Auf dem Weg nach Cape York, 3.7.2014
…mal schauen, ob am Kap Melville die TELSTRA wieder den Äther mit ihrem Mobilfunknetz beglückt. Für uns wäre das beglückend, denn das heißt „Internet auf See“, und damit kann man nach Herzenslust Wetternachrichten aus allen Sichtwinkeln anschauen. Einstweilen ist hier aber nix dergleichen, Cape Melville liegt noch 15 Meilen voraus, und was da in weiter Ferne parallel zu uns am Horizont verläuft ist Aborigine-Land, Definitiv ohne die TELSTRA. Wir bedauern es ein bisschen, dass wir jetzt so gebummelt haben, dass wir nicht noch irgendwo mal an Land schnüffeln gehen werden. Wobei das auch schwierig ist – wir hätten eine Genehmigung beantragen müssen, außerdem muss man den Strand zum Anlanden krokodilfrei machen. Aber auch nur Cooktown hätte mich schon interessiert. Überhaupt ist hier alles „Cook“, zum Beispiel unser letzter Ankerplatz. Wie auf jedem Hügel, also auch hier, hat der etwas demotivierte Kapitän (er hatte seine ENDEAVOUR gerade eben aufs Riff gesetzt und musste nun im Niemandsland reparieren) – gestanden und versucht herauszufinden, wie man diesem Riffgewirr wieder entkommt. Wir haben uns drauf geeinigt, dass von diesem Verhalten das deutsche Wort „gucken“ abgeleitet werden kann: „Oh, cook mal!!“ Was die wahren Australier betrifft, haben wir gestern Abend in der Bedford Bay am Strand ein Feuerchen gesehen – Zeichen dafür, dass Aborigines hier ein Fischercamp eingerichtet haben. Ansonsten viel Wind, ein einsamer Segler aus Mooloolaba dazu und meilenweit Mangroven, Mangroven, Mangroven. Als wir am Morgen um 5 anfingen, uns abreisebereit zu machen, war es stockfinster, das kommt immer gut zum ankerauf gehen. Weder man sieht was noch frau – in den Fallböen springt die Ankerkette aus der Bugrollennut, weil ich Dummbatz mit einer Lampe nach hinten signalisieren, gleichzeitig aber auf die Kette an Deck sowie den Kettenverlauf im Wasser leuchten muss. Wozu, fragt mich der Eigner hinterher schlau, haben wir eigentlich Decksbeleuchtung`?! Genau, wozu? Ob die überhaupt noch funktioniert? Der nächste Anker, der in der Dunkelheit gehoben wird, soll es zeigen. Oder ich probiere mal die Variante „3 Kopfleuchten“ aus. Ansonsten haben wir klasse Segelwetter – wir knicken zwar hinter C. Melville gleich 60 Grad nach Westen ab und segeln dann nicht mehr, wie die letzten beiden Tage, so ganz platt vor den Laken, aber heute hat sich auch der gestrige, muntere Seegang beruhigt. Wir hatten den ganzen Tag locker 30 Knoten Wind, und das geht dann ab wie Schmidts Katze. „Ab“ geht dann auch anderes. Zum Beispiel ist uns gestern unser „Kalb“ gebrochen. Die Segler unter Euch kennen den Bullen – gegen einen herumschwingenden Baum schert man den, auch Bullenstander, Bulltalje genannt, bei uns übrigens am Großbaum im Wesentlichen durch unsere hoch geschätzte Walder-Baumbremse ersetzt. Die Entsprechung dazu am kleinen Besanbaum ist eben ein kleiner Bulle, ein Kalb (nicht weitersagen, das ist AKKA-Slang!) Besan kommt back und – zäng! – einfach durchgerissen; natürlich knallt dann der Besan ungebremst auf die andere Seite, nicht schön. Ich gebe aber zu, dass wir dieses Kalb etwas nachlässig aus einem PP-Zeising gefertigt hatten, die können solche Kräfte gar nicht aufnehmen. Nun haben wir wieder einen klassischen Tauwerks“kalb“ am Besan. Wir rollen ganz leicht unter Passatbesegelung dahin und machen doch ausreichend Speed um voranzukommen. 7 Knoten und mehr, das ist für AKKA schon recht flink. Wir segeln haarscharf am linken Rande der Seeschifffahrtsstraße entlang, ab und zu sehen wir auch mal ein Frachtschiff, das innerhalb des Großen Barriereriffes Richtung Cairns oder Townsville sticht. Die ganz großen Hunde müssen allerdings leider draußen bleiben. Was uns zugute kommt, denn in dem Riffgewirr ist nicht unbedingt viel Platz für Begegnungen mit der Großschifffahrt.
Sonst nichts Berichtenswertes von der AKKA. Wir werden in vielleicht 3 Tagen in Schlagdistanz zum Cape York sein und dann in die Arafura-See einlaufen. Andreas sitzt hier unablässig und rechnet die günstigsten Passagezeiten hin und her. Nächster Nachtstopp: morgen. Entweder in der Bucht von Portland Road, zeitlich vielleicht ein bisschen knapp, oder ein paar Meilen vorher beim schon erwähnten Krokodil in der Morris Bay.
Ach ja, PS: Cape Melville hat keinen Mobilfunktturm! Die Funkanlage wäre ja auch traurig, wenn sie immer das Nachsehen hätte!

