Touri-Tour

Zwischen Cairns und Port Douglas, 28.6.2014

Im Epiphytenrausch

Im Epiphytenrausch

Stippvisiten erlauben ja nur wenige Highlights, enes war gestern. Oder sogar zwei:  zunächst das Besorgen der jährlichen „Lebensbescheinigung“ für den aushäusigen Pensionär, dieses Mal im schicken Büro der deutschen Honorarkonsulin in Cairns, aber so high war dieses light nun nicht. Nicht wie in Nouméa – keine Tahitiperlen um kernige Männerhälse, keine deutsche Flagge, die den ramponierten Tresor mit den Dienstsiegeln schamhaft verhüllte.  Nicht mal ein Gauck an der Wand, nur ein kurzes Fußballgespräch, und selbst dem konnten wir nicht so recht folgen.  Aber den Stempel, den haben wir! Die Rente ist sicher; hat Norbert Blüm schon immer gesagt.
Abends dann warmer Entenbrustsalat und fish&chips mit Frank und Bine von der ENOLA, das war eine ehrliche Freude.  Die genossen ihre Abwesenheit vom neuseeländischen Winter sichtlich, schließlich sitzt man in Cairns auch winters am Abend im Straßenlokal.  Gut, echte Kiwis sitzen immer draußen, barfuß und in kurzen Hosen, aber bis dahin haben die Enolaner noch ein Stück Anpassungsarbeit vor sich.  Schön war es jedenfalls, Seglerpläne mit Kiwi-Landlubber-to-be-Plänen abzugleichen!

Stahl und Holz -  ganz viele Brücken!

Stahl und Holz – ganz viele Brücken!

Unser wahres Cairns-Touristenhighlight fing am Bahnhof an, denn außer der Küstenlinie nach Brisbane (und darüber hinaus) gibt es eine historische Linie, die früher das Minenstädtchen Herberton mit dem Hafen verbunden hat, und die haben wir bestiegen.  Die Bahn zockelt heute nur noch bis Kuranda.  Unzählige Tunnel hat man (mit Hacke und Schaufel) in die Berge gegraben, teilweise wurden die Arbeiter an Seilen von Felsen abgelassen, um die Bahntrasse in den Berg zu hauen.  Unnötig zu sagen, dass dabei – Ende des 19. Jahrhunderts – nicht wenige umkamen, durch Unfällen, Schlangenbisse, Malaria.  Was dabei herauskam ist eine sehenswerte Bahnstrecke, mit besagten Tunneln, in denen heutzutage der Dieselmief durch die geöffneten Fenster hereinweht und einem eine Idee gibt, wie das wohl zu Zeiten der Dampflok war. Mit so engen Kurven, dass man Lok und Zugende fast mit einem Blick erfasst. Mit zahllosen Brücken, von denen man tief hinab ins Grün-Gün-Grün schaut.  In der Ferne immer mal wieder die Coral Sea.  Schön, und eine atemberaubende Konstruktion!

Wald und Wasser

Wald und Wasser

Kuranda selbst ist eine klasse Touristenattraktion, was wir zunächst mal gar nicht mitgekriegt haben, weil wir nicht der Hammelherde vom Bahnhof in den Ort folgten sondern uns Richtung Barron River bewegten und von dort 3 km durch den „Dschungel“ marschierten – ein wirklich lohnender Gang. durch ein Stück Weltnaturerbe „Regenwald“.  Gegen Ende kamen uns tatsächlich ein paar Touristen entgegen, ansonsten ist das Interesse an Eukalyptus, Palmen und Rauschebächen wohl nicht so dolle – wohingegen sich Frau Fuchs im Epiphytenrausch befand…

Selbst am Ortseingang fühlten wir uns bemüßigt, vor dem verdienten Mittagsbrot links statt – Hammelherde! – rechts abzubiegen und noch schnell den „Gifttierzoo“ anzuschauen. Bedauerlich, bedauerlich so ein Zoobesuch – aber irgendwie

Schlangenbändiger mit Mini-Python

Schlangenbändiger mit Mini-Python

doch auch interessant, denn lebende Taipane, Brown Snakes und Todesottern kriegt man sonst nicht zu sehen.  Taranteln hatten wir schon in freier Wildbahn in Venezuela, und Skorpione muss ich nicht unbedingt auf der Handfläche tragen. Bush cockroaches waren interessant – und ungiftig.  Ei, doch, es war interessant, auch wenn dieses schale Zoo-Gefühl überwog.
Dann aber!  Rein ins Gewühl.  Du liebe Güte – deswegen werden alle die Leute den Berg hinauf gekarrt.  Und wieso gehen die nicht mal in den Wald?  Ach, na klar, weil man auf diesen Märkten und Basaren so wundervollen Chinaschrott kaufen kann, falsche Borkenmalerei, Windspiele aus gläsernen Würfelquallen, nachgemachte Didgeridoos und Bumerangs im Zehnerpack.  Es war ein bisschen wie Hahndorf bei Adelaide!  Nur schlimmer.

Rückfahrt um 14:30 – dazu hatten wir uns die „Skyrail“ gebucht – man kann entweder mit dem Zug zurück, einen Bus nehmen oder mit der Gondelbahn über dem (nicht ganz urigen, sondern teilweise wieder aufgeforsteten) Urwald zu Tal schweben. Nicht wirklich sensationell (die Sensation in der Kabine waren wir, die Langfahrtsegler, die den Melbournians einen vom Pferd erzählten konnten), aber doch sehenswert, weil man den Blick über die endlos grüne – und nicht rote! – Weite der Berglandschaft Nordqueenslands schweifen lassen kann.
An der Talstation noch einmal eine Souvenirattacke, dann Bus und AKKA.  Ein Touristentag in Cairns!
Wem der Sinn nach abenteuerlicheren Dingen steht, dem möchte ich heute mal einen Seglerblog auf Abwegen empfehlen: Lop To  / Kerstin und Helmut schreiben wunderbare Sachen von ihrer Landreise durch Südostasien!

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