Cairns, 26.6.2014
Jahaa! Es wird Zeit mal wieder was zu bloggen. Gelegenheit dazu ist heute, denn es trübt sich ein, und vor uns hat gerade ein neuer Katamaran geankert, den wir noch im Auge behalten müssen: auch unsere Ankerkette hat sich in der ersten Nacht rätselhaft „gestreckt“. Wir haben es hier mit Wind und Tide zu tun – und mit dem Fluss, in dem wir ankern. Landausflug verschoben – während ich mir hier Märchen ausdenke, plant Andreas den weiteren Verlauf der Reise. Auch dazu wird es Zeit: weiter nach Norden zu rücken – allerdings dauert es doch noch den einen oder anderen Tag, morgen reisen nämlich die ENOLAner aus Whangarei an, die eine Campingreise vorhaben und sich mit uns zum noch zu definierenden Abendessen verabredet haben. Wer hätte gedacht, dass wir uns auf unserer Reise noch einmal treffen… Es macht mich, mal ganz nebenbei bemerkt, ein bisschen nachdenklich/melancholisch, dass wir uns aus dem Pazifik zurückziehen. Es ist das Syndrom, das ich bei anderen Seglern beobachtet und über das ich gern gelacht habe: das „Oh nein! Noch immer die halbe Welt vor uns!“-Syndrom, ich bin vom Gegenteil befallen, der „oh, nein – wir sind auf dem Rückweg!“-Neurose. Von Heimweg will ich gar nicht sprechen. Ganz im Gegensatz zur Wigwam übrigens, die mit 7-Meilenstiefeln den Atlantik hinauf marschiert. Vor gut einem Jahr haben wir „tschüss“ gewunken, in Nouméa. Schaut selbst wo sie sind…
Aber wat mutt, dat mutt, und das gilt auch für AKKA. Von hier aus sind es noch 450 Meilen „as the crow/kakadu/pelican flies“ bis zum Cape York und in den Indischen Ozean hinein; wir werden uns die Strecke in ein paar Häppchen aufteilen. Ich las zum Beispiel gerade bei einem anderen Schiff von einem Ankerplatz, den wir auch ins Auge gefasst hatten: „… idyllisch, aber nicht zum Anlandgehen. Unser erstes Krokodil. 5 Meter, am Strand“. Da müssen wir hin, auch wenn wir die rote Laterne haben, was den Zug der Yachten Richtung Indonesien betrifft. Ein holländisches Schwesterschiff, die GIGGLES, ist gestern hier abgereist, aber tröstlicherweise liegt hinter uns die MOET, die das gleiche Ziel hat. Dennoch ist der restliche Weg überschaubar, ab Cape York sind es noch 800 (+) Meilen nach Darwin.
Unsere Stippvisitentour entlang der Queenslandküste hatten wir zuletzt in Cid Harbour unterbrochen – da wäre schon ein Blogbeitrag angesagt gewesen; Arbeitstitel „Die Niederlage „. Also gut:
Whitsunday Island. Vom Ankerplatz sind es nur wenige Minuten bis an einen kleinen Strand, wo zwei Wanderwege durch den nationalpark-geschützen Wald starten: zur Dugong Bay („…nehmen Sie sich eine Stunde, leicht!“) und zum Whitsunday Peak („Schwierig! 4 Stunden…“) Also, soo schwierig kann ein Waldspaziergang nicht sein, sagt der Eigner, und nach einer Weile, die ich hinter ihm her keuche, sprintet er los. Ich marschiere gemächlich weiter, vertreibe mir die Zeit, indem ich mein Smartphone anschmeiße, schließlich erwartet frau bessere Empfangsbedingungen, je höher sie steigt, und es gilt, vorsichtigen Kontakt mit der Australischen Einwanderungsbehörde aufzunehmen: unsere Visa laufen aus, und wir möchten wissen, ob, wie und wo wir die verlängern können. Das Verfahren „Behördenanrufe“ scheint global gleich zu sein: „…für xy drücken Sie die 1…“ Während ich 1, 4 ,5 , 1 und nochmals die 1 drücke, stapfe ich den Erdpfad hinauf und umsteige – Nationalparkgelände! Naturbelassen… – das eine oder andere Holzbruchhindernis. Gut, dass ich mittlerweile weiß, wie man den Lautsprecher des neuen Telefones aktiviert, so kann ich balancieren und es geht mit jazzigen Klängen durch’s Gehölz. Zwei ältere Männer kommen mir entgegen: „oh, not too far, not difficult! 30 minutes or so“. Der zweite raunt mir im vorbeisteigen zu: „… von wegen. Glitschig und steil!“ und hechelt demonstrativ. Das ist der mit dem Schmerbauch, natürlich. Das Telefon macht „tüdelü, schwa-bap-di-duu“ – immer unterbrochen von interessanten Ansagen wie „… wenn sie weitere Informationen benötigen, gehen Sie auf unsere Website!“ (nicht unter diesen Umständen!). „Sie benötigen für das Gespräch mit uns dringend die Referenznummer und ihre Passdaten!“ (alles an der Frau, auch im Walde); „…für Familienzusammenführung…“ (nö.), „… wollen Sie studieren?!“ (neienn!). Als ich „…checken Sie Ihre Visadaten auf unser vevo-Seite“ das vierte Mal höre, wird die Stimme kratzig. 30 Minuten sind mindestens verstrichen, ich habe keine Ahnung, wie weit ich bergauf vorgedrungen bin, aber hier oben kann der Empfang eigentlich ja nur besser werden… „beeeep“ sagt das Telefon. Keine Netzabdeckung. Aha, ich bin auf der felsigen Abseite des Gipfels angekommen, wahrscheinlich genau über der AKKA, die auch schlechten Telefonempfang bietet. Jetzt kommt wohl der glitschig-steile Teil. Muss ich das?! Muss ich nicht. Ich lasse mich nieder, lasse mir vom Telefon den GPS-Standort anzeigen (richtig geraten, knapp unter dem Gipfel), da knackt es im Unterholz: „… oh, Du bist ja weit gekommen! Von hier sind es nur noch 10 Minuten!“. Der fröhlich-sportliche Pensionär von der AKKA auf dem Abstieg. Und stolz ist er auch noch: „… ich bin da richtig rauf gerannt!“ Tja, wo ist meine Kondition geblieben?! Wir steigen gemeinsam ab und räsonnieren – wieder einmal! – darüber, wie man sich körperliche Fitness an Bord einer Segelyacht erhält. Nicht mal das seit kurzem in Mode gekommene Dauer-Anreißen des kleinen Dinghymotors ist dazu geeignet: wir haben unsere Startpilotflasche wiedergefunden. Sprühen, reißen, fertig.
Das war sie, meine Niederlage.
Den Abend verbringen wir in freundlicher Runde auf einem Nachbarschiff, freuen uns auf unseren Muskelkater (dazu ist es gleich, wie weit man gekommen ist!) und beeindrucken Australier mit den vielen Dingen, die wir schon in ihrem Heimatland gesehen und erlebt haben; „richtige“ Australier, wohlgemerkt, die lange im Outback gelebt haben, „da wo nichts selbstverständlich ist“. Na, also. Das baut die niedergeschlagene Psyche wieder auf.
Und macht stark für „Dugong Bay, allow 1 hour, easy“. Na gut – das war wirklich easy, wenn man erst mal die Abbruchkante über dem Wasser erklommen hat. Lohn für diesen Trainingsgang ist ein Gespräch mit den Rangern, die den abgelegenen Campingplatz an der Bay versorgen. Über Naturschutz, Dugongs und Krokodile. Ja, genau, auch hier. „… aber der tut nichts! der bleibt in den Mangroven und hat es nur auf Fische abgesehen…“ – und will wahrscheinlich nur spielen, oder?! Wir wissen Bescheid. Vorsicht walten lassen. Wir kürzen den abschließenden Strandspaziergang deutlich ab.
Der Folgetag sieht uns an einer Mooring vor Black Island, in Sichtweite zum Hayman Island Resort. Solch eine Position wird strategisch immer wichtiger: Resort = Mobilfunkmast = Internetempfang; und das ist gut so, denn so können wir das Wetter der nächsten Tage aus allen Perspektiven beäugen – und entscheiden uns am frühen Morgen für „Frühstück auf See“. Spontane Abreise nach Cairns. 54 Stunden später fällt der Anker ins Flussbett. Und eine Premiere war zu verzeichnen. Wir hatten in erstaunlich-erschreckendem Abstand zu Küste… na, was wohl? Internetzugang.
…och, zum Thema ankern auf dem Weg zum Cape York haetten wir auch noch einiges beizutragen. Solltet ihr den Cruising Guide ‚Ken’s Achorages‘ an Bord haben, der ist in etwa so Sinnvoll fuer Euch wie das Telefonbuch von Gelsenkirchen. Oder sagen wir mal so, wenn man dort ankert, wo Ken NICHT geankert hat, dann hilft er….
Herzlichst aus Laos, die Lop To’s
Und vielen Dank fuer den Link 🙂
ohh was habe ich wieder gelacht! ich liiiiebe euren blog!! grüße aus den yasawas!
ps: seid ihr eigentlich die yasawas mal gesegelt? wir folgen nämlich gerade einem open cpn track einer akka, den wir von unbekannten seglern bekommen haben..