-sportliche Pensionär von der AKKA auf dem Abstieg. Und stolz ist er auch noch: „… ich bin da richtig rauf gerannt!“ Tja, wo ist meine Kondition geblieben?!  Wir steigen gemeinsam ab und räsonnieren – wieder einmal! – darüber, wie man sich körperliche Fitness an Bord einer Segelyacht erhält.  Nicht mal das seit kurzem in Mode gekommene Dauer-Anreißen des kleinen Dinghymotors ist dazu geeignet: wir haben unsere Startpilotflasche wiedergefunden.  Sprühen, reißen, fertig.
Das war sie, meine Niederlage.

Den Abend verbringen wir in freundlicher Runde auf einem Nachbarschiff, freuen uns auf unseren Muskelkater (dazu ist es gleich, wie weit man gekommen ist!) und beeindrucken Australier mit den vielen Dingen, die wir schon in ihrem Heimatland gesehen und erlebt haben; „richtige“ Australier, wohlgemerkt, die lange im Outback gelebt haben, „da wo nichts selbstverständlich ist“.  Na, also.  Das baut die niedergeschlagene Psyche wieder auf.
Und macht stark für „Dugong Bay, allow 1 hour, easy“.  Na gut – das war wirklich easy, wenn man erst mal die Abbruchkante über dem Wasser erklommen hat.  Lohn für diesen Trainingsgang ist ein Gespräch mit den Rangern, die den abgelegenen Campingplatz an der Bay versorgen. Über Naturschutz, Dugongs und Krokodile.  Ja, genau, auch hier. „… aber der tut nichts!  der bleibt in den Mangroven und hat es nur auf Fische abgesehen…“  – und will wahrscheinlich nur spielen, oder?! Wir wissen Bescheid.  Vorsicht walten lassen.  Wir kürzen den abschließenden Strandspaziergang deutlich ab.

Der Folgetag sieht uns an einer Mooring vor Black Island, in Sichtweite zum Hayman Island Resort. Solch eine Position wird strategisch immer wichtiger:  Resort = Mobilfunkmast = Internetempfang; und das ist gut so, denn so können wir das Wetter der nächsten Tage aus allen Perspektiven beäugen – und entscheiden uns am frühen Morgen für „Frühstück auf See“. Spontane Abreise nach Cairns. 54 Stunden später fällt der Anker ins Flussbett. Und eine Premiere war zu verzeichnen. Wir hatten in erstaunlich-erschreckendem Abstand zu Küste… na, was wohl? Internetzugang.

Von Null auf Kaffee in 60 Minuten

Cid Harbour, 16.6.2014

Nett war es in der Keppel Bay Marina; wir konnten – dank kostenfreiem Marina-Auto – in Yeppoon einkaufen, wir haben uns zweimal von der besonders guten Küche des Marinarestaurants verwöhnen lassen, und Freundschaft mit einem Wegelagerer geschlossen, der auf einer benachbarten Motoryacht lebt (auch diese Marina ist überwiegend von Australiern bevölkert, die auf Dauer an Bord wohnen!) . Dem Wegelagerer haben wir den Namen „General Patt’n“ gegeben, ein Schäferhund-Bullterrier-Mischling, der sich immer „patten“ ließ, wann immer man vorbei kam.  Es sei denn, er hatte gerade mal mit Möwenerschrecken zu tun, sein zweitliebstes Ding.  Alles sehr heimelig, aber am Freitag stellte sich Reisewetter ein.

Frühe Abreise – 32 Stunden später liefen wir am Sonnabend bei gemischtem Wetter in Scawfell ein, einer kleinen Insel mit einem tiefen Einschnitt, der einem Vulkankrater nicht unähnlich ist. Hier sollte man gut übernachten können. Denkt man so. War aber nicht so!  Der hohe Kraterrand bietet wieder einmal einen perfekten Fallböenverstärker.  Um 20 Uhr fragt der von der Passage etwas übernächtigte Eigner: „… Ankerwache?! “ Ankerwache.  Draußen bläst es in Böen bis zu 30 Knoten und das an einem Ankerplatz, den wir nicht kennen und der einen Tidenhub von 5 m hat… Der Segelführer sagt „… good holding“, und dennoch brauchten wir zwei Versuche bis der Anker hielt – da reicht uns der Ankeralarm vom Plotter nicht wirklich.  Richtige „Wache“ ist es nicht, aber während einer schläft, liest und döst der/die andere, und darum darf der Schläfer sich die Mickeymäuse aufsetzen, die das Geheule der Fallböen zuverlässig ausschalten.  Gegen Mitternacht wird es etwas weniger – ab und zu guckt man mal aus dem Luk und checkt die eigene Position gegenüber den anderen Ankerliegern, denn es haben sich noch 2 Motoryachten, ein kleiner Wharram-Katamaran und eine ebenso kleine Sloop eingefunden, alle diverse 100 m von einander entfernt; eigentlich sollte man bei Vollmond gute Sicht haben, aber gegen die dicke Wolkendecke kommt er nicht an, der Mond.  Um 1 geht der Ankeralarm los, das erzeugt immer einen kurzen Adrenalinschub, bis der Blick auf den Plotter bestätigt, dass sich AKKA nicht vom Ankerpunkt entfernt, sondern sich in einer Winddrehung aus der Warndistanz hinaus bewegt hat.  Gut, das lässt sich schnell nachregeln – aber trotzdem ist es eine „mit halbem Ohr draußen“-Nacht, die man auf dem Salonsofa verbringt, und als es hell wird, sieht noch immer alles grau und wenig verlockend aus. Aufbruch. Frühstück auf See. Wir fahren weiter!

Und siehe da, es klart ein bisschen auf, es wird ein schöner Segeltag zum Kennedy-Sound.  Zum Nachmittagsritual-Kaffee sind wir vor Shaw Island.  DIe Bucht meilenweit, die Berge nicht so steil, und außer zwei Motoryachten trudelt abends nur noch die kleine Sloop vom Vortag ein und legt sich – wie gestern – ziemlich dicht unter Land.  Wir fallen früh um, denn wie allseits bekannt spielt es überhaupt keine Rolle, ob man 1, 3 oder 10 Nächte durchsegelt, denn „durch den Wind“ ist man so oder so; oder nein, vielleicht geht’s ab 3 Nächten dann doch besser, man gewöhnt sich an die Wachrhythmen.

Dann bricht der Montag im Kennedy Sound an.  Die AKKAnauten wälzen sich aus dem Bett – nach einem herrlich erholsamen, langen Nachtschlaf – das  musste jetzt sein.

Frühstückszeit. Kaffeewasser aufsetzen – dabei fällt der Blick aus dem Fenster: „… der kleine Segler ist schon weg!“.  Nein, sagt Andreas, der hat sich nur nach achtern verholt…  Hat er das?!  Hat er nicht!  In einem merkwürdigen Winkel zum Wind treibt das Boot buchtauswärts.  Was tun? Erst mal funken, der Eigner meint allerdings:  „… wenn er schlafen wollte, ist die Funke aus!“, aber man kann’s ja mal versuchen.  Erfolglos, natürlich.  Da bleibt nur eines: „Operation Frühstück“ unterbrechen, ankerauf gehen, Segler wecken.  Hm… Es bläst so beträchtlich wie es strömt – will sagen: die AKKAnase zum Aufholen in Linie mit der Ankerkette zu halten ist ein mühsames Spiel.  Natürlich springt in dieser Situation erstmalig in meiner Karriere als anchorwoman die Kette aus dem Bugbeschlag. Ausrichten gegen Wind und Strom, Kette heben und auf die Rolle hieven… gut Ding will Weile haben!  Zwischendurch immer mal Blicke nach achtern, zum Segelfreund – keine Crew in Sicht. Dann kommt unser Haken hoch, schwer beladen mit Schlick. Auf Richtung Lindeman Island, die Sloop wird zusehends kleiner und da wartet ein Flach…  Wir sind vielleicht auf 200 m ran, da bewegt sich was an Deck – das war wohl ein Fall von Tiefschlaf. Der ältere Herr Einhandsegler beginnt gerade, im Schneckentempo seinen slipenden Anker hochzuholen.  Wir drehen eine Ehrenrunde um ihn herum. Alles klar?! Alles Klar!  Danke.
Wir laufen zurück zum alten Ankerplatz und machen es uns noch für ein ausgiebiges Frühstück gemütlich.
Von Null auf Kaffee  in 60 Minuten – das hält frisch!

Unsere Theorie:  der Einhandsegler ist bei Ebbe eingelaufen, hat geankert und nur so viel Kette gegeben, wie es der relativ niederige Wasserstand erfordert. Und dann ist er schlafen gegangen, wahrscheinlich ebenso übernachtigt wie wir – bei 4m (und mehr)  Tidenhub kann das, wie man sieht, ins Auge gehen.  Rein rechnerisch: Ebb-Wasserstand 4 Meter . Gerade kleine Boote geizen gern mit der“Mindestkettenlänge“ , das macht in diesem Fall 12 m… Steigt der Wasserstand bei Flut auf 8 oder 9 Meter, dann sind die 12 m Kettelänge so gut wie nichts.  Dumm gelaufen, aber gut gegangen!

Gegen 10 ist unsere Frühstücksitzung beendet, und wir brechen Richtung Drent Channel auf, ab 13 Uhr soll der Tidenstrom in unserer Richtung setzen. Was er dann auch tut.
Wir liegen im „Cid Harbour“ im Whitsunday Archipel – viele Australier hier! Morgen ist Landausflug in den Nationalpark angesagt!

Einfach tierisch

Das Kormoran-Klo...

Mooloolaba: Das Kormoran-Klo… günstige Kackpositionen: Masttopp und Salinge!

Rosslyn Bay, 8.6. 2014

Nicht Aufregendes zu berichten von und auf der AKKA!

Wir hatten eine mittelmäßig angenehme Fahrt, von Donnerstag (ganz) früh bis zum Sonnabendnachmittag, von Mooloolaba nach Great Keppel Island. Ein klein wenig mühsam war es, denn der Wind war eher dünne und dann noch, wie man so sagt, „auf den Arsch“, das mag AKKA nicht so; sprich: Motorsegeln war zumindest zeitweise angesagt.  Grundsätzlich mögen wir das nicht so sehr, aber ab heute Nacht soll es anfangen zu pusten, und dann auch noch ordentlich – dazu bis zu 5 m Welle, das ist starker Tobak, also war uns an einer pünkltichen Ankuft gelegen.  Und das schlechte Wetter bedingt wiederum, sich ein Schlufploch suchen zu müssen – davon gibt es in der Gegend zwar einige wenige, nur leider sind die dann mit enormen Tidenströmen beaufschlagt, und wer weiß, ob sich am südlichen Ende von Port Clinton tatsächlich ein freier Ankerplatz befunden hätte. Also haben wir uns nochmals in einer Marina eingemietet – in der Keppel Bay Marina.  Während es hier ab morgen bläst, können wir zumindest das Schiff verlassen, ein paar Einkäufe tätigen, Reste wegbasteln…

AKKA und das Krokodil...

AKKA und das Krokodil…

Aber spannend ist eine Marina auch so… An jedem Steg hängt ein großes Schild:  Unter keinen Umständen baden oder sich aus sonstigen Gründen ins Wasser begeben. Nicht danach suchen!  Und sich, falls es zur unglücklichen Begegnung kommt, sich nicht annähern…  Nach was suchen?!  Naja, hier wurde letzte Woche ein Salzwasserkrokodil gesichtet, sicheres Zeichen dafür, dass wir nun wirklich im tropischen Queensland angekommen sind.  Na, toll.
Ein ganz kleines bisschen nervt die Viecherei hier wirklich.  Australier sparen nicht mit schönen Geschichten wie der von der „Eastern Brown Snake“, nach dem Taipan der zweitgiftigsten Schlange hierzulande, die irgendwo im nördlichen Queensland auf einer Yacht zugestiegen war und erst weit weit im Süden entdeckt wurde. Selbst unser Segelführer von Alan Lucas („Cruising the Coral Coast“)  berichtet, dass der Autor mal zwei Tage an Deck geblieben ist, weil unten so ein Vieh hauste…  Nein, will ich nicht!  Also fahren wir nicht in die Flüsse rein und schon gar nicht, wenn es eine Flut gab oder dei Farmer die Zuckerrohrfelder abbrennen, dann ist nämlich Panik bei der versammelten Gifttiergemeinde angesagt, und bis zu einem Ankerplatz kann schlange leicht mal schwimmen.
Ein weiteres Ding sind die immer wiederkehrenden, ausdrücklichen Warnungen vor giftigen Quallen.  Ich habe mir für den Eventualfall einer „Wasserung“ Leggings gekauft und werde mich mit langärmeligem Shirt und Schuhen bewaffnen.  Wer hätte gedacht, dass ich in tropischen Gewässern mal gern auf’s Schwimmen verzichten würde.  Es sei denn, es sei denn… ich finde noch ein Stinger Suit, einen Quallen-Schutzanzug, wunderbar körpernah und elegant, aus Lycra. In Mooloolaba hatte ich herumgefragt, aber dort haben die Läden solche Sachen nicht:  „… nö, brauchen wir hier nicht!“.  Aber ich! Gegen zwei nette Exemplare von so genannten „Stingern“, zum einen Chironex fleckeri, eine mittelgroße Erscheinung mit vielen, bis 3m langen Tentakeln – die würde man ja vielleicht noch sehen. An Badestränden spannt man dagegen Schutznetze auf, die allerdings bei der nächsten Spezies wenig nützen: daumennagel groß, mit nur vier kurzen Tentakeln an den vier Ecken und durchaus in der Lage, die Netze zu durchdringen:  gestatten?! Carukia Barnesi, oder auch Irukandjy.  Meine Abneigung ist vergleichsweise groß, da helfen auch keine Beteuerungen, dass die Quallen derzeit in Winterferien sind.

Laternenpfahlhocker

Laternenpfahlhocker in Scarborough

Da wenden wir uns doch lieber wieder den anderen Viechern zu. Pelikane und so.  Außer dass sie im Sitzen ein bisschen dumm aus der Wäsche schauen, sind Pelikane bewunderungswürdige Gleitsegler, da können AKKAnauten stundenlang  zuschauen.

Moololaba - der Guanofelsen

Moololaba – der Guanofelsen

 Schön auch die Kormorane, die einen offensichtlich aufgegebenen Segler in Mooloolaba peu à  peu in einen Guanofelsen verwandeln. Und dann gab der erste Buckelwal der Saison eine „guck‘ mal wie schön ich mich auf den Rücken knallen lassen kann!“-Show als AKKA sich am Freitag am Riff nördlich von Fraser Island entlang hangelt.  Delfine hatte es auch – ich denke, die netten Tiere sind doch in der Überzahl.  Selbst wenn unser Haus-Gecko seit einiger Zeit nicht mehr gesichtet wurde. Ob der in Scarborough ausgestiegen ist?  Schade drum.

Gute Nacht, John-Boy! Gute Nacht Mary Ellen...

Gute Nacht, John-Boy! Gute Nacht, Mary Ellen…

Jetzt warten wir ab, was der Windsack für die nächsten Tage für uns bereit hält, und dann melden wir uns, passenderweise nach dem Pfingstfest, in Bälde aus den Whitsunday Islands.

PS:  den heutigen „Queens Birthday“ werden wir feierlich mit einem Steakessen im Marina-Restaurant begehen.
Der Besitzer betreibt wohl auch eine Rinderfarm…

 

... so viel zur  Wirkung von Plastikeulen als Vogelschreck...

… so viel zur Wirkung von Plastikeulen als Vogelschreck…

Mooloolaba

1.6.2014

Pünktlich zum Monatsbeginn haben wir es geschafft!  Wir sind aus der Marina raus und haben einen harten Segeltag hinter uns. Heute früh war noch nicht ganz klar: sollen wir? Oder lieber nicht?  Bei dem Wetter?  DIe Diagnose war: morgen wird es auch nicht viel besser schlecht, heute kein Wind aus Nordost, morgen eher aus West.

So sind wir dann fröhlich in die Flaute reingetuckert – den Wassermacher, der jetzt 5 Monate geruht hat, hat’s gefreut. Wir konnten sogar eine Stunde segeln (Regel: wenn man sich fragt, was die Sloop 2 Meilen vor einem da macht – Segel wegpacken nämlich – dann ist man auch bald dran. Ausgepustet)  Egal, wir liegen knappe 40 Meilen weiter nördlich, mitten in der Stadt, was sehr lustig ist, weil man mit dem Dinghy zum Supermarkt kariolen kann. Schicke Feriendomizile umringen uns von allen Seiten, natürlich alles mit Bootsanleger.  Und als wäre es „Programm“: im ersten Ankunftshafen einer Segelsaison liegt die ZENITUDE. 2013 in Nouméa, dieses Jahr halt in Mooloolaba. Nächstes Jahr müsste es – Alphabet rückwärts – Langkawi sein…
Mal gucken, was Oscar und Graziella zu erzählen haben.

Wir schleichen dann demnächst weiter.